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Die Marianen-Inseln bilden eine vulkanische Kette, die in der Richtung, von Norden nach Süden liegt; die Vulkane und der Sitz der unterirdischen Feuer sind im Norden der Kette, wo unfruchtbare verbrannte Felsen unter den Inseln gezählt werden.
Auf Guajan der südlichsten derselben, und zugleich der größten und vorzüglichsten, werden nur leise Erderschütterungen verspürt. Guajan erscheint von der NO Seite als ein mäßig hohes, ebenes Land, dessen Ufer schroffe Abstürze sind. Die Gegend um die Höhen und die Stadt, trägt einen andern Character und hat hohe Hügel und schöne Thäler.
Wir haben keine andere Gebirgsart angetroffen als Madreporen, Kalkstein und Kalkspath.
Die Insel ist wohl bewaldet, die Flora anscheinend reich, die Vegetation üppig. Der Wald steigt an den steilen Ufern bis zum Meere herab und verschiedene Rhizophoraarten baden an geschützten Orten ihr Laub in der Fluth. Nichts ist den Wohlgerüchen zu vergleichen, die, als wir bei der Ankunft den Ankerplatz suchten, uns über die Brandung herüber zu wehten. Die Orangenbäume sind wie andere Fruchtbäume verschiedener Arten, Andenken einer sonst blühenderen Cultur, verwildert. Viele eingeführte Pflanzen haben die Flora wuchernd vermehrt, wie z. B. die stachlichte Limonia trifoliata, der nicht mehr Einhalt zu thun ist, und die Indigofera tinctoria, die niemand zu benutzen versteht. Der Brodfruchtbaum, der Cocos, der Pisang sind im Ueberfluß da; die Mangnifera indica ist angepflanzt, aber noch nicht einheimisch geworden. Wir fanden hier nur verschiedene der Pflanzenarten, die dem Continent von Asien und den Inseln des großen Oceans gemein sind, z. B. die Baringtonia speciosa und die Casuarina equisetifolia. Aber wir vermißten die Pflanzenformen von Neu-Holland, die Proteaceen, Epäirideen, Myrtoideen und Acacien mit einfachen Blättern. Wir trafen die mehrsten der auf Radack wachsenden Pflanzen wieder an, deren wir nachher etliche auf Luçon vermißten, so zum Beispiel die Tacca pinnatifida, die obgleich in Cochinchina einheimisch und angebaut, bei Manila zu fehlen scheint. Es kommen zwei verschiedene Pandanusarten vor, und mehrere Feigenbäume.
Außer den Fledermäusen (wir fanden den Vampyrus) ist das einzige ursprünglich einheimische Säugethier, die aus allen Inseln der Südsee so allgemein verbreitete Ratte. Die Spanier haben außer unsern gemeinen Hausthieren, deren sich keines hier vorfand, den Guanaco aus Peru und einen Hirsch aus den Philippinen eingeführt. Den Hirsch zur Zeit des Gouverneurs D. Thomas. Mehrere dieser Thiere sind jetzt auf verschiedenen dieser Inseln verwildert. Verschiedene Arten der Landvögel, kommen vor und unter andern ein Falke. Wir bemerken unter den Amphibien ein Iguan und eine große Seeschildkröte; unter den Zoophyten einige der Holothauria-Arten, die unter dem Namen Trepang ( biche de mer, balate) einen so wichtigen Handlungszweig für China abgeben.
Die düstere Geschichte der Marianen-Inseln ist in Europa hinreichend bekannt. Wir verweisen auf die Histoire des Isles Marianes nouvellement converties à la Religion chretienne et de la mort glorieuse des premiers missionaires, qui y ont prêché la foi, par le Père Charles Gobien. Paris 1700. und auf deren beurtheilenden Auszug in Burney Chronological history. T. 3. p. 271.
Diese Inseln wurden von Magalhanes entdeckt, sie hießen unter den Eingebornen Laguas, die Spanier nannten sie Las Islas de los ladrones, de las Vilas latinas, und endlich Marianas. Der fromme Missionär Don Diego Luis de San Vitores landete auf Guajan im Jahre 1667; er begehrte den Völkern das Heil zu bringen, aber es folgten ihm Soldaten und Geschütz. Noch vor dem Schluße des Jahrhunderts war das Werk vollbracht und diese Nation war nicht mehr! Pacificar nennens die Spanier.
»Diese so sehr beträchtliche Verminderung rührt von der Unterwerfung her, zu der sie die Waffen zwangen. Sie konnten, ihre Freiheit liebend, kein fremdes Joch erdulden, und es ward ihnen so drückend, daß, unvermögend es abzuschütteln, sie lieber sich erhängten, oder auf andere Weise, sich verzweifelnd um das Leben brachten. Die Weiber machten sich vorsätzlich unfruchtbar und warfen ihre eigene Frucht in das Wasser, überzeugt, daß sie durch solchen frühen Tod, der sie von Mühseligkeiten und Elend erlösete, sie glücklich und seelig machte. So hielten sie die Abhängigkeit für das äusserste und erbärmlichste Elend. Auch trug eine epidemische Krankheit dazu bei, die im Anfange des Jahrhunderts die übriggebliebenen fast gänzlich hinraffte.« Esta diminucion tan confiderable viene de la Sugecion a que los obligaron las armas, amantes de su libertad, no podian tolerar ageno jugo: Se les hizo este tan pesado, que no pudiendo des echarle de sus humbros, teniam en menos perder con lazos, y de otros modos de sesperamente las vidas. Las mugeres se esterilis aban de proposito, y arrojaban a las aguas sus proprios partos; persuadidas, a que con aquella temprana muerte; que les remedia de trabajos, y de una vida penosa, los hocian dichosos, y felices: en tanta tenian la sugeccion, que lespareciaa la ultima y mas lamentable miseria: Tambien ajudo una epidemia en los principios de este siglo, que casi despoblo el resto. Tra Iman de la Concepcion. Historia de Philipinas T. 7. p. 348.
Don Pedro Murillo Vellarde führt dasselbe Bild mit denselben Zügen aus. Wir überlassen es gern den Spaniern hier zu reden.
Die ursprüngliche Volkszahl belief sich nach Fra. Juan de la Conception auf 40 000, nach Murillo Velarde auf 44 000. (Es heißt im Nouveau voyage à la mer du Sud (Marion) daß die Menschenzahl sonst über 60 000, zu 8-900 geschmolzen sey.) Die Ueberreste der Eingebornen wurden Anno 1695 auf den Inseln Saypan und Guajan und nach der gleich darauf erfolgten Krankheit, auf letzterer Insel allein gesammelt. Nach der Volkszählung ohne Jahreszahl die Murillo Velarde (gedruckt zu Manila 1749) als neueste Nachricht mittheilt, waren 1738 Einwohner vorhanden. Die zunehmende Bevölkerung war Anno 1783 auf 3231 und Anno 1816 auf 5389 Seelen gestiegen. Man vergesse nicht, daß man in früherer Zeit, um die Mission zu verstärken, Hunderte von Philippinen nach Guajan versetzt hatte und daß deren Nachkommen in diesen Zählungen mitrechnen.
Aber die christlichen Nachkommen derer die dem Untergang ihres Volkes entkommen, und ihrer Unabhängigkeit überlebt, haben alle Eigenthümlichkeit ihrer Väter verloren, alle ihre Künste und zum Theil ihre Sprache selbst verlernt.
Gobien scheint zuerst die unsinnige Behauptung aufgestellt zu haben, daß die Bewohner der Marianen-Inseln das Feuer erst durch die Europäer kennen gelernt. Die Geschichtsschreiber von Manila wiederholen diesen Satz, Velarde wendet auf sie an das: Nulla Getis toto gens truculentior orbe und man wundert sich, daß sich dadurch achtbare Schriftsteller, von denen man gesundere Kritik erwartet hätte, leichtsinnig zu unverantwortlichen Irrthümern verleiten lassen. Burney zeigt auch hier, in wie guten Händen sich bei ihm die gründlichste Gelehrsamkeit befindet l. c. p. 312. Wie hätten Bewohner von Inseln, auf welchen häufige Vulkane brennen, das Feuer nicht gekannt. Pigafetta rechnet unter den Dingen wovon sie sich ernähren, das Fleisch der Vögel, ohne zu bemerken, daß es roh gegessen wurde. – Wir bemerken beiläufig, daß das Mutterschwein, welches nach diesem Reisebeschreiber Magalhanes bei seiner Ankunft auf Humunu Philippinen-Inseln schlachten ließ, die unverbürgte Behauptung veranlaßt zu haben scheint, Magelhanes habe Schweine von den Ladronen-Inseln mitgenommen; davon schweigen sowohl Massimiliano Transilvano als die Breve narratione di un Portughese (bei Ramusio) und Herrera, Historia de los Indias T. 2. Cap. 3 erwähnt nichts davon. Alle Autoritäten stimmen darin überein, daß sich bei der Besitznahme keine vierfüßige Thiere auf derselben befanden. Herrera l. c. schreibt diesen Inseln den Reiß zu ( y poco arroz), anscheinlich ohne allen Grund.
Diese Völkerschaft gehört zu der Völkerfamilie, die, durch Character, Sitten und Künste verwandt, durch Handel und Schifffahrt verbunden, die östlich von den Philippinen bis zum 180º der Länge gelegenen Inseln bewohnt. Diese sanftmüthigen und lieblichen Völker, stehen auf keiner geringen Stufe der Bildung und die Bewohner der Marianen standen in nichts ihren Brüdern nach.
Sie waren in der Schifffahrt den kunstreichsten der Caroliner wenigstens gleich. Wir müssen hier in Dampiers Bericht von den Proas der Marianen-Inseln eine Unrichtigkeit rügen. Die Fahrzeuge der Caroliner segeln wirklich nur, wie es in Ansons Reise angegeben wird und wie schon Pigafetta bemerkt, mit dem Ausleger auf der Windseite und der flachen Seite des Boots unter dem Winde. Es ist auch nach Anson, daß man diese Fahrzeuge in England nachgeahmt hat; der Lauf von 24 Knoten, den Dampier denselben zuschreibt, muß übertrieben scheinen, obgleich sie leicht, schnell und besonders viel geschickter sind, als unsere Schiffe, scharf bei dem Winde zu segeln. Wir müssen ferner bemerken, was sich ohnehin von selbst versteht, daß das Steuerruder stets unter dem Winde geführt wird, welches in Betreff der Boote von Radack in den zu diesem Werke gehörigen Zeichnungen, nicht immer beachtet worden. Die noch bestehenden Werke ihrer Baukunst auf Tinian und Saypan bezeugen, daß sie in dieser Hinsicht den übrigen überlegen waren und wir haben unter ihren Antiquitäten etwas entdeckt, daß einen unermeßlichen Schritt in der Zivilisation zu bezeichnen scheint, den sie allen Inselbewohnern des großen Oceans vorausgethan hatten. Wir reden von der Erfindung der Münze. Wir haben die Gegenstände die wir beschreiben, selbst gesehen und wir erläutern sie nach der befugtesten Autorität, nach Don Luis de Torres, dem Freunde der Indianer, dem Kenner ihrer Sitten und unserm Freunde.
An einer groben Schnur von Cocosbast sind Scheiben von Schildkröte von der Gestalt einer Knopfform, aber dünn wie Papier dicht an einander gepreßt, eingefädelt, und durch Reibung äußerlich geglättet. Das ganze bildet eine biegsame Walze von der Dicke eines Fingers und von der Länge einiger Fuße.
Diese Schnüre sollen als ein Mittel des Handels in Umlauf gewesen seyn, und sie zu verfertigen und auszugeben, war das Recht nur weniger Häuptlinge.
Schildkrötenfelder von der großen Seeschildkröte, sind verschiedentlich in der Mitte von einem größeren und an dem breitern, dünnern Rande von mehreren kleinern Löchern durchbohrt, oder haben nur ein einziges Loch in der Mitte.
Wer, vermuthlich im Schwimmen, eine Schildkröte getödtet hatte, (wohl ein schweres Wagestück) brachte ein Feld ihres Panzers dem Häuptlinge, der nach den Umständen der That und der dabei erhaltenen Hülfe, die Löcher darein bohrte; je weniger derer, desto größer der Werth. Solche Throphäen sollen dann dem Eigner ein gewisses Zwangsrecht gegeben haben, sie nach hergebrachten Bräuchen, gegen Anderer Eigenthum auszutauschen, und in gewisser Hinsicht als Mittel des Handels und Zeichen des Werthes gegolten haben.
Indem die Insulaner von Guajan, sagt Crozet, durch die Civilisation neue Kenntnisse erworben, haben sie in dem Bau ihrer Boote, die Kunst, die sie von ihren Vätern ererbt, vollkommen erhalten; sie hatten in dieser Hinsicht nichts zu gewinnen. Nouveau voyage à la mer du Sud, par Marion et Duclesmeur rédigé sur les plans et les jousneaux de Mr. Crozet p. 204. »Les insulaires de Guam acquerant par la civilisation de nouvelles connoissances, ont parfaitement conservé l'art, qu'ils tiennent de leurs encêtres pur la construction de leurs bateaux, ils n'avoient rien à acquerir dans cette partie.«
Sollten wir dieses Zeugniß wie das, früherer Seefahrer gelten lassen? verhält es sich doch jetzt weit anders als zur Zeit von Anson (1742)und Duclesmeur (1772). Die jetzigen Bewohner von Guajan, kennen nicht mehr die See, sind keine Schiffer, keine Schwimmer mehr, sie haben aufgehört Boote zu bauen. Kaum höhlen sie noch Baumstämme ungeschickt aus, um innerhalb der Brandungen auf den Fischfang zu gehen. Es sind die Bewohner der Carolinen (Lamureck, Ulea u. s. w.) die, nachdem der Pilot Luito, aus Lamureck im Jahre 1788 die Wiederentdeckung von Waghal (Guajan) für seine Inseln vollbracht, seit dem Jahre 1805 jährlich mit einer Handelsflotte gegen Guajan kommen, und die Spanier gegen Eisen, mit den ihnen nöthigen Fahrzeugen versehen, die sie für dieselben auf ihren Inseln erbauen. Sie sind es auch, die auf ihren eignen Booten die Sendungen des Gouverneurs nach Tiukan und Saypan befördern und die sonst schwierige Verbindung der Marianen-Inseln unterhalten.
Dieser carolinischen Boote gibt es jetzt hier 10-12 und man erinnert sich nicht daß je ähnliche auf Guajan gebaut worden. – Haben nicht auch in der Fremde gebaute Boote die früheren Seefahrer getäuscht? Zu allen Zeiten sind Boote der Caroliner hierher verschlagen worden, und namentlich noch im Jahre 1760-70 ein Boot aus Eap, denn so weit gehen unsere auf Erinnerung gegründete Nachrichten zurück.
Die jetzigen Bewohner von Guajan sind zu Spaniern umgebildet, Wir äußerten den Wunsch mit den eigenthümlichen Sitten, Spielen, Tänzen der Eingebornen bekannt zu werden, und der Gouverneur ließ sie vor uns ein Opernballet von Montezuma, in Theatercostümen aufführen, welche sich aus alten Zeiten her im Collegio, den Schulgebäuden der Jesuiten vorfinden. sie wohnen und kleiden sich wie die Tagalen um Manila, bauen den Reis für den nächsten Bedarf, bereiten und trinken den Cocoswein, kauen den Betel und rauchen den Taback, und genießen träg, bis in ein hohes Alter Ein rüstiger Greis von 86 Jahren und 4 Monaten lebt in Agaña mit seinem gleich bejahrten Weibe, der einzigen Gefährtin seiner Jugend und seines Alters; sie zählen jetzt um sich 135 Nachkommen und die 6te Generation. der Früchte des Waldes, der Gaben der willigen Erde und der Milde des Himmels.
Und wie könnte Industrie sich regen! Dem Gouverneur dieses entlegenen Theils der Welt, ist auf eine kurze Dauer sein Amt als eine Pfründe verliehen.
Er hat den alleinigen Handel der Colonie, das heißt, daß er das beträchtliche baare Geld Gegen 18 000 Piaster jährlich, Angabe die wir jedoch nicht verbürgen. das Spanien für Gehalte hinschickt, behält, und dafür die Verpflichtung hat, seinen Unterbeamten, so wenige und so schlechte Waare als er nur immer will, zu geben; Zuñiga p. 6. dagegen zahlt der Indianer keinen Tribut, bauet selbst seinen Taback, und hat der Kirche keinen Zehnten zu entrichten.
Selten legen jetzt die Galionen von Acapulco in Guajan an, und nur gelegentlich die den Handel der Nordwestküste treibenden Amerikaner. Der jetzige Gouverneur der Marianen besitzt ein eigenes Schiff, eine hübsche Brigg, womit er die Verbindung und den nöthigen Handel mit Manila unterhält und außerdem den Handel der biche de mer treibt. Er hat angefangen die Caroliner zu ermuntern, ihm diesen Handelsartikel zuzuführen, da er auf ihren Inseln häufig ist und sein Pilot, ein Engländer, sich wegen Gefahr der Riffe geweigert hat, ihn von dort her zu holen. Es kann dieser Schritt großen und wohlthätigen Einfluß auf die fernere Entwickelungsgeschichte dieser Insulaner erlangen.
Die Jesuiten sind bis zu der Aufhebung des Ordens im Besitz der Missionen geblieben, die sie auf den Marianen begründet hatten.
Sie verbrannten einen Theil ihrer Papiere und Bücher, als die Augustiner sie ablöseten und räumten ihnen das Feld. Da es in der letzten Zeit an Missionaren gemangelt, ist die Seelsorge der Marianen, Weltgeistlichen übertragen worden. Die Inseln sind in zwei Kirchspiele eingetheilt, das von Agaña und das von Rota, welches letztere einen Theil der Insel Guajan in sich begreift; beide stehen eigentlich unter dem Bischof von Zebu, der aber wegen zu großer Abgeschiedenheit die Administration derselben dem Erzbischof von Manila überläßt.
Die Pfarrherren sind junge Tagalen aus Manila, denen die spanische Sprache zur Beschickung ihres Amtes hinreichend ist; sie bewohnen in Agaña das Gebäude der Mission.
Auf der Insel Rota ist jetzt eine feste Ansiedelung unter Aufsicht eines Offiziers, hingegen sind keine Wohnungen auf der Insel Tinian. Es wird dieselbe nur besucht um den Anbau von Reis zu betreiben. Man sagte uns, daß auf Tinian sich Rinder, Schweine und Ziegen, auf Saypan Rinder und Schweine, und auf Agrigan Schweine und Ziegen verwildert befänden.
Es haben sich etliche Caroliner, die die Taufe empfangen, auf Guajan angesiedelt, wir fanden nur wenige von ihnen gegenwärtig. Mehrere hatten Urlaub vom Gouverneur erhalten, die Ihrigen auf ihren Inseln zu besuchen und waren im vorigen Jahre mit der Flotille von Lamureck dahin abgegangen.
Es bleibt noch übrig zu erläutern, weshalb auf der beigefügten Tafel Eingeborne der Sandwich-Inseln unter den Bewohnern von Guajan aufgezählt werden können.
Der Leser wird in einem andern Theil dieses Werkes einen umständlichen Bericht über den Menschenraub gefunden haben, den zum Behuf einer Ansiedelung auf den Galepagos ein amerikanischer Schiffs-Capitain mit bewaffneter Hand und Blutvergießen auf der Oster-Insel verübte.
Der Handel dieses Oceans macht den Seefahrern, in deren Besitz er sich befindet, ähnliche Ansiedelungen auf östlichern Inseln wünschenswerth. Die Verhältnisse auf den Sandwich-Inseln erleichtern dort den Menschenraub und die Insel Agrigan, eine der nördlichsten der Marianen, scheint zu einer solchen Niederlassung sich vorzüglich zu eigenen, ob sie gleich gebirgigt und zur Cultur unfähig, selbst keine Rinder ernähren kann und keinen geschützten Ankerplatz darbietet.
Der Capitain Brown war im Jahre 1809 oder 10 mit dem Schiffe Derby aus Boston auf Atuei. Auf dieser Insel gesellte sich ihm Herr Johnson, Schiffsbaumeister des Königs, welcher eines Unfalls wegen, der ein Schiff betroffen hatte, in Ungnade gefallen war. Man lichtete die Anker während der Nacht, und entführte fünfzehn Weiber, die sich an Bord befanden. Man näherte sich der Insel Oniheau. Ein Boot brachte Erfrischungen vom Lande. Es wurde erwartet, sieben Mann, die sich auf demselben befanden, wurden in das Schiff aufgenommen, dann das Boot selbst heraufgezogen und man richtete den Cours auf Agrigan. Diese Insel wurde verfehlt, sie befand sich im Norden, man suchte um nicht mit Zeitverlust gegen den Wind anzuringen, auf eine der südlichern Inseln zu landen. Es geschah auf Tinian. Hier blieben zwei Parteien. Einer Seits der Johnson mit vier Mann und den Sandwichern, (diese sollten sich ein Fahrzeug bauen, um nach Agrigan überzugehen) andrer Seits der zweite Master des Schiffes mit drei Mann, die vom Dienst entlassen, eine Barcasse, die sie vom Capitain erstanden zu einem Schiff umarbeiten wollten, geneigt diese Meere auf Handelsspeculationen zu befahren. Das Sandwicher Boot ward den Ausgesetzten zurückgelassen, beide Parteien gingen nach Saypan über, welche Insel ihnen beßeres Bauholz darbot und betrieben da ihr Werk. Aber die Sandwicher gedachten der Freiheit, der Rache und ihrer Heimath. Als der Master sein Fahrzeug zu Stande gebracht, welches sie zur Heimath zu benutzen gedachten, ersahen sie die Gelegenheit, die Getrennten und Wehrlosen zu überfallen, der Master und ein Weißer wurden so getödtet; der Krieg wüthete.
Man hatte indeß auf Guajan erfahren, daß sich Fremde auf Saypan und Tinian aufhielten; der Gouverneur D. Alexandro Parreño schickte dahin und es war mitten in diesen blutigen Zwisten daß im Juni 1810 Johnson mit vier Weißen, zwei Negern, den sieben Sandwichern und fünfzehn Sandwicherinnen nach Guajan, woselbst er sich noch befindet, abgeführt wurde.
Im Mai 1815 wurde auf Befehl des Capitain-General der Philippinen, D. Gose Gardoque, eine Ansiedelung auf Agrigan aufgehoben und beiläufig vierzig Menschen, worunter ein Amerikaner, drei Engländer und die übrigen Sandwicher waren, nach Guajan eingebracht.
Man weiß aus verschiedenen zuverläßigen Nachrichten, daß sich bereits eine neue Ansiedelung auf Agrigan befindet. Nach dem nunmehrigen Befehl des Capit. General in diesem Betreff, wird den Ansiedelungen daselbst kein Hinderniß mehr entgegengestellt, die Ansiedeler sollen nur die Oberherrschaft der Spanier anerkennen, und ein Spanier soll als Oberer hingesendet werden. Man hat bis jetzt noch unterlassen, Jemand dahin zu schicken.
Guajan erinnert an den in Europa bekannt gewordenen Namen des Gouverneur D. Thomas.
Im Nouveau voyage à la mer du Sud wird seiner mit hohem Lob erwähnt und der Abbé Rainal weihte ihn auf seine Weise zur Unsterblichkeit ein. Laperouse fand ihn bald darauf zu Manila in den Händen der Inquisition und maß dieß den Lobreden des Philosophen zu. Wir bezweifeln jedoch mit besserer Ortskenntniß, daß die Schuld dieses Unrechts lediglich dem französischen Aufklärer beizumessen sey.
Die Inquisition trifft, gleich dem Zufall, unter den Hohen und Reichen, Jeden den nur Angaben bezeichnen, und es ist Brauch, daß die Weiber in häußlichen Mißverhältnissen, den Arm des heiligen Gerichts für ihre eigene Sache bewaffnen. Die Güter der Verurtheilten fallen dem Gericht anheim, und nur der arme und obscure Mensch genießt Sicherheit.