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Die Önnerbänkischen sind kleine Leut Und wohnten sonst vom Strande nicht weit In grünen Dünen. Sie kamen hervor, wenn das Wetter klar, Bald sichtbar und bald unsichtbar, In Sternennächten. Sie planschten und wuschen im Wässerlein Und bleichten die Wäsche wie Schnee so rein Im Mondenscheine. Man sah sie nicht kochen, doch blauen Rauch, Und hört im Berg ihre Stimmchen auch, Musik und Singen. Oft klangen die Fideln und sang ein Chor: Wipp, schlüpften sie aus dem Berg hervor Zu Ringeltänzchen, Und ringelten hin und ringelten her, Als ob hier lustige Hochzeit wär, Am grünen Strande. Sie nannten den Himmel Tropfensaal Und flohn vor dem Donner allzumal Wie weggestoben! – Im Winter, wenn frisches Eis im Teich, So kamen sie auf Schlittschuhn gleich, Und schoben Kegel: Purr! schnurrte die Kugel, und fiel was um, So blieb das kleine Volk nicht stumm, Schrie: Alle Neune! Die Kegel, die Kugel, die sah man dort, Doch nicht die Leutchen am selben Ort; Nur Schlittschuhblinken. Man sah das Blinken und Spur hingehn, Manch zierliche Eisfigur entstehn: Die konnten Künste! Fiel einer und fiel sein Käppchen vom Kopf, Da sah man liegen den armen Tropf Und hört ein Lachen! Rings, rings klein kleine Stapfen im Schnee. Im Sommer tropfte der Tau vom Klee, Worauf sie gingen. Die Blümchen aber bogen sich kaum: Sie traten auf so leicht wie ein Traum, Mit Geisterfüßchen. Sie buken Kuchen mit süßem Kern: Da riefen die Kinder – sie aßen sie gern – Gebt Kuchen, Kuchen! Das Önnerbänkischen keiner sah; Doch lag auf einmal ein Kuchen da Mit süßem Kerne. Auch Teller und Schüsselchen liehn sie aus Zur Kindtauf oder zum Hochzeitsschmaus Von blankem Golde: Man ging nur und klopfte und fing davon an, So schleppten die kleinen Leute schon an: Man brachts dann wieder, Und legt ein kleines Geschenk dazu Und drehte sich um, da verschwands im Nu, Recht wie ein Wunder. – Man sagt, um Mittag schlafen sie fest, Da krochen einst hinein in ihr Nest Zwei kleine Kinder: Die fanden dort eine glitzernde Pracht, Die Kammern von Edelstein gemacht Und Betten von Seide. Die fühlten sich an wie Flaum so weich: Das Volk lag drauf wie im Himmelreich Und schlief so selig! Ihr König der Alte, der schnarcht so fest, Daß einer der Knaben sich locken läßt, Nimmt einen Becher, Und läuft mit dem Becher stracks hinaus, Läuft und läuft und kommt nach Haus Und zeigt das Wunder. Der Becher von Golde war so schön, Die ganze Welt war drauf zu sehn In bunten Spiegeln: Man sah da hundert Fabelein, Meermänner, Riesen, Nixen und Fein, Mit Feuerdrachen. Und Ritterkampf und Ritterpreis Und Liebeshistörchen tausendweis, Ganz allerliebste! Kurz, aller bunten Zeiten Lauf, Ja selbst Unmögliches war darauf, Schön wie Karfunkel. Da gabs ein Kucken, ein Wenden und Drehn, Ein jeder wollte was andres sehn, Und alle sprachen: Kind, wahre den Becher, der bringt dir Glück! Nein! sprach das Kind, ich trag ihn zurück Zur grünen Düne; Und lief schnurstracks in den Berg hinein Und setzt auf das Tischchen von Marmelstein Ihn wieder nieder: Und wollte davon in vollem Lauf; Da wachten die Önnerbänkischen auf Und sahn das Kindchen: Was laufst du, lieb ehrlich Bübelein? Weil noch in unserm Hübelein, Laß dir was schenken! – Da gaben dem Kinde sie tausendviel, Zuletzt ein wunderlich Saitenspiel, Das klang gar eigen! Und als das Kind das Klimpern verstand, Klimpimperten immer in seine Hand Blitzblanke Taler. – Die Önnerbänkischen sind wahrlich gut; Doch leiden sie keinen Übermut, Von keinem Menschen; Auch selbst im Spaß kein kleines Geneck: Beim Spiel nahm jemand ein Kegelchen weg Und hielts in die Höhe – Da kam das Völkchen mit Zeterschrein Und zwickte den langen Kerl ins Bein; Da mußt ers lassen. Er wurde mit Kneifen fast abgepellt, Bis er den Kegel genau gestellt, Wie er gestanden! Ein andrer hörts, zieht Stiefeln an, Damit ihn das Volk nicht kneifen kann, Leibhohe Stiefeln. Dem Manne gehörte das Stückchen Land, Und nahm nun Spaten und Hacke zur Hand Und wollte graben, Will sehn, was da für Wirtschaft ist, Ob man da wird Jud, Heid oder Christ? – Er gräbt und hacket, Und gräbt und hackt schon tiefer hinein – Da klingt es hohl, da hört er schrein: »O weh o wehe! Du hackst ins Dach, es fällt unser Haus! Es fällt auf uns!« – So geht heraus! Begann der Bauer. – »Mensch! Gerne geht wohl keiner heraus, Wenn lang er gewohnt in einem Haus – Erklangs da wieder. Wir wohnten hier schon, eh man Haber gesät, Wir wohnten hier schon, eh man Gras gemäht; Laß uns mit Frieden! – Wir wohnten hier schon, eh man Bier gebraut, Wir wohnten hier schon, eh man Häuser gebaut; Laß uns mit Frieden! – Wir wohnten hier, eh ein Mensch noch kam Und eine Rübe vom Felde nahm; Laß uns mit Frieden! – Und hörst du nicht auf, du Übermut, So sieh dich um! – Sieh zu wies tut, Sein Haus verlieren! Ja, sieh dich um! Sieh zu wies tut!« – |