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Beschreibung des edlen Schauspielerlebens.
Es ist eine gar herrliche Sache um den lieben Leichtsinn. Was hilft es auch, sich über geschehene Dinge zu ängstigen, die nicht zu ändern sind? Die ganze Philosophie eines Aventuriers beruht auf diesem Leichtsinn, und eine bessere Philosophie läßt sich nicht denken. Sie ist practisch, beruhigend, auf Erfahrung gegründet und höchst balsamisch für den Mann, der nur Genuß des Augenblicks verlangt, von Alexander dem Großen bis auf Cartouche den Großen, für jedes Zeitalter passend. Auch kam sie mir, bey meinen jetzigen schweren Leiden, kräftig zu Hilfe. »Wie wäre es dann«, sagte ich zu mir selber, »wenn auch ich Schauspieler würde? Ich bin ein Mann von großen Talenten; ich werde mich in jedes Fach zu schicken wissen. Dazu kömmt, daß ich Violine spiele; ich könnte zugleich eine Stimme im Orchester mit übernehmen – Und welche Überraschung für den ehrlichen Freund Ludwig, wenn er mich hier schon in demselben Stande fände, den er seit kurzer Zeit ergriffen hat!« Die eiligen Entschlüsse sind mehrentheils die besten. Ich ging also, nachdem ich noch ein paar Tage um meinen Verlust getrauert hatte, zu dem Herrn Schröder und bat denselben, mir zu erlauben, als Clavigo aufzutreten.
Gern bekenne ich es, es schlug meine Eitelkeit sehr nieder, als dieser Mann, von dem ich glaubte, er würde es für eine große Ehre schätzen, einen Menschen von meinen Verdiensten dem vaterländischen Theater zuzuführen, mir allerley Fragen über meine Abkunft, über mein moralisches Leben und über meine Kenntnisse aufwarf. »Traurig genug«, sagte der einsichtsvolle Mann, »daß eine Menge Directorn, theils aus eigner Unwissenheit, theils durch die geschmacklose Inconsequenz des Publicums gezwungen, so wenig Sorge für die Auswahl ihrer Mitglieder haben! Wenn jeder elende, gewinnsüchtige, ungebildete Mensch, der etwa als Bierwirth nicht zurechtkommen kann, die Freyheit hat, unter einem Haufen verlaufner Bedienten, liederlicher Studenten und verunglückter Kammermädchen sich eine Gesellschaft zu wählen, die nachher den Geschmack einer Stadt bilden, Gefühl für die Tugend erregen und den Bürgern eine sittliche, vernünftige Seelenfreude zur Erholung von ernstern, nothdürftigen Geschäften gewähren soll. Wenn jeder, der nicht lahm und bucklig ist, indes er nicht einmal seine Muttersprache reden kann, nicht fühlt, was er sagt, in keiner Wissenschaft zu Hause ist, fremd mit den Sitten der verschiednen Stände und Völker, die Werke der Ausländer nie studiert, keine Idee von Poesie und Wohlklang hat, ohne Achtsamkeit auf seinen Körper, ohne Menschenkenntnis, ohne einige Erfahrung, nie die Leidenschaften empfunden hat, die er malen, an die Tugend nicht glaubt, die er liebenswürdig darstellen soll, von Branntwein trunken den Seneca, voll Haß gegen das Menschengeschlecht den großmüthigen Wohlthäter spielen soll und, nachdem er den Odoardo vorgestellt, gleich vom Theater aus hingeht, seine Frau einem reichen Engländer zu verhandeln – Ja! dann können wir wohl nicht viel Wirkung für die sittliche Bildung von unsern Schauspielern erwarten – Aber wehe Denen, die dergleichen Unternehmungen machen und begünstigen! Ich weiß, was ich mir und dem Publico schuldig bin, und will lieber sechs Schauspieler haben, welche die Wichtigkeit ihres Berufs fühlen, als um die Hälfte der Kosten eine Rotte von vierzig, die also zusammengesetzt ist. Allein ich habe eine gute Meinung von Ihnen. Ihr Gesicht redet zu Ihrem Vortheile, wenngleich Ihre Schriften mehr der Noth wie dem Genie ihre Entstehung zu danken haben. Bedenken Sie Sich aber wohl, ehe Sie eine so undankbare Lebensart ergreifen! Sie kennen nicht die Schwierigkeiten alle, mit denen Sie zu kämpfen haben werden, die Demüthigungen, welche man Sie wird empfinden lassen. Seyen Sie auch der beste Mann und der vortrefflichste Schauspieler, so werden Sie da auf den unglücklichen Brettern jedermann preisgegeben, dem Urtheil der seichtesten Köpfe ausgesetzt, wie ein bezahlter Spaßmacher betrachtet, im gemeinen Leben zurückgesetzt oder wenn ja geachtet, von eingebildeten Kennern zu den Tafeln gezogen, um ihrer Eitelkeit zu schmeicheln, doch schwerlich bey uns die Freude finden, welche Sie erwarten.« In diesem Tone fuhr er fort, und ich verstummte. Wie man aber zu jedem Entschlusse doppelt gereizt wird, sobald man uns Bedenklichkeiten in den Weg legt, so fuhr auch ich fort, den Herrn Schröder dringend zu bitten, mir den Debüt zu gestatten, und er that es endlich, nicht ohne einigen Widerwillen.
Der Tag zu Aufführung des Clavigo erschien. Ich hatte meine Rolle bestmöglich studiert, und nun merkte ich erst, welche schwere Arbeit ich übernommen hatte. Ich sah bey den Proben, wie viel mir fehlte, wie manche nothwendige Überlegung ich wie eine Kleinigkeit übersehn hatte. Allein Herr Schröder half mir treulich, und das Publicum war ziemlich mit mir zufrieden. Ich wurde angenommen, jedoch, wie sichs versteht, angewiesen, vorerst mich an kleinere Rollen zu halten; denn das hamburgsche Publicum hat einen feinen Sinn für die Kunst, und wirklich wurde mir bange für Reyerberg, der, wie bekannt, bis itzt in Mannheim gespielt hatte, woselbst, wie man das überhaupt von dortigen Gegenden weiß, der Geschmack noch weit zurück ist.
Die erste Rolle, welche ich nächstdem übernehmen mußte, war die vom Minister im Hamlet. Solche Rollen schienen meinem Alter und meinen Fähigkeiten angemessener, obgleich sie auch nicht ohne Schwierigkeiten sind. Man kann in eine Rolle sehr viel hineinlegen, so wie man sie auch, bey dem besten Spiel, ganz verderben kann, wenn man nicht vorher den Character, mit allen seinen Grundtriebfedern und feinern Nuancen, ganz ins Auge gefaßt und durchstudiert hat.
Es ist vielleicht manchem meiner Leser nicht unangenehm, wenn ich zum Beweis davon hier etwas über diesen sonderbaren Character von Shakespearescher Schöpfung sage. Es muß Vielen auffallen, daß der alte Geheimerath, der bey jeder Gelegenheit von Hamlet so lächerlich gemacht wird, der, wenn er anfängt mit dem Könige und der Königin über des Prinzen Gemüthskrankheit zu reden, das allerplatteste, ungereimteste Zeug sagt und überhaupt wie der steifste, dümmste Pedant auftritt, daß derselbe Mann seinem Sohne Laertes die vortrefflichsten, tief durchgedachten, wahrhaftig aphorismischen Lehren auf den Weg gibt und von seinen Kindern so geliebt und betrauert wird. Dieser anscheinende Widerspruch wird aber nur durch das ungeschickte Spiel mancher Acteurs erweckt. Man läßt nämlich gewöhnlich den alten Mann allen diesen Unsinn so gradeweg, mit der steifsten Ernsthaftigkeit hersagen – Das ist höchst unklug. Er ist ein äußerst zugespitzter, feiner Hofmann, der seinen niederträchtigen, falschen König recht gut kennt und die Gefahr der Situation, in welcher er ist, lebhaft fühlt. Um sich hier durch Spaß herauszuziehn, macht er in Gegenwart der Herrschaft den Hanswurst, ermüdet sie durch seinen langweiligen Witz und vermeidet also die Gelegenheit, das Ding ernsthaft angreifen zu müssen. Man soll ihn für einen kurzsichtigen Schwätzer halten, und wenn etwa die Sache zwischen dem Könige, Hamlet und Orphelien nicht ginge, wie es gehn sollte, so möchte er sich gern mit seinem wohlgemeinten Unverstande entschuldigen. Wenn er daher am Hofe redet, so darf es nur immer in einem lächerlichen Ton geschehn. Es muß der Spaßmacher durchschimmern; allein man soll es ihm auch ansehn, daß ihm dies nicht natürlich ist. Sobald er aber im Hause zu seiner Familie spricht, muß er mit natürlicher Würde, Feinheit und Wärme reden. Diese Behandlung des erwähnten Characters ist um so nöthiger, da sich sonst das Mitleiden empört, wenn man sieht, daß der Dichter, ohne Ursache, sich die Mühe gegeben hat, einen so schwachen, unbedeutenden Menschen umbringen zu lassen – Nein! für seine Verstellung, für die zweydeutige Person, die er spielte, dafür und für seinen Vorwitz bestrafte ihn das Schicksal – Einem dummen Menschen würde das nicht begegnet seyn –
Ich habe dies nur zum Beyspiel anführen mögen, daß man doch wahrlich keine Rolle für klein halten solle. Große, bedeutende, mit starken Farben gezeichnete Charactere sind oft nicht so schwer darzustellen wie kleine, unbedeutend scheinende Vertrauete. In jenen wird ein gefühlvoller Mensch nicht nur, während der Handlung, nach und nach hingerissen und in Feuer gesetzt, sondern da der Zuschauer selbst nicht kalt bleibt, so mißt er nicht so genau das zu Viel oder zu Wenig ab. Aber ein Vertraueter, der nicht bloß horchender Zuhörer, sondern theilnehmender Freund seyn soll, muß dastehn, sich selbst, der Himmel weiß wie! in Feuer setzen, um, wenn es Zeit ist, zu zeigen, wie nahe ihm das Schicksal seines Helden am Herzen liegt; und das Parterre verzeyht es ihm nicht, wenn er, der mithandelt, weniger gerührt scheint, als Der, welcher nur schauet, und man bedenkt dann nicht, wie schwer es ist, nachdem man das Stück so oft gesehn und gelesen, auswendig gelernt und probiert hat, noch ebenso warm mitzuspielen, wenn noch dazu der Geiz nach Beyfall nicht einmal ein Sporn werden kann; denn wer lobt je einen Confident?
Seyd achtsam, o Ihr Schauspieler und Critiker, auf diese kleinen Winke! Sie sind nicht aus meinem Gehirne, nein! sie sind aus der Natur entlehnt, und wie oft habe ich mich geärgert, wenn ich so zuweilen die kenntnislosen Urtheile eines eingebildeten Kenners über diese und jene Scene habe anhören müssen! Da glauben sie dann, für ihren Gulden das Recht erkauft zu haben, frischweg Dichter und Künstler zu tadeln und zu loben – O Du süßes, glattes, feines geputztes Männlein am Hofe! Solltest Du nur einmal Eine Scene aus diesem Stücke dem Herrn Schröder laut vorlesen, wie würdest Du in die Schule geschickt werden!
Ich war ungefähr zwey Monate in Hamburg, als ich einst in Gesellschaft einiger Freunde eine kleine Wasserfahrt auf der Alster machte – Ein herrliches Vergnügen – Der Abend war schön – In unsrer und in zwey andern Jachten hatte man Musicanten. Da saßen dann muntre Gäste bey einem fröhlichen Mahle – Der Mond spiegelte sich in dem Wasser, auf welchem sich die kleinen Fahrzeuge durchkreuzten. Nun steckte bald hier ein Bekannter den Kopf zum Fenster hinaus und begrüßte seine vorüberfahrenden Freunde. Bald rief dort ein Andrer seinem Bruder einen freundlichen guten Abend zu. Als es etwa eine Stunde vor Mitternacht seyn mochte, legten sich unsre Schiffchen in der Mitte der See zusammen. Jetzt formte sich eine kleine schwimmende, lustige Republik. Wir stiegen von einem Nachen in den andern und machten manche interessante Bekanntschaft unter Einheimischen und Fremden.
Es befand sich unter Andern ein Hofrath aus Hannover in einem der Schiffe, ein wackrer Mann, der eben zum Besuche bey seinem Schwager hier war. Wir sprachen viel miteinander, und er schien Geschmack an meinen Gesprächen zu finden. »Wollen Sie«, sagte er mir, »morgen, nach der Comödie, meinem Schwager die Ehre erweisen, bey ihm zu Nacht zu speisen, so soll die Kutsche vor der Thür des Schauspielhauses bereitstehn.« Ich nahm mit Freuden die Einladung an, und kaum war am folgenden Abend der Vorhang gefallen, so eilte ich dem Ausgange zu, um unter der Menge Kutschen nach der mir bestimmten zu fragen. Aber ein eiliger Bedienter zog mich im Gedränge beym Ärmel und sagte: »Hier, hier mein Herr! hier ist die Kutsche!« Natürlicherweise glaubte ich ganz recht gefunden zu haben und stieg ein, worauf der Kutscher eilig fortfuhr. Ich kam vor ein Haus; man ließ mich aussteigen, führte mich die Treppe hinauf in eine Art von Vorzimmer. »Das ist doch hübsch«, dachte ich. »Hier behandelt man dich wie einen Freund. Da sind keine große, prächtige Zubereitungen, keine kostbare Erleuchtungen. Ich werde einen vergnügten Abend zubringen.« Kaum war eine halbe viertel Stunde verstrichen, als ein Mann hereintrat und mir entgegenrief: »O mein Herr! Wir haben Ihnen wohl sehr viel Verbindlichkeit. Der große Ruf Ihrer Kunst hat uns bewogen, zu Ihnen unsre Zuflucht zu nehmen. Verzeyhen Sie nur, daß wir Sie so aus der Comödie haben holen lassen.« Bey dieser Anrede mußte ich nothwendig den Mann für den Herrn vom Hause und seinen freundlichen Willkomm für ein höfliches Compliment halten. Aber er fuhr fort: »Ist es Ihnen nun gefällig, meine Frau zu sehn? Ich hoffe, es soll nichts zu bedeuten haben.« Er öffnete die Thür. Es lag eine Frau im Bette. »Ist die Frau Gemahlin krank?« sprach ich verwundert. »So sehr krank ist sie bis jetzt noch nicht gewesen«, antwortete mein Begleiter, »aber nun werden doch wohl bald stärkere Wehen kommen. Sind Sie so gütig gewesen, für einen Accouchierstuhl zu sorgen?« »Hier muß«, dachte ich, »ein Irrthum seyn. Der Mann hält mich für einen Geburtshelfer.« Es kam also zu gegenseitigen Erklärungen, wie meine Leser denken können. Da wies es sich dann aus, daß der gute Mann einen geschickten Accoucheur aus Altona verschrieben hatte, der auch angekommen und, weil er den Fall nicht für so eilig gehalten, in das Schauspiel gegangen war. Die Frau fühlte aber gegen Abend Schmerzen, und der Herr schickte den Wagen mit einem Bedienten vor das Comödienhaus, um ihn abrufen zu lassen. Der Laquaie hatte den Doctor gesprochen, aber im Gedränge nicht so genau auf sein Gesicht Achtung gegeben. Weil ich nun auch dastand und mich erkundigte, ob nicht eine Equipage auf einen einzelnen Mann wartete, so glaubte der Bediente, der indes hatte vorfahren lassen, noch immer seinen Mann vor sich zu sehn, und so war dann das qui pro quo entstanden, von welchem beyde Theile nicht sehr zufrieden schienen, denn der Geburtshelfer war nicht gekommen, sondern statt dessen ein Schauspieler, der hier nicht nützen konnte, und ich hatte ein angenehmes Abendessen verscherzt, indes vielleicht Kutsche und Mahlzeit Meiner erwarteten.
Nachdem ich mich höflich empfohlen hatte, glaubte ich nichts Bessers thun zu können, als in meinen Gasthof zurückzukehren, denn ich wußte nicht den Namen der Gasse, worin das Haus des Mannes lag, der mich zum Essen gebeten hatte. Hamburg ist groß, und ich war in diesem Quartiere der Stadt ganz fremd. Das Ungefähr führte mich in allerley unbekannte kleine Winkel, bis ich endlich einen Mann fand, der mich zurechtzuweisen versprach. Er ging vor mir her und stand zuletzt vor einem alten schmutzigen Hause still. »Hier«, sagte er, »ist ein Durchgang in eine andre Gasse! Wir strecken viel zu, wenn wir da durchgehn.« Und damit öffnete er die Hausthür, worauf ein dicker Mann in einem braunen Wamse mir entgegenkam und stillschweigend mit uns bis in den Hof und von da in einen Stall ging, dessen Thür er, nachdem wir hineingetreten waren, hinter uns zuwarf. Es war ganz dunkel in diesem Stalle. Mir fing an, bange zu werden, und meine Angst stieg aufs Höchste, als ich mich von einigen starken Kerln ergriffen fühlte, die mir Hände und Füße banden und mich durch eine Fallthür eine kleine Treppe hinunter in ein Kellergefängnis brachten.
Ehe ich in der Erzählung meiner traurigen Begebenheit fortfahre, muß ich doch meinen Lesern Nachricht geben, wie es mit dem Entbindungsfalle, zu welchem ich unschuldigerweise berufen wurde, und mit dem Abendessen, das ich im Stiche lassen mußte, ferner ging, welches alles mir nachher der Hofrath aus Hannover erzählt hat. Der Accoucheur trat gravitätisch vor die Thür des Comödienhauses und rief: »Wo ist denn mein Wagen?« Eine Zeitlang antwortete niemand, als aber alle übrigen Fahrzeuge fort waren, auch von den Fußgängern niemand da stand, blieb dem Bedienten des Hofraths, der mich auch nicht so genau kannte, nichts übrig, als den Herrn Doctor für meine Person zu halten und ihn in den Wagen zu heben. Die Gesellschaft war unterdessen versammelt und erwartete mit Verlangen den Schauspieler Claus, der ihr einen fröhlichen Abend machen sollte. Endlich kam die Kutsche; die Flügelthüren öffneten sich, und ein langer hagrer Mann mit einer weißen Perücke von Stukkaturarbeit, in einem grünen Rocke mit goldenen Schleifen, rothen gestrickten Hosen und schwarzen seidenen Strümpfen schritt langsam herein. »Seyen Sie allerseits willkommen«, sagte er, ohne der Versammlung Zeit zu lassen, sich von ihrer Verwundrung zu erholen, »seyen Sie allerseits willkommen! In welcher Person habe ich denn das Glück, den Herrn vom Hause zu verehren?« Man zeigte ihm denselben. »Ich bin Ihnen obligiert für Ihr gütiges Zutrauen, mein Herr!« fuhr er fort, »und werde mich bestreben, dessen würdig zu seyn. Ihre Frau Gemahlin ist, wie ich höre, jung. Da soll es, ich zweifle nicht, bald überstanden seyn. Und könnten sich Schwierigkeiten äußern, so bin ich mit vortrefflichen Instrumenten versehn. Doch ist mein Wunsch, es möge ohne alle Gewalt zugehn. Ja, ja! ich denke, morgen um diese Zeit sollen Sie Ihren kleinen lächelnden Erben auf dem Schoße wiegen.« Nun war unglücklicherweise die Frau vom Hause zwischen fünfzig und sechzig Jahre alt, und wenn Sara bey einer ähnlichen Prophezeyung lachte, so wurde diese hingegen über eine solche Impertinenz gewaltig aufgebracht. Sie glaubte, man habe ihr einen Possen spielen wollen, weil sie nie Kinder gehabt, und es kostete Mühe, die Sache ins Klare zu bringen, den Doctor unbeschimpft wiederum in den Wagen zu packen und ihn an den rechten Ort seiner Bestimmung zu bringen. Die Dame kam glücklich nieder, und die Gesellschaft, am andern Ende der Stadt, scherzte und lachte, indes ich armer Schelm in meinem Kerker, mit noch zwey andern Unglücklichen, die auch von den Seelenverkäufern durch List hierhergelockt waren, unser Schicksal verwünschte.