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(Aus dem Spanischen Manuscript übersetzt.)
Die Geschichte des Reiches Chili ward vom Anfange an durch Garcilaso de la Vega, seiner Geschichte von Peru beigemischt, aufgeschrieben. Unser berühmte Ercilla verherrlichte sie bis zu dem Ende seiner eigenen Sendung in heroischen Versen. Auf das treffendste schrieb in Rom der Pater Ovalle die Thaten und Schicksale dieses Reiches von dessen Begründung an bis zu seiner Zeit, und endlich der Abate Molina vollendete das Werk und führte diese Geschichte in allen ihren Theilen aus. Dieser gelehrte Exjesuit handelt, was das Mineral- und Pflanzenreich anbetrifft, auf das vorzüglichste, so daß dem, was er darüber sagt, nichts hinzugefügt werden kann. Unerschöpflich sind die Reichthümer, die Chili hegt, sein Boden ist der angemessenste für jedes der Erzeugnisse, die Europa bereichern, indem es an seinen äußersten Grenzen einer gleichmäßigen Temperatur genießt, und weder die Gewitter kennt, die dem Seidenwurm feind sind, noch den Hagel, der die Früchte der Erde gefährdet. Kein reißendes Thier hält sich in seinen Gebirgen auf, das den Menschen bedrohen könne, und kein einziges giftiges Gewürm kommt innerhalb seiner Grenzen vor.
Die Indianer, die das Land von dem Flusse Biobio an bis zu Osorno bewohnen, sind in vier Provinzen eingetheilt, die sich wie vier Streifen vom Norden zum Süden erstrecken. Ihre Anzahl kann sich auf ungefähr 80,000 Seelen belaufen. Sie sind im Allgemeinen von mehr als mittlerer Statur, kräftig und stark und von großer Behendigkeit. Alle sind außerordentlich dem Trunk ergeben Ihr berauschendes Getränk ist Aepfelwein; auch ärmere Creolen bereiten und trinken ihn. Uebers., und dieß ist der Hauptgrund der Verminderung, die wir unter ihnen bemerken, wenn wir ihre jetzige Volksmenge mit der vergleichen, welche uns die Geschichte zu der Zeit der Eroberung zeigt. Deßhalb sagt auch ein scharfsinniger Beobachter, Don Garcia Hurtado de Mendosa habe den ärgsten Krieg gegen sie geführt, als er ihnen den Apfelbaum gegeben. Diese Bäume bilden nun ganze Wälder in ihrem Gebiete. Das Blut der Indianer findet sich heut zu Tage nirgends mehr rein. Es rühret her theils von den vielen Spaniern, die eine Zuflucht vor der Gerechtigkeit unter ihnen gesucht, theils von den Spanierinnen, die sie bei Zerstörung von sieben Colonieen in verschiedenen Ereignissen des Krieges zu Sklavinnen gemacht, theils von den Holländern, die in so großer Anzahl von der Holländischen Expedition desertirten, welche unter der Regierung Philipp IV. bei Valdivia landete, daß deren Führer bei seinem Rückzug zwei Galeonen zu Grunde bohren mußte, die zu bemannen er nicht stark genug mehr war. Man sieht jetzt die Nachkömmlinge dieser Holländer von Villarica und Tolten bis zu den Ufern des Rio de la Imperial Die Nachrichten, die wir haben von der Expedition der Holländer nach Chili im Jahre 1643 unter Hendrick Brouwer sind im entschiedenen Widerspruch mit den hier angeführten Thatsachen. Man vergl. Burney cronological history T. 5. p. 113. Molina berührt nur flüchtig dieses Ereigniß..
Das Land der Indianer ist, nach Maßgabe der Polhöhe, von gleicher Fruchtbarkeit mit dem der Spanier. Aber man sieht darinnen, wegen der beträchtlich verminderten Bevölkerung, viele mit hohen Bäumen und niedrigem Gesträuch bewachsene Felder, deren ebener Boden bezeugt, daß sie einst dem Feldbau angehört, und von denen es sich aus vielen Zeichen darthun läßt, daß sie ihre ehemaligen Bewohner verloren.
Die zahlreichen Baumarten, die im Lande der Indianer, sowohl in der Ebene, als auf dem Abhange der Cordillera wachsen, kommen in dem Spanischen Gebiet auch vor. Der Taijo nur macht eine Ausnahme. Die Rinde dieses Baumes, die glatt ist und von der Dicke einer Linie, ist für die Heilung innerlicher Aposteme und jeder Art Fistel oder Wunde von besonderer Kraft. Man trinkt für innerliche Aposteme und Geschwüre Wasser, worin sie gekocht worden, und man badet und wascht sich für solche äußerliche Uebel mit diesem Wasser, und überstreut sich sodann mit dem Pulver derselben Rinde, die getrocknet und zerrieben worden. Die übrigen Pflanzen und Kräuter dieses Landstriches sind von gleicher Eigenschaft mit denen, die das Spanische Gebiet hervorbringt.
Man trifft in den Gebirgen Löwen an, die sich von andern Thieren ernähren, den Menschen aber, die sie meiden, unschädlich sind. Daselbst kommen auch etliche Bergziegen und Rehe, von der Größe eines Lammes, vor; ihr Fleisch ist von gutem Geschmack. Die Flüsse sind an guten Forellen und minderen Fischarten reich. An ihren Ufern kommt ein Thier vor, jedoch nicht häufig, welches von Fischen lebt, von den Spaniern Wasserkatze und von den Indianern Guillin genannt wird. Sein Fell gibt ein schätzbares Pelzwerk ab, und das äußerst feine Haar hat seines Gleichen nicht für die Verfertigung von Hüten Castor Huidobrius. Molina. .
Wir kehren zu den Indianern zurück. Sie gebrauchen, um die Freiheit ihrer Staaten zu bewahren, eine gar behutsame Politik. Sie lassen keinen Spanier noch Fremden durch ihr Gebiet reisen, geschweige denn dasselbe durchforschen, ohne Vorwissen und Erlaubniß des Caziken des Distriktes, welche Erlaubniß er nie ertheilt, ohne den wohl zu kennen, dem er sie gibt. Dieses wird auch in Ansehung der Missionaren beobachtet, die im Innern des Landes von einer Mission zur andern reisen, ohne von dem Missionare des Distriktes selbst begleitet zu seyn; denn gegen diesen besondere Vorsichtsmaßregeln zu gebrauchen, so weit erstreckt sich das Mißtrauen des Indianers nicht. Ich werde das Maß ihrer mißtrauischen Bedächtlichkeit angeben. Die mehrsten Indianer sind Christen, und alle, ohne Ausnahme, mögen und wollen, daß ihre Kinder getauft werden; aber sie weigern sich, sobald als solche in dem Alter sind, den christlichen Unterricht zu empfangen, sie der Kirche zu überantworten, weil, sagen sie, die Missionaren, falls sie sich der Kinder bemeisterten, sich auch der Aeltern bemeistern würden, und sie also die politische Freiheit ihrer Väter einbüßen würden. Es werden daher in den Tabellen, die ich einreiche, nur die Indianer aufgeführt, die in den bestehenden Missionen als Kinder der Kirche leben, und nicht solche, die sich mit den Heiden des Distrikts vermengt.
Man kann im Uebrigen die Relation von Thomas Falkaner, gedruckt in London Anno 1774, nachlesen; dieser geborne Engländer brachte in Paraguay, dem Reiche Chili und an den Patagonischen Küsten vierzig Jahre zu.
Die Eintheilung der Indianer in vier Provinzen ist bereits erwähnt worden. Namentlich die Araucaner, die Llanistas oder Bewohner der Ebene, die Huylliches und die Pehuenches. Die Araucaner bewohnen die Küste, eingetheilt in folgende Gouvernements: Arauco, das der ganzen Provinz den Namen gibt; Tucapen, aus welchen sie stets zu ihren größten Unternehmungen ihre Feldherren erwählt, Lleulleu, Tirna, Imperial bara, Voroa, Tolten, wo die Gerichtsbarkeit von Valdivia anfängt, Mariguirra, Valdivia, Eudico, Eumcos. Jedes Gouvernement hat seinen ersten Caziken, der allen Bezirken befiehlt, die sein Gebiet umfaßt. Jedem Bezirke steht ein Indianer von Ansehen vor, mit dem Namen Guilmen Die Würden von Caziken und Guilmen sind erblich. Dieselbe Einteilung in Gouvernements und Bezirke, und dieselben Namen von Cazike und Guilmen, finden in den drei andern Provinzen statt, bei den Llanistas, Bewohner der Ebene, den Huylliches, Bewohner des Abhanges der Cordillera, den Pehuenches, Bewohner ihrer Thäler und ihrer Höhen und innern Thäler. Kein Cazike oder Guilmen mischt sich in eines andern Gebiet ein. Sie berufen, um wichtige Geschäfte abzuhandeln, Provinzial-Versammlungen, die der Küste von Arauco bis zu Tolten, in Chili und die von Tolten bis zu Cumcou in Valdivia. Unter ihnen herrscht die größte Eintracht. Die Caziken kommen allein mit wenigen Kriegsleuten zu den Provinzialversammlungen; betrifft aber das Geschäft das ganze Land, so nehmen Beauftragte der andern Provinzen Antheil an den Rathschlägen, nachdem die Sache in der Versammlung Einer jeglichen erwogen worden. Alle Indianer, bis auf die Pehuenches, bauen das Feld und säen Waizen, Mais, Gerste, Bohnen verschiedener Arten und Lein, dessen Samen sie essen und dessen Stroh sie zu Besen benutzen. Sie besitzen Alle Pferde, Rinder, Schafe, Schweine und Hühner; die Maulthiere sind selten. Sie pflanzen oder säen weder Gartengewächse noch Fruchtbäume. Rinder und Pferde verbreiten allein den Samen des Apfelbaumes. Die Pehuenches besitzen viele Stutereien, die sie durch Fleisch und Milch mit Speisen versorgen, und ob sie gleich Rinder und Schafe halten, so essen sie doch nie deren Fleisch. Sie verarbeiten selbst die Wolle ihrer Schafe, und verhandeln die Rinder an die Spanier, Die Frauen sind im Allgemeinen sehr arbeitsam, sie helfen ihren Gatten bei den Arbeiten des Feldes, und leben dem Manne dergestalt unterwürfig, daß die Buße, die Gott dem ersten Weibe auferlegte, sich an ihnen in ihrer ganzen Fülle offenbart.
Tabellarische Uebersicht
der Missionen des Collegii de propaganda fide san Il de fonse, der Stadt Chillan im Reiche Chili und der durch dieselben gewonnenen Früchte, seit sie durch besagtes Collegium besorgt worden, mit Bemerkung des Jahres ihrer Stiftung und der Zahl der in jeglicher beschäftigten Missionarien.
Entworfen im Jahre Christi 1815.
Kurze Nachricht
der Missionen, die sich verloren haben, mit Bemerkung des Jahres, worin sie gestiftet und eingezogen, und der durch sie gewonnenen Früchte.
Die mit † bezeichneten Missionen verdanken ihre Stiftung den Jesuiten und kamen in die Hände der Franziskaner, in dem Jahre, welches in die Tabelle eingetragen ist. Die unter dem Buchstaben V angeführten, liegen in der Gerichtsbarkeit von Valdivia, die unter dem Buchstaben O in der Gerichtsbarkeit von Osorno, die unter dem Buchstaben C in der Gerichtsbarkeit von Chili. Alle sind eigentliche Missionen, St. Barbara ausgenommen, welche ein Hospitium für die ist, die zur geistlichen Gewinnung der Nation Pehuenche, welche die Cordillera bewohnt, bestimmt sind. Daselbst hatten die Franziskaner drei Missionen, die in der zweiten Tabelle unter dem Buchstaben P aufgeführt sind, mit Bemerkung des Jahres, worin sie verloren gingen. Sie sind aus Mangel an Missionaren nicht wiederhergestellt worden, obgleich im Jahre 1803 die Indianer darum angehalten, da sie wohl erkennen, zu welchem Nutzen es ihnen gereicht, Missionaren unter sich zu haben, die ihnen helfen und Einhalt thun in der Wuth ihres thörichten Heidenthums. Die in derselben Tabelle mit dem Buchstaben C bezeichnete Mission gehörte zu Chili, die mit dem Buchstaben V. zu Valdivia.
Die drei ersten Missionen der zweiten Tabelle, liegen in den Voralpen der Cordillera de los Andes, woselbst von dem Ursprünge des Flusses Nuble an, bis zu dem Archipelagus Chiloe sich folgende Vulkane befinden: Chillan, Antuco, Callagui, Chandel, Villa rica, Huanchue, Copi, Uanguihue und Purarauco. Es ist zu bemerken, daß sich am Fuße jeglichen Vulkans, ein großer See befindet, und daß die Hauptflüsse dieses weiten Landstriches aus diesen Seen entspringen. Namentlich vom Chillan oder aus seinem See fließt der Fluß Nuble, vom Antuco die Laxa, vom Callagui der Biobio, vom Chandel der Imperial, vom Villa rica der Tolten, vom Huanchue der Fluß von Valdivia, vom Copi der Rio bueno, von Llanguihue der Pilmayguen, und von Puraranco der Fluß Rauhue, der das Gebiet von Osorno bewässert und auf dem halben Wege nach Chiloe einen zweiten Arm bildet, der den Namen Maypuhue erhält.
Die Indianer, die die Cordillera bewohnen, heißen Pehuenches, Name, der sich von den Tannen herleitet, die daselbst in großer Menge vorkommen. Sie sind äußerst rüstig und über allen Begriff gegen die Hitze und die Kälte abgehärtet, sie sind gleich tapfer und kühn, und die Bewohner des Thales fürchten sie. Ihre gewöhnliche Nahrung ist Pferdefleisch und Tannenkerne, die das Gebirge im Ueberfluß hervorbringt. Sie säen keinerlei Saaten, und wenn sie Gemüse begehren, so tauschen sie solche von den Indianern der Ebene gegen Salz und Tannenkerne ein; sie treiben denselben Tauschhandel mit den Spaniern aus dem Gebiete der Cordillera. Sie besitzen äußerst reiche Salinen, die sich zwei Tagereisen weit von Osten nach Süden erstrecken, ohne daß man in dieser Ausdehnung einen einzigen Tropfen süßen Wassers anträfe. Das Salz ist sehr gesund, weiß wie Schnee, und läßt sich leicht so fein als Mehl zerreiben. Die Weiber, die sehr arbeitsam sind, weben viele Ponches, und die Männer verfertigen zu Zeiten, und gleichsam zur Erholung, Troge und andere Holzarbeiten. Diese Industrie ist die Frucht ihres Verkehrs mit den Spaniern. Die Tanne ist unter den wenigen Baumarten, die die Cordillera hervorbringt, die vorzüglichste. Dieser Baum wächst bis zu der Höhe von 25 Varas (ungefähr 75 Fuß), und seine Stärke ist seiner Höhe angemessen. Es ist zu glauben, daß, wenn man ihm nur einige Aufmerksamkeit schenkte, er als Schiffsbauholz alle übrige Holzarten übertreffen würde. Die Pehuenches verkehren mit den Spaniern jenseits der Cordillera bis Buenos ayres. Sie führten ehemals Raubzüge durch die Pampas aus, plünderten die Reisenden, brachen in die geringern Dörfer und Ansiedelungen der Spanier ein, mordeten die Männer, und entführten die Weiber und Kinder, die sie als Sklaven behandelten. Die Missionaren haben einige dieser Unglücklichen losgekauft und befreit. Jetzt werden die Pehuenches im Zaum gehalten durch die zwei Forts S. Juan und S. Carlos, welche die aus Mendosa an angemessenen Orten errichtet.