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Der scharfsinnige Pedro Fernandez de Quiros 1605 wollte südwärts nach der Mutter so vieler Inseln forschen ( en demanda de la madre de tantas Islas), die man schon damals im großen Ocean entdeckt hatte. Wir haben diese Mutter in dem Continent erkannt, in dessen Osten man sie antrifft, wie man die Seevögel über dem Winde der Klippen antrifft, die ihr Mutterland sind und zu welchen sie Abends mit der sinkenden Sonne nach ihren Nestern zurückkehren.
Dieses Bild, welches besonders treffend auf die Inseln der ersten Provinz paßt, hat sich uns wieder aufgedrungen, als wir von dem östlichen entfernten Radack auf die westlicheren Carolinen, von dem sich verlierenden Kinde zu den Kindern im Schooße der Mutter zurückgekehrt. Uns empfängt eine reichere Natur, und dasselbe Volk ist bei gleicher Lieblichkeit gebildeter.
Der Meerstrich, den die Carolinen einnehmen, ist heftigen Stürmen unterworfen, die meist den Wechsel der Monsoons bezeichnen. Diese Orkane, die die Spanier auf den Philippinen- und Marianen-Inseln mit dem Tagalischen Wort Bagyo nennen, verwüsten zuweilen auf den niederen Inseln alle Früchte, so daß die Menschen eine Zeitlang sich von dem Fischfang allein zu ernähren gezwungen sind. Sie befährden die Inseln selbst, gegen die sie das Meer empören. Kadu hat auf Mogemug einen Orkan erlebt, während dem das Meer eine zwar unbewohnte, jedoch mit Cocospalmen und Brodfruchtbäumen bewachsene Insel wegspülte.
Herr Wilson gewährt uns einen Blick über die Natur der Pelew-Inseln und deren Erzeugnisse. Eap, das andere westliche hohe Land der Carolinen, erscheint uns, obgleich ohne hohe Gipfel, als der Sitz vulkanischer Kräfte. Die Erdbeben sind häufig und stark, es werden sogar die leicht gebauten Häuser der Eingebornen davon umgestürzt. Die Korallenriffe von Mogemug und Ulea werden, wenn auf Eap die Erde bebt, erschüttert, jedoch mit minderer Gewalt. Kadu hat dasselbe von Feis nicht erfahren. Nach seiner Bemerkung sind auf Eap die Nächte bei gleich warmen Tagen viel kühler als auf Ulea. – Eap bringt Schleifsteine hervor, die die östlicheren niedern Inseln von daher beziehen. Sie sind ein freundlicheres Geschenk der Natur als das Silber, welches Cantova dieser Insel auf Zeugniß des dort gebornen Cayal zuschreibt. Kadu erklärt uns diese Sage. Ein weißer Stein wird in den Bergen von Eap gefunden, worauf die Häuptlinge ein ausschließliches Recht haben. Ihre Ehrensitze sind davon gemacht. Ein Block bildet den Sitz, ein anderer die Rücklehne; Kadu hat diesen Stein gesehen, es ist nicht Silber, nicht Metall. Ein gelber Stein hat auf Pelli (die Pelew-Inseln) gleiche Würde. Man erinnere sich aus Wilson des als Kriegstrophee entführten Sitzes eines Häuptlinges. Ein Töpferthon wird auf Eap wie auf Pelli benutzt, es werden längliche Gefäße daraus gebrannt. Die Kunst kann auf den niedern Inseln ohne das Material nicht bestehen.
Die verschiedenen nutzbaren Palmen der Philippinen ( Palma brava, Pala de Cabello negro), die unter den Gewächsen der Pelew-Inseln angeführt werden, lassen uns den Reichthum ihrer Flora ermessen. Eap genießt mit Pelew die Vorrechte eines hohen Landes; wir finden unter den Erzeugnissen von Eap die Arecapalme ( Areca catheca), den Bambus, drei in den Bergen wachsende Baumarten, aus deren Holz man Boote baut, wozu auf den niedern Inseln nur der Brodfruchtbaum gebraucht wird. Die Aleurites triloba, den Würznelkenbaum ( Coryophyllus aromatica), der nicht bloß nicht geachtet, sondern noch verachtet wird, und nebst zwei andern Bäumen, die nutzlos und bittern Geschmackes sind, der Schlechtigkeit und Häßlichkeit zur Vergleichung dient. Der Orangenbaum, das Zuckerrohr, und endlich der Curcuma, der freilich auch aus Ulea und den niedern Inseln vorkömmt, aber in größerem Reichthum auf Eap. Kadu erkannte auf den Sandwich-Inseln und unter den auf die Riffe von Radack ausgeworfenen Sämereien viele Arten, die theils auf Eap, theils auch auf den niedern Inseln der Carolinen einheimisch sind. Feis erfreut sich unter allen niedern Inseln des reichsten Bodens und der reichsten Flora. Der seines vielfachen Nutzens wegen aus Eap verpflanzte Bambus ist da gut fortgekommen. Die andern Inselgruppen beziehen ihren Bedarf aus Eap. – Ulea und sämmtliche niedere Inseln dieser Meere bringen viele Pflanzenarten hervor, die auf Radack nicht sind, und haben eine bei weitem üppigere Natur. D. Luis de Torres hat sogar Pflanzen von Ulea nach Guajan überbracht, die der Flora dieses hohen Landes fremd waren.
Alle diese Inseln sind reich an Brodfruchtbäumen, Wurzeln, Bananen. Die Volksnahrung scheint auf den niedern Inseln auf dem Brodfruchtbaum zu beruhen, von dem verschiedene großfrüchtige Abarten unter verschiedenen Namen cultivirt werden. Die Wurzeln machen auf den hohen Landen die Volksnahrung aus. Die süße Kartoffel ( Camotes) Die Spanier nennen die süßen Wurzeln Camotes, und es scheint, daß sie dieses Wort von den Sprachen der Philippinen entlehnt haben. Der Camote der Tagalen und Bisayas war auf diesen Inseln vor der Eroberung angebaut., die, nebst dem Samen anderer nutzbarer Pflanzen, Cayal, drei seiner Brüder und sein Vater Corr von den Bisayas (Philippinen-Inseln), wo sie verschlagen worden, nach Eap zurück brachten und von wo sie sich auf andere Inseln verbreitet hat, (s. Cantova) kömmt nach Kadu auf Ulea nicht fort. Die Wurzel der Arumarten erreicht nur auf dem hohen Lande und allenfalls auf Feis ihren vollen Wachsthum. Auf den Pelew-Inseln werden verschiedene Varietäten der einen Art angebaut, von denen etliche zu einer außerordentlichen Größe gelangen Im Account of the Pelew-Islands steht überall Jams, d. i. Dioscorea irrig für Taro oder Arum Lin.. – Der Pandanus wächst auf allen Carolinen, ohne daß seine Frucht gegessen oder nur zum Schmuck benutzt werde. Es kömmt keine der veredelten Abarten vor. Die Agricultur von Eap muß unvergleichlich seyn. Schwimmende Arumgärten werden da auf den Wässern, auf Holz- und Bambusflößen künstlich angelegt.
Der Pisang wird nicht sowohl der Frucht als seiner Fasern wegen cultivirt, aus welchen die Weiber zierliche mattenähnliche Zeuge oder zeugähnliche Matten zu weben oder zu flechten verstehen. Die Stücke dieser Zeuge sind in Gestalt eines türkischen Shawls, eine Elle breit und etliche Ellen lang. Eingeschlagene schwarze Fäden bilden zierliche durchwirkte Muster an beiden Enden, und die Fäden des Aufzuges hängen als Franzen heraus. Diese Zeuge werden zuweilen mit Curcuma gefärbt. In der Reisebeschreibung des Capit. James Wilson, der im Duff 1797 mit den Insulanern der Provinz von Ulea verkehrte, werden diese Zeuge beschrieben, und die Kunst, sie zu verfertigen, ohne allen Grund der Belehrung der Spanischen Missionarien zugeschrieben Wir erklären uns leicht, daß die Eingebornen das Eisen mit dem Namen begehrten, unter welchem Luito neun Jahre früher vieles von den Europäern auf Guajan erhalten hatte. ( Lulu, Chamori, für Parang, Ulea.) Wir begreifen aber nicht, daß die mitgetheilten Zahlen aus keinem der uns bekannten Dialekte dieser Meere sind. Wir erkennen nur die allgemeinen Wurzeln des Sprachstammes darin.. Die Bananenpflanze wird nach Kadu meist, bevor sie Früchte getragen, zur Gewinnung der Fasern abgeschnitten.
Eine andere Pflanze, eine Malvacea, liefert einen Bast, der ebenfalls auf einigen Inseln zu ähnlichen Zeugen verarbeitet wird Eine Stelle in Cantovas Brief bestärkt uns in der Vermuthung, daß die unfruchtbare Bananenart, die auf den Philippinen eigends ihres Flachses wegen cultivirt wird, gleichfalls auf den Carolinen sich vorfindet. » Mettre en oeuvre une espece de Plane sauvage et un autre arbre qui s'appelle Balibago pour en faire de la toile«..
Der Papier-Maulbeerbaum und die Bastzeuge von O-Waihi waren Kadu gleich unbekannt Eine Stelle in Pigasetta möchte auf die Vermuthung bringen, daß die kleine Schürze der Weiber auf den Marianen-Inseln Bastzeug gewesen sey. » Toile ou plutôt écorce mince comme du papier que l'on tire de l'aubier du palmier«. Seite 61 der franz. Ausgabe.. Die Curcumawurzel wird zu einem Pulver geraspelt, welches einen beträchtlichen Handelszweig von Eap ausmacht. Sich die Haut mit diesem Pulver zu färben, ist von Tuch im Osten bis Pelli im Westen eine allgemeine Sitte, die auf den südwestlich von den Pelew-Inseln gelegenen Gruppen nicht herrscht und auch auf den Marianen-Inseln nicht herrschte. So schmücken sich die Weiber jederzeit, und die Männer bei Festen, oder wo Krieg herrscht, zum Kampf, so werden die Leichen zur Bestattung geschmückt. – Die Sitte, den Betel zu käuen und die Zähne schwarz zu färben, ist ausschließlich auf Pelli, Ngoli, Eap und den Marianen-Inseln, wo sie ursprünglich auch war, beschränkt. Süßer Syrup wird aus dem Saft der Cocospalme nur auf den Pelew-Inseln gewonnen. Das Trinken des Kava und der Gebrauch des Salzes sind allen diesen Inseln gleich fremd.
Es finden sich auf keiner der Inseln der ersten Provinz des großen Oceans andere Hausthiere, als die, so die Europäer dahin gebracht. Wir lassen Wilson über die Pelew-Inseln berichten. – Nach Kadu ist vor langer, langer Zeit ein großes Schiff auf Mogemug gekommen, welches daselbst Katzen zurückgelassen hat. Die Art dieser Thiere hat sich von Mogemug aus nach Westen bis Pelli, nach Osten bis Ulea verbreitet. Sie werden auf diesen Inseln mit dem Spanischen Namen Gato benannt. Von einem sehr bejahrten Greise auf Mogemug haben Menschen aus Eap und aus Ulea, hat Kadu selbst in der Sprache jener Fremden von Eins bis Zehn zählen gelernt. So weit zählt er wirklich auf Spanisch mit Geläufigkeit und reiner Aussprache. Er hat ferner auf Mogemug zwei große irdene Gefäße (drei bis vier Fuß hoch) gesehen, die von jenem Schiffe herrühren. – Wir haben sonst von der Mission von Cantova auf Mogemug kein anderes Andenken aufgespürt. Von dem auf der Insel Falalep zurückgebliebenen Geschütz hat Kadu nichts vernommen Caschattel, Herr von Mogemug zur Zeit des Briefes von Cantova, war Kadu dem Namen nach als ein längst verstorbener Häuptling dieser Gruppe wohl bekannt..
Der Trichechus Dugong kommt in den Gewässern der Pelew-Inseln, wie in denen der Philippinen-Inseln, vor.
Cantova erwähnt der Jagd, die die Bewohner der niedern Inseln auf den Wallfisch machen. Es möchte vielleicht, was er davon berichtet, auf die Delphinenjagd zu beziehen seyn. Es kommen drei Arten Delphinen mit weißen, rothen, schwarzen Bäuchen in diesem Meerstriche vor. Wenn die von Ulea diese Thiere gewahr werden, so gehen kleine Boote, gegen achtzig an der Zahl, in die See, umzingeln die Heerde, treiben selbige gegen das Land, und wenn sie sich dem hinreichend genähert, belästigen sie die Thiere mit Steinwürfen, bis sie sich auf den Strand werfen. So wird man ihrer in großer Anzahl habhaft. Ihr Fleisch wird gern gegessen. Bei dem Zerschneiden sind kunstgerechte Schnitte zu beobachten. Ein falscher Schnitt entfernt die Thiere auf eine gewisse Zeit von der Insel. Zu Svilick, wo der Riff nur einen schmalen Eingang hat, werden die Thiere in die Laguna getrieben, und es wird keines getödtet, bis sie sich in gehöriger Anzahl (gegen ein halbes Hundert) eingefangen haben. Auf den zu Ulea gehörigen Inseln wird diese Treibjagd mit besonderem Erfolg ausgeübt. Man versteht auf anderen die Kunst nicht so gut. Die Delphine steigen zuweilen in die Flüsse von Eap hinauf, man versperrt ihnen dann die Rückkehr mit Netzen und sie werden harpunirt Die von Eap haben zum Fischfang größere Netze, dergleichen auf den niedern Inseln nicht üblich und vermuthlich nicht anwendbar sind..
Das Huhn findet sich auf allen Carolinen-Inseln, ohne daß man daraus besonderen Nutzen zu ziehen verstünde. Wir müssen gegen Cantova, der uns Bericht von Eingeborenen von Eap selbst mittheilt und sagt, daß eine Art von Crocodillen daselbst angebetet oder verehrt werde, das Zeugniß von Kadu ausführlich anführen.
Auf Pelli (den Pelew-Inseln) kommt eine Art Crocodill vor, Ga-ut genannt ( Ye-use nach Wilson.) Der Ga-ut hält sich beständig im Wasser auf und hat einen zusammengedrückten Schwanz. Die Kinderstimmen ähnlichen Töne, die dieses gefährliche Thier hervorbringt, möchten Unkundige verlocken. Der Ga-ut von Pelli wird auf Eap nicht angetroffen. Es hat sich nur einmal einer da gezeigt und ist getödtet worden, nachdem er ein Weib verschlungen hatte.
Eine große Art Eidexe, Kaluv genannt, kommt auf Pelli und Eap vor, und zwar ausschließlich auf diesen Inseln, und namentlich nicht auf Feis. Der Kaluv ist viel kleiner als der Ga-ut und sein Schwanz ist rund. Er geht zwar in das Wasser, wo er Menschen gefährlich werden kann, und frißt Fische, er hält sich aber meist auf dem Lande auf und kriecht auf die Bäume, wo er während der Tageshitze schläft. Kadu erkannte den Kaluv in der Figur der Lacerta Monitor, die Sonini und Latreille in den Suites à Buffon geben; das Fleisch dieses Thieres gilt auf Eap für giftig und wird nicht gegessen. Die Eingebornen meinen, man stürbe davon; sie tödten aber das Thier, wo sie können. Boclé, der angenommene Sohn des Häuptlings und Priester des Gebietes Kattepar, und seine Gefährten (unmaßgeblich Europäer) aßen das Fleisch ohne Aergerniß, wie ohne böse Folgen.
Unter den Insekten von Eap, die auf andern Inseln nicht vorkommen, führt Kadu einen sehr großen Scorpion an, dessen angeblich tödtlicher Stich durch den Saft von Kräutern geheilt wird, und eine kleine Art Lampyris, die nur in etlichen Gebieten angetroffen wird. Der Floh war Kadu, bevor er zu uns kam, völlig unbekannt.
Eisen wird von ausgeworfenen Schiffstrümmern auf Ulea, Eap und andern Inseln in reicherer Menge als auf Radack gewonnen. Es soll auf den Inseln im Südwesten von Pelli gar nicht vorkommen. Das Treibholz wird überall vernachlässigt.
Cantova erwähnt einer Mischung verschiedener Menschenracen auf den Carolinen, von der unsere Nachrichten schweigen. Wohl möchten Papuas aus den südlichen Landen durch irgend einen Zufall und etliche Europäer, Martin Lopez und seine Gefährten, oder Andere auf andern Wegen auf diese Inseln gelangt seyn, wie seit der Zeit es häufiger geschehen ist. Die Race der Eingebornen ist aber die, so auf allen Inseln des großen Oceans verbreitet ist. Ihr Haar scheint krauser-lockigt zu seyn, als das der Radacker. Alle lassen es lang wachsen und legen auf diese natürliche Zierde einen besonderen Werth. Es wird nur auf Eap den Kindern abgeschnitten.
Nach Kadu's Bemerkung sind die Bewohner des Gebietes Summagi auf Eap von ausnehmend kleiner Statur. Mißgeburten und natürliche Fehler sind nach demselben auf dieser Insel merkwürdig häufig. Er führte uns als Beispiele an: einen Mann ohne Arme, dessen Kopf außerordentlich groß ist, einen ohne Hände, einen andern ohne Daumen, einen Menschen mit nur einem Bein, Hasenscharten und Taubstumme Auch auf Eap hat Kadu einen monstruösen Kaluv gesehen, der zwei Schwänze und zwei Zungen hatte.. Selbst minder auffallende Fälle sind auf andern Inseln viel seltener. Eine Krankheit, die die Europäer auf den mehrsten Inseln der Südsee verbreitet haben, scheint nach Kadu auf Ulea nicht unbekannt zu seyn.
Die Menschen sind im Allgemeinen auf den Carolinen wohlgenährter und stärker als auf Radack. Die Tatuirung ist überall willkührlich und in keiner Beziehung mit dem religiösen Glauben. Die Häuptlinge sind mehr, als das Volk, tatuirt. Ein Stück Bananenzeug, ungefähr wie das Maro von O-Waihi und O-Taheiti, getragen, ist das bräuchliche Kleid, nur auf Pelli gehen die Männer völlig nackt, wie es auch ehemals auf den Marianen-Inseln der Fall war. Der Ohrenschmuck der Radacker wird nur auf Pelli nicht getragen. Der Nasenknorpel wird zum Durchstechen wohlriechender Blumen durchbohrt. Der Armband aus dem Knochen des Trichechus Dugong, den die Häuptlinge der Pelew-Inseln tragen, ist aus H. Wilson bekannt. Die Häuptlinge von Eap tragen einen ähnlichen breitern Armband, der aus einer Muschel geschliffen ist.
Die Häuser sind überall groß und geschlossen. Man kann ohne sich zu bücken, zu den Thüren eingehen. Gepflasterte Wege und viereckige Plätze vor den Häusern der Häuptlinge finden sich auf Eap wie auf den Pelew-Inseln, wo wir sie durch H. Wilson kennen gelernt.
Wir müssen dieses muthige Schiffervolk zuerst auf seinen Booten betrachten.
Von gleicher Bauart mit den Booten von Ulea sind nach Kadu, die von Nugor und Tuch, deren Völker durch ihre Sprachen abgesondert sind, und die von den gleichredenden niedern Inseln bis Ulea, Feis und Mogemug. Die anders redenden Einwohner von Savonnemusoch zwischen Nugor und Tuch unternehmen keine weite Seereisen und möchten andere Boote haben. Die Vergleichung welche Cantova zwischen den Booten der Carolinen und denen der Marianen anstellt, läßt uns auf diese zurückschließen. Die Boote der Marianen waren ähnlich denen von Ulea, jedoch vorzüglicher und bessere Seegler. Die zwei Boote, die Cantova gesehen, waren mit vier andern auf der Reise von Fatoilep nach Ulea von dem Westwinde ergriffen und zerstreut worden. Die meisten Menschen darinnen waren Eingeborne, beider benannten Gruppen, und wir nehmen an, die Boote selbst seyen von diesen Inseln gewesen. Das erste größere Boot, welches 24 Menschen trug, drei Kajüten hatte, und seiner Merkwürdigkeit wegen sorgfältig beschrieben wird, heißt: Une barque étrangère peu différente des barques marianoises, mais plus haute, das andere kleiner, une barque étrangère quoique semblable à celle des îles Marianes. Es heißt ferner, wo die Entfernung der Inseln unter sich geschätzt werden soll: J'ai fait attention à la construction de leurs barques qui n'ont pas la légereté de celles des Marianes, und wir glauben seines Ortes bewiesen zu haben, daß, wo kein anderer Maaßstab gegeben war, die Entfernungen noch zu groß angenommen worden sind. Ulea ist selbst in geringerem Abstand von Guajan niedergesetzt, anscheinlich wegen der falschen Bestimmung von Fatoilep durch Jean Rodriguez 1696 auf die sich Cantova verlassen hat.
Die Bauart der Boote von Eap und Ngoli, weicht wenig von der von Ulea ab. Die Eingebornen von Eap gebrauchen aber gerne Boote aus Ulea, die sie sich auf dem Weg des Handels verschaffen. Pelli hat eine eigene Bauart und die niedern Inseln im Südosten von Pelli, wieder eine andere. Pelli und diese Inseln stehen in der Schifffahrt nach, und ihre Boote besuchen die östlicheren Inseln nicht.
Die kühnsten Seefahrer sind die Eingebornen von Ulea und umliegenden Inseln, die auch Cantova für gesitteter als die übrigen hält. Les habitants de l'isle d'Ulea et des isles voisines m'ont paru plus civilisés et plus raisonnables que les autres. – Das Triebrad der Schifffahrt ist der Handel. – Die Hauptgegenstände des Handels sind: Eisen, Boote, Zeuge und Curcummapulver. – Wir haben an anderem Orte von dem Handel mit Guajan gesprochen, woselbst die von Ulea hauptsächlich Boote gegen Eisen verkaufen. Die von Feis, Eap und Mogemug, holen Boote in Ulea gegen Curcummapulver. Die von den östlicheren Inseln haben den Brodfruchtbaum im Ueberfluß und bauen alle ihre Boote selbst, die von Nugor und Tuch, holen in Ulea Eisen gegen Zeuge. Die von Ulea fahren auch gegen Tuch und Nugor, die von Sovonnemusoch werden auf diesen Reisen besucht, ohne selbst andere Inseln zu besuchen. In Pelli wird das Eisen, welches die Europäer dorthin bringen, gegen Curcumma eingehandelt. Auf den südwestlicheren Inselgruppen werden Zeuge gegen Eisen, welches ihnen fehlt, eingetauscht. Ein Geschwader von Zehn Seegeln, fünf aus Mogemug und fünf aus Eap, vollbrachte diese Reise, die Seefahrer selbst hat Kadu auf Eap persönlich gekannt.
Ihrer Schifffahrt dient zur Leiterin die Kenntniß des gestirnten Himmels, den sie in verschiedene Constellationen eintheilen, deren jede ihren besonderen Namen hat. Nach Cantova wird die Sternkunde gelehrt: Le maître a une Sphère, où sont tracés les principaux astres.
Sie scheinen auf jeder Fahrt den Auf- oder Niedergang eines andern Gestirns zu beobachten. Ein mißgedeuteter Ausdruck von Cantova, hat ihnen irrig die Kenntniß der Magnetnadel zuschreiben lassen. Ils se servent d'une boussole qui a douze aires de vent. Cantova meint nur die Eintheilung des Gesichtkreises, in zwölf Punkte, wie wir sie nebst anderen Benennungen der Rumben und Winde in unserm Vocabulario nach D. Luis de Torres und Kadu mitgetheilt haben. Der Steuermann eines Bootes leget nach Don Luis, ein Stückchen Holz, einen kleinen Stab flach vor sich hin und glaubt von demselben geleitet zu werden, wie wir von dem Compas. Es ist uns nicht unbegreiflich, daß dieser Stab im Moment der Beobachtung gestellt, im Gebiet sehr beständiger Winde den gegen den Wind zu haltenden Cours zu versinnlichen dienen könne.
Man zählt auf den Carolinen-Inseln Tage und Monde und theilt das Jahr nach dem Wiederkehr und dem Verschwinden der Gestirne in seine Jahrszeiten ein. Niemand aber zählt die Jahre. Das Vergangene ist ja vergangen, das Lied nennet die Namen die der Aufbewahrung werth geschienen, und sorglos wallet man den Strom hinab. » Carpe diem.«
Kadu wußte eben so wenig sein eignes Alter als jeder Insulaner des östlicheren Polynesiens. – Das Leben dieser Insulaner, unbedächtlich, entschlossen, und dem Moment gehörend, ist vieler der Qualen bar, die das unsere untergraben. Als wir Kadu von dem unter uns nicht beispiellosen Selbstmord erzählten, glaubte er sich verhört, und es blieb für ihn eins der lächerlichsten Dinge, die er von uns vernommen. Aber sie sind, und aus denselben Gründen fremder planmäßiger Bedrückung unduldsam, und die Geschichte hat den Selbstmord des Volkes der Marianen, unter den Spaniern, (den Boten des Evangelii?) in ihr Buch aufgezeichnet.
Es werden auf allen Carolinen-Inseln nur unsichtbare himmlische Götter geglaubt. – Nirgend werden Figuren der Götter gemacht, nirgends Menschenwerke, oder körperliche Sachen verehrt. Kadu war in der Theosophie seines Volkes wenig bewandert. Was wir ihm hier nacherzählen, läßt vieles zu wünschen übrig und bedarf vielleicht der Kritik. Wir haben nach ihm das Wort Tautup ( Tahutup, Cant,) auf Radack Jageach, durch das Wort Gott übersetzen zu müssen geglaubt. Nach Cantova sind die Tahutup abgeschiedene Seelen die als Schutzgeister betrachtet werden.
Der Gott ( Tautup) von Ulea, Mogemug, Eap und Ngli heißt Engalap. Der von Feis: Rongala der von Elath und Lamureck Fuss, der von der wüsten Insel Fajo: Lagé. –
Ist Engalap der Eliulep von Cantova, Aluelap von D. Luis de Torres, der große Gott?
Menschen haben Engalap nie gesehen. Die Väter haben die Kunde von ihm den Kindern überliefert. – Er besucht abwechselnd die Inseln, wo er anerkannt wird. Die Zeit seiner Gegenwart scheint die der Fruchtbarkeit zu seyn. Er ist mit Rongala, dem Gott von Feis, durch Freundschaft verbunden, sie besuchen gastfreundlich einander. Mit Fuss, dem Gott von Lamureck, scheint er in keinem Verhältniß zu stehen.
Es gibt auf Ulea und den östlicheren Inseln (Lamureck etc.) weder Tempel noch Priester und es finden da keine feierliche Opfer statt. Auf Mogemug, Eap und Ngoli, sind eigene Tempel erbaut, Opfer werden dargebracht und es gibt einen religiösen Dienst.
Kadu hat uns berichtet, wie er es auf Eap, wo er sich lange aufgehalten, befunden hat, und er behauptet, daß es auf beiden nächsten Gruppen sich ebenso verhält. Es haben beide Geschlechter andere Tempel und andere Opferzeiten. Bei den Opfern der Weiber ist kein Mann gegenwärtig. Bei den Opfern der Männer ist der Häuptling der Opfernde. Er weihet dem Gott durch Emporhalten und Anrufen, eine Frucht jeglicher Art und einen Fisch. Die Formel ist: Wareganam gure Tautup, das Volk wiederholt das letzte Wort. Die geopferten Früchte werden nicht verzehrt, sondern in dem Tempel weggelegt. Die Menschen bleiben zu diesen Opfern einen Monat lang im Tempel versammelt und abgeschieden, wo sie ihre Nahrung von Außen her erhalten. Jeder weihet von allen Früchten oder Fischen, die er während der Zeit verzehrt, den ersten Bißen nach obigem Brauche ein, und wirft dann solchen ungenossen weg. Gesänge oder Tänze finden in dem Tempel nicht statt. Diese Feierlichkeit wird abwechselnd einen Monat in einem Gebiete, den folgenden in einem andern gehalten. Kadu hat als ein Fremder der Feier im Tempel nicht beigewohnt. Er ist in demselben nie eingetreten. Der ist außer den Opferzeiten jedem andern als dem Häuptling und Priester verboten. ( Matamat.)
Rongala hat zu Feis keine Tempel. Es gibt aber Zeiten wo er auf die Insel herabsteigt, und unsichtbar im Walde gegenwärtig ist. Dann dürfen die Menschen nicht laut sprechen oder gehen, dann nähern sie sich dem Walde nur mit Curcumma gefärbt und festlich geschmückt.
Wir theilen die Götterlehre von Ulea nach Don Luis de Torres getreu und ausführlich mit. Cantova, den wir hier zu vergleichen bitten, erzählt die Abstammung der Götter, fast auf dieselbe Weise, und etwas vollständiger. Die liebliche Mythe von Olifat ist völlig neu.
Angebetet werden drei Personen im Himmel, Aluelap, Lugeleng und Olifat. Der Ursprung aller Dinge ist aber wie folgt. Vor allen Zeiten war ein Götterweib Ligopup geheißen. Diese wird für die Erschafferin der Welt gehalten. Nach Cantova Ligopund Schwester und nicht Mutter Eliulep (Aluelap T.) Erschafferin der Menschen. Die ersten der Götter sind aber Sabucur und sein Weib Halmelul, Eltern von Eliulep und Ligopud. Sie gebar Aluelap, den Herrn alles Wissens, den Herrn der Herrlichkeit, den Vater von Lugeleng. Lugueileng nach Cantova, der dessen Mutter nennt Leteuhieul aus Ulea gebürtig. Wer aber Lugelengs Mutter, und wie dessen Geburt gewesen, weiß man nicht. Lugeleng hatte zwei Weiber, eine im Himmel und eine auf Erden. Die himmlische hieß Hamulul, die irdische Tarisso, die an Schönheit und andern natürlichen Gaben, sonder Gleichen war.
Tarisso gebar Olifat, Oulefat. Cant. Er nennt die Weiber von Lugueileng nicht, läßt aber die irdische Mutter von Oulefat aus der Insel Falalu der Provinz von Hogoleu gebürtig seyn. – Diese Insel ist dem Kadu unbekannt; sie heißt Felalu auf der Karte von D. L. de Torres. nach vier Tagen Schwangerschaft aus ihrer Scheitel. Olifat entlief sogleich nach seiner Geburt, und man folgte ihm nach, um ihn von dem Blute zu reinigen. Er aber sagte: er wolle selber es thun, und litt nicht, daß man ihn berühre. Er reinigte sich an dem Stamme der Palmbäume, an denen er vorbei lief, daher sie ihre röthliche Farbe behalten. Man rief ihm zu und verfolgte ihn, um ihm die Nabelschnur abzuschneiden. Er aber biß sie sich selber ab, er sagte er wolle selber für sich sorgen und ließ sich von keinem Sterblichen berühren. Er gedachte, wie es Brauch sey, den Neugebornen die Milch der jungen Cocosnuß trinken zu lassen, und kam zu seiner Mutter, die ihm den Cocos zu trinken reichte. Er trank und wandte die Augen gegen den Himmel, worin er seinen Vater Lugeleng gewahrte, welcher nach ihm rief. Da folgte er dem Rufe seines Vaters und seine Mutter mit ihm. Also schieden beide von der Welt. Wie Olifat in dem Himmel angelangt war, begegnete er daselbst etlichen Kindern, die mit einem Hayfische spielten, welchem sie eine Schnur um den Schwanz gebunden hatten. Er stellte sich, um unerkannt zu bleiben, aussätzig an. Da hielten ihn die Kinder fern von sich und berührten ihn nicht. Er begehrte von ihnen den Fisch um auch damit zu spielen, und sie verweigerten ihm denselben. Einer jedoch erbarmte sich seiner und reichte ihm die Schnur, woran der Fisch gebunden war. Er spielte eine Weile damit und gab ihn sodann den Kindern wieder, sie ermahnend, sich nicht zu fürchten, sondern fort zu spielen. Der Fisch werde ihnen nichts thun. Er biß aber alle bis auf den, der sich dem Olifat gefällig erwiesen. Olifat hatte dem Hayfisch, der zuvor keine Zähne gehabt und unschädlich gewesen, geflucht. Also ging er fürder durch den Himmel, seinen Fluch bei ähnlichen Gelegenheiten allen Kreaturen ertheilend, weil man ihn in der Herrlichkeit reizte. Da keiner ihn kannte, und er zu seinem Vater noch nicht gekommen, der allein ihn erkennen konnte, stellte man seinem Leben nach. Er kam an einen Ort, da ein großes Haus gebaut wurde; er begehrte von den Arbeitern ein Messer, um Cocosblätter für das Dach schneiden zu helfen, sie schlugen es ihm aber ab; einer jedoch reichte es ihm und er schnitt sich eine Last Blätter, aber er verfluchte alle Arbeiter, bis auf den, der ihm behülflich gewesen, daß sie regungslos zu Bildsäulen erstarrten. Lugeleng aber, der Herr des Baues, erkundigte sich nach seinen Arbeitern, und es wurde ihm berichtet, was maßen dieselben regungslos wie Bildsäulen erstarrt seyen. Darein erkannten Lugeleng und Aluelap daß Olifat im Himmel wandelte. Sie fragten den Mann, der noch bei der Arbeit geschäftig Cocosblätter zu dem Bau trug: ob er nichts umher gesehen, und er antwortete: er habe nichts gesehen denn einen Canduru (eine Art Uferläufer), in welchen Vogel sich Olifat verwandelt hatte. Sie schickten den Mann aus, den Canduru zu rufen, als er es aber that, erschrack der Vogel ob der Stimme und flog davon. – Der Mann berichtete das, und die Götter fragten ihn, was er denn dem Vogel entboten. Er antwortete: er habe ihn kommen heißen. Sie schickten ihn abermals aus, und unterwiesen ihn, den Vogel sich entfernen zu heißen, weil er den Häuptern hinderlich sey. Er that es also und der Vogel kam alsbald herbei. Er verbot ihm ferner hineinzugehen, und sich in Gegenwart der Häupter zu setzen und der Vogel that alsbald, was ihm verboten ward. Sobald derselbe sich gesetzt hatte, befahl Lugeleng die Arbeiter, welche im Wald erstarrt geblieben, zusammen zu rufen, und diese kamen alsbald zur Bewunderung der Umstehenden, denn Aluelap und Lugeleng wußten allein, daß jener Olifat war.
Die Arbeiter fuhren nun mit dem Bau fort, und gruben tiefe Löcher in den Boden, um die Pfosten darinnen aufzurichten. Dieses schien ihnen, die damit umgingen den Olifat zu tödten, wegen des vielen Unheils das er gestiftet, eine gute Gelegenheit zu seyn. Olifat erkannte aber ihren Vorsatz und führte bei sich versteckt gefärbte Erde, Kohlen und die Rippe eines Palmblättchens. So grub er nun in der Grube und machte unten eine Seitenhöhle, sich darin zu verbergen. Sie aber glaubten es sey nun die Zeit gekommen, warfen den Pfosten hinein, und Erde um dessen Fuß und wollten ihn so zerquetschen. Er aber rettete sich in die Seitenhöhle, spie die gefärbte Erde aus und sie meinten es sey sein Blut. Er spie die Kohlen aus und sie meinten es sey die Galle. Sie glaubten er sey nun todt. Mit der Cocosrippe machte Olifat durch die Mitte des Pfostens sich einen Weg und entwich. Er legte sich als ein Balken quer über den Pfosten aus dem er herausgekommen, und wurde nicht bemerkt. Als nun das Tagewerk vollendet war, setzten sich die Arbeitsleute zum Mahl. Olifat schickte eine Ameise hin, ihm ein Bißlein Cocos zu holen. Sie brachte ihm ein Bröckelchen davon nach ihren Kräften. Er ergänzte selbiges nach seiner Macht zu einer ganzen Nuß. Er rief sodann laut: Gebet acht da unten ich will meinen Cocos spalten. Sie wurden ihn bei dem Ausruf gewahr, und wunderten sich sehr, daß er am Leben geblieben sey. Sie hielten ihn für Alus, den bösen Geist. Nombre que dan al Diablo. Sie beharrten bei ihrem Vorsatz, ihn umzubringen, und sagten ihm, er solle nur seine Mahlzeit beendigen, sie würden nachher ihm einen Auftrag geben. Sie schickten ihn nach dem Hause des Donners, demselben sein Essen zu bringen. Olifat nahm ein Rohr zu sich und ging getrost hin. Er kam zu dem Donner ins Haus, und sagte ihm roh und herrsch: Ich habe mich ermüdet, dir die Nahrung deines mißgestalteten Mundes zu bringen. Er gab das Essen ab und ging. Der Donner wollte über ihn herfallen, er aber versteckte sich in sein Rohr. Der Donner konnte ihn nicht finden und ließ ab, ihn zu verfolgen. Olifat kam wieder hervor, und erregte, da er aus dieser Prüfung ohne Unheil zurücke gekehrt, desto größere Bewunderung. Die Werksleute schickten ihn abermals aus, dem Fische Fela sein Essen zu bringen. Dieß ist ein Fisch, dessen obere Kinnlade um vieles kürzer ist als die untere. Olifat trat ein in des Fisches Fela Haus, und da er selbst nicht zugegen war, so warf er denen, die da waren, das Essen hin, indem er sagte: Nehmet hin für euch, und ging. Als der Fisch nach Hause kam, so fragte er nach dem, der das Essen gebracht. Die Familie erzählte ihm: Einer hätte ihnen das Essen zugeworfen, sie wüßten aber nicht wer er sey, noch wohin er gegangen. Der Fisch fing nun an, eine Angel an einer langen Leine nach allen Winden auszuwerfen, und wie er zuletzt die Angel nach Norden auswarf, so zog er den Olifat heraus. Da gab er ihm den Tod. Nachdem vier bis fünf Tage verstrichen, ohne daß Olifat wieder erschienen, so trösteten sich die, welche ihm im Himmel nachstellten und meinten er sey nun todt. Aber Lugeleng suchte seinen Sohn und fand ihn endlich entseelt und voller Würmer. Er hob ihn in seinen Armen empor und weckte ihn wieder auf. Er fragte ihn: Wer ihn getödtet, Olifat antwortete: er wäre nicht todt gewesen, sondern hätte geschlafen. Lugeleng rief den Fisch Fela zu sich, und schlug ihn mit einem Stock über den Kopf, und zerbrach ihm die obere Kinnlade. Daher die Gestalt, die er nun hat. Aluelap Lugeleng und Olifat, gingen nun in die Herrlichkeit ein, wo sie die Gerechtigkeit auszuüben sich beschäftigen.
Andere bringen die Zahl der Himmlischen auf Sieben, als da sind: Ligopup, Hautal, Aluelap, Litefeo, Hulaguf, Lugeleng und Olifat.
Auf die Frage, ob andere Inseln einen andern Glauben hätten, antworteten Etliche: Dieses sey der Glaube der ganzen Welt, und die Welt würde untergehen, wenn es Aluelap verhänge.
Wir führen zur Vergleichung noch die Lehre der ehemaligen Einwohner der Marianen-Inseln an.
Velarde T. 2. f. 291. Puntan war ein sehr sinnreicher Mann, der vor Erschaffung des Himmels und der Erde, viele Jahre in den leeren Räumen lebte. Dieser trug, als er zu sterben kam, seiner
Schwester auf, daß sie aus seiner Brust und Schultern, den Himmel und die Erde, aus seinen Augen die Sonne und den Mond, aus seinen Braunen den Regenbogen verfertigte.
So in unserer Nordischen Mythologie:
Or Ymis holdi
Var iörth vm scavpvth
enn or beinam biörg,
Himinn or havsi
ins hrimkalda iotvnns,
Enn or sveita siör.
wörtlich:
Aus Ymer's Fleisch
Ward die Erde geschaffen,
Aber aus (seinen) Gebeinen Felsen,
Der Himmel aus dem Schädel
Des eiskalten Giganten,
Aber aus seinem Blute die See.
Vafthrusdismal XXI. Edda saemundar p. 13.
Obgleich zu Ulea kein öffentlicher Dienst der Götter oder der Gottheit statt findet, sind doch nach Don Luis de Torres, die Menschen nicht ohne frommen Sinn. Der Einzelne legt zuweilen Früchte als Opfer den Unsichtbaren hin und es wird niemanden verarget, dieses Opfer aufzunehmen und zu verzehren.
Cantova erwähnt einer eignen Weise, das Loos zu befragen. Das Verfahren dabei ist folgendes. Man reißet aus einem Cocosblättchen von jeder Seite der Rippe, zwei Streifen indem man die Silbe pué pué pué rasch hintereinander hersagt, knüpfet sodann hastig und ohne zu zählen Knoten in jeglichen Streifen indem man die Frage, die man dem Schicksal vorzulegen hat, mit vernehmbaren Wörtern wiederholt. Der erste Streifen wird zwischen dem kleinen und dem Ringfinger mit vier Knoten nach dem Innern der Hand genommen, der zweite zwischen dem Ring und mittleren Finger mit drei Knoten nach dem Innern der Hand, so wie die andere mit abnehmender Knotenzahl zwischen dem Mittleren und Zeigefinger und zwischen Zeigefinger und Daumen. – Nachdem die Zahl der nach dem Rücken der Hand heraushängenden Knoten, mit den Zahlen der Finger, eins, zwei, drei und vier zusammentrifft oder davon abweicht, spricht sich das Loos günstig oder ungünstig aus.
Es werden zu Ulea, wie unter allen Völkern, der gläubigen Bräuche viele beobachtet, und auch manche Beschwörungen sind im Schwange. Wir haben das Zerschneiden des Delphins erwähnt. Es wird ein kleiner Fisch häufig gefangen, mit dem Kinder nicht spielen dürfen. Geschehe es, daß wer einen dieser Fische bei dem Schwanz anfaßte und aufhöbe, so daß der Kopf nach unten hinge, würden bei dem nächsten Fischfange, alle Fische ebenso mit dem Kopf nach unten die Tiefe suchen, und es könnte keiner gefangen werden. Es dürfen nicht mehrere Menschen Früchte von derselben Bananentraube genießen. Wer eine der Bananen gegessen hat, nur der darf die andern verzehren.
Auf der wüsten Insel Fajo, wird, wie auf Bygar, das süße Wasser in den Wassergruben besprochen.
Es gibt eine schwarze Vogelart, die auf dieser Insel in heiligem Schutze steht, und die nicht getödtet werden darf. –
Die von Eap sind ihrer Zauberkünste wegen berüchtiget. Sie verstehen den Wind zu besprechen, den Sturm zu beschwören, daß er schweige und bei der Stille den Wind aus dem günstigen Rumbe herzurufen. – Sie verstehen, indem sie mit Beschwörungen ein Kraut ins Meer werfen, die Wellen aufzuwiegeln, und unendliche Stürme zu erregen. Dem wird der Untergang vieler Fahrzeuge aus Mogemug und Feis zugeschrieben, ja die allmählige Entvölkerung dieser Inseln. In einem süßen Wasser des Gebietes Sütemil, befinden sich zwei Fische, nur spannenlang aber uralt, sie halten sich beständig in einer Linie mit dem Kopf gegen einander gekehrt. Wenn man den einen etwa mit einer Gerte berührt, daß er sich vorwärts bewege und beide sich kreuzen, so wird die Insel in ihrer Grundfeste erschüttert, und es ist des Erdbebens nicht Ruhe, bis beide ihre gewohnte Stellung wieder angenommen. Ueber diesen Fischen und dem Wasser worin sie sich befinden, ist ein Haus erbaut, und darüber wachen die Häuptlinge, bei deren Tode manchmal ein Erdbeben veranstaltet wird.
Ein gewisser Eonopei (er ist jetzt todt, sein Sohn Tamanagack ist ein Häuptling des Gebietes Eleal) zeigte einst unserem Freunde Kadu ein merkwürdiges Probestück seiner Kunst. Eonopei bereitete aus Taro-Teich einen runden flachen Kuchen. Es war Nacht und Vollmondschein. Er begann unter Beschwörungen von seinem Kuchen zu essen. In dem Maße als er dessen Scheibe antastete und davon einen Einschnitt aß, ward die erst volle Scheibe des Mondes angegriffen und mehr und mehr sichelförmig ausgeschweift. Als er so eine Zeit lang magisch an dem Monde gezehrt hatte, änderte er sein Verfahren und seine Beschwörungen. Er hub an, den übrig gebliebenen weichen Teig seines Kuchens wiederum in die Form einer vollen Scheibe zu kneten, wobei denn die Mondssichel sich gleichmäßig wieder füllte und zuletzt der Mond wieder voll erschien. Kadu saß indeß dicht neben dem Beschwörer, betrachtete alles, den Mond und den Kuchen, mit der größten Aufmerksamkeit, und bewunderte wie die Rundung beider gleichmäßig erst verletzt, und dann wieder ergänzt wurde. Wir lassen die uns unverdächtige Aussage unseres kindergleichen Freundes auf sich beruhen, es aufgeklärten Auslegern überlassend, dieselbe auf eine Mondfinsterniß zu deuten, welche jedoch auf Eap, vor Erfindung der Schrift nicht wohl als voraus berechnet angenommen werden darf.
Feste und Gelage, die bei verschiedenen Gelegenheiten, dem Durchbohren der Ohren der Kinder, dem Abschneiden ihres Haares auf Eap, dem Tatuiren u. a. m. statt finden, scheinen nichts religiöses zu haben.
Gesang und Tanz meist unzertrennlich, machen überall die Hauptergötzung, die Hauptlustbarkeiten aus. Es gibt verschiedene Arten Festspiele, die von den verschiedenen Geschlechtern oder von beiden vereint aufgeführt werden und deren jede einen anderen Character und einen eigenen Namen führt. Diese Gesänge werden aber von keinem musikalischen Instrument begleitet, und selbst die Trommel ist auf den Carolinen-Inseln unbekannt.
Die Häuptlinge scheinen nach einer Art Lehnssystem einander untergeordnet zu seyn. Die Meinung erhebt sie hoch über das niedere Volk, und es werden ihnen außerordentliche Ehrfurchtsbezeugungen gezollt, die uns aus Cantova's Briefe, und (für Pelli) aus dem Account of the Pelew islands bekannt sind. Man bückt sich vor ihnen zur Erde und kriecht nur zu ihnen hin. Im Angesicht der Insel Mogemug, Wohnsitz des Oberhauptes der Gruppe dieses Namens, lassen die Boote ihre Segel herab. Diese Verehrung der adelichen, vielleicht göttlichen Abstammung, scheint in rein menschliche Verhältnisse nicht einzugreifen, welche unbeschadet der Rangverhältnisse, denen ihr Recht geschieht, zwischen Häuptling und Mann statt finden. Die Oberhäupter haben eine große Autorität, und verwalten die strafende Gerechtigkeit nach dem Grundsatze der strengen Wiedervergeltung. Aug um Aug, Zahn um Zahn.
Die Verbrecher werden nach Cantova nur durch Verbannung gestraft. Wir erzählen unserm Freunde Kadu eine Geschichte nach, worin es sichtbar wird, wie mit großer Milde das Verbrechen weniger gesühnt, als unterdrückt werden soll. Wir wähnen Fin voleur das volksthümliche Märchen aus dem Munde unserer Ammen zu vernehmen.
Auf einer Insel von Mogemug, wurden die Bäume regelmäßig ihrer besten Früchte beraubt, ohne daß die Menschen, die aufmerksam einander bewachten, eine lange Zeit hindurch den Thäter zu entdecken vermochten. Sie wurden endlich inne, daß ein anscheinlich frommer Knabe allnächtlich aufstand und den Diebstahl verübte. Sie züchtigten ihn und gaben auf ihn acht. Er aber belog ihre Wachsamkeit und ließ von seiner Sitte nicht ab. Sie sperrten ihn während der Nacht ein, sie banden ihm die Hände auf den Rücken, aber der schlaue Dieb verstand alle ihre Vorsicht zu vereiteln, und es geschah nach wie vor. Sie brachten ihn auf eine entlegene unbewohnte Insel der Gruppe, die kärglich zu der Nahrung eines Menschen genügen konnte. Sie ließen ihn da allein. Sie bemerkten aber bald, daß solches nichts gefruchtet und ihre Bäume wurden nach wie vor beraubt. Etliche fuhren nach der wüsten Insel hinüber und fanden den jungen Menschen in großem Ueberfluß von den Früchten ihres Eigenthums schmausend. Ein Baumstamm diente ihm zu einem Boot und er fuhr allnächtlich auf seine Ernte aus. Sie zerstörten dieses Fahrzeug und überließen ihn, unschädlich gemacht, seiner Einsamkeit. Sie hatten nun Ruhe. Sie wollten nach einiger Zeit wissen wie es ihm ginge, und etliche fuhren wiederum nach der Insel. Sie sahen und hörten nichts von ihm. Nachdem sie vergeblich im Walde nach ihm gerufen und gesucht, kehrten sie nach dem Strande zurück und fanden nun ihr Boot nicht mehr. Der schlaue Dieb war damit in die See gegangen. Er segelte nach Sorol über. Er ließ auf dieser Gruppe von seiner Tücke nicht ab, sondern sann auf größere Unternehmungen. Er vermochte den Häuptling von Sorol, zu einem Anschlage gegen Mogemug. Er sollte bei einem nächtlichen Ueberfall die Häuptlinge tödten und sich der Obergewalt anmaßen. Die Verschworenen kommen bei Tage in Ansicht von Mogemug. Sie ließen die Segel nieder, die Nacht auf hoher See zu erwarten. Das Boot war dennoch bemerkt worden, und sie wurden, so wie sie landeten, umringt. Der Aufwiegeler ward getödtet. Die von Sorol zogen frei nach ihrer Insel zurück.
Die Erbfolge geht zu Ulea und Eap wie auf Radack, erst auf die Brüder sodann auf die Söhne des Erstgebornen.
Nach Kadu sollen die Häuptlinge ihrem Erstgebornen den Namen ihres Vaters, dem zweiten Sohn den Namen des Vaters ihrer Frau, dem dritten wieder den Namen ihres Vaters und sofort, die Leute aus dem Volke hingegen ihrem Erstgebornen den Namen des Vaters ihrer Frau und den andern Kindern andere Namen geben, und so soll es auch auf Radack beobachtet werden. Nach D. Luis de Torres liegt in den Namen die Andeutung der Sippschaft, und es läßt sich daran erkennen, wessen Sohn und Enkel einer sey.
Der freundliche Namentausch, eine allgemeine Sitte des östlichen Polynesiens, ist auf den Carolinen unbekannt, und Kadu läugnete anfangs daß er auf Radack gebräuchlich sey, ob er gleich selbst in der Folge Beispiele davon aufführte. –
Die Ehen werden ohne Feierlichkeit geschlossen: Der Mann macht dem Vater des Mädchens, das er heimführt, ein Geschenk von Früchten, Fischen und ähnlichen Dingen. Die Ansehnlichkeit dieser Gift, richtet sich nach dem Range des Brautvaters, denn Ehen finden auch zwischen Ungleichgebornen statt. Ist nur der Vater oder nur die Mutter aus der Klasse der Häuptlinge, so werden die Kinder dieser Klasse auch zugezählt. Im ersten Fall erweiset der Mann und Vater seinem Weibe und seinen von ihr gezeugten Kindern, die äußerlichen Ehrfurchtsbezeugungen, die ihrem Range zukommen. Die Mehrheit der Weiber ist zugelassen. Die Ehen werden ohne Förmlichkeit getrennt, wie sie ohne Förmlichkeit geschlossen werden. Der Mann schickt seine Frau ihrem Vater zurücke. Die Männer wohnen ihren Weibern auch bei, wenn sie gesegneten Leibes sind, nicht aber wenn sie ein Kind an der Brust haben. Das Letztere geschieht nur auf Radack, das Erstere wird, gegen Wilsons Zeugniß, ausdrücklich von Pelli behauptet. Dort läßt ein Häuptling, der gewöhnlich mehrere Weiber hat, seine Stelle bei der seiner Frauen, die in diesem Falle ist, von einem ausgesuchten Manne vertreten. – Wir werden von den Sitten von Pelli besonders reden. – Ehefrauen sind auf den übrigen Inseln allein ihren Männern ergeben. Sie sind in Pflicht genommen, und es scheint die Unverdorbenheit des Volkes ihre Tugend zu behüten. Unverheiratheten gewährt die Sitte, ihre Freiheit zu genießen. Sie bringen in eigenen großen Häusern die Nächte zu. Der Kindermord ist unerhört; der Fürst würde die unnatürliche Mutter tödten lassen.
Was wir von der Bestattung der Todten auf Radack berichtet, ist auch auf Ulea und den östlicher gelegenen Inseln Brauch. Auf Feis, Mogemug und Eap werden, nach Kadu, die Leichen Aller, ohne Unterschied der Geburt, auf den Inseln beerdigt. Wir sehen jedoch auf Mogemug, nach der großen Tragödie, die die Geschichte der Carolinischen Missionen beschließt, gegen die Körper der erschlagenen bedrohlichen Fremden die Bräuche von Ulea beobachten, und müssen glauben, daß Kadu in Rücksicht auf Mogemug irrt. Auf Eap sind die Begräbnisse im Gebirge. Die Bergbewohner holen die Leichen der im Thale Verstorbenen ab, und erhalten für dieses Amt ein Geschenk an Früchten, Wurzeln u. s. w. Es scheint, daß keiner der Angehörigen zu Grabe folgt.
Ein unverbrüchlicher Freundschaftsbund wird auf allen diesen Inseln ausschließlich zwischen zwei Männern geschlossen, der mit ganz besonderer Kraft die Verbündeten gegen einander verpflichtet. Der Häuptling und der geringe Mann können auch dieses Bündniß eingehen, unbeschadet der Rangverhältnisse, denen ihr Recht fortwährend geschieht. Ob sich gleich diese Freundschaft auf allen diesen Inseln wiederfindet, ist sie doch an verschiedenen Orten mit verschiedenen Rechten und Pflichten verknüpft. Auf Eap muß bei jedem Handel der Freund für seinen Freund stehen, und wo ihm Unbill geschieht, oder wo er gefällt wird, liegt ihm die Pflicht der Rache ob. Zu gleichen Verpflichtungen kommt auf Ulea eine neue hinzu. Wenn der Freund die Gastfreundschaft seines Freundes anspricht, so tritt ihm dieser auf die Zeit seines Besuches sein Weib ab, welches auf Feis und westlicher nicht geschieht. Wir haben gesehen, daß auf Radack die Pflicht in erster Hinsicht unverbindlicher, in anderer dieselbe ist, als auf Ulea.
Die Berührung mit der Nase ist, wie auf den Inseln des östlichen Polynesiens, die bräuchliche Liebesbezeugung.
Den Krieg kennen unter den Carolinen nur Pelli, Eap, Tuch und die entlegneren Inseln, womit Tuch in Fehde ist. Die übrigen Inseln genießen, wie Ulea, eines ungestörten Friedens. »Da – wiederholte oft und gern unser gutherzige Gefährte – da weiß man nichts von Krieg und Kampf, da tödtet nicht der Mann den Mann, und wer den Krieg sieht, dem wird das Haar weiß.« – Auf Eap hat nicht immer der Krieg geherrscht. Sonst erkannte die Insel die Autorität eines Oberhauptes, und es war Friede. Seit aber Gurr, der letzte Alleinherrscher, nicht mehr ist, fechten häufig die Häuptlinge der verschiedenen Gebiete ihre Fehden blutig aus. Wo eine Uebertretung, eine Beleidigung geschehen, wird das Tritonshorn geblasen. Beide Partheien rücken in Waffen gegen einander. Man unterhandelt. Wo Genugthuung verweigert wird und kein Vergleich zu Stande kömmt, wird gekämpft. Der Krieg dauert, bis von jeglicher Seite einer aus der Klasse der Häuptlinge gefallen ist und die der Gegenparthei von seinem blutigen Fleische gekostet haben. Ein jeder führt eben nur ein Stückchen zum Munde. Dieß ist eine unerläßliche Förmlichkeit. Der Friede, wenn erst diese Bedingung erfüllt ist, tritt wieder ein, und Ehen zwischen beiden Gebieten besiegeln ihn. Der Charakter dieser Insulaner ist demnach mild und gastfreundlich, wie auf den übrigen Inselgruppen. Der Fremde auf Eap und Pelli geht unbefährdet durch die kriegführenden Partheien, und genießt hier und dort gleich freundlichen Empfang. – Die von Eap werfen den Wurfspieß in Bogen mit Hülfe eines rinnenförmigen Stückes Bambus, worin das unbewaffnete Ende des Geschosses gehalten wird und beim Wurf den Anstoß erhält. Sie treffen so auf einer ausserordentlichen Weite. Es scheint diese Waffe mit der der Aleuten und nördlichen Esquimaur im Wesentlichen zusammenzutreffen. – Sie haben auch den zweispitzigen Wurfstab der Radacker. Derselbe Wurfspieß wird, wenn die Streitenden sich genähert, grad und mit der bloßen Hand geworfen. Es wird zuletzt damit Mann gegen Mann gefochten. Der Häuptling leitet mit dem Tritonshorn das Treffen. Die Kriegsmacht zieht auf Booten und Flößen von Bambus gegen das feindliche Gebiet. Der Landung sucht man zu wehren. Auf dem Lande fallen die entscheidenden Kämpfe vor.
Die von Tuch gebrauchen in der Nähe den Wurfspieß, aus der Ferne aber die Schleuder. Ihr Wurf ist weit und sicher, sie handhaben diese Waffe mit bewundernswürdiger Geschicklichkeit. Sie tragen sie auch im Frieden stets um das Haupt gebunden, und gebrauchen sie, um Vögel zu tödten, Früchte von den Bäumen herabzuwerfen und dergleichen. Kadu hatte auf Ulea von Eingebornen von Tuch die Schleuder brauchen gelernt, und er vertrieb sich oft unter uns die Zeit mit dieser Uebung, worin er übrigens sehr ungeschickt war.
Don Luis de Torres lobte an seinen Freunden von Ulea, was an unsern Freunden von Radack zu loben uns gefreut hat. Sie sind gut, freundlich, zierlich und schamhaft. Nie ist ein Weib an Bord der Maria gestiegen. Sie sind gemüthlich, liebevoll, freigebig und erkenntlich. Sie haben das Gedächtniß des Herzens. Das Ding, das nützliche Werkzeug etwa, das sie als eine Gabe aus lieber Hand besitzen, erhält und trägt, zum späten Angedenken unter ihnen, den Namen des Freundes, der es ihnen verehrt hat. Und so wollte Kadu auf Radack den Thieren und Pflanzenarten, die wir eingeführt, unsere Namen, zum ewigen Gedächtniß Unserer, auferlegen.
Von den Eingebornen der Pelew-Inseln ( Palaos, Panlog) entwirft uns Cantova ein abschreckendes Bild Peuple nombreux, mais inhumain et barbare; les hommes et les femmes y sont entierement nus et se repaissent de chair humaine, les Indiens des Carolines regardent cette nation avec horreur, comme l'ennemie du genre humain et avec la quelle il est dangereux d'avoir le moindre commerce. Ce rapport me paroit fidèle et très conforme à ce que nous en a appris le P. Bernard Messia, comme on le peut voir dans sa relation. Dieser Bericht wird nirgends gefunden, und scheint nicht gedruckt worden zu seyn.. Es sind nach den Nachrichten, die er eingesammelt, feindliche Menschenfresser. Dieselben erscheinen uns sodann in den Berichten des erkenntlichen Henry Wilson, der ihrer großherzigen Gastlichkeit die Rückkehr ins Vaterland verdankte, im günstigsten Lichte, dem Farbenspiele der Liebe, mit allen Tugenden ausgestattet, – und die That bewährt, daß sie die meisten dieser Tugenden ausgeübt. Wir leben mit Wilson unter diesem Volke, sehen mit eigenen Augen und urtheilen selbst. Seit Wilson haben die Engländer, Spanier, Amerikaner die Pelew-Inseln unausgesetzt besucht, verschiedene Europäer haben sich dort angesiedelt, und der Trepang wird fortwährend auf deren Riffe für den Markt von Canton gesammelt. – Kadu aus Ulea war auf den Pelew-Inseln, und in seinem Urtheil geht eine Vergleichung beider Völker uns auf. Diese Vergleichung ist, wie das Urtheil unsres Freundes, den Eingebornen von Pelli ungünstig. Kadu rügt besonders, wie er sie aller Scham entblößt befunden, so daß sie viehisch den Naturtrieb vor aller Augen befriedigten. Er erweckte in uns das Bild einer ausschweifenden Verderbtheit, wie sie auf den Sandwich-Inseln zu Hause ist.
Etliche Blätter, die ein Spanier, der neun Monate auf den Pelew-Inseln zugebracht, uns in Cavite über diese Inseln mitgetheilt, sind schmähend und nicht beurtheilend abgefaßt. Er macht weniger Eindruck auf uns als unser redlicher Freund, dessen Beschuldigungen er unter andern umständlich wiederholt. »Der Mann erkennt das Weib im Angesichte aller Menschen. Alle sind bereit, für jede Kleinigkeit ihre Weiber Preiß zu geben etc.« Aber er gibt ihnen auch Schuld, Menschenfleisch zu essen, und gönnt ihnen von Menschen kaum die Gestalt.
Wir legen seine traurige Schrift aus der Hand, nachdem wir blos ihrer erwähnt. – Es sind wohl nicht mehr die unschuldigen, arglosen Freunde von Wilson. Was sie von uns gelernt, hat sie nicht besser gemacht.