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In dem kleinen Bodenzimmer
Wachte spät ich und allein.
Lampe hatte trüben Schimmer,
O so toten, trüben Schein
In dem engen, trüben Zimmer.
Hatte Bücher aufgeschlagen.
– Bücher können Freunde sein. –
Viele Bände vor mir lagen:
Dichter aus gestorbnen Tagen
Mit den wehen, stolzen Klagen
Von der Einsamkeiten Pein.
Mitternacht flog von den Glocken
Hallend in die Nacht hinein. –
Blieb so schauerlich erschrocken
An dem Tisch mit Büchern hocken,
Mit den Büchern ganz allein.
– Bücher können Freunde sein. –
Geister können Freunde sein. –
Bei dem Klang der dunklen Glocken
Hört ich's an der Türe pochen:
Geister der gestorbenen Dichter
Traten in mein Zimmer ein,
Bei der trüben Lampe Schein
Brannten kleine Sternenlichter.
Viele Geister zogen ein.
Füllten bald mein ganzes Zimmer,
Kleiner Lichter Flackerschimmer.
Setzten sich auf meine Stühle,
Auf den Tisch und auf das Fenster,
Neben mir auf meinem Pfühle
Hört ich atmen die Gespenster.
Sachte Worte sachte wehen,
Kaum zu ahnen, zu verstehen,
Wunderbare Laute klangen,
Schwer mit Ohren aufzufangen,
Und es war als ob sie sangen.
Wie ein Lied auf weichen Geigen,
Ach ganz leise und wie sacht,
Durch die tiefe Mitternacht
Fließt ein Lied-gewordnes Schweigen.
In dem kleinen Bodenzimmer
Wachte spät ich und allein.
Lampe hatte müden Schein.
Und ich saß und sann noch immer
Bei der Lampe letztem Schwelen.
Meine Bücher schliefen ein,
Waren müde vom Erzählen.
War ein später, alter Schein
In dem engen Kämmerlein.
Doch ein Glanz aus fremden Sälen,
Großen, blauen Zaubersälen,
Drang in Strahlen zu mir ein.