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Ilka Grüning

1905. 14. November. Das Schauspiel »Ghetto« von Heijermans bleibt eine drollige Sehenswürdigkeit: weil die Tante Esther Sachel von der bisher kaum hervorgetretenen Schauspielerin Ilka Grüning meisterhaft dargestellt wird. Das ist eine schlagende Charakteristik. Die Art, wie die alte, dicke Esther sich frauenhaft über die Schürze faßt und der Büste einen flüchtig ordnenden Schubs gibt: glänzend! – die ganze Leistung ist es.

1917. 8. März. »Die Sorina«; ein in Rußland spielender Komödienschwank von Georg Kaiser. Gipfel der Darstellung: die Schauspielerin Grüning, Ilka. Sie machte die Vogtsfrau.

Immer soll es ihr angerechnet bleiben, daß sie nicht zurückwich vor der drängenden Herzhaftigkeit des Abküssens durch eine dicke bejahrte Person, die auf dem Sofa neben sich einen Poeterich hat.

Sie küßt und überfällt ihn, sie läßt nicht los – und läßt nicht los.

Sie wirft sich mit gespitztem Maul über den Schriftsteller. Da! Und da! Und noch einen! Sie zuckt auf ihn zu. Sie schmatzt ihn ab; wie ein Wiedehopf; krachend in schottische Seide gezwängt …

Aber das Höchste war vorher: noch eh' sie ihn kannte; der gemachte, zu späte, bewußte Angstschrei, weil sie, huch, im Bademäntelchen dastand.

Es bleibt eingetragen in die Geschichte der Schauspielkunst.

 … Zwischen 1905 und 1917 liegt Herrliches, was diese Meisterin stufenden Humors mit steter Wandlungskraft geschenkt hat. Sie ist eine der heut seltnen Gestalten, die starke Verschiedenheit aufbringen … und hierbei nicht virtuosisch sind.

Sie hat Schwärme von (wertvolleren) Menschen heiter beglückt. Und sinnen gemacht.


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