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Die hohen, vollen Wälder, die die Cocospalme auf den Penrhyn-Inseln bildet, täuschten uns von fern mit dem Anschein erhöheter Ufer. Rauch verkündete die Gegenwart des Menschen. Bald als wir uns dem Lande genähert, umringten uns zahlreiche Boote, und ein friedliches Volk begehrte mit uns zu verkehren.
Die Insulaner sind stark und wohl gebaut, beleibter als die Bewohner der Oster-Insel, und von derselben Farbe, als sie. Sie sind nicht tatuirt, dagegen haben viele quer in die Haut des Leibes und der Arme eingerissene Furchen, Striemen, die bei Einem noch frisch und blutend schienen. Es fehlen ihnen öfters die Vorderzähne. Aeltere Leute werden feist und haben dicke Bäuche. Wir bemerkten verschiedene Greise, die den Nagel des Daumes wachsen gelassen, redendes Ehrenzeichen ihres vornehmen Müßigganges. Bei Einem hatte dieser einwärts gebogene Nagel eine Länge von 2 bis 3 Zoll erreicht.
Wir zählten gegen 36 Boote. In jedem waren 7 bis 13 Männer, welche zu Einer Familie zu gehören schienen. Ein Greis (der Hausvater?) stand in der Mitte und führte das Wort. Er hatte, anscheinlich als Friedenszeichen, das Ende eines Cocosblattes um den Hals gebunden. Weiber befanden sich nur in drei Booten. In diesen nahm ein bejahrtes Weib (die Hausmutter?) den hinteren Sitz ein und schien eine gewichtige Stimme in den Angelegenheiten der Männer zu haben. Die Autorität keines Einzelnen schien sich weiter, als über sein eigenes Boot zu erstrecken.
Die Weiber tragen einen mit freihängenden Baststreifen besetzten Gürtel, welcher dem Männerkleide von Radack ähnlich ist. Die Männer an dessen Statt nur ein durch Schnüre befestigtes Bündel von Cocosblättchen. Nur wenige hatten eine ärmliche Schulterbedeckung. Diese besteht in einer groben, aus zwei Stücken von einem Cocosblatt geflochtenen Matte. Ein Theil der Mittelrippe, der die Blättchen trägt, bildet den unteren Saum dieses korbähnlichen Mantels. Zuweilen sind gebleichte Pandanusblätter, der Zierlichkeit wegen, eingeflochten. Wenige trugen einen Kopfputz von schwarzen Federn.
Sie drängten sich gesprächig und zutraulich an das Schiff, keiner aber unterfing sich, unsern Einladungen, auf dasselbe zu steigen, Folge zu leisten. Sie hatten gegen unsere Waaren nach denen sie sich begierig zeigten, und die sie mit einer Art Verehrung empfingen, nur wenig zu vertauschen; einige Cocosnüsse, mehrstens unreife, den Durst zu löschen, zufällig mitgenommene Gerätschaften und ihre Waffen. Diese sind lange Spieße von Cocosholz, an deren Fuß eine Handhabe von anderem Holze mit Schnüren von Cocosbast befestigt ist, und deren Spitze entweder erweitert und zweischneidig, oder einfach und lang zugespitzt ist. Sie weigerten sich erst, diese Waffen zu veräußern, und entschlossen sich nur dazu gegen lange Nägel oder wollene scharlachne Gürtel. Wir erhandelten von ihnen etliche Fischangeln, die aus zwei Stücken ächter Perlmutter zusammengesetzt und auf das zierlichste gearbeitet, denen der Sandwich-Inseln vollkommen gleich waren.
Die Boote sind aus mehreren, mittelst Schnüren von Cocosbast wohl an einander gefügten Holzstücken gearbeitet. Beide Enden sind über dem Wasser abgerundet, und unter dem Wasser mit einem vorspringenden Sporen versehen. Sie haben einen Ausleger, und die Waffen liegen auf demselben verwahrt.
Ein Boot, welches aus einer der entfernteren Inseln der Gruppe unter Segel auf uns zu kam, wurde nicht erwartet.
Die niedere Gruppe der Penrhyn ernährt reichlich eine starke Bevölkerung, welches das Ansehen der Menschen verbürgt. Wir kennen von ihren Erzeugnissen nur die Cocoswälder sonder Gleichen, die sie überziehen, und den Pandanus. Welche Früchte sonst und welche Wurzeln, ob auch das Schwein und der Hund, oder letzterer allein daselbst vorhanden sind, haben wir aus keinen Merkmalen abnehmen können.
Als wir uns von den Penrypn entfernten, überhingen sie blitzend und donnernd Gewitterwolken, und gewährten uns ein erhabenes Schauspiel, dessen man selten zur See genießt.
Die niedern Inseln unter dem 15º S. B. zwischen den 138º und 149º W. B.