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Es ist nicht wahr, daß Don Juan schließlich vom Teufel geholt worden ist, in die Hölle hinab. Es gibt gar keine Hölle, wenigstens keine unter der Erde. Der Teufel hat auch gar keine Großmutter. Er ist sein eigener Vater gewesen, er hat gar keine liebende Mutter gehabt; darum ist er eben der Teufel geworden. Der Teufel hatte also seine Wohnungen auf der Erde, und hier schloß er seine berüchtigten Mietsverträge ab.
Als nun Don Juan zwanzig Jahre alt war, strotzend von Kraft und Übermut wie ein jähriges Füllen, kam er zum Teufel und verschrieb ihm seine Seele. Der Teufel hatte es scheinbar eilig, sagte zu allen Bedingungen ja ja, lauerte aber genau auf das, was Don Juan forderte. So machten sie ab, daß Don Juan für seine Seele auf der Erde leben sollte solange wie das Christentum und der ewige Jude, dabei immer reich und schön und jung bleiben, und daß er leidenschaftlich geliebt werden müßte von jedem Weibe, das in seine Nähe kam.
Als Don Juan nichts weiter verlangte, blitzte es in des Teufels Augen auf wie Schadenfreude, und er unterschrieb.
Dreißig Jahre lang lebte Don Juan nach diesem Vertrage. Da ihm zweitausend Jahre gehörten, so hatte er kaum angefangen. Wie er auch verschwendete, er blieb immer noch reich, schön und jung. Er vermochte sein Geld und seine Kraft nicht auszugeben. Und die Weiber liebten ihn. Die Blonden und die Schwarzen, die Wilden und die Frommen, die Alten und die Jungen, die Schönen und die Pikanten, die Treuen und die Flatterhaften. Wenn er des Morgens erwachte, so rauschte es von Seide in seinem Hause, von dem Dache spähten Weiber herab, und im Garten vor seinem Schlosse seufzten Weiber um die plätschernden Wasser der Springbrunnen. Und Don Juan streckte wohl die geballte Faust der aufgehenden Sonne entgegen und rief:
»Du Närrin, du philiströse trübe Studierlampe du! Was hast du gesehen? Du kennst das Schönste nicht. Du weißt nicht, was hinter deinem Rücken geschieht. Du kennst nicht, was ich kenne. Ignorantin! Dummes Frauenzimmer!«
Und als Antwort lächelte die Sonne herunter und begehrte seiner. Dreißig Jahre geriet es ihm so. Fünfzig Jahre war er erst alt und zweitausend hatte er zu leben. Da hielt er einmal ein Weib in seinen Armen, ein halbes Kind, die starb in seiner Liebe und lächelte glückselig im Tode. Er aber konnte ihren Anblick nicht mehr vergessen und rief den Teufel.
»Nimm, was du willst, aber gib mir noch eins. Eins habe ich vergessen.«
Schadenfroh lachte der Teufel, als ob er es wohl wüßte. Aber täppisch fragte er: »Was möchtest du denn noch?«
»Selbst lieben möchte ich! Nicht nur geliebt werden. Ich möchte selbst lieben können. Nimm was du willst dafür.«
»Was hast du denn noch?« fragte der Teufel spöttisch. »Die Seele hast du mir schon gegeben.«
»Nimm was du willst, aber lehr mich lieben.«
Der Teufel setzte sich auf Don Juans Seidenbett, putzte mit der Samtdecke seinen Pferdefuß und sagte:
»Deine Seele hab' ich schon. Willst du mir aber den Zauber zurückgeben, daß alle Weiber dich lieben, so sollst du selbst lieben können fortan.«
Don Juan streckte die Arme von sich und gedachte des toten Mädchens und rief: »Das eben wollte ich.«
Der Teufel lächelte und rieb sich den Schweif an Don Juans Seidenpfühl.
»Und dann hast du noch die paar tausend Jahre junges und reiches Leben, die mußt du mir auch noch geben.«
»Nimm sie, du Hund, aber laß mich lieben.«
Da nahm der Teufel von Don Juan die Jugend, die Schönheit und den Reichtum, und kein Weib liebte ihn mehr. Er aber sah im Garten zwischen den Blumen ein junges, ruhiges Weib, die wandte ihm beinahe den Rücken. Er fühlte Liebe und legte sich hin und starb und hatte auf den Lippen das selige Lächeln wie seine letzte Geliebte, die noch fast ein Kind war.