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Waihu oder die Oster-Insel – Sala y Gomez Krusenstern Beiträge zur Hydrographie p. 219.

Wir setzten eben nur den Fuß auf den Lavastrand der Oster-Insel, und schmeicheln uns nicht die Kenntniß, die man davon hat, beträchtlich erweitern zu können. Wir beziehen uns auf die Berichte unserer Vorgänger, und suchen nur den Eindruck den diese rasche Berührung in uns hinterließ, unserm Leser zu vergegenwärtigen.

Die Oster-Insel erhebt sich mit breitgewölbtem Rücken, dreieckig, die Winkel an pyramidenförmige Berge anlehnend, majestätisch aus den Wellen empor. Es wiederholen sich in ihr im kleinen, die ruhig großartigen Linien von O-Waihi. Sie schien uns durchaus mit dem frischesten Grün angethan, die Erde überall und selbst an den steilsten Abhängen der Berge, in gradlinigte Felder eingetheilt, die sich durch anmuthige Farbenabstufungen unterscheiden, und deren viele in gelber Blüthe standen. Wir staunten diese vulkanische, steinbedeckte, wegen ihres Mangels an Holz und Wasser berüchtigte Erde verwundert an!

Wir glaubten einige der kolossalen Bildsäulen, die so viel Bewunderung erregen, auf der Südostküste mit dem Fernrohr unterschieden zu haben. In Cooksbaye auf der Westküste, wo wir die Anker fallenließen, sind diejenigen dieser Büsten, die den Landungsplatz bezeichneten, und die Lisianskoy noch gesehen hat, nicht mehr vorhanden.

Zwei Kanots, (wir sahen im Ganzen nur drei auf der Insel) waren uns, jedes mit zwei Mann bemannt, einladend entgegengekommen, ohne sich jedoch an das Schiff heran zu wagen. Schwimmende hatten unser zum Sondiren ausgesetztes Boot umringt, und den Tauschhandel mit ihm eröffnet. Die Untreue eines dieser Handelnden war strenge bestraft worden. Wir ließen, eine Landung zu versuchen, ein zweites Boot in die See. Ein zahlreiches Volk erwartete uns friedlich, freudig, lärmend, ungeduldig, kindergleich und ordnungslos am Ufer. Mit Laperouse zu entscheiden, ob diese Kindermenschen zu bedauern sind, zügelloser zu seyn, als andere ihrer Brüder, ist unseres Amtes nicht. Gewiß ist es, daß dieser Umstand den Verkehr mit ihnen erschwert. Wir näherten uns dem Strande. Alles lief, jauchzte und schrie, Friedenszeichen, bedrohliche Steinwürfe und Schüsse, Freundschaftsbezeugungen, wurden gewechselt. Endlich wagten sich die Schwimmenden haufenweise an uns heran, der Tauschhandel begann mit ihnen und ward mit Redlichkeit geführt. Alle, mit dem wiederholten Rufe Hòë! Hòë! begehrten Messer oder Eisen gegen die Früchte und Wurzeln und die zierlichen Fischernetze, die sie uns anboten, zum Tausch. Wir traten auf einen Augenblick an das Land.

Diese als so elend geschilderten Menschen, schienen uns von schönen Gesichtszügen, von angenehmer und ausdrucksvoller Physiognomie, von wohlgebildetem, schlankem, gesundem Körperbau, das hohe Alter, bei ihnen ohne Gebrechen. Das Aug des Künstlers erfreute sich, eine schönere Natur zu schauen, als ihm die Badeplätze in Europa, seine einzige Schule, darbieten. Die blaulig breitlinigte Tatuirung, die den Lauf der Muskel kunstreich begleitet, macht auf dem bräunlichen Grunde der Haut eine angenehme Wirkung. Es scheint an Bastzeugen kein Mangel zu seyn. Weiße oder gelbe Mäntel davon sind allgemein. Frische Laubkränze werden in den bald länger bald kürzer abgeschnittenen Haaren getragen. Kopfputze aus schwarzen Federn sind seltener, wir bemerkten zierlich anliegende Halsbänder, die vorn mit einer geschliffenen Muschel ( Patella) geschmückt waren. Keine unschöne entstellende Zierrathen fielen uns auf. Die bei einigen Greisen durchbohrten und erweiterten Ohrlappen, waren zusammengeknüpft, in das Loch wieder durchgezogen und unscheinbar. Die Schneidezähne waren öfters ausgebrochen. Einige junge Leute unterschieden sich durch eine viel hellere Farbe der Haut. Wir sahen nur wenige Weiber, diese mit dunkelroth gefärbten Gesichtern, ohne Reiz und Anmuth und wie es schien ohne Ansehen unter den Männern. Eine derselben hielt einen Säugling an der Brust. Wir halten uns deßhalb zu keinem Schluß über das Zahlenverhältniß der beiden Geschlechter berechtigt.

Wenn wir die Berichte von Cook, Laperouse, Lisianskoy und unsere eigenen Erfahrungen vergleichen, dränget sich uns die Vermuthung auf, daß sich die Bevölkerung der Oster-Insel vermehrt, und der Zustand der Insulaner gebessert hat. Ob aber die wohlthätigen Absichten des menschenfreundlichen Ludwig XVI., der diesem Volke unsere Hausthiere, nutzbaren Gewächse und Fruchtbäume durch Laperouse überbringen ließ, erreicht worden, konnten wir nicht erfahren, und wir müssen es bezweifeln; wir sahen nur die in Cook aufgezählten Produkte, Bananen, Zuckerrohr, Wurzeln und sehr kleine Hühner.

Als wir am Abend die Anker lichteten, ruheten befruchtende Wolken auf den Höhen der Insel. –

Wir haben die vermuthliche Veranlassung des zweifelhaften Empfanges, den man uns auf der Oster-Insel gemacht, seither erfahren, und über uns selbst zu erröthen Ursache gehabt, wir, die wir diese Menschen Wilde nennen. –


Die Insel Sala y Gomez ist eine bloße Klippe, die nackt und niedrig aus den Wellen hervortaucht, sie erhebt sich sattelförmig gegen beide Enden, wo die Gebirgsart an dem Tage liegt, indem die Mitte anscheinlich mit Geschieben überstreut ist. Sie gehört nicht zu den Korallenriffen, die nur weiter im Westen vorzukommen beginnen. Vermuthen lassen sich Zusammenhang und gleiche Natur mit dem hohen vulkanischen Lande der nahgelegnen Oster-Insel. Noch sind keine Anfänge einer künftigen Vegetation darauf bemerkbar. Sie dient unzähligen Wasservögeln zum Aufenthalt, die solche kahle Felsen, begrünten, obgleich unbewohnten Inseln vorzuziehen scheinen, da mit den Pflanzen sich die Insecten auch einstellen, und die Ameisen, die besonders ihre Brut befährden.

Die Seevögel, nach unserer unmaßlichen Erfahrung, werden am häufigsten über dem Winde der Inseln, wo sie nisten, angetroffen. – Man sieht sie am Morgen sich gegen den Wind vom Lande entfernen und am Abende mit dem Winde dem Lande zufliegen. Auch schien Kadu den Flug der Vögel am Abend zu beobachten.

Man soll bei Sala y Gomez Trümmer eines gescheiterten Schiffes wahrgenommen haben; wir späheten umsonst nach denselben. Man schaudert sich den möglichen Fall vorzustellen, daß ein menschliches Wesen lebend darauf verschlagen werden könnte, denn die Eier der Wasservögel, möchten sein verlassenes Daseyn zwischen Meer und Himmel auf diesem kahlen sonnengebrannten Steingestell nur allzusehr zu verlängern hingereicht haben.


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