Iwan Andrejewitsch Krylow
Fabeln
Iwan Andrejewitsch Krylow

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90. Der Uhu und der Esel

Ein blinder Esel ging einst auf die Reise,
verirrte sich jedoch im Wald –
es war schon Nacht –, und bald
tappt er umsonst im Dickicht nach 'nem Gleise.
Der Langohr kann nicht vorwärts, nicht zurücke;
auch fänd' ein Sehender hier große Schwierigkeit.
Da war zum Glücke
ein Uhu nah, und der fand sich bereit,
den Wanderer zu führen.
Wie scharf der Uhu sieht bei Nacht, ist allbekannt,
er unterscheidet Höhn und Tiefen, Sumpf und Land. –
Am Morgen sind sie aus den Waldrevieren.
Wer trennt von einem solchen Führer wohl sich gern?
»Laß uns«, spricht Langohr, »nimmer scheiden;
die Welt steht offen ja uns beiden.«
Der Uhu willigt ein mit Freuden
und spielt den großen Herrn;
er setzt sich auf des Esels Rücken.
Fort geht's, doch kann es wohl auch glücken?
Nein, denn beim ersten Sonnenlicht
verliert mein Uhu das Gesicht,
und gleichwohl bleibt er obstinat
und gibt bald den, bald jenen Rat.
»Paß auf«, ruft er, »rechts geht es in die Pfütze!«
Die Pfütze war nicht da, doch links kam's schlimmer noch –
»Nur einen Schritt mehr links«, schreit Uhu noch vom Sitze,
pardauz, da lagen sie in einem tiefen Loch.


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