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28. Fortsetzung

Unsere Gesichter waren zwar ernst, wie bei seinem ersten Besuche, aber nicht feindselig, und so fragte er den Estanziero:

»Nun, waren Sie bei dem Nachbar und haben Sie das Geld empfangen?«

»Leider nicht. Er war nicht daheim. Ich kann es erst morgen erhalten.«

»Aber so lange darf ich nicht warten!«

»Das sehe ich nicht ein. Warum können Sie nicht hier bleiben, bis ich das Geld habe?«

»Weil mein Auftrag lautet, höchstens zwei, drei Stunden zu warten. Geben Sie mir wenigstens das Vorhandene.«

»Dadurch würde ich meinen Bruder nicht retten. Sie haben ja gesagt, daß Sie nicht weniger nehmen dürfen.«

»So hole ich das Fehlende später.«

»Da schlage ich Ihnen doch lieber vor, das Ganze später zu holen. Teilzahlungen haben keinen Zweck, da sie den Gefangenen nur dann freigeben, wenn sie die volle Summe empfangen haben.«

Der Mann wurde verlegen. Er sah, daß der Bruder sich langsam nach der Türe begab, ahnte aber doch nicht, daß dies nur geschah, um ihm die Flucht abzuschneiden. Was mich betrifft, so hatte ich mich bis jetzt schweigend verhalten und war langsam nach dem einen Fenster gegangen, dessen Flügel offen stand. Ich sah da hinaus. Im Hofe stand das Pferd des Mannes nicht mehr. Man war so vorsichtig gewesen, es zu entfernen.

»Da weiß ich wirklich nicht, was ich machen soll!« sagte er mißmutig.

»Ich an Ihrer Stelle wüßte es,« sagte ich. »Sie reiten zu dem Major zurück und lassen sich neue Befehle geben.«

»Aber das dauert lange. Sollen die Gefangenen bis dahin schmachten?«

»Es ist eben nicht zu ändern. Übrigens ist die Peninsula del cocodilo kein ganz unangenehmer Ort. Sie werden sich dort leidlich wohl befinden.«

»Mein Gott!« rief er erstaunt. »Sie wissen, wo der Major ist und kennen die Insel?«

»Zweifeln Sie daran?«

»Sennor, der Major hat Sie einen Teufel genannt. Sie sind wirklich einer!«

»Danke sehr! Grüßen Sie den Major von mir, wenn Sie sich neue Befehle holen, und sagen Sie ihm, er solle sich vor Latorre in acht nehmen!«

»Wir gehören zu Latorre!«

»Zu Lopez Jordan, wollen Sie sagen? Man darf solche Namen, hinter denen ganz verschiedene Länder, Völker und Parteien stehen, nicht verwechseln. Ich nehme an, daß Latorre ein sehr starkes Detachement nach Ihrer Halbinsel geschickt hat, um den Major auszuheben.«

Der Mann vergaß sich so weit, mir zu antworten:

»Niemand sagt ihm, wo diese Halbinsel und welche sie ist!«

»Pah! sie hören ja, daß ich sie kenne.«

»So sind Sie der einzige Weiße, zu dem Petro Aynas von ihr gesprochen hat.«

»Petro Aynas?« fragte der Frater schnell, indem er mir einen bezeichnenden Blick zuwarf, denn er hatte verstanden, daß ich den Mann nach der Lage der Halbinsel ausforschen wolle. »Den kenne ich und werde, wenn ich ihn wieder aufsuche, sicherlich von ihm willkommen geheißen.«

Ich wußte nun, daß wir erfahren würden, was wir wissen wollten; darum gab ich meine Aushorcherei auf und sagte:

»Sie sehen, daß Sie Ihre Geheimnisse nicht allein besitzen. Andere plaudern sie aus und sind ebenso unzuverlässig wie Sie selbst.«

»Ich, unzuverlässig?«

»Haben Sie mir nicht gesagt, daß wir Vertrauen zu einander fassen wollen? Und doch haben Sie mich belogen.«

»Nein, Sennor!«

»Gewiß! Sie sagten, Sie seien ganz allein nach hier gekommen.«

»Das ist die reine Wahrheit.«

»Es ist vielmehr die reine Lüge! In einem kleinen Tale mit einem noch kleineren Weiher, an welchem Gras und Mimosensträucher stehen, lagern Ihre Kameraden.«

Er blickte starr zu mir herüber und brachte keine Entgegnung fertig. Endlich sagte er:

»Sennor! Alle Wetter! Sie sind in Wirklichkeit ein Teufel!«

»Das ist gut. Man sagt, der Teufel sei kugel-, hieb- und stichfest. Also habe ich Ihren Messerstich nicht zu fürchten.«

»Welchen Messerstich?«

»Sie wollten mir doch Ihr Messer in den Leib rennen, wie Sie Ihrem Lieutenant erzählten, als Sie vor anderthalb Stunden von ihm fortritten.«

Der Mund stand ihm offen; er war ganz fassungslos. Dennoch bewegte seine Hand sich langsam nach dem Gürtel, in welchem das Messer steckte. Ich zog den Revolver, zielte auf ihn und gebot:

»Die Hand vom Messer, sonst erhalten Sie augenblicklich die Kugel!«

Sein Gesicht wurde blutleer, und er ließ die Hand vom Gürtel. Der Bruder trat von hinten zu ihm heran und zog ihm das Messer heraus. Er wollte sich dagegen wehren, aber der Bruder sagte ernst:

»Willst du dich an mir vergreifen? Bedenke, was du tust!«

Der Mann wußte jetzt, wie die Sache stand. Er warf einen Blick rundum, sah die Türe frei, da der Frater dieselbe verlassen hatte und sprang auf dieselbe zu Ich hatte das vorausgesehen und stand, als er sie erreichte, schon zwischen ihm und ihr.

»Bleiben Sie!« gebot ich ihm. »Soll ich wirklich auf Sie schießen? Kommen Sie! Schauen Sie da hinab!«

Ich faßte ihn an dem Arme und zog ihn, ohne daß er sich weigerte, an das Fenster. Er blickte hinab.

»Wo ist mein Pferd?« fragte er.

»Zur Seite geschafft. Sie sehen, daß es Ihnen unmöglich ist, zu entkommen. Draußen und unten stehen die Peons und die Gauchos. Übrigens sind Sie nicht der einzige, der hier einen Empfang findet, auf den er vor anderthalb Stunden nicht eingerichtet war. Sehen Sie einmal weiter!«

Ich schob ihn bis zur Türe des Nebenzimmers; der Haziendero öffnete dieselbe. Der Mann erblickte die beiden fest angebundenen Gefangenen. Er wollte sich fassen, sich beherrschen; aber ich sah seine Lippen beben, und fast stammelnd stöhnte er mir zu:

»Sennor, ich schwöre es Ihnen jetzt zu, daß Sie ein Teufel sind, der wirkliche, leibhaftige Teufel!«

»Wenn Sie davon so sehr überzeugt sind, so werden Sie einsehen, daß Widerstand der größte Unsinn wäre. Fügen Sie sich also in Ihre Lage, welche wenigstens nicht die sein wird, die Sie mir bereiten wollten. Wir denken, obgleich Sie mich einen Teufel nennen, weit menschlicher als Sie.«

Er wurde auch gebunden, ohne daß er Gegenwehr versuchte, und die drei saßen nun gefesselt neben einander auf ihren Stühlen. Hätten sie versucht, sich mit demselben zu bewegen, so wären sie mit ihnen umgestürzt. Keiner konnte dem andern helfen; eine Flucht war ganz ausgeschlossen. Trotzdem wurde einstweilen ein Peon zu ihnen getan, so daß es von ihnen der reine Wahnsinn gewesen wäre, an das Entkommen zu denken. Nachdem wir aus der Stube gegangen waren und die Türe hinter uns zugemacht hatten, sagte der Estanziero zu mir:

»Jetzt haben wir sie alle drei, und die Ausführung Ihres Vorhabens ist Ihnen gelungen, Sennor. Aber die Hauptsache bleibt uns noch zu tun. Ob wir auch sie so gut erledigen, das erscheint mir leider als sehr zweifelhaft.«

»Ich denke anders,« antwortete ich ihm. »Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, wäre ich des Gelingens vollständig sicher, wenn ich allein reiten dürfte. Ein guter Koch kann überzeugt sein, daß ihm die Speise, auf deren Zubereitung er eingeübt ist, vollständig gelingen werde. Sobald man ihm aber andere Köche an die Seite stellt, welche ihm helfen sollen, ist es sehr möglich, daß sie ihm das Gericht verderben. Er wird nur dann den Erwartungen seines Herrn entsprechen können, wenn die andern Köche sich genau nach seinen Anordnungen zu richten haben.«

»Nun gut! Ihr Beispiel ist deutlich genug. Wir reiten mit, werden uns aber ganz nach Ihrem Willen richten. Sie sollen unser Anführer sein.«

»Das verlange ich nicht. Nur dann, wenn wir uns an Ort und Stelle befinden, werde ich Sie bitten, meine Vorschläge zu beachten. Sie haben vor mir die Kenntnis des Landes und der Sitten seiner Bewohner voraus; ich aber möchte die Überzeugung hegen, daß ich in der Ausführung von Aufgaben, wie die unserige ist, mehr Erfahrung und Übung besitze, als Sie. Gewalt dürfen wir nur im äußersten Notfalle anwenden, denn die List wird uns viel schneller und sicherer zum Ziele führen. Wir müssen wie Diebe handeln, denn wir werden den Bolamännern ihre Gefangenen zu stehlen haben. Dazu ist die äußerste Vorsicht und Verschlagenheit erforderlich, und diese Art und Weise, einen Feind zu übervorteilen, habe ich bei den Indianern des Nordens gelernt. Brechen wir bald auf; sorgen Sie für gute Bewaffnung und für Proviant und Munition! Den Gefangenen hat man jedenfalls die Waffen abgenommen; wir müssen ihnen andere mitbringen.«

Der Haziendero zeigte uns nun ein festes Gelaß, in welchem die drei Gefangenen bis zu seiner Rückkehr untergebracht und auf das strengste bewacht werden sollten. Als wir sie da hinunter schafften, erging der Lieutenant sich in allerhand Drohungen. Er blieb bei der Behauptung, daß seine Truppe nur aus Soldaten der Banda Oriental bestehe und man uns in Folge dessen für unser gewalttätiges Verhalten in hohe Strafe nehmen werde. Wir achteten aber nicht darauf.

Kurze Zeit später brachen wir auf. Es wurde ein Packpferd mitgenommen, welches den Proviant und allerlei Effekten zu tragen hatte. Da unser Unternehmen kein ungefährliches war, so verstand es sich ganz von selbst, daß die Damen den Estanziero nicht ohne große Besorgnis von sich ließen. Ich mußte seiner Frau und Tochter heimlich versprechen, über ihn zu wachen, damit er nicht zu viel wage und ihm in Folge dessen ein Unglück geschehe. Ich konnte ihnen das nicht übel nehmen, obgleich sie damit indirekt sagten, daß ihre Sorge für uns andere nicht so groß sei, wie diejenige, welche sie um ihn hegten.

Wir waren vom Rancho her spät auf der Estanzia angekommen; das auf der letzteren Erlebte hatte eine lange Zeit in Anspruch genommen, und so war ein bedeutender Teil des Nachmittags vergangen, als wir die Grenze der Besitzung Montesos hinter uns hatten. Wir waren, wie bereits erwähnt, acht Personen, der Estanziero, der Frater, ich und die fünf Yerbateros, welche ganz darauf brannten, ihren Kollegen und Anführer zu befreien. Wir mußten zunächst nach dem Rancho, um dort den Toten zu begraben, wie wir es versprochen hatten. Willkommener Weise lag diese Besitzung ziemlich in der Richtung, welche wir einzuschlagen hatten, so daß unser Zeitverlust nicht bedeutend werden konnte. Wir ritten ganz durch dieselbe Gegend, durch welche wir herzugekommen waren, und erreichten, da wir die Pferde tüchtig antrieben, den Rancho kurz nach Einbruch der Dunkelheit. Dort erzählten wir, was geschehen. Der brave Bürgli war darüber so erzürnt, daß er sich erbot, sich uns anzuschließen, um die Bolamänner bei der »Parabel« zu nehmen, wie er sich ausdrückte. Wir schlugen ihm die Erfüllung dieses Wunsches natürlich ab. Er konnte uns nichts verbessern, ganz davon abgesehen, daß seine Gegenwart auf dem Rancho nur schwer zu entbehren war.

Das Begräbnis fand noch am Abend statt unter Assistenz des von Montevideo geholten Priesters, dann nahmen wir Abschied von den lieben Leuten. Der Ranchero brachte uns trocken über den Fluß, denn er besaß ein Boot, welches an einer Stelle des Ufers untergebracht war, an welcher es von Fremden nicht so leicht entdeckt werden konnte. Ich mußte versprechen, ja wieder einzukehren, falls mein Weg mich wieder in diese Gegend führe. Möglich war es, daß wir mit dem Yerbatero und seinem Neffen zurück kamen; ebenso leicht aber konnte es geschehen, daß sich dieser sogleich bereit zeigte, die Reise nach dem Gran Chaco fortzusetzen. Überhaupt waren wir keineswegs Herren unserer Zukunft. Wir gingen ja einem Unternehmen entgegen, dessen Resultat keiner von uns wissen konnte.

Vom jenseitigen Ufer des Rio Negro an war der Frater unser Führer. Er glaubte, die Gegend besser als der Haziendero und selbst als die Yerbateros zu kennen, und es stellte sich heraus, daß er recht hatte.

Der Mond schien so hell, daß der nächtliche Ritt keinerlei Beschwerde für uns hatte. Wir kamen an Ranchos, Estanzias und Haziendas vorüber, zuweilen auch an einem kleinen, bewohnten Orte, dessen Namen mir wohl genannt, von mir aber schnell vergessen wurde. Bei Anbruch des Tages hatten wir eine bedeutende Strecke zurückgelegt. Der Estanziero hatte für sich und die Yerbateros seine besten Pferde ausgewählt; das Tier, welches der Frater ritt, war ausgezeichnet, obgleich sein Aussehen nicht darauf schließen ließ, und mein Brauner hatte seine Schuldigkeit auch getan. Wir beiden letzteren hatten im Rancho unsere Pferde natürlich wieder umgetauscht. Jetzt wollten wir sie ein wenig ausruhen lassen und ihnen Wasser geben. Die Yerbateros hielten dies freilich nicht für nötig. Sie sagten, daß wir überall Pferde bekommen könnten, falls die unserigen abgetrieben seien. Ich drang aber durch, da auch der Bruder meiner Meinung war, daß die Pferde auch Geschöpfe Gottes seien und jeder brave Reiter ebenso auf sein Tier, wie auf sich selbst zu sehen habe.

Wir sahen uns nach einem Orte um, an welchem wir absteigen könnten. Ein wenig zur rechten Hand von unserer Richtung sahen wir einen dünnen, leichten Rauch aufsteigen. Es roch brenzlich in der Luft.

»Dort liegt eine Meierei,« sagte der Bruder. »Ich möchte behaupten, daß man sie von hier aus sehen müsse. Der Rauch kommt mir verdächtig vor. Es wird den braven Leuten doch nicht ein Unglück geschehen sein!«

»Kennen Sie den Besitzer?« fragte ich.

»Ja. Es ist ein alter Sennor mit einer sehr ehrwürdigen Sennorita, die einen einzigen Sohn und vier Gauchos haben. Er ist bekannt als Züchter der besten Pferde. Er sucht eine Ehre darin. Die Gegend ist hier einsam, und es gibt im weiten Umkreise keine Siedlung. Sollte das Gebäude abgebrannt sein? Lassen Sie uns hinreiten!«

Nach wenigen Minuten konnten wir sehen, daß es allerdings ein Schadenfeuer gegeben hatte. Die Wände waren eingestürzt und bildeten einen nur noch leicht rauchenden Trümmerhaufen. Die Korrals waren leer, und nur hie und da sah man in der Ferne ein weidendes Rind, welches vor dem Rauche geflüchtet zu sein schien. Pferde aber sah man nicht ein einziges Stück.

»Da ist ein Überfall geschehen!« rief der Bruder. »Sollten sich die Bolamänner hier befunden haben?«

»Warum ein Überfall?« fragte ich.

»Weil die Tiere fort sind.«

»Sie sind vor dem Feuer entflohen.«

»O nein. Sehen Sie sich doch diese starken Kaktushecken an, durch welche zu dringen selbst der wildeste Stier sich hüten wird. Sie hätten nicht heraus gekonnt, sondern man hat die Tiere herausgejagt. Die Umzäunungen sind ja geöffnet. Ich ahne Unheil. Machen wir, daß wir zu der Brandstätte kommen!«

Als wir dort anlangten, sahen wir, daß alles verbrannt und wohl nichts gerettet worden war. Mit einigen Stangen, welche wir fanden, stocherten wir in der noch heißen Asche und fanden zu unserer Beruhigung keine Überreste menschlicher Körper.

»So müssen wir weiter suchen,« meinte der Frater. »Zerstreuen wir uns zunächst in die Korrals. Vielleicht entdecken wir wenigstens eine Spur.«

Dieser Weisung wurde gefolgt. Die Yerbateros ritten nach den entfernteren Einfriedigungen, und wir andern suchten zu Fuß die näher liegenden ab. Bald vernahmen wir einen lauten Ruf. Die Yerbateros schienen etwas gefunden zu haben, und wir eilten zu ihnen. Wir fanden sie beschäftigt, mehrere Personen zu befreien, welche mit Lassos tief in eine stachelige Hecke gezogen und dort festgebunden worden waren. Es war der alte Besitzer der Meierei mit seiner Frau und drei Gauchos. Sie waren von den Stacheln verletzt, und besonders die beiden ersteren befanden sich in einem sehr erschöpften Zustande. Wasser war für sie die Hauptsache. ln der Nähe des Hauses befand sich ein Ziehbrunnen, fast ganz so angelegt, wie man sie in der ungarischen Pußta zu sehen bekommt. Dorthin schafften wir die fünf Personen, welche wir mehr tragen als führen mußten. Die beiden alten Leute waren vollständig ermattet, und selbst die kräftigen Gauchos konnten nur mit Mühe gehen. Sie wollten uns erzählen, was geschehen war; wir baten sie aber, jetzt noch zu schweigen und sich erst zu kräftigen.

Das Wasser tat die gewünschte Wirkung. Bei den Gauchos waren es nicht der Schreck, die Angst und der Durst allein, durch welche sie so ermattet worden waren. Wir bemerkten bald, daß sie schwere körperliche Mißhandlungen erduldet hatten. Die Alten saßen still da, die Blicke traurig auf die Trümmer des Hauses gerichtet; sie sagten nichts; der Mann stieß zuweilen einen tiefen Seufzer aus, und die Frau weinte leise vor sich hin. Die drei Peons oder Gauchos aber erhielten sehr bald die Fähigkeit zurück, ihrem Zorne in den kräftigsten Ausdrücken Luft zu machen. Nur die Gegenwart des Bruders, dessen Kleidung ihn kennzeichnete, hielt sie ab, allzu drastisch zu werden.

»Bitte, nicht fluchen!« sagte er. »Das kann die Sache nicht besser machen. Ihr seid wohl erst seit kurzer Zeit hier, denn ich habe euch noch nie gesehen. Der Sennor und die Sennora aber kennen mich; sie wissen, daß ich Hilfe bringen werde, wenn dieselbe überhaupt möglich ist.«

»Hilfe?« lachte einer der Gauchos. »Woher soll die kommen? Man hat das Haus in Brand gesteckt und dann alle unsere Pferde davongeführt.«

»Wer ist's gewesen?«

»Eine Bande von Freibeutern war es, die sich für Regierungstruppen ausgab.«

»Eben diese Leute suchen wir. Wohin sind sie?«

»Das wissen wir nicht. Sie sind von hier aus südwärts geritten.«

»Wann kamen sie hier an?«

»Sie mußten vorgestern bereits während der Nacht gekommen sein. Als wir erwachten, kampierten sie in der Nähe des Hauses. Sie wollten Pferde kaufen!«

»Das heißt, sie wollten sie stehlen?«

»Natürlich! Das sagten sie aber nicht. Sie hatten einen Gefangenen bei sich, welcher gefesselt am Boden lag. Sie gaben ihn für einen Staatsgefangenen aus.«

»Das war eine große Lüge!«

»Wir mußten es glauben, obgleich der junge Sennor es bestritt und von ihnen die sofortige Freilassung des Gefangenen verlangte.«


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