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Ungünstige Windverhältnisse erlaubten uns erst am 15.September 1803, Kopenhagen zu verlassen. Im Skagerrak empfing uns ein starker Sturm, dafür wurden wir am Abend des 19. durch ein prachtvolles Nordlicht entschädigt. Am nordwestlichen Horizont stiegen Feuersäulen empor, die einzeln abwechselnd und gleichsam schußweise bald heller, bald blasser wurden. Die Dünste dieser Säulen bildeten um sich einen hellen bogenförmigen Schein, der sich allmählich weiter ausdehnte und bis zum Zenit stieg, wo er sich endlich immer blasser und blasser werdend in der Atmosphäre verlor.
Bei wechselvoller Witterung liefen wir am 28. früh im Hafen von Falmouth ein. Diese kleine und unbedeutende Stadt an der südwestlichen Spitze Englands hat einen sehr guten Hafen und wird von allen Paketbooten für Portugal und Ost- und Westindien angelaufen. Neben der Schiffahrt ist das Fischereigewerbe dank des Reichtums an Fischen, Krebsen und Austern sehr entwickelt. In besonders großer Menge wird hier eine Heringsart (Clupea Pilchardus) gefangen, die von reich und arm geschätzt und in großen Mengen eingesalzen nach Gibraltar und dem Mittelmeer ausgeführt wird. Ebenso ist das Hinterland von Falmouth, das die Grafschaft Cornwall ausmacht, von wirtschaftlicher Bedeutung, wenn es sich auch durch sein ödes, trockenes und unfruchtbares Ansehen von allen anderen englischen Provinzen unvorteilhaft unterscheidet. In seinem Schoß birgt es reiche Schätze an bestem Zinn, Kupfer, Silber und Steinkohle. Falmouth am nächsten liegen die ergiebigen Kupferminen von Redruth. Schächte und Gänge der Minen von Penzance und anderen Orten in Cornwall gehören zu den merkwürdigsten unseres Erdballs, da sie in beträchtlicher Tiefe unter dem Meeresboden abgebaut werden.
Am 5.Oktober verließen wir schließlich die europäische Küste. Der große Atlantische Ozean lag vor uns. Viele Menschen meinen, daß eine lange Seereise äußerst langweilig sein müßte, weil man täglich nichts als Wasser und Himmel sieht. Das ist aber wohl selten oder niemals der Fall und trifft wohl nur die Personen, die auch auf dem Festland überall Langeweile haben, wenn sie nicht durch Theater, Ball, Konzert oder Kartenspiel unterhalten werden. Bei einer Expedition wie der unsrigen, in Gesellschaft wißbegieriger Männer, war es beinahe unmöglich, Langeweile zu empfinden.
Die Kanarischen Inseln, die wir in wenigen Tagen zu erreichen hofften, beschäftigten natürlich einen jeden von uns. Alle Beschreibungen früherer Reisender, die jene Inseln untersucht hatten, wurden studiert. Die einzelnen Quellen wurden miteinander verglichen, und alles dies gab Stoff zu wissenschaftlichen Erörterungen, zur angenehmen und lehrreichen Unterhaltung und zu Witz und Scherz. Hatte man sich indessen in Gesprächen etwas erhitzt, so ging man einige Zeit auf das Verdeck und schöpfte frische Luft. Die Scharen von Delphinen, fliegenden Fischen, das auf dem Ozean schwimmende Seegras (Fucus), ein das Schiff verfolgender Haifisch, viele von uns bisher noch nicht gesehene Seevögel, Walfische – ein armes Landvögelchen, das durch starken Wind vom Land verschlagen das Schiff zu seiner Rettung fand – die Erwartung des nahen Landes, alles das und tausend andere Gegenstände beschäftigten und zerstreuten uns.
Die Witterung war ziemlich günstig. So bekamen wir bei heiterem Wetter am 19.Oktober das silberne Schneehaupt des weltberühmten Pik von Tenerifia zu sehen und konnten tags darauf vor Santa Cruz ankern.