Iwan Andrejewitsch Krylow
Fabeln
Iwan Andrejewitsch Krylow

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8. Der Esel

Als Zeus, um zu bevölkern seine Welt,
ins Leben rief der Wesen bunte Menge,
ward ihnen auch der Esel beigesellt.
Doch – war es Absicht, war es das Gedränge
der unruhvollen Schaffenszeit –
genug, es gab der Gott sich eine Blöße,
der Esel hatte nur des Eichhorns Größe.
Dem Esel war das bitter leid,
denn niemand achtete fast seiner.
Gern hätt' er sich hervorgetan –
er wollte hoch hinaus, wie einer –,
allein mit seiner Zwergfigur
schämt er sich auch zu zeigen nur.
Da tritt den Gott der Esel an
und zieht die Stirne kraus
und bittet um ein größer Körpermaß;
denn so zu leben, sei ein schlechter Spaß.
»Ich halt' es«, spricht er, »nicht mehr aus.
Die Löwen, Panther, Elefanten
sind überall gar hoch geehrt;
wohin sich meine Ohren wandten,
hab' ich von ihnen nur gehört.
Warum hast du den Eseln denn gegrollt,
daß niemand ihnen Achtung zollt,
und niemand über sie ein Wort verlor?
Hätt' ich auch nur die Größe wie die Rinder,
ich tät' gleich Leu'n und Panthern mich hervor,
und von mir sprächen Mann und Weib und Kinder.«
Es ging seitdem kein Tag vorbei,
der Esel sang vor Zeus dieselbe Litanei,
daß es zuletzt den Gott zu arg beschwerte
und er die Bitte ihm gewährte.
Der Esel ward nun ein recht großes Vieh,
erhielt dazu auch eine wilde Stimme,
daß, wenn der graue Herkules nun schrie,
der Wald erbebt wie bei des Löwen Grimme.
»Was mag das für ein Tier denn sein?
Es hat wohl Hauer, Hörner ohne Zahl?«
So fragt man sich und macht sich viele Qual.
Doch war noch nicht ein Jahr verstrichen,
da wußten alle, was ein Esel ist,
und da war alle Furcht gewichen.
Des Esels Dummheit wird zum Sprichwort nun,
und schwere Fronen muß er fortan tun.

Was hilft ein hoher Wuchs, ein hoher Stand,
wenn sich kein hoher Sinn damit verband?


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