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XIX.

Der schier endlose Winter ging seinem Ende nun doch entgegen. Er war nicht übermäßig kalt gewesen, aber so viel Schnee hatte man seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Vom November bis tief in den März hinein fiel immer und immer wieder Schnee. Viele Fuß hoch lag er auf allen Fluren, und in den Dorfgassen war er zu Wällen aufgetürmt worden neben den Fahr- und Gehwegen. Wiederholt war der Eisenbahnverkehr gestört im ganzen Komitat, und man war wie aus der Welt entrückt. Die Theiß und die Donau tauten nicht auf seit dem Dezember, und es lag eine so hohe Schneeschicht auf den Flüssen, daß sie hinweggetilgt erschienen aus dem Landschaftsbilde. Über alle Ufergelände, über alle Schutzdämme hin breitete sich eine weiße, endlose Fläche. Sie funkelte und glitzerte in der kühlen Sonne und war herrlich anzusehen. Friedlich lag sie da und hielt ungeheure Kräfte in ihrem Bann. Wie ein Urwelträtsel umfing der Winter die in Fesseln schlummernde Erde; alles Leben auf ihr schien erstorben zu sein.

Und auch vom oberen Laufe der Flüsse hörte man von vielem, vielem Schnee.

Nicht ohne Bangen gedachte mancher Bauer seiner Riedfelder, auf denen die Herbstsaaten so schön aufgegangen waren. Und der Klugsbaltzer hatte schon während des Faschings, als alle Welt guter Dinge war und der Frohmut des Dorfes schier überschäumte, schlaflose Nächte.

Was wird das Frühjahr bringen? Werden wir bestehen, so wie all die Jahre her?

So fragte er sich wie oft. Der Schrecken vom letzten Frühjahr lag ihm noch in allen Gliedern. Und er beriet immer wieder vertraulich mit seinen Beisitzern und Geschworenen das dem Oberstuhlrichter übergebene Programm. Es war durchführbar, wenn man ihnen die Bewegungsfreiheit gönnte und die Gemeinde ein Anlehen aufnehmen ließ. Fast schuldenfrei stand sie da, ihr großer Besitz war unbelastet, denn die Dammbauschulden aus früheren Zeiten waren längst getilgt. Nur eines war als Reallast oder Servitut auf jedem Bauernhof geblieben: die Verpflichtung von dreißig Arbeitstagen im Jahre an den Dämmen. Diese Last trug jeder gern. Aber sie war beinahe in Vergessenheit geraten in den letzten Jahren; niemand nützte diese Verpflichtung aus, niemand rief die Bevölkerung auf zu ihrer Erfüllung. Der Richter ließ nachrechnen, und es ergaben sich keine fünf Arbeitstage pro Haus und Mann, die im Durchschnitt geleistet wurden. Natürlich murrte dagegen niemand. Solche Schonung gewöhnt sich rasch, solche Faulheit wirkt ansteckend.

Der Klugsbaltzer brauchte nichts, als diese alte Verpflichtung wieder zu erwecken, und man konnte mit einem mäßigen Anlehen und der Opferung von so und so vielen Joch Augrund und Hutweide neue Dämme schaffen hinter den alten, ärarischen, die jenen Grundsätzen entsprechen sollten, die der Ingenieur Trauttmann aus Amerika ihnen so klar und so einfach entwickelte.

Der Richter schrieb nach Rosenthal an den Herrn Georg Trauttmann, bekam aber seinen Brief wieder zurück. »Inconnu!« stand darauf. Und madjarisch: »Unbekannt.« Dieses verstand der Notär. Aber »Inconnu?« Der Freund war wahrscheinlich wieder fort über das Meer. Man mußte sich ohne den selbstlosen Mann behelfen, den Neid und Mißgunst verdächtigten, und der doch wie ein warnender Engel erschienen war.

Der Notär nahm wenig Anteil an diesen Sorgen des Gemeindeoberhauptes. Er hielt sie für übertrieben und war überhaupt verstimmt und mißgelaunt, seitdem man ihn zwang, die Gemeindeprotokolle auch in deutscher Sprache zu führen. Er hatte jetzt immer doppelte Arbeit. Der Nimbus des Geheimnisses, der das in der Staatssprache geführte Protokoll früher umgab und den einzigen, der es lesen konnte, zu einer der wichtigsten Personen machte, war auch dahin. Der Notär fand es noch immer unbegreiflich, daß der Komitatsausschuß jenes Ansuchen der Gemeinde um Wiedereinführung der deutschen Protokollsprache gestattete. Es war eine Überrumpelung. Weil Karlsdorf die erste schwäbische Gemeinde war, die auf Grund des Gesetzes ihr Recht geltend machte, ihre Protokollsprache selbst zu bestimmen, darum ließ man die Sache durch. Die anderen, die später kamen, wurden abgewiesen. Man witterte dann einen staatsgefährlichen Plan; man gab nicht mehr nach, obwohl ja alle das gleiche Recht haben müssen. Wie kam nun gerade er dazu, doppelte Arbeit zu leisten und so zu tanzen, wie die deutschen Bauern pfiffen?

Kurzum, er war nicht mit dem Herzen bei all diesen Sorgen und Erwägungen, er tat nicht mit. Dadurch hatte der alte Oberlehrer Heckmüller mehr Einfluß gewonnen als statthaft schien. Und von diesem war auch jenes Dammbauprogramm geschrieben worden, das jetzt beim Komitat lag. Halmos hatte ganz recht, der Alte war reif, den mußte man beseitigen.

Linde Lüfte wehten endlich; die Sonne gewann Macht, und die Schneeberge in den Straßen begannen allmählich einzusinken. Jeden Tag ein bißchen. Und in der Nacht gab es wieder Frost. Das war recht, so sollte es sein. Nur keine Plötzlichkeiten! So konnte sich die bange Sorge lösen, und man kam wieder über eine Gefahr hinweg.

* * *

In dem kleinen Anbau zum Pfarrhofe, der nur ein Zimmer und einen kleinen Vorraum umfaßte, die als Kaplanswohnung galten, lag nun seit acht Tagen Pater Istvan darnieder. Die Klarinéni hatte wenig Zeit für den Kaplan; nur die Magd pflegte ihn, denn sein Leiden wurde nicht ernst genommen, es galt mehr als eine komische Episode. Der Doktor wenigstens hatte sie also taxiert. Die Nase des Patienten war dick verschwollen und blutunterlaufen; an der Stirn hatte er eine Beule; mit dem linken Bein hinkte er. Er konnte es nicht wagen, sich außer Haus zu zeigen. Daß das ganze Dorf wußte, was ihm begegnet war, das merkte er nur zu gut an den spöttischen Blicken, die jeder nach seinen Fenstern warf. Er sah alle, die vorübergingen, ohne selbst gesehen zu werden, und hatte jeden Morgen die Freude, auch die zu sehen, für die er litt. Ihr angstvoller Blick suchte immer den seinen, wenn sie zur Messe ging, und dann wieder, wenn sie aus der Kirche trat, wo sie sicherlich nur für ihn gebetet hatte. Und seitdem er sich ihr einmal gezeigt und ihr zugewinkt, schien sie wieder gefaßter zu sein. Er mußte sich das Taschentuch vor die geschwollene Nase halten, damit sie nicht erschreckte und er nicht allzu lächerlich vor ihr erschien. Und er machte sich mit Gebärden, die nur sie verstand, über sich selbst lustig, obwohl ihm nicht so leicht ums Herz war.

Was sollte werden? Der Pfarrer, der jetzt alle Seelsorgetätigkeit allein leisten mußte und auch den Religionsunterricht in den Schulen zu erteilen hatte, war tief erbittert gegen ihn. Einmal nur hat er ihn besucht in diesen zwei Wochen und ihm eine große Szene gemacht. Das Tischtuch war entzwei. Der Nachfolger vielleicht schon ernannt … Gewiß, er war kein Muster und Vorbild für die Gemeinde. Er kannte sich selbst nur zu gut. Seine Jugend, seine ungebändigte Lebenslust, sein leichtes Blut spielten ihm manchen Streich. Alle heimlichen Geißelungen und Bußübungen konnten seinen Charakter nicht ändern. Andere trafen es, er nicht. Nicht einmal zur konventionellen Heuchelei konnte er sich erziehen und bändigen, seine Natur brach immer los; er stand immer ohne Maske da, wenn es über ihn kam. Vielleicht, wenn man ihn drin behalten hätte im Kloster, in strenger Klausur, in fortgesetzten religiösen Übungen, vielleicht hätte er sich dort allmählich gebändigt. In der Freiheit, die ihm geworden war, erwachten alle schlimmen Instinkte mit verdoppelter Macht. Und daß er gerade in ein schwäbisches Dorf kam, das ihn wie die Heimat umfing und umschmeichelte, das war vollends sein Unglück. Er war eben auch ein schwäbischer Bauernbub und nichts anderes; er mußte mit der Jugend singen und tanzen, ihn zog es zu jeder Metzlsupp' und in jede Spinnreih', und er hatte ein verliebtes Herz.

Er wußte wohl, warum man gerade ihn ausgewählt hatte, diese Kaplanstelle zu bekleiden. Man wollte kein Ärgernis geben durch einen reinen Madjaren; man wählte ihn als das schwäbische Musterbild, man glaubte seiner »patriotischen« Gesinnung sicher sein zu dürfen. Gerade er, der Schwabensohn, sollte hier madjarisierend wirken in der Schule und in der Kirche. Sein Beispiel sollte den etwa noch störrischen Lehrern vorbildlich sein und die Jugend gewinnen.

Und er hat diese Aufgabe ja redlich erfüllt. Zu redlich! Beinahe schämte er sich dessen insgeheim; seitdem er wieder schwäbische Dorfluft geatmet, wieder mit seinem Volke gelebt, das man ihn in der Mittelschule und im Seminar mißachten gelehrt hatte, das er zu verleugnen im Begriffe war.

Jetzt war die Krisis da für ihn. Hätte man ihn doch in einen madjarischen Kirchensprengel geschickt. Sein Naturell hätte dort vielleicht nicht so rasch ausgeartet wie hier in der Heimat. Wenn man schon Geistliche braucht, die den Schwaben die Meinung beibringen sollen, der liebe Gott verstehe nicht Deutsch, so sollte man doch nicht die Söhne schwäbischer Mütter dazu erwählen. Der Stefan Michlbach, den sie zum Pater Istvan gemacht haben, war jedenfalls zu schwach dazu. Auch in ihm begannen wieder die Glocken der Heimat zu läuten.

Was sollte werden? Er fragte es sich immer wieder. Man hatte sich nie darum bekümmert, ob er zum Geistlichen tauge. Die Mutter hatte ihn Gott versprochen, wenn er ihr wieder genese von schwerer Krankheit, und hat ihr Versprechen erfüllt. Wäre er doch als Kind gestorben. Kann man denn Gott nicht in jedem Beruf dienen? Ist es nicht ein gröbliches Mißverstehen, gleicht es nicht einem heidnischen Menschenopfer, was da von manchen frommen Müttern ohne Bedenken geübt wird?

Nutzlos war es jetzt, das durchzudenken und zu verurteilen. Es konnte nicht mehr ungeschehen gemacht werden. Wenn seine Mutter wüßte, wie verlassen und einsam er sich fühlte, wie unglücklich ihn der Gedanke an die Zukunft machte. Man wird ihn jetzt, nachdem er sehend geworden, wieder zurückwerfen wollen in den früheren geistigen Bann. Und fügte er sich nicht, drohten ihm strenge Strafen.

Eine Versöhnung mit dem Pfarrer Horvat wäre vielleicht möglich gewesen. Auch seine Jugend war einst nicht frei von Fehle … Aber mit der Gemeinde gab es keine Versöhnung. Ein nächtlich durchgeprügelter Kaplan konnte nicht wieder an den Altar von Karlsdorf treten, durfte nicht mehr im Beichtstuhl erscheinen. Die Buben in der Schule selbst, so lieb sie ihn auch hatten, würden ihn jetzt verhöhnen.

Ob die Liszka die ganze Schwere seiner Lage begriff? Ob es ihr klar war, daß es einen Abschied galt für immer? Er konnte sie nicht sprechen, durfte es nicht wagen, sich ihr jetzt zu nähern. Der Skandal mußte erst verrauchen.

Tagelang hinkte er in seinem Zimmer auf und nieder und erwog, was zu tun wäre. Er wollte sich widersetzen, wollte nicht zurück in die geistige Gefangenschaft eines Berufes, der gewiß zu den ehrwürdigsten gehörte, der aber nun einmal seinem ganzen Wesen fremd war. Die Kraft sich selbst zu überwinden, traute er sich nicht zu. Von einem Heiligen war nun einmal nichts an ihm. Und er wollte und konnte von dem Weib nicht lassen, das sich ihm hingegeben, das lieber die Schande auf sich nahm als die Flucht in eine rettende Ehe, die sie für immer von ihm getrennt haben würde. Seine Magd zu werden stand ihr höher als die von der Sitte geschützte Ehefrau eines anderen.

Das konnte nur eine große, reine Liebe sein, die ihn mit Liszka verband. Und es mußte einen Weg geben, diesen Bund zu heiligen auch vor den Menschen.

Wäre er der erste, der aus der Kutte springt?

Daß es dahin kommen muß, sieht er nicht als eigene Schuld an. O nein! Da drüben in Josefsfeld wohnen auch Schwaben; sie unterscheiden sich durch gar nichts von den Brüdern in Karlsdorf, und doch wohnt in ihrem Pfarrhaus ein Familienvater, der die Stube voller blonder Kinder hat. Warum wird dort das Weib geehrt und hier zur Konkubine gemacht? Wäre er dort Vikar gewesen, hätte er eine Braut haben dürfen und eine Zukunft als Mensch; er würde heute nicht in dieser Lage sein. Das glaubte er fest in seinem Ingrimm, der an allem rüttelte, was ihm vordem ehrwürdig schien.

Aber einen Entschluß konnte er nicht fassen. Er wollte abwarten, was über ihn beschlossen würde, ehe er handelte. Und er mußte ganz genesen, ehe er sich wieder einem Menschen zeigte.

Von den Herrischen hatte mancher versucht, ihn zu sprechen, aber seine Tür blieb verschlossen. Nur dem Gergely Vilmos war es heute geglückt. Er sah im Vorbeigehen den Kaplan am Fenster und drang alsbald bei ihm ein. Lachend trat er ins Zimmer.

»Lieber Fraind Hochwürden, warum verstecken Sie sich? Vor mir brauchen Sie sich gar nicht genieren - ist mir auch schon passiert,« sprach er, und der Kaplan, der zuerst errötete, mußte dann lächeln über die joviale Selbstverständlichkeit, mit der sein Fall da behandelt wurde. »In Mohács droben«, fuhr Gergely fort, »habe ich einmal feste Hiebe bekommen von einem Schwäbischen Bauern. Jaj, war das Weib schön! So etwas gibt es hier gar nicht. War mein erstes Abenteuer … Aber Sie schauen nicht schlecht aus. Die Nase – alle Achtung!«

»Wie geht es Ihnen sonst, Herr Ingenieur? Und Ihrer lieben Frau?« fragte ablehnend Pater Istvan.

»Wie mir geht? Miserabel! War in Szegedin. Hab' wieder viel verloren im Spiel. Hol' der Teufel die Karten und die Weiber!«

»Sie sind zu wenig beschäftigt hier. Sie langweilen Sich, was?«

»Freilich! Und Zerstreuung gibt es auch keine. Das einzige Weib, das mir gefallen möcht', die schwarze Susi, hat Jedes Jahr kleines Kind. Manchmal auch zwei. Pfui Teufel!«

Pater Istvan lachte hell auf. »Wenn der Mann Ihre Passion kennen würde! Ihr Todfeind!«

»Soll er! Sie weiß schon, daß ich sie haben möchte. Frauenzimmer riecht das … Wie der Mann eingesperrt war, hab' ich zweimal am Fenster geklopft. Aber jedesmal ist der Hofhund gekommen, und ich hab' schauen müssen, daß ich weiter komm'. O‚ sie weiß schon … Ihre Augen haben es verraten. Na, kommt Zeit, kommt Rat.«

»Jetzt werden Sie wohl bald Arbeit genug bekommen?« fragte der Kaplan, dem dieses Gespräch widerwärtig war.

»Freilich! Erwarte jede Stunde Meldung von unten, daß Eisstoß in Bewegung. In Walachei geht's schon los. Wenn er in Orsova anfängt, dann ist's Zeit für uns. Wird heuer scharf hergehen. Viel zu viel Schnee gewesen. Ekelhaft! Hab' jetzt Permanenzdienst im Gemeindehaus.«

»Und was wird denn aus den großen Arbeiten, von denen die Rede war?«

»Gerade vorhin ist Bescheid gekommen. Alles, was ich beantragt habe, wird gemacht. Die werden schauen, wie ich sie einspanne, wenn der Eisstoß vorbei ist. Aber was sagen Sie, lieber Fraind Hochwürden, zur Juliska.«

»Was soll ich sagen? Ist ihr etwas geschehen?«

»Aber nain, Sie wissen das noch nicht?« rief Gergely lachend. Und gedämpft fuhr er fort: »Meine Frau hat es mir schon lang verraten. Aber jetzt weiß es schon alle Welt – die Juliska geht zum Theater!«

»Zum – ? Also doch! Hab' ich mir's doch immer im stillen gedacht,« sagte Pater Istvan. »Ja, aber, was sagt der Alte?«

»Er ist wütig. Wütig ist er! Sie gönnen ihm das, was?«

Der Kaplan zuckte mit den Achseln.

»Und nächstens tritt sie auf in Temesvar. Spielt die – die Monna Nanna, oder wie sie heißt. Wissen Sie, das ist eine Dame, die gar nichts anhaben soll als einen schönen Mantel. Gar nichts. Wir fahren alle hinein zur Vorstellung. Wie sie nervös ist – wer weiß, vielleicht verliert sie Mantel.«

»Sie sind unverbesserlich, Herr von Gergely.«

»O, Sie hochwürdiger Duckmauser ‚« rief pfiffig Gergely. »Soll ich der Liszka etwas bestellen? Einen schönen Gruß? Ich muß jetzt gehen.«

»Ich danke Ihnen, Herr Ingenieur, aber ich habe nichts zu bestellen,« antwortete der Kaplan kühl und gemessen. »Mehr Würde!« klang es ihm heimlich im Ohr. Und es widerstrebte ihm, diesen Herrn als Mitwisser seiner Beziehungen anzuerkennen.

»Oh! Oh!« rief Gergely. »Ist die Liszka in Ungnade? Das wird sie aber sehr kränken, wenn ich ihr erzähle, daß ich hier war.«

Pater Istvan kniff die Lippen zusammen und schwieg. Der kommt mit ihr zusammen? Wo? Seit wann? fragte er sich im stillen und sah ihn starr an.

»Beim Jellinek trifft man sie ja manchmal. Sie sieht von dort hierher, darum kommt sie wohl so oft,« sagte Gergely. »Wir lachen schon über die Arme. Um eine Nadel, um eine Schachtel Zündhölzchen geht sie zum Jellinek.«

Der Kaplan schwieg hartnäckig.

»Na, wie Sie wollen. Ich verstehe. Diskretion Nebensache.«

»Holla! Herr Inscheneer, holla!« rief es plötzlich im Hofe des Pfarrhauses. »Wo seid Ihr denn? Kummt nar g'schwindt, der Eisstoß geht los drauße. Ei' Telegramm isch do far Euch!«

Es war die Stimme des Straubmichel.

Der Kaplan erblaßte, als er sie erkannte, und es war nur gut, daß Gergely rasch, ohne Abschied davon lief. Er hatte wohl nichts gemerkt.


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