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Die Küste von Chili gewährte uns, als wir ihr nahten, um in die Bucht de la Conception einzulaufen, den Anblick eines niedrigen Landes. Die Halbinsel, die den äußern Rand dieses schönen Wasserbehälters bildet, und der Rücken des Küstengebirges hinter demselben, bieten dem Auge eine fast wagerechte Linie dar, die durch keine ausgezeichnete Gipfel unterbrochen wird, und nur die Brüste des Biobio erheben sich zwischen der Mündung des Flusses, nach dem sie heißen, und dem Bord San Vincent als ein anmuthiges Hügelpaar. Wallfische, Delphine, Robben belebten um uns das Meer, auf welchem der Fucus pyriferus und andere gigantische Arten, die wir zuerst am Cap Horn angetroffen, schwammen Heerden von Robben, sonnten sich auf der Insel Quiquirina, am Eingange der Bucht, und in ihr selbst umringten uns dieselben Säugethiere, wie im offenen Meer, aber kein Segel, kein Fahrzeug verkündete, daß der Mensch Besitz von diesen Gewässern genommen. Wir bemerkten nur an den Ufern, zwischen Wäldern und Gebüschen umzäunte Felder und Gehege und niedrige Hütten lagen unscheinbar am Strande und auf den Hügeln zerstreut.
Das niedrige Gebirg der Küste, aus welchem der Biodio bei der Stadt Mocha oder Conception breit und ohne Tiefe herausfließt, verdeckt die Ansicht der Cordillera de los Andes, welche sich in Chili mit ihren Schneen und Vulkanen, in einer Entfernung von mindestens vierzig Stunden vom Meer hinter einer breiten und fruchtreichen Ebene erhebt und der wissenschaftlichen Forschung ein noch unversuchtes Feld darbietet. Molina, der die Cordillera in Peru und in diesem Reiche gesehen, glaubt, daß die hiesigen Gipfel die um Quito an Höhe übertreffen.
Der Berg, an dessen Fuß die Stadt und auf dessen Höhe das Fort liegen, ist verwitterter Granit, der kernförmige unverwitterte Massen derselben Gebirgsart einschließt. Die Hügel, welche die Halbinsel bilden, sind Thonschiefer, über welchen roth und dunkelgefärbter Thon liegt, und die niedrigen Hügel an welchen Talcaguano gegen den Port von San Vincent zu lehnt, bestehen nur aus Lagern solchen Thons, deren etliche und vorzüglich die obern mit den in diesen Meeren noch lebenden Muschelarten ( Concholepas peruviana, ein großes Mytilus u. s. w.) in unverändertem Zustande, angefüllt sind. Der Sand des Strandes und der Ebene ist durch Schiefertrümmer grau gefärbt.
Die hier berühmten Steine des Rio de las Cruzes bei Arauco sind Geschiebe von Chiastolith.
Die Natur hat auf dieser südlichen Grenze Chilis, des Italiens der neuen Welt, die wilderzeugende Kraft nicht mehr, die uns ins Santa Catharina mit Staunen erfüllte und es scheint nicht der bloße Unterschied der Erdbreite die Verschiedenheit der beiden Floren zu bedingen. Die Gebirge sind die Länderscheiden. Anmuthige Myrten-Wälder und Gebüsche überziehen die Hügel, andere beerentragende Bäume schließen sich mit verwandten Formen dieser vorherrschenden Gattung harmonisch an. Die schöne Guevina avellana, aus der Familie der Protaceen, gesellt sich den Myrten, und von den Vögeln ausgesät, zieren Lorantus-Arten, Bäume und Gesträuche mit dem fremden Schmuck ihren roth und weißen Blumentrauben. Die Fuchsia coccinea, erfüllt zumeist die bewässerten Schluchten, wenige Lianen ranken im dichteren Wald empor. Eine Bromeliacee, die ausgezeichnete Pitrairinia coarctata besetzt mit liegenden Schlangenstämmen und starrenden Blätterhäuptern, die sonst nackten dürren Höhen. Die schöne Lapageria rosea umflicht das Gesträuch, dessen lichtere Stellen andern Liliacee, Amaryllis, Alotrameria, Sisyrynchium u. a. zieren.
Den Oenotheren, Calceolarien, Acaenen u. s. w. mischen sich manche europäische Gattungen mit neuen Arten ein, und die feuchten Wiesen des Thals prangen, wie bei uns, mit goldblütigen Ranunkeln. Die Familie der Protaceen und die Gattung Arancaria aus der Familie der Strobilaceen, gehören der südlichen Halbkugel an. Die Arten, die in Chili vorkommen und an Australien erinnern könnten, sind eigenthümliche. Wir sammelten die Goadenia repens), die nach Brown's Bemerkung auf Neuholland und in Chili wächst; sie kann als eine Strandpflanze angesehen werden, eben wie die Mesembrianthemum-Arten, die wir hier und in Californien fanden und die den Arten gleich, die auf Neuholland und auf Neuzeeland wachsen, dem Mesembrianthemum edule vom Cap sehr nachkommen. Wir müssen unsere Bemerkungen über die geographische Verbreitung der Pflanzen auf die Zeit aufsparen, wo wir unsere botanische Sammlungen verarbeitet haben werden.
Der Winter ist hier nicht ohne Frost, und es ist nicht ohne Beispiel, daß Schnee im Thale fällt. Die Palme von San Jago ( Cocos chilensis Mol.) kommt so südlich nicht mehr vor. Die Frucht der Orangen und Citronen reift zwar in den geschützten Gärten von Mocha, aber man sieht hier nicht die hohen reizenden Orangenhaine, die uns in Brasilien entzückten. Man zeigte uns in einem dieser Gärten einen jungen Dattelbaum, der in gesundem Wachsthum fortzukommen schien, und neben dieser Palme wuchs die Arancaria imbricata, der schöne Tannenbaum der Anden, den man nur in den Cordillera wildwachsend antrifft, wo er ganze Wälder bildet, und mit seinen Samenkörnern die Bewohner ernährt. Die Chilische Erdbeere hatte zur Zeit unsers Aufenthalts weder Blüthe noch Frucht.
Der Name des Huemul oder Guemul ( Equus bisulcus Mol.) nachdem wir uns zu erkundigen eilten, war Niemanden bekannt, und selbst der würdige Missionar, dessen Umgang uns so lehrreich gewesen, wußte von diesem Thiere nichts. So müssen wir die wichtige Streitfrage, die Molina in dessen Betreff in der Zoologie angeregt hat, glücklichern Naturforschern zu beantworten überlassen. Aber dieser Schriftsteller scheint uns wenig Autorität in der Naturgeschichte zu verdienen. Wir sahen in Conception keine der Kamelarten der neuen Welt; sie sind im wilden Zustand nur im Gebirge anzutreffen, und man verschmäht bei gänzlichem Mangel an Industrie, sie als nutzbare Thiere zu erziehen. Wir sahen überhaupt keine wilde Säugethiere.
Lärmende Papagaien durchziehen in zahlreichen Flügen die Luft; Colibris verschiedener Arten umsummen die Blumen, ein Kibitz mit gespornten Flügeln ( Parra chilensis Mol.) erfüllt mit gellendem Geschrei die Ebene, welche die Bay von dem Port Sanct Vincent trennt, einzelne Geier ( Chartartes Ill.) suchen an dem Strande ihre Nahrung, und häufige Fischervögel und Enten bedecken das Meer, sich auf die Bänke niederlassend, die bei Talcaguano aus den Wellen hervorragen.
Wir sahen von Amphibien einen kleinen Frosch und eine kleine Eidechse, glauben aber auch außerdem eine Schlange, obgleich Molina deren keine aufzählt, wahrgenommen zu haben.
Unter den Muscheln waren uns Concholepas peruviana und Picus Psittacus merkwürdig.
Wir fanden unter andern Insekten den kleinen Scorpio chilensis, der nach Molina keine Ausnahme von der Regel macht, daß Chili kein einziges giftiges Gewürm innerhalb seiner Grenzen hegt. Die Scorpionen sind im Allgemeinen minder gefährlich als gefürchtet. Am Vorgebirge der guten Hoffnung sind zwei große Arten gemein, deren jegliche vorzugsweise in verschiedenen Gegenden vorkommt. An jedem Orte gilt die seltenere Art für die giftigere und die Wahrheit ist, daß der Stich von keiner gefährlichere Folgen nach sich zieht, als der Stich einer Wespe. – Die uns belehrten, sprachen aus eigener Erfahrung. Die Scorpione sind eine Lieblingsspeise der Affen.
Es bleibt nach
Feuillées und
Molinas Vorarbeiten, nach
Ruiz und
Pavon, nach
Cavanille, der manche Chilesische Pflanzen nicht immer ohne Verwechselung beschrieben hat, für die Naturgeschichte dieses Landes noch viel zu thun und zuvörderst viele Irrthümer wegzuräumen.
Louis Feuillée, journal des observations physiques, mathematiques et botaniques et, faites dans l'Amerique meridionale, Paris 1714-1725 4.
Molina, Saggio sulla storia naturale del Chili, Bologna 1782. 8.
Secunda Edizion Bologna 1810. 4. klärt nicht auf, was in der ersten Ausgabe dunkel gelassen worden.
Ruiz et Pavon, Florae Peruvianae et Chilensis prodomus. Madriti, 1794.
Romae, 1799.
Systema getabilium Fl. Per. et Chil. Madrit. 1798.
Flora Peruviana et Chilensis, Mad. 1798
et 99.
Das
Eryngium rostratum Cav. ist das
Eryngium nicht, das bei Talcaguano wächst.
Wir haben, was die Sitten der Einwohner, die zuvorkommende, unvergleichliche Gastlichkeit der obern Klasse, und den Zustand der Colonie überhaupt anbetrifft, nur an die Berichte von Laperouse und Vancouver zu erinnern. Wir fanden nur die Tracht der Frauen, die der erste beschreibt und die man im Atlas zu seiner Reise abgebildet findet, verändert; sie hat seit acht bis zehn Jahren unsern Europäischen Moden Platz gemacht, nach deren neuesten sich die Damen angelegentlich erkundigten, und es zeichnen sich blos in der Männer-Tracht der areucanische Poncho und der breitrandige Strohhut aus. Der Poncho ist eine längliche, viereckige, mit bänderähnlichen Verzierungen, der Länge nach gestreifte Decke, von eigenem wollenem Gewebe, in deren Mitte eine Schlitze eingeschnitten ist, durch die man den Kopf steckt. Die zwei Enden hängen nach vorn und hinten. Chili empfängt sonst die Moden aus Lima, aber man tragt den Chilischen Pongo auch in Peru.
Aber wir konnten uns nicht bei der freien und anmuthigen Geselligkeit, die wir in Conception genossen, ernster und trüber Betrachtungen über die politische Krisis, worin dieser Theil der Welt begriffen ist, erwehren.
Wer mitten in einem Bürgerkriege nüchtern zwischen die Parteien hintritt, gewahrt auf beiden Seiten nur beim Haufen blinde wilde Trunkenheit und Haß. Wir sahen nur die königliche Partei, die Mauren, wie die Geschichte des Mutterlandes eingedenk, die Freigesinnten sie nennen. Wir sahen im Gegensatz mit zahlreichen glänzenden Frauenvereine, nur wenige Männer, nur Offiziere und Beamte des Königs, und ein zerlumptes, elendes, kümmerlich zusammengebrachtes Soldatenvolk.
Von den zur Zeit unterdrückten Patrioten, saßen viele in den Stadtgefängnissen, deren Raum durch eine Kirche erweitert worden, und wurden zum Bau des Kastels gebraucht, das die Stadt in Zaum zu halten, erbaut wurde. Andere waren nach der Insel Juan Fernandez abgeführt worden, andere und unter ihnen viele Geistliche, hatten sich in Buenos-Ayres unter der Fahne des Vaterlandes gesammelt, die man uns nach dem Falle von Carthagena, den wir mit enthusiastischer Freude feiern sahen, als gänzlich überwunden darstellte.
Und Chili, das uns Molina als ein irdisches Paradies beschreibt, dessen fruchtbarer Boden jeder Cultur angeeignet ist, dessen Reichthum an Gold und Silber, Korn, edlem Weine, Früchten, Produkten aller Arten, an Bauholz, an Rinder-, Schaaf- und Pferdezucht überschwänglich ist, darbt in gefesselter Kindheit ohne Schifffahrt, Handel und Industrie. Der Schleichhandel der Amerikaner, deren Vermittler die Mönche sind, versieht es allein gegen gemünztes Geld, ohne daß es seine Produkte benutze, mit allen Bedürfnissen, und dieselben Amerikaner treiben allein den Wallfischfang auf seinen Küsten.
Die Geschichte hat über die Revolution geurtheilt, der die Freistaaten von Amerika ihr Daseyn, ihren Wohlstand, ihre rasch zunehmende Bevölkerung und Macht verdanken, und alle Völker Europas schauen dem Kampfe der minderjährigen spanischen Besitzungen mit unverholenem Glückwunsch zu. Die Trennung vom Mutterlande ist vorauszusehen, aber es ist zweifelhaft, wann weise ruhige Entwickelung den Uebergang von der Unterdrückung zur freien Selbstständigkeit besiegeln werde.
Die Stadt Mocha ist regelmäßig und groß angelegt, die Häuser aber niedrig und weitläuftig, nur nach den innern Hofräumen mit Fenstern versehen. Die Bauart ist wohl auf häufige und starke Erdbeben, keinesweges aber auf Winterkälte eingerichtet. Man kennt weder Kamine noch Ofen. Aermere besitzen sogar keine Küchenheerde, und bereiten ihre Speisen im Freien oder unter der Vorhalle. Abends brennen auf den Straßen von Talcaguano häufige Feuer, bei welchen sich die Menschen wärmen, und wir waren Zeuge einer Feuersbrunst, die dadurch entstanden war und ein Haus in Asche verwandelte.
Die Weinberge, die den geschätzten Conception-Wein hervorbringen, sind in beträchtlicher Entfernung von der Stadt gelegen. Der Wein wird wie das Korn in ledernen Schläuchen hereingebracht, und man verwahrt ihn in großen irdenen Gefäßen, Tonnen gibt es nicht; Lastthiere, Esel, deren Race vorzüglich schön ist, und Maulthiere vertreten die Stelle der Fuhrwerke, deren es nur wenige gibt, und von derselben Art wie in St. Catharina. Der Gouverneur-Intendant besitzt allein eine in Lima verfertigte Calesche und gebraucht sie selten oder nie. Die Pferde sind schön und gut und das Reiten allgemein; die Frauen reiten ebenfalls oder gebrauchen auf ihren Reisen Karren, die unsern Schäferhütten ähnlich sind und von Ochsen gezogen werden.
Der Creol ist immer nur zu Pferde, der Aermste besitzt wenigstens ein Maulthier, und selbst der Knabe reitet hinter den Eseln her, die er treibt. Die Wurfschlinge ist im allgemeinen Gebrauch.
Wir erwähnen einer Sitte, die seltsam auf religiösen Begriffen begründet, unser Gefühl beleidigte. Wenn ein Kind nach empfangener Taufe stirbt, wird am Abend vor der Beerdigung, die Leiche selbst wie ein Heiligenbild aufgeputzt und im erleuchteten Hausraume aufrecht über eine Art Altar ausgestellt, der mit brennenden Kerzen und Blumenkränzen prangt. Die Menge findet sich dann ein und man vergnügt sich die Nacht über mit weltlichem Gesang und Tanz. Wir waren zweimal in Talcaguano Zeuge solcher Feste.
Einzelne Araucaner, die wir in Conception sahen und die den Aermern ihres Volks angehörten, welche sich den Spaniern als Tagelöhner verdingen, konnten uns kein wahres Bild jener kriegerischen, wohlredenden, starken und reinen Nation geben, deren Freiheitssinn und gelehrte Kriegskunst ein unüberwindliches Bollwerk den Waffen erst der Incas und sodann der vernichtenden Eroberer der neuen Welt entgegensetzten. Die Peruvianer drangen nicht südlicher in Chili vor, als bis zum Flusse Rapel, und der Biobio ist die eigentliche Grenze der Spanier geblieben, die südlicher nur die Plätze S. Pedro, Aranco, Valdivia, den Archipelagus Chiloe und unbedeutende Grenzposten besitzen, zu denen der Weg durch das unabhängige Land der Indianer führt.
Wir werden über die Geschichte von Chili und seine Völker Bücher nicht ausschreiben, die jeder zur Hand nehmen kann.
Ovalle (P. Alonzo) Breve relacion del Reyno de Chili 1646.
Molina, Saggio sulla storia civile del Chili. 1787. 8.
Der
Abate Giovanni Ignazio Molina, ein geborner Chileser, wird zu den vorzüglichsten Schriftstellern der Italiänischen Literatur gerechnet. Wir bedauern, daß sein historisches Werk nicht wie sein naturhistorisches ins Deutsche übertragen worden. Man kann in demselben ein
Catalogo di scrittori delle cose del Chili nachsehen; einen Nachtrag zu demselben, im
Mithridates, 3r Thl. 2te Abthl, p. 591 und folgende und in
Linguarum totius orbis index J. S. Pater Ber. 1815. p. 18.
Unter den Hilfsmitteln zur Erlernung der Araucanischen Sprache, heben wir aus:
B. Havestadt Chilidugu Monast. 1777, welches zugänglicher als die verschiedenen in Lima erschienenen Ausgaben von
Louis de Valdivia, allen Sprachforschern wie uns zu Gebote stehen wird. –
Molina selbst gibt im
Saggio sulla storia civile ein sehr bestimmtes und klares Bild dieser schönen Sprache. Wir werden am andern Orte Veranlassung finden, die Völker und Sprachen von Südamerika, mit denen die Inseln des großen Oceans und des östlichen Asiens zu vergleichen und erwähnen, und daß uns unsere Forschung davon entfernt hat, eine Gemeinschaft unter ihnen anzunehmen.
Ovalle ist getreu, ausführlich und weitschweifig.
Molina schreibt mit Vorliebe für sein Vaterland eine Geschichte, die man nicht ohne Vorliebe lesen kann, und wahrlich die Geschichte eines Volkes, das noch auf der Stufe steht, wo der Mensch als solcher gilt, und in
selbstständiger Größe und Kraft hervortritt, muß anziehender seyn, als die polizirten Staaten, wo Rechenkunst obwaltet, der Charakter zurücktritt und der Mensch nur abwägt oder abgewogen wird.
Unter den Quellen zu der Geschichte von Chili, werden mehrere spanische Heldengedichte aufgezählt, worunter die Araucana von Don Alonzo de Ercilla den ersten Rang behauptet. Dies Werk wird im Don Quixote rühmlich erwähnt; Voltaire hat es gelobt, und eine Ausgabe davon ist in Deutschland (Gotha 1806-7) erschienen. Dieses schön versificirte historische Fragment, dessen Verfasser Kriege besingt, worin er selber gefochten, verdient weniger die Aufmerksamkeit der deutschen Literatoren als die der Geschichtsforscher. Die Geschichtsschreiber beziehen sich mit Zutrauen darauf und es ist in Chili, wo es für ein nationales Gedicht gilt, das Buch, das am mehrsten gelesen wird.
Wir werden die Notizen, die wir dem Pater Alday, einem Missionär, der einen Theil seines Lebens unter diesen Völkern zugebracht hat, verdanken, als einen Nachtrag zu den Geschichtsschreibern von Chili, mittheilen und nur noch weniges erinnern.
Der letzte Vertrag zwischen den Spaniern und Indianern ward Anno 1773 geschlossen. Letztere unterhalten seit der Zeit einen Residenten beim Capitain-General von Chili in San Jago und der Friede hat ungestört bestanden. Laperouse scheint geflissentlich getäuscht worden zu sein, um ihn oder die Gelehrten seiner Expedition von einer Excursion ins Innere des Landes abzuhalten. Man spiegelte ihm einen Krieg vor, von dem die Geschichte nichts weiß. Man sagte uns, daß unter den jetzigen Umständen, die Indianer treu an dem König von Spanien hingen, und die Bergpäße gegen die von Buenos-Ayres besetzt hielten. Die directe Communication der Colonie mit dem Mutterlande, die sonst über die Cordillera bei Mendoza, die Pampas und Buenos-Ayres ging, ward zu unserer Zeit über Lima und Carthagena wiederherstellt. Ein Parlament, feierliche Volksversammlung der Indianer, zu welchen, spanischer Seits der Capitain-General selber erscheint, wo die Interessen beider Nationen erwogen und der Freundschaftsbund besiegelt wird, sollte binnen wenigen Wochen am gewohnten Grenzorte Los angeles gehalten werden, und es war uns schmerzlich diese Gelegenheit zu verfehlen, die große Versammlung eines freien Volkes zu sehen, dessen Geschichte, selbst von seinen Erbfeinden aufgezeichnet, an großen Männern und Thaten so reich erscheint.