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4. Fortsetzung

»Gut, so werde ich gehen. Aber haben Sie nicht eine Person bei sich, welche mir helfen kann, den Bravo nach der Polizei zu schaffen?«

»Was denken Sie! Das wäre die größte Dummheit, welche ich begehen könnte. Selbst wenn ich tausend Diener hätte, würde ich Ihnen keinen einzigen von ihnen zur Verfügung stellen. Ich bin viel zu klug, als daß ich etwas tun könnte, was die Rache der Bravos gegen mich herausfordern würde. Lassen Sie ihn liegen und – – Gott sei Dank, da kommt mein Frauchen! Sie bringt Licht, und nun kann mir nichts mehr geschehen. Laufen Sie, laufen Sie! Es ist das allerbeste, was Sie tun können!«

Ich sah einen Lichtschein hinter dem Türgitter und hörte eine scheltende weibliche Stimme. Der gute Organista verschwand. Vielleicht erwartete ihn ein zarter Verweis wegen nächtlicher Ruhestörung. Ich wendete mich zu dem Bravo.

Da mußte ich erkennen, daß mein unnötiges Geschwätz mit dem Kleinen eine Dummheit gewesen war, denn noch war ich nicht ganz bei dem vermeintlich Bewußtlosen, so sprang er plötzlich auf. Er mochte eben in diesem Augenblick die volle Besinnung wieder erlangt haben und schnellte sich nach der Stelle hin, an welcher sein Messer lag. Ich mußte ihm zuvorkommen, denn ich war nicht bewaffnet, und wenn er das Messer erreichte, so konnte er mir wenigstens eine Wunde beibringen. Ich tat also einen raschen Sprung nach der betreffenden Stelle hin, welche mir näher lag als ihm, und streckte zu gleicher Zeit den Arm nach ihm aus. Er warf sich zur Seite, so daß ich ihn nicht fassen konnte, sprang einige Schritte zurück, erhob drohend die Faust und rief mir zu:

»Später werde ich besser treffen!«

Dann rannte er fort, nicht in das Gäßchen hinein, durch welches er sich herbeigeschlichen hatte, sondern in die entgegengesetzte Richtung, in welcher das freie Feld lag.

Ich hätte ihn wohl ergreifen können, hatte aber davon abgesehen, weil es große Anstrengung erfordert hätte, ihn zu transportieren, und ich konnte dem Organista nicht ganz Unrecht geben, nach dessen Versicherung es überhaupt geraten war, den Bravo laufen zu lassen. Da ich nun wußte, daß man es von irgend einer Seite auf mich abgesehen hatte, bedurfte es nur der nötigen Vorsicht, mich vor ähnlichen Überfällen zu bewahren.

Ich hob das Messer auf und ging durch das Gäßchen zurück, natürlich langsam und sorgfältig acht gebend, ob sich vielleicht noch jemand da befinde. Kein Mensch war zu sehen. Dann wendete ich mich nach links, nach der Quinta Tupidos zu, ging aber auf der Mitte der breiten Straße, wo der helle Mondschein mir erlaubte, das Terrain scharf zu überblicken.

An meinem Ziel angelangt, schob ich das Messer in die Tasche. Ich stand an der Türe eines schmalen Vorgartens, hinter welchem die Villa lag. Rechts sah ich den Klingelzug und links ein Messingschild, dessen Inschrift mir sagte, daß ich an der richtigen Stelle sei. Ich klingelte.

»Wer ist da?« fragte darauf eine Stimme vom Hause her.

Ich nannte meinen Namen, worauf eine männliche Dienstperson kam und aufschloß. Der Mann führte mich, ohne ein Wort zu sagen, in das Haus und öffnete dort eine Türe, hinter welcher sich ein kleines, behaglich eingerichtetes Zimmer befand. Tupido saß, einen Cigarro rauchend, auf dem Sofa. Er erhob sich, bot mir die Hand und sagte in sehr verbindlichem Tone:

»Endlich! Sie kommen fast eine Viertelstunde später als ich Sie erwartete, Sennor. Da ich mich auf Sie freute, mußte ich diesen Zeitverlust natürlich sehr bedauern!«

»Und ich habe um Verzeihung zu bitten. Ich hatte eine kleine Abhaltung, welche von mir nicht verschuldet war. Hoffentlich erdrücken Sie mich nicht unter Ihrem Zorne!«

»O nein,« lachte er. »Ich kann Ihnen leicht verzeihen, da die Sennora glücklicher Weise ihre Vorbereitungen zum Souper noch nicht beendet hat. Sie werden sich also noch einige Minuten mit mir begnügen müssen. Nehmen Sie Platz und stecken Sie sich einen Cigarro an!«

Er zog mich neben sich auf das Sofa und schob mir das Kästchen und Feuerzeug hin. Natürlich machte ich von beiden sofort Gebrauch. Er war die Liebenswürdigkeit selbst, ganz anders als am Nachmittage. Als meine Zigarre brannte, legte er mir vertraulich die Hand auf den Arm und sagte:

»Ich will Ihnen aufrichtig gestehen, daß ich es meinem Kompagnon herzlich Dank weiß, Sie an mich adressiert zu haben. Zunächst besitze ich im allgemeinen eine große persönliche Vorliebe für alles, was deutsch heißt, und sodann im besonderen sind Sie mir als ein Herr bezeichnet worden, von dessen bedeutenden Kenntnissen und reichen Erfahrungen ich profitieren könne. Ich habe sie also doppelt willkommen zu heißen, Sennor.«

Das war sehr stark aufgetragen. Dieser Mann mußte mich wirklich für höchst befangen halten, um annehmen zu können, daß er durch solche Überschwenglichkeiten seinen Zweck bei mir erreichen werde. Ich antwortete also in gemessensten Tone:

»Es tut mir wirklich leid, daß der Inhalt des betreffenden Briefes Sie veranlaßt hat, mich falsch zu beurteilen. Ich reise, um zu lernen, nicht aber um zu belehren. Für das letztere mangeln mir alle dazu nötigen Eigenschaften. Wer mir ein so unverdientes Lob erteilt, erwirbt sich nicht etwa ein Verdienst um mich, sondern er bringt mich ganz im Gegenteile in Verlegenheiten, denen ich nicht gewachsen bin.«

»Diese Sprache habe ich erwartet. Ich weiß sehr gut, durch welche rühmenswerte Bescheidenheit der Deutsche so vorteilhaft vor andern sich auszuzeichnen pflegt. Lassen wir also lieber diesen Gegenstand fallen, und sprechen wir von den Absichten, welche Sie bei ihrer jetzigen Reise verfolgen. Ich vermute, daß dieselben entweder merkantilischer oder naturwissenschaftlicher Natur sind.«

»Keins von beiden, Sennor. Ich reise um des Reisens willen. Ich bin weder in den Wissenschaften, noch im Handel unterrichtet und erfahren. Der Grund, warum ich reise, ist ganz derjenige eines Spaziergängers, welcher es liebt, sein Auge an abwechselnden Bildern zu ergötzen. Ich bitte also, der falschen Ansicht, welche Sie von mir haben, eine darauf bezügliche Berichtigung zu erteilen!«

Nachdem er mich mit so ausgezeichneter Freundlichkeit empfangen hatte, mußte ihn meine Art und Weise abkühlen. Sein Ton klang bedeutend zurückhaltender, als er mich fragte:

»Aber wie ist es denn möglich, so weite Reisen ohne einen wirklichen Zweck zu unternehmen? Wahrhaftig, die Deutschen sind ein höchst ideales Volk! Sie sagen, daß Sie spazieren gehen. Und dazu wählen Sie sich eine Gegend, welche alles besitzt, nur nicht den Anreiz zum Promenieren. Haben Sie denn wirklich eine Ahnung von den Gefahren und Entbehrungen, welchen Sie während einer Reise nach dem Westen unterworfen sein werden?«

»Ich habe mich darüber unterrichtet, natürlich nur so weit, als es aus der Entfernung möglich war, und ich sehe keinen Grund, den einmal gefaßten Gedanken aufzugeben.«

»So bewundere ich Ihre Unternehmungslust!«

»Sie wollen sagen, Sie belächeln die Unerfahrenheit, mit welcher ich etwas tue, was jeder andere an meiner Stelle unterlassen würde. Wenn der Unerfahrene nichts unternimmt, gelangt er eben nicht zur Erfahrung.«

Er schüttelte den Kopf. Er schien einzusehen, daß ich noch dümmer sei, als er bisher geglaubt hatte. Es klang fast wie Mitleid, als er mich fragte:

»Und Sie besitzen wirklich die Kühnheit, bis nach Santiago oder gar Tucuman gehen zu wollen? Wissen Sie, wie es bei uns aussieht? Gegenwärtig gibt es zahlreiche politische Parteien, welche sich gegenseitig bekämpfen, und zwar mit allen Mitteln und ohne zu fragen, ob dieselben verwerflich sind oder nicht. Gerade diejenigen Gegenden, durch welche Sie reisen wollen, sind durch diese Wirren unsicher gemacht. Sie wagen viel, vielleicht gar Ihr Leben, wenn Sie darauf bestehen, diesen Vorsatz auszuführen. Ich rate Ihnen ganz entschieden ab.«

Das sagte er natürlich nur zum Scheine. Ich antwortete ihm:

»Ich pflege einen einmal gefaßten und auch reiflich erwogenen Entschluß nicht wieder aufzugeben. Das ist auch hier der Fall.«

»Nun, so habe ich meine Schuldigkeit getan und bin auch noch bereit, Ihnen die Reise zu erleichtern, so viel das in meinen Kräften steht. Natürlich vorausgesetzt, daß Ihnen das angenehm ist.«

»Ich werde Ihren Beistand mit größter Dankbarkeit akzeptieren, Sennor.«

»Schön. So darf ich Ihnen vielleicht meinen Rat zur Verfügung stellen. Die Reise, welche Sie vorhaben, macht man gewöhnlich von Buenos Ayres aus, wohin Sie sich also von hier aus zu begeben hätten. Leider würden Sie da durch Gegenden kommen, welche durch zügellos gewordene militärische Banden unsicher gemacht werden. Aus diesem Grunde schlage ich Ihnen eine andere Route vor, welche zwar ungewöhnlicher ist, Ihnen dafür aber die möglichste persönliche Sicherheit bietet. Gehen Sie quer durch Uruguay und die Provinz Entre Rios bis nach Parana oder Santa Fe. Von da aus haben Sie die beste Gelegenheit, über Cordoba nach Santiago und Tucuman zu kommen.«

»Danke, Sennor! Ich bin bereits jetzt der Ansicht, daß es für mich vorteilhaft sein wird, Ihrem Rate zu folgen.«

»Gewiß ist es das beste, was Sie tun können. In diesem Fall wäre ich im Stande, Ihnen die Reise bedeutend zu erleichtern. Ich könnte Sie mit einem Empfehlungsschreiben an einen sehr einflußreichen, hohen Offizier versehen, in dessen Macht es liegt, Ihnen Ihren Weg zu ebnen. Es ist Lopez Jordan, der Stiefsohn des früheren Präsidenten Urquiza. Haben Sie von ihm gehört?«

»Ich habe erfahren, daß er allerdings ganz bedeutende Verbindungen besitze.«

»Er besitzt weit mehr als das. Es ist aller Grund vorhanden, anzunehmen, daß er vor einer Karriere stehe, welche ihn zur höchsten Stelle der öffentlichen Gewalt bringen wird. Ich kann mich einer näheren Bekanntschaft, ja fast Freundschaft mit ihm rühmen, und hege die Überzeugung, daß meine Empfehlung an diesen bedeutenden Mann für Sie von sehr großem Vorteile sein würde. Da Sie mir empfohlen sind, ist es meine Pflicht, für Sie zu sorgen. An eine Gegenleistung hat man dabei natürlich nicht zu denken. Sie nehmen also meinen Vorschlag bezüglich dieser Empfehlung an?«

»Gewiß. Es wäre ja die größte Unklugheit, denselben zurückzuweisen.«

»Gibt es einen Grund, welcher Sie für längere Zeit hier in Montevideo halten könnte?«

»Nein, Sennor. Hier fesselt mich weder ein persönliches, noch ein geschäftliches Interesse, und ich kann zu jeder Stunde aufbrechen. Die Stadt bietet mir nichts Neues oder Seltenes. Ich will tiefer in das Land hinein und habe gar keinen Grund, mich unnütz hier an der Küste lange aufzuhalten.«

»Das ist gut, Sennor. Heute weiß ich nämlich noch, wohin ich meinen Empfehlungsbrief zu adressieren habe, später aber wüßte ich nicht, wohin ich Sie schicken sollte, da Lopez Jordan nächstens aufbrechen wird, um in amtlicher Eigenschaft die Provinzen zu bereisen. Je eher Sie bei ihm ankommen, desto besser für Sie. Es ist alle Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß Sie sich ihm anschließen könnten, da er nach ganz derselben Gegend gehen will, die auch Ihr Ziel ist. Freilich dürften Sie sich nicht unnötig hier verweilen und müßten vielleicht schon morgen von hier abreisen.«

Es sagte das in einem so eindringlichen und fürsorglichen Tone, daß ich mich gewiß hätte täuschen lassen, wenn mir nicht der Inhalt des Schreibens bekannt geworden wäre. Ich ging scheinbar auf seine Vorstellung ein:

»Unter diesen Verhältnissen bin ich natürlich bereit, schon morgen früh aufzubrechen.«

»Schön! Ich werde Sie also jetzt mit der Empfehlung versehen. Aufrichtig gestanden, habe ich bereits am Nachmittage an dieselbe gedacht, da ich ziemlich überzeugt war, daß Sie meinem Rate Folge leisten würden, und habe also den Brief bereits angefertigt. Lopez Jordan befindet sich gegenwärtig in Parana. Der kürzeste Weg dorthin würde über Mercedes, den Uruguayfluß und Villaguay führen. In welcher Weise reisen Sie?«

Ich zuckte die Achseln.

»Ich bin mit den hiesigen Verhältnissen so wenig vertraut, daß ich Sie ersuchen möchte, mir auch in dieser Beziehung Ihren Rat zu erteilen.«

»Ich rate zur Diligence, der Staatskutsche, deren Benutzung ich Ihnen angelegentlich empfehlen kann. Mit derselben reisen Sie billig und so angenehm und sorglos, wie es unter den hiesigen Verhältnissen möglich ist. Ich weiß, daß morgen am Vormittage eine Diligence in der angegebenen Richtung abgeht. So werde ich Ihnen also gleich jetzt den Brief einhändigen können. Ich habe nur die Adresse hinzuzufügen. Entschuldigen Sie mich!«

Er trat zu einem Stehpulte, welches sich in der Ecke befand. Da wurde die Türe aufgerissen, und es stürmten zwei Knaben herein. Sie standen im Alter von wohl zehn oder zwölf Jahren.

Ich hatte mir sagen lassen, daß die Kindererziehung in den La-Plata-Staaten eine sehr mangelhafte sei, und fand das jetzt bestätigt. Die beiden wie die Puppen aufgeputzten Buben stellten sich vor mich hin und starrten mich in frecher Weise an.

»Papa,« fragte der eine, »ist das der Deutsche?«

»Ja, mein Söhnchen,« antwortete der Vater, indem er an der Adresse des Briefes schrieb, ohne sich um das Benehmen seiner Lieblinge zu bekümmern. Der kleine Fragesteller wendete sich sodann in verächtlichem Tone an mich:

»Bist du wirklich ein Dummkopf?«

Da beeilte sich der andere Liebling, an meiner Stelle zu antworten:

»Nein, er ist ein alberner deutscher Grobian.«

»Wer hat das gesagt?« fragte ich schnell.

»Der Vater,« lautete die Antwort. »Er sagte es der Mutter.«

Da wendete sich ihr Vater um und rief in zorniger Verlegenheit: »Unsinn! Dieser Sennor war nicht gemeint, sondern ein ganz anderer Mann, ein deutscher Arbeiter, welcher einen Auftrag falsch ausgeführt hatte.«

Diese Ausrede wurde sogleich in für ihn höchst ärgerlicher Weise zurückgewiesen, denn der ältere der beiden lieben Buben sagte:

»Und da hast du ihm zum Abendbrode eingeladen!«

»Schweig mit deinen Verwechselungen!« gebot Tupido. »Lassen Sie sich durch diese kindlichen Irrtümer nicht irre machen, Sennor! Hier haben Sie den Brief. Der Inhalt desselben wird Sie im höchsten Grade zufriedenstellen.«

Er gab mir den Brief in die Hand, welcher in einem mittelgroßen, mittels Gummi verklebten Couverte steckte und so dick war, daß er wenigstens drei Bogen enthielt – den eigentlichen Brief und die beiden Kontrakte. Ich wog ihn in der Hand und sagte:

»Ist es bei Ihnen nicht gebräuchlich, offene Empfehlungsschreiben zu geben?«

»Nein, hier zu Lande überhaupt nicht. Es kommt häufig vor, daß man eine geschäftliche Notiz beifügt, welche nur für den Empfänger bestimmt ist.«

»Das ist wohl auch hier der Fall?«

»Allerdings.«

»So muß diese Notiz eine sehr umfangreiche sein! Und ich gestehe offen, daß es mir lieber sein würde, wenn Sie die Güte haben wollten, beides zu trennen.«

»Sennor,« sagte er, »ich pflege nie von meinem Usus abzuweichen und denke, daß Sie mir auch jetzt erlauben werden, bei demselben zu verharren!«

»Hm! Sie sind bereits einmal von demselben abgewichen, indem Sie heute auf den bei Ihnen gebräuchlichen Abzug verzichteten. Ich will dies dankbar anerkennen, indem ich den Brief so besorge, wie Sie ihn mir übergeben.«

Er hatte die Feder noch in der Hand und ging jetzt wieder an das Pult, um sie mit dem Schreibzeuge einzuschließen. Die beiden Buben standen bei mir und sahen den Brief verlangend an.

»Was steht darauf? Zeigen Sie her!« sagte der größere, indem er das Schreiben ergriff, um es mir in seiner ungezogenen Weise aus der Hand zu reißen. Das war mir ungeheuer lieb. Während er in der Mitte festhielt, ergriff ich das Couvert an beiden Enden.

»Laß es sein! Das ist nicht für dich,« sagte ich.

»Zeige nur her!« gebot er starrköpfig. »Der Brief ist von meinem Papa. Er gehört also mir und nicht dir. Ich will ihn sehen!«

Er zerrte mit aller Gewalt. Das eben wollte ich. Das Couvert riß aus einander, und der Inhalt fiel zu Boden. Schnell raffte ich denselben auf, und zwar so, daß die Schriftstücke aus einander gefaltet wurden. Den ›Empfehlungsbrief‹ hatte ich obenauf.

»Na, da hast du das Couvert zerrissen!« sagte ich in ärgerlichem Tone. »Nun kann der Papa ein anderes schreiben. Aber – – was ist das? Was lese ich da?«

Tupido kam auf mich losgeschossen.

»Halt! Nicht lesen, nicht lesen!« rief er aus.

Ich trat zurück, hielt mir den Brief lesend vor die Augen und schob den andern Arm abwehrend gegen ihn vor.

»Nicht lesen, nicht lesen!« wiederholte er zornig, indem er sich bemühte, die Papiere in seine Hände zu bekommen. Ich aber war weit stärker als er und schleuderte ihn so kräftig von mir, daß er auf das Sofa flog. Die beiden Jungens hatten sich schreiend an mich gehängt. Sie ließen sich von mir nach der Türe zerren. Ich öffnete dieselbe und schob die Rangens hinaus. Tupido war wieder aufgesprungen und wollte sich auf mich stürzen.

»Bleiben Sie mir vom Leibe!« donnerte ich ihn an. »Sonst werfe ich Sie an die Wand, daß Sie an derselben kleben bleiben! Hier, diese beiden Kontrakte erhalten Sie zurück, denn ich ersehe aus der Überschrift, daß es eben Kontrakte, also Geschäftspapiere sind; sie gehen mich nichts an.«


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