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Es war einmal ein Kenner und Sammler. Als Knabe hatte er Schmetterlinge gesammelt und war hinausgezogen mit Netz und Nadeln und hatte die Sommervögel gejagt und sie des Nachts mit Laternenlicht gelockt und sie am Ende immer aufgespießt mit spitzen Nadeln und festgesteckt auf kleine Korkstückchen.
Als er aber groß geworden war, sammelte er die untersten Nackenlöckchen schöner Weiber. Er zog aus mit allen Waffen der Frauenpirsch und jagte des Tags mit goldenen Netzen und lockte des Nachts mit Ampellicht.
Eines Abends traf er auf die schöne Bus. Er jagte sie und lockte sie einhundertunddreiunddreißig Tage und Nächte lang. Er sang um sie und lief um sie, er sprang um sie und ermattete um sie. Was er aber sang, das tönte von Liebe und Liebesleid.
Endlich einmal zu später Stunde ließ sie sich locken vom Lichte der Ampel. Sie lag in seinen Armen einhundertunddreiunddreißig Stunden lang. Die schöne Bus hatte ihren linken Arm um seinen Hals geschlungen, und ihr Mund sog an seinen Lippen. Der Sammler aber liebkoste sie im Nacken und schnitt ihr mit seinem Scherchen das unterste Löckchen ab.
Als er das mit einem roten Seidenband umwunden hatte, streckte er sich und sang nicht mehr und sagte:
»Jetzt will ich dir die Wahrheit sagen, liebe kleine Bus. Ich bin nämlich kein armer Amateur, sondern ein reicher Kenner und Sammler. Hier das Löckchen kommt in meinen Kasten. Es hat doch nicht weh getan?«
Da preßte die schöne Bus lächelnd noch einmal ihre Lippen auf die seinen und lernte seinen Kuß auswendig. Dann sagte sie:
»Du hast mich wohl für eine arme Liebhaberin gehalten, mein Schatz? Da muß ich doch bitten! Ich bin auch Sammlerin. Ich hoffe, es hat nicht weh getan.«
Und beide, der Sammler und die Sammlerin, lachten noch lange über das lustige Zusammentreffen.
Als aber jedes wieder allein war, machte jedes ein verzweifeltes Gesicht. Denn beide waren eigentlich keine Sammler. Er suchte nur das Nackenlöckchen von blauem Golde, und sie suchte den Kuß, der duftlos erstickte. Sie sammelten nur, weil sie suchten.