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Kleen Männeken sei lustig, du hast ja was du magst!
Keins quält dich, keins plackt dich, alls läßt dich in Ruh!« –
»Mutter,« sagts, »das versteht ihr nicht!«
Und purrt und knurrt.
»Ach,« sagt die Mutter da,
»Was hast du zu knurren?« –
»Gar viel, gar viel!« sagt kleen Männeken:
»Wenn ich auf die Straße komm,
Sieht keins mich an und keins hat acht auf mich,
Und das ärgert mich.
Ach Mütterchen, ach Mütterchen,
Wär ich doch nur schön, recht schön!«
Kleen Männeken will mit Gewalt schön sein,
Holt alle seine Kleider her:
»Mutter, ich muß schön sein, schön, recht schön!« –
»So tritt vor den Spiegel, ich steck dich
Wunderschön mit Nadeln!«
– »Auh!« schreit kleen Männeken;
Läßt sich aber fein stecken.
»Haha! wie bin ich nun schön!« sagt kleen Männeken. –
Wies auf die Straße kommt,
So rufen alle: »O wie niedlich ist kleen Männeken! –
Seht doch kleen Männeken!« –
»Ach,« denkt kleen Männeken,
»Wär ich doch lieber groß, recht groß!« –
Kleen Männeken will groß sein:
Da gehts zum Hexenschmied:
»Spann mich ein, zieh mich lang, lang, lang aus!«
Der Hexenschmied legts vor das Drahtöhr
Und kneipt und zieht:
»Auh!« schreit kleen Männeken,
Läßt sich aber durchziehn.
»Hihi! wie bin ich nun lang!« sagt kleen Männeken. –
Wies auf die Straße kommt,
So nimmts der Fuhrmann, bindts an die Peitsche sich
Und haut die Pferde mit:
»Auh!« schreit kleen Männeken,
»Wär ich doch lieber breit, recht breit!« –
Kleen Männeken will sich breit machen:
Da gehts zum Hexenschmied:
»Lieber Hexenschmied, klopf mich breit, breit, recht breit!«
Der Hexenschmied legts aus den Amboß
Und klopft darauf:
»Auh!« schreit kleen Männeken,
Läßt sich aber breit klopfen.
»He he! wie bin ich nun breit!« sagt kleen Männeken. –
Wies auf die Straße kommt,
So klebens die Kinder an die Scheuertür:
»Kleen Männeken soll Scheibe sein!«
»Auh!« schreit kleen Männeken,
»Wär ich doch lieber dick, recht dick!« –
Kleen Männeken will dicke tun:
Da gehts zum Hexenschmied:
»Pust mich auf, mach mich dick, recht dick, dick, dick!«
Der Hexenschmied nimmts vor den Blasebalg
Und setzt das Rohr an.
»Uh!« schreit kleen Männeken;
Läßt sich aber aufpusten. –
»Ho ho! wie bin ich nun dick!« sagt kleen Männeken. –
Wies auf die Straße kommt,
So nehmens die Buben und schlagen Ball damit:
Blitz! blautz! wie fliegt es!
»Ich platze!« ruft kleen Männeken,
Und klitsch und klatsch! da wars zerplatzt.
Da nähts die Mutter mit Nadel und Zwirn
Und trägts zum Hexenschmied:
»Mach mir kleen Männeken wieder wies war, wies war!«
Der Hexenschmied tuts ins Feuer ein und aus
Und pochts auf dem Amboß.
»Auh!« schreit kleen Männeken,
Hält aber ganz geduldig still. –
»Hi hi, nun bin ich wieder wie ich war, kleen Männeken!« –
Wies auf die Straße kommt,
Sieht keins es an und keins hat acht auf es:
Da freut es sich:
»Ach Mutter,« ruft kleen Männeken:
»Wie ist mir wohl, ich bin nun wie ich war!« – |