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Beschreibung einer neuen Affengattung Presbytis mitrata von Fr. Eschscholtz.

(Mit einer Abbildung.)

Der Gattungscharakter ist:

Angulus facialis 60 graduum. Sacculi buccales nulli. Nates tyliis instructae. Cauda elongata. Antipedes genu attingentes.

Dieser Affe wurde uns bei der Durchfahrt durch die Sundastraße von den Einwohnern Sumatras zum Verkauf gebracht; er war zahm, lebte aber kaum einen Tag lang auf dem Schiffe. Da ihm die bei Aufstellung der Affengattungen wesentlichen Merkmale von allen übrigen bekannten unterschieden, so hielt ich es für nothwendig ihm eine eigene Gattung unter dem Namen Presbytis, wegen der Aehnlichkeit mit einer haubetragenden alten Frau, zu widmen. Die Länge vom Kopfe bis zum Anfange des Schwanzes, beträgt gegen anderthalb Fuß. Der Rücken ist mit zwei Zoll langen feinen geschlängelten Haaren bedeckt, die an der Wurzel eine gelblichweiße und gegen die Spitze eine bläulichgraue Farbe zeigen; auch der hintere Theil des Kopfs ist mit solchen langen eben so gefärbten Haaren versehen, welche aufrecht stehen und den Affen das Ansehn geben, als ob er mit einer Pelzmütze versehen sey. Diese graugefärbten Haare werden durch eine bogenförmige schwärzliche Binde begränzt, welche aus dreiviertel Zoll langen Haaren gebildet wird und sich von der Stelle, wo das Jochbein sich mit dem Stirnbeine verbindet, nach dem obersten Rande des Ohrs und von hier quer über den Kopf erstreckt. Der ganze Raum zwischen dieser Binde und den Augenbraunen ist dicht mit gelblichen Haaren bedeckt, von denen die der Binde am nächsten stehenden einen ganzen, die gegen die Augenbraunen zu aber nur einen halben Zoll messen. Nur eine sehr erhabene Stelle in der Mitte der Stirne höher als die Augenbraunen gelegen, ist fast kahl von Haaren und zeigt die schwarze Haut. Als Augenbraunen kann man einzelne fast zolllange schwarze gerade Haare betrachten, welche auch über die Nase nicht fehlen. Die nicht sehr große gerandete Ohrmuschel, deren Haut röthlich gefärbt ist, trägt lange gelbliche Haare; auch ein Ohrläppchen ist zu bemerken. Die Farbe der Haut im Gesichte ist fast schwarz, beide Augenlieder aber (vorzüglich breit das obere) röthlich. Die Lippen sind mit kurzen weißlichen Haaren besetzt.

Die Haare an der untern Seite des Körpers messen auch fast zwei Zoll und sind weiß. Der Schwanz ist länger als der Körper, ziemlich lang überall behaart, oben bläulichgrau, unten gräulichgelb, am Ende ein anderthalb Zoll langer gelber Haarbüschel. Die Arme reichen fast an die Knie des aufrecht stehenden Thieres; die Haare an der Oberseite sind weißlichgrau, an der Unterseite am Oberarm weiß, wollig, am Unterarm gelblich, dicht, gerade. Die Hände sind oben röthlichbraun behaart (bis auf das letzte Fingerglied), lang und schmal vorzüglich die vier Finger außer dem Daumen, welcher sehr kurz ist, indem er nur bis zur Hälfte der Mittelhand reicht. Die zwei mittelsten Finger sind wiederum viel länger, als die beiden übrigen. Die Nägel der vier Finger sind lang, halbwalzenförmig, etwas gebogen, wodurch sie sich den Klauen nähern, aber an der Spitze rund und nagelförmig. Nur der Nagel des Zeigefingers ist schief abgestutzt, wodurch er an der innern Seite eine kleine Spitze erhält. Die Nägel des Daumens sind kurz, erhaben, am Ende niedergedrückt und abgerundet. Die Haut der kahlen flachen Hand ist röthlich. Die langen weißen Haare der Hinterfüße haben ein wolliges Ansehen, die Hände an der Oberseite auch hier röthlich braun behaart; sie sind länger als die Vorderhände, mit denen sie aber in allen übrigen Punkten übereinstimmen.

Zu beiden Seiten des Afters sitzen zwei rundliche Gesäßschwülen von gelbbrauner Farbe.

Am Gesichte ist in Hinsicht der Form noch zu bemerken, daß die Jochbeine sehr hervorstehen, dagegen die Nase sehr klein und kaum hervorragend ist; von der Seite betrachtet bilden die Hervorragung der Stirn, die Nase, der Oberkiefer und Zahnrand des Unterkiefers fast eine gerade Linie.

Noch kann ich einiges über das Scelet hinzufügen:

Der Schädel ist ziemlich kuglig, die Kinnlade nicht stark vorgestreckt, indem der Gesichtswinkel 60 Grade beträgt; an der Pfeilnath keine Spur einer Crista, die Nasenbeine sehr klein, dreieckig zwei linien lang; die Zwischenkieferbeine fangen schon über dem Nasenbeinen an; Zähne finden sich bei meinem weiblichen Exemplare, das nach der Schwärze derselben zu urtheilen, wohl schon völlig erwachsen war, nur 28 vor; die Eckzähne kaum größer, als die übrigen. Rückenwirbel finden sich zwölf ziemlich kurze vor; der Lendenwirbel sind sieben langgestreckte mit breiten Querfortsätzen; das Heilgenbein besteht aus drei Wirbeln, von denen nur zwei sich mit den Darmbeinen verbinden und endlich wird der Schwanz aus 28 langgestreckten fortsetzlosen Wirbeln gebildet. Von den 12 Rippen sind sieben ächte und fünf falsche; die zwei untersten falschen Rippen setzen sich nicht mehr an die Verbindungsstelle zweier Wirbel sondern an den Körper eines derselben. Am Schulterblatte ist noch zu bemerken, daß der hier lange Schulterhaken als ein eigener Knochen getrennt, aber durch einen schmalen Knorpel nur halb beweglich gemacht ist, wodurch der Ursprung des dem Gabelbeine analogen Knochens beim Schnabeltiere gegeben ist. Das Brustbein besteht aus fünf der Länge nach liegenden Knochen.


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