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Maifeier.

Abends sieben Uhr.

Im Hof am Maschinenhause tönt die Dampfpfeife. Der Arbeitstag ist zu Ende. Ein Druck von der Hand des Maschinisten sperrt den Dampf ab … Zischen. Atemraubendes Brausen … Ein letztes, machtloses Dehnen und Strecken … Das Schnurren, Summen, Picken, Pochen in den Webstühlen hört auf … Ängstlich still wirds an den Arbeitsstätten, wo man soeben sein eigenes Wort nicht hörte.

Lene richtete sich auf. Ihre Arme bogen sich im rechten Winkel. Sie hob die Ellbogen bis zur Schulterhöhe, preßte sie rückwärts, daß sich die Schulterblätter beinahe berührten, streckte eine Faust nach oben, die andere nach unten, machte es umgekehrt, drehte und bog sich im Kreuz, daß das Rückgrat in allen Fugen knackte. Die Arbeit am Webstuhl macht steif und lahm. Zwölf Stunden ist etwas viel für ein junges Mädchen.

Endlich Feierabend!

[135] Als Lene morgens um sechs die dumpfen Fabrikräume betrat, grüßte sie das Frühlicht der Sonne. Jetzt sank das Tagesgestirn hinab. Dazwischen zwölf Stunden Arbeit ohne Sinn und Verstand; mechanische Handgriffe, automatenhafte Bewegungen, zu denen die Maschine den Takt klapperte. Zwölf Stunden ohne eigenen Willen, von der Maschine beherrscht, gelenkt, angetrieben. Zwölf Stunden der Maschine letzter Teil und nur eine Stunde halber Rast, als sie voll Hast, mit Staub und Faserwerk vermengt, ihr mitgebrachtes Brot verschluckte. Morgen dasselbe. Jeden Tag dasselbe. Die ganze Woche dasselbe. Das ganze Jahr hindurch, jedes Jahr, all ihr Lebelang, immer dasselbe. Immer denselben Handgriff, denselben Schmutz, denselben wahnsinnigen Maschinenlärm zwölf Stunden lang, und eine Stunde karger Rast zu Mittag, wenn sie ihr Brot verschluckt und den Webstuhl putzt. Immer denselben Pfiff der Dampfmaschine, der ihr Leben beherrscht, bis sie einst niedersinkt in der Frohn, bis man sie verscharrt ohne Sang und Klang.

Abends sieben Uhr. Feierabend. Jetzt darf sie wieder denken, wollen, fühlen wie andere Menschen. Darf selbst wieder Mensch werden.

Vor dreizehn Stunden sog ihre Brust zum letzten Mal reine Lebensluft ein. Seitdem hat sie nur Staub und Schmutz geatmet. Ihre Lippen sind schwarz. Die Zunge klebt am Gaumen. Die Zähne [136] kauen Fäden und Bastfasern, die, vom Webstuhl aufgewirbelt, ihr unablässig in Mund und Nase drangen. Aber jetzt ist sie frei. Hinaus! Hinaus!

Lene strich mit der Hand über Haar und Kleidung. Der Faserstoff lagerte darauf in grauer Schicht. Um sie her wimmelte es von Männern und Frauen, die nach Freiheit und Leben dürsteten wie sie. Lene warf die schmutzstarre Arbeitsjacke ab. Was kümmern sie die Augen der Männer? Wer denkt an Nacken, Schultern, Brüste an solchem Ort?

Geschwind das Kleid, den Hut! Hinaus! Hinaus! Erst vor dem Thor der Fabrik wird sie Mensch.

Draußen am Wege steht Max, der Maschinist. Er wartet auf Lene, deshalb hat er sich besonders beeilt. Er hat sie gern mit ihren blonden Haaren, die aussehen wie Jutefaser. Dazu die blanken Augen, das junge, achtzehnjährige Gesicht.

Ein Menschenstrom quillt durch das Fabrikthor ins Freie. Männer und Frauen fluten an Max vorüber. Er wartet auf Lene. Die Arbeitsgenossen sehen ihn kaum. Sie hasten fort … Verschwinden in den engen Gassen … Klettern hinauf in die Dachwohnungen … Verschwinden in den feuchten Kellern. So freudlos es ist, es ist ihr Heim, das sie lockt.

Noch immer spült der Strom Menschen aus dem Thor. Die Männer stampfen schweigend fort. Auf ihrem Rücken baumelt die Flasche, woraus sie getrunken. Die Frauen gehen in Gruppen. Sie [137] schwatzen. Junge Mädchen sind dabei mit runden Backen und hellen Augen. Viele kaum der Kindheit entwachsen.

Max wartet auf Lene. Er richtet sich auf. Drückt die Schultern weit zurück. Die gewölbte Brust hebt sich in der reinen Luft. Ein tiefer Atemzug. Und noch einer.

Manch feuriger Blick trifft den jungen, stattlichen Arbeiter. Die Mädchen senken die Lider nicht, wenn er sie betrachtet. Sie sehen ihm frei ins Gesicht. Aus den Augen spricht das Wohlgefallen. Der Mund lächelt: Komm!

Die Jugend ist kurz. Im dumpfen Fabrikraum wird sie noch kürzer. Entbehrung macht bald die Züge hart. Vom Übermaß der Arbeit werden die Glieder steif und eckig vor der Zeit. Wer runde Wangen, rote Lippen hat, muß eilen, sie zu nutzen. In wenigen Jahren ist alles dahin. Eine siehts an der andern, wie schnell der Schimmer verblaßt. Wer fragt danach, was sie thut oder nicht thut? Sie steht auf eigenen Füßen. Die Eltern haben mit sich zu thun. Tags über schlägt die Arbeit Leib und Seele in Sklavenfesseln. Giebt der Pfiff der Dampfmaschine ihnen die Freiheit auf wenige Stunden zurück, kommt der Durst nach Genuß und Vergnügen. Das Übermaß der Last schafft unbändiges Verlangen nach Lust und Leben. Im Sturm verzehrt sich die Jugend. Die zarte Empfindung wird erwürgt vom [138] ewigen Frohndienst. Der Mensch wird zum Lasttier, das nur noch Ruhe und Futter begehrt. Beschränkt man ihm diese, erwachen die Instinkte des Tieres. Der Grimm wendet sich gegen die Peiniger.

Max wartete auf Lene.

Endlich kam sie. Das Gesicht gerötet. Die Stirn finster und kraus. Der Maschinenmeister hatte sie festhalten wollen. Sie mußte sich seiner erwehren.

Max schloß sich ihr an. Sie warf ihm einen bösen Blick zu. Was wollte er von ihr? Er war auch so einer. Einem Mädchen das Beste zu nehmen, weiter hatten sie alle nichts im Sinn.

»Lene, ich meine es doch wirklich ehrlich!« sagte er bittend.

Ihre Stirn glättete sich allmählich. Der schlechteste war Max nicht. Sie kannte ihn ja. Mochte ihn soweit ganz gern. Er nahm sich nichts heraus. Blieb immer anständig. Es war mehr der Ärger über den andern, der in ihr gährte.

Trotz alledem! So ein Leben! Lohnte es, deswegen den Finger zu rühren? Beim Morgengrauen ins Joch. Bei sinkender Nacht wieder heraus. War das der Mühe wert? Und dabei keinen Menschen, der nach ihr fragte! Keine Seele, die an ihr hing! Die Eltern hundert Meilen weit weg. An der russischen Grenze. Vielleicht sah sie Vater und Mutter überhaupt nicht wieder. Wenn die Erde sie heute [139] verschlang, floß ihr keine Thräne nach. Keiner würde sie vermissen. Niemand.

Sie warf einen Seitenblick auf Max. Er wartete auf sie. Jeden Tag. Ihm würde es am Ende leid thun. Er war aber auch der einzige. Natürlich wollte er auch nichts weiter von ihr, als alle andern. Darin blieben sich die Männer gleich. Einer hatte dem andern nichts vorzuwerfen. Wie sie die Sorte kannte! Schon lange! Aber er bemühte sich drum … war nicht brutal … betrachtete sie nicht als Tier, das man benutzt und wegjagt. Und wenn sie nicht wollte, brauchte sie nicht. Schlecht meinte er es nicht. Immerhin ein Mensch, mit dem sich ein Wort sprechen ließ. Sie fühlte sich nicht so gräßlich einsam und verlassen in der großen Stadt.

»Ich ziehe heute um,« sagte sie laut.

»Hast Du einen, der Deine Sachen tragen hilft?«

»Nein, Max.«

»Schön! Ich geh mit und besorge es.«

In Lenens Logis belud er sich mit dem Korb, der ihre paar Habseligkeiten enthielt. Sie schritt neben ihm durch die Gassen. Gut war der Max. Sie fühlte sich wirklich nicht verlassen in seiner Nähe.

Durch einen Thorweg gings in den Hof. Vor der Thüre des Hinterhauses nahm sie Max den Tragkorb ab.

»Soll ich ihn nicht hinauftragen, Lene?«

[140] »Laß nur, Max! Ich kenne die Leute nicht. Nun komme ich allein weiter.«

Eine gewisse Scheu gab's ihr so ein. War er erst bei ihr in der Stube, was dann? Ihn fortschicken? Das ging hier unten leichter als oben. Ihn dabehalten? Jungfer war sie bis heute. Sie wollte es bleiben. Nach all dem Staub mußte sie sich auch gründlich waschen.

Er half ihr den Korb auf die Schulter.

»Gute Nacht, Max!«

Ein kleiner Krauskopf mit schmutziger Nase stand im Eingang. Max schob ihn zur Seite, daß sie hinein konnte. »Gute Nacht, Lene!«

Sie stieg vier enge Treppen hinauf. Endlich war sie an richtiger Stelle. »Schulze« stand an der Thür. Eine ungeübte Hand hatte den Namen mit vergilbter Tinte auf ein Stück Papier geschrieben.

In dem kleinen, dunklen Vorraum stellte Lene ihren Korb auf die Erde. Einen Augenblick stand sie horchend still. Nebenan war die Küche. Sie klopfte an und öffnete.

Die Wände des kleinen Raumes waren früher getüncht gewesen. Jetzt nackter Kalk überall. Darauf die schmutzigen Spuren von Händen und Kleidern. Große Nägel staken in den Mauern, mit allerhand Kleidungsstücken behängt. Zwischendurch tiefe Löcher im Kalk, aus denen weißer Staub hinunterrieselte, wenn eine Thür sich schloß. In der [141] Ecke am Fenster stand ein alter Tisch. Daneben zwei bretterne Stühle ohne Farbe. Gegenüber an der andern Wand ein Bett. Ein geknickter Strohhalm hing heraus. Durch die kleinen, gesprungenen Scheiben des Fensters starrten rauchschwarze Mauern stumm und düster herein.

Am Herde hantierte eine Frau mit irdenen Töpfen. Sie kochte das Essen. Ein Mann saß auf einem Stuhl neben dem Tisch. Das Gesicht braun und gefurcht, die Hände knochig und gelb. Ein abgetragenes Flanellhemd bedeckte den Oberkörper, ein Lederriemen hielt die geflickte Hose fest. Er starrte schweigend vor sich hin. Zwischen seinen Knieen stand ein Mädchen. Sie lehnte den Kopf an die Schulter des Vaters. Zwei Knaben hockten auf dem löcherigen Fußboden. Ein größeres Mädchen sah aufmerksam zu, wie die Frau am Herde schaffte.

Lene litt nicht an schwachen Nerven, aber sie blieb schaudernd stehen. Ein Brodem schlug ihr entgegen. Warme, verdorbene Luft, vermengt mit dem Dunst von Menschen, mit den Gerüchen, die dem Topf auf dem Herde qualmend entströmten. Dazwischen mischte sich ein unbeschreibliches Etwas, für das kein Name war. Es drängte sich der Nase auf, zwingend, unabweisbar, Grauen erweckend.

Lene wollte Atem schöpfen. Sie vermochte es kaum. Ihr Blick traf das Bett. Auf dem geflickten Überzug lag lang ausgebreitet ein graues Leinentuch. [142] Es verhüllte die starre, regungslose Figur eines Kindes. Lene erbebte vor Grauen. Was in der Luft lag, war die Verwesung.

»Mutter, da ist einer,« sagte das Mädchen am Herde.

Ein abgezehrtes, verkümmertes Gesicht wendete sich der Ankommenden entgegen. »Sie wollen einziehen, Fräulein. Warten Sie! Ich komme gleich.«

Der Mann am Tisch schob das Kind zwischen seinen Knieen zurück und erhob sich schwerfällig.

Lene stand in ihrer neuen Stube. Die niedrige Decke war rissig und rauchschwarz. An den Wänden hingen bauchig und zerfetzt die Überreste früherer Tapeten. Bei jedem Schritt hörte man den rieselnden Kalk hinter dem Papier. Sie war es nicht anders gewohnt.

»So! Nun setzen Sie man Ihre Sachen herein!« sagte Frau Schulze.

»Sie haben Unglück gehabt?« fragte Lene.

Die Frau fuhr mit dem Schürzenzipfel über die Augen. »Unser kleiner Ernst … Es ist gut, daß er erlöst ist … Er mußte so schrecklich husten … So viel Schmerzen hatte er … Kein Doktor konnte ihm helfen.« Die Unterlippe der Frau zitterte. »Wenn einer Kinder hat, will er sie nicht missen. Aber der Husten … Des Nachts war es am schlimmsten. Nun ist er erlöst.«

»Krankheit kostet viel Geld,« meinte Lene.

[143] »Schulze verdient ja … In der Fabrik … Ich auch, soviel ich kann … Es würde schon reichen … Die Miete kriegen wir von unsern Einwohnern zusammen … Die bezahlen gern … Wenn sie Geld haben … Manche freilich … Das ist dann schlimm … Die Kinder sind aus dem Gröbsten heraus … Essen wollen sie immer … Was Warmes muß auch sein … Wir habens auch immer gehabt … Mit meinem Mann allein könnte ich sehr gut leben … Missen will man doch keins … Morgen wird er begraben … Ein Sarg muß sein … Einen Kranz will man ihm auch gern mitgeben … Es ist alles so teuer.«

Der Mann kam den Frauen nach. In der offenen Thür blieb er stehen. »Wenn man bloß behalten könnte, was man verdient! Da kommen Steuern und Abgaben, Schulgeld und Kassen. Die nehmen das Geld. Wenn man dann alt und schwach wird … Laß man, Frau! Für Ernst ist es am besten. Er braucht sich nicht zu schinden und zu plagen.«

Durch den offenen Eingang quoll der Dunst aus der Küche herein … Da war es auch wieder … das Gräßliche … der Leichengeruch … Lene schauderte. Ihre gesunde Natur empörte sich gegen den Hauch der Verwesung. Sie mußte fort. Sie konnte dort nicht bleiben die Nacht über. Es war unmöglich.

»Wissen Sie was, Frau Schulze? Ich lasse [144] Ihnen die Stube bis morgen. Ich kann wo anders schlafen. Bei einer Freundin. Morgen Abend komme ich wieder.«

»Ach, wenn Sie das thun wollten, Fräulein! Wir wohnen sonst immer in der Küche. Alle zusammen. Aber er riecht schon ein bißchen. Morgen ist auch alles schön in Ordnung.«

Grauend stieg Lene die Treppen hinab. Auf der Straße blickte sie um sich. Was nun? Wohin? Sie dachte an Max. Hätte sie ihn doch nicht fortgeschickt! Die Nacht kam. Sie war allein. Max hätte ihr Gesellschaft geleistet. Warm genug war es draußen. Aber ganz allein …

»Na, Lene?« … Max stand neben ihr.

Sie atmete auf. »Gott sei Dank!«

»Ich habe auf Dich gewartet. Ich dachte, Du kämst am Ende noch herunter. Ich sehe Dich so gern, Lene.«

Sie blickte ihn dankbar an. Gut war er. Der beste, den sie je getroffen. Sie sagte ihm, wie es oben stand.

»Laß uns spazieren gehen, Lene! Draußen ist es am schönsten. Viel schöner als drinnen. Ich leiste Dir gern Gesellschaft.«

Die Stadt lag hinter ihnen. Tiefer Friede umher. Warme, fruchtbare Maiennacht. Am Himmel hing die Mondsichel. Gesprochen wurde wenig. Ohne Zusammenhang. Jeder fühlte sein eigenes, volles Herz.

[145] So schritten sie durch die Wiesen.

Lene war seltsam bewegt. Sie hätte lachen und weinen mögen zugleich. Nicht mehr allein in der Welt! Nicht mehr diese Öde in der Brust! Nicht mehr das Gefühl der Verlassenheit mit sich herumschleppen!

Sie standen am Flüßchen, das durch die Wiesen rann. Ein niedriger Deich schützte das Ufer. Sie gingen darauf entlang. Hier und dort eine Weide. Das Wasser funkelte im Mondlicht. Geschmolzenes Silber. Alles ruhig … friedvoll. Die Luft so warm. Durch das Schilf lief es zuweilen wie leises Flüstern.

Am Deich saßen die beiden im Grase. Über sich das Laubdach einer Weide.

Lenens Augen ruhten auf dem schimmernden Spiegel unten. Ihr war so wohl. Wie das Wasser lockte! Sich hineinstürzen! Untertauchen! Wer das könnte! Wer das dürfte! Sie hatte sich nicht gewaschen dort oben … in Gesellschaft des Toten. Der Fabrikstaub lag auf ihrer Haut. Dort der Fluß … Reines, klares Wasser … Welches Labsal! … Welche Wohlthat! …

Ihr Blick streifte Max. Er war ein Mann. Sie ein Mädchen. Das ging nicht an. Das durfte nicht sein.

Der Staub brannte auf ihrer Haut. Die Luft so schwül … Dort unten der Fluß …

[146] Max war gut. Mit keinem Wort quälte er sie. Und wenn er ein Mann war und sie ein Mädchen? … Was war dabei? Wen gings was an? … Hatte die Natur sie nicht beide gemacht, wie sie waren? Sich schämen? … Warum? … Vor wem? … Mann und Weib sind für einander auf der Welt … Kein Mensch hat ein Hemd an, wenn er auf die Erde kommt.

Mit Max zusammen baden! …

Lene lachte laut auf, daß Max sie verwundert anschaute. Sie sagte nichts. Sie dachte weiter.

Einem würde sie sich hingeben … Früher oder später. Max war gut. Er hing an ihr. Angetraut war sie ihm nicht … Hatte nichts unterschrieben. Wozu auch? Wenn sie nur zusammenhielten. Er hatte nichts, und sie hatte nichts. Mochten andere sich verheiraten, wie sie wollten. Was ging sie das an? Für sie galt nicht die Sitte einer Gesellschaft, die sie von sich stieß … ins Joch spannte … Sklavendienst mußte sie thun. Was gingen sie die Satzungen ihrer Peiniger an? Sie war Herr über sich selbst. Konnte mit sich thun, was sie wollte. Max war gut. Wem zu Liebe sollte sie auf das Recht ihrer Jugend verzichten? Wem zu Ehren Jungfer bleiben? Sie war niemand etwas schuldig. Keiner hatte sich darum zu kümmern. Dort unten lockte der Fluß. Sie wollte es. Baden! … Mit Max zusammen baden! …

[147] Blitzschnell sprang sie auf. Sie warf die Kleider ab. Silberhell klang ihr Lachen. In göttlicher Nacktheit lief sie über das Gras. »Komm, Max!«

Hochauf sprühten die Wellen. Über den marmorweißen Gliedern schlugen sie zusammen.

* * *

Warme, fruchtbare Maiennacht … Friede überall … Unentweihte heilige Natur … In den schimmernden Fluten treiben Elfen ein neckisches Spiel.


[148]


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