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Frau Melanie warf sich auf die Ottomane. Es war schrecklich, das Warten. Sie stöhnte … streckte die geballten Fäuste in die Luft … Oh! Peitschen möchte sie die Zeit.
Sie sprang wieder auf. Wer kann liegen, wenn die Ungeduld Wände einrennen will? Um vier mußte er kommen. Jetzt war es eins. Noch drei Stunden! Was sollte sie damit anfangen? … Was mit sich selbst? Sie gab der Uhr einen zornigen Stoß. Da stand sie ganz still. Schnell brachte sie das Pendel wieder in Schwung. Der Zeiger beeilte sich deshalb doch nicht. Frau Melanie knirschte mit den Zähnen. Ein Strang ist die Zeit, ein Strick. Er zerrt uns zurück, wenn wir nicht warten können. Er schleift uns weiter, wenn wir bleiben möchten. Noch drei Stunden! …
Wenn sie schliefe! Sie warf sich wieder auf die Ottomane. Sie schloß die Augen. Eine Ewigkeit. Sie wollte schlafen … durchaus schlafen …
Am Ende hatte sie schon geschlafen. Man weiß [8] das hinterher nie ganz genau. Die Lider versuchten sich zu heben. Ein ganz klein wenig. Nur soweit, daß sie die Uhr eben erkennen konnte. Nein! Sie wollte es nicht. Mit Gewalt kniff sie die Wimpern zusammen. Eine gehörige Zeit sollte vergehen, bevor sie nachsah. Eine ganz gehörige Zeit … Nun aber … Sie riß die Augen weit auf. Der Weiser stand noch auf derselben Stelle.
Ihre Nägel krallten sich in die weiche Decke auf der Ottomane … Warten! … Warten! … Sie bohrte die Fäuste in die Schläfe. Noch immer drei Stunden … Noch immer zu früh für die Toilette …
Liebte sie ihn? … Frau Melanie zog die Nase kraus. Recht verächtlich. Konnte sie das wissen? … Um das genau zu sagen, mußte sie erst alt und grau sein … Lieben! … Sollte sie sich deshalb jetzt den Kopf zerbrechen? Wenn sie ihn nicht liebte, würde es früh genug offenbar werden … Überhaupt … was heißt lieben? Liebt ein brennendes Haus die Spritze? … Die Flammen werden gelöscht … Weil sie ihm wohlthun, sucht der Esel Disteln und frißt sie auf. Sie kitzeln seinen Gaumen, was weiter? Heißt das lieben?
Frau Melanie schüttelte den Kopf über sich selbst. Welche Thorheit! Drei Stunden vor dem Gartenfest, bei dem er ihr Gast sein würde, solche Gedanken! Aber so war sie immer. Zu ernst nahm sie alles. [9] Viel zu schwer. Man lebt nur einmal in der Welt. Das vergaß sie immer wieder. Hatte Adam was anderes geliebt als sich selbst? Seine Rippe wollte er wiederhaben. Und Eva wußte sicher auch, wo es ihr fehlte. So sucht sich jeder das vermißte Stück. Wenn einer glaubt, er hats angetroffen, heißt es gleich: er liebt. Mancher findet es schnell. Auf den ersten Griff, sozusagen. Der braucht nicht weiter zu suchen. Das heißt dann treu. Bei einfachen Leuten ist so was möglich. Die Verhältnisse sind leicht zu übersehen. Aber in ihrer Lage? Wer konnte heute schon wissen, wo es morgen ein Manko gab? Lieben! … Vor acht Tagen kannte sie Berko noch gar nicht. Nun schon diese Ungeduld. Wenn das keine Liebe war, hatte es überhaupt noch keine gegeben. Natürlich liebte sie ihn. Wie könnte sie sich sonst um ein paar Stunden Zeit aufregen. Drei Stunden! Wenn sie die auslöschen könnte … einfach wegwischen! Dann wäre er bei ihr. Er war aber nicht da. Bis vier mußte sie warten. Gräßlich! – – –
Damals … vor acht Tagen … sie traf ihn bei ihrem Mann. Ganz zufällig. Im Kontor. Oft vergingen Monate, ohne daß sie sich dort sehen ließ. Wozu auch? Was sollte sie da? Aber vor acht Tagen … sie wußte selbst nicht, wie es kam … plötzlich stand sie vor ihm.
Seitdem diese Unruhe.
Er hatte mit dem Kommerzienrat zu verhandeln. [10] Geschäftlich. Nicht zum ersten Mal. Aber sie sah ihn damals zum ersten Mal.
Beim ersten Blick pochte es in ihren Rippen. War das denkbar, wenn die Rippen nicht ihre Herkunft gefühlt hätten?
Die beiden nebeneinander … er und der Kommerzienrat. Welcher Kontrast! Der eine klein, rundlich, beinahe fett, ganz sicher alternd … aber sehr alternd! … das war ihr Mann. Der andere … sie ballte die Fäuste … stöhnte … das Warten! Oh das Warten … Die Uhr stand entschieden still. Es mußte schon später sein. Fast noch drei Stunden. Das war nicht möglich.
Von seinem Gut kam er zur Stadt. An dem Tage, zu der Stunde, als sie ihn im Kontor treffen mußte. Wenn das Zufall sein sollte, gabs überhaupt keine Schickung mehr. Fügung war es. Eine höhere Hand mischte sich ein. Sich dagegen sträuben, wäre sündhaft gewesen.
Man frühstückte zusammen bei Dressel. Sie sprach von ihrem Gartenfest. Der Kommerzienrat lud ihn ein, den andern, Berko.
Er machte seinen Besuch.
Heute war das Fest. Am Johannistag. Um vier Uhr fing es an. Dann sah sie ihn. Bis dahin mußte sie warten. Das Warten war gräßlich.
Ob Berko sie liebte?
Frau Melanie lächelte, daß die weißen Zähne [11] blitzten. Oh! der! Ob der sie liebte … sie … Melanie! Wenns unter ihren Rippen pochte, verleugneten seine die Verwandtschaft ganz sicher nicht. Sie dachte ernsthaft nach. Ein Grund zur Sorge lag nicht vor. Große Gefühle sind selten einseitig. In kleinen Verhältnissen … nun ja … das kannte sie nicht. Aber in ihren Kreisen … sie wußte keinen Fall. Darüber brauchte sie sich keine Gedanken zu machen. Und wenn … dann …
Wie sich die Hübner ärgern würde … ihre Schwägerin … wenn dann! … Die rechnete auf die Erbschaft des Kommerzienrats. Schon lange. Schon seit dem Tode der ersten Frau. Kinder waren damals nicht da. Sie glaubte schon alles ganz sicher zu haben. Die zweite Heirat machte einen dicken Strich durch ihre Rechnung. Wie eine Furie schnaubte sie … damals … vor der Hochzeit ihres Bruders mit Melanie.
Auch die zweite Frau bekam keine Kinder. Seitdem war die Hübner wieder freundlich. Natürlich bloß auswendig. Sie knüpfte die abgebrochene Verbindung wieder an.
Frau Melanie hatte nichts vergessen. Die Hübner würde bersten vor Wut, wenn doch noch …
Aber wenn nicht?
Auch das wußte Frau Melanie. Ihr blieb dann das schmale Witwenteil. Was sollte sie damit? Hatte sie deshalb den alternden Mann genommen? [12] Er war wirklich schon recht bequem. Zu fett wurde er. Und vor allen Dingen zu alt. Alt zu Jung, das paßt wie ein Eiszapfen zum Bratspieß. Wer die Pole zusammenbringt, drückt eine Welt entzwei.
Der Referendar? … pah! … der verdiente überhaupt nicht, daß sie ihn protegierte. Wenn der … ach was! … der! … Zeit hatte er genug gehabt … wahrhaftig …
Frau Melanie sprang hastig auf. Sie fühlte einen blassen Schrecken. Nicht wegen Berko. Bewahre! Solche Augen hatte Joseph nicht. Aber wenns vielleicht doch an ihr lag, daß die Hübner den Kopf so widerwärtig hoch tragen durfte!
Ein großer Spiegel bildete die Thür des Ankleideschranks. Das weiße Batisthemd glitt über ihre Schultern. Auf den Hüften hing es einen Augenblick fest. Frau Melanie betrachtete sich prüfend, mit kritischer Strenge. Ihr Gesicht hellte sich auf. An ihr lag es nicht … o nein! … an ihr nicht … Und Berko? … So hatten ihre Rippen noch niemals gezittert. Sie würden schon wissen, wohin sie gehörten.
Beruhigt kehrte Frau Melanie zur Ottomane zurück. Sie kicherte leise. Was die Hübner sagen würde? … dann … Ihre spitze Nase käme sicher ganz aus der Façon.
Frau Melanie schloß die Augen. Wenns nur [13] erst so weit wäre! Ein leichtes Rot stieg in ihre Wangen …
* * *
Im Garten. Beim Spiel.
Damen und Herren paarweise hintereinander. Vornean stand Berko und klatschte in die Hände.
Frau Melanie lief an der Reihe entlang. Die hellen Gewänder wirbelten rucksend hinter ihr drein. Auf der andern Seite der Referendar. Er wollte sie wieder einfangen mit aller Gewalt.
Berko war schneller. Wie ein Wilder stürzte er der Fliehenden nach … umklammerte sie von hinten … gar nicht zart und rücksichtsvoll. Etwas Brutales lag in der Art, wie er sie packte. Seine Schuld wars nicht. Der Mann war stärker als der Gesellschaftsmensch.
Frau Melanie hing in seinen Armen. Außer Atem. Willenlos. Sein Mund feuchtete ihre Wange. Die Gewaltsamkeit that ihr wohl. Ein wonniges Empfinden lief ihr über den Rücken. Derartiges war ihr neu. Sie gewährte nicht. Sie wurde genommen. Das war kein Tasten, obs ihr genehm. Es gab kein Widerstreben. Sie mußte. Wurde gar nicht gefragt. Aber die Unterjochung that ihr wohl. Das war das Richtige. So mußte es sein.
Er ließ sie von sich.
[14] Lachend sah sie zu ihm auf. »Mein Gott, wie ungestüm! So packt ein Bär zu.«
»Ich wünschte, ich wäre ein Bär.«
»Weshalb?«
»Um Sie nicht wieder loszulassen.«
»Wollten Sie mich auch auffressen?«
»Erst ganz zuletzt … Nachher … daß kein anderer was nachbehält.«
»Und bis dahin?«
»Trüge ich Sie in meine Höhle.«
»Auf Ihrem Gut? Draußen bei den Bauern? Brr! Ganz und gar nicht mein Geschmack.«
* * *
Nach dem Diner Feuerwerk im Garten. Dann doppelte Dunkelheit. Schwüle, schwere Johannisnacht. Die Luft still. Am Ahorn schwankte kein Blättchen. Leuchtende Käfer taumelten über den feuchten Rasen. Liebesbrunst machte ihren Leib zur Fackel. Sie suchten das Weibchen. Dann erlosch die Flamme.
Durch die laubigen Gänge schritten die Paare. Die Stirn heiß. Flammen in den Wangen. Das Wort erstarb zum Flüstern, ging wie Seufzer vom Munde. In den Adern prickelten die Geister des Weins. Die feuchte, fruchtbare Wärme vom Boden drang in die Kleider, pochte an die Sinne. Das [15] Verlangen zuckte in den Gliedern, rollte mit dem brünstigen Blut durch die strotzenden Adern. Wo sich die Paare begegneten, huschten sie schnell an einander vorüber, die scheuen Blicke gesenkt. Hier und dort ein leiser Ruf. Mehr lockend als wehrend. Girrendes Lachen. Die Taube im Holz läßt es hören von heißer Liebeswerbung bedrängt.
Berko ging wortlos neben Frau Melanie. Sie wählten die dunkelsten Gänge. Instinktiv. Ohne Verabredung. Ihre Hand ruhte auf seinem Arm. Mit der Linken umkrallte er ihre zuckenden Finger. Er fühlte die wogende Brust an seinem Arm. Seine Blicke bohrten sich durch das Dunkel in die Linien ihres Halses.
Durch Ahorn ging es und Flieder.
Das runde Dach eines Pavillons erhob sich über die Büsche. Frau Melanie stand still. Ihre Augen deuteten auf den stillen Bau.
»Das ist mein Tuskulum. Mein Märchenschloß, wo ich sinne und träume.«
»Träume? … Wovon?«
»Von Lust und Glück.«
»Die träumt man nicht. Die werden erlebt … gefühlt … geteilt von Zweien.«
»Dorthin kommt niemand.«
»Niemand? … Wirklich niemand?«
»Nur wer mich lieb hätte, dürfte ins Allerheiligste.«
[16] »Melanie!«
Seine Brust keuchte. Er riß sie an sich. Sie konnte sich nicht wehren. Eisigkalt rieselte es über ihren Rücken. Oder war es ein Lavastrom, der sie durchfloß?
»Wirklich ein Bär!«
»Besser Bär als Fisch.«
»Ich fürchte mich.«
»Wovor? … Vor wem?«
»So schnell kommt alles. Wir kennen uns kaum.«
»Kennen? … Werden Gefühle mit dem Meter gemessen? … Wir verstanden uns schon, bevor wir das erste Wort wechselten. Ich kann nicht warten, Melanie. Ich wills nicht.«
»Es geht doch nicht … Wir müssen verzichten …«
»Verzichten?! … Du und ich?! … Wir sehn alle beide danach aus. Du weißt ganz genau, daß es geht, daß es sein wird. Wozu verstecken spielen? Wann, Melanie? Wann? Ich bin kein Toggenburg.«
»Ein Bär bist Du. Ein ganz wilder. Du weißt, daß ich Dir nichts abschlagen kann. Nun mißbrauchst Du meine Schwäche.«
»Wo, Melanie? Wo? Wenn Du nicht sprichst, trage ich Dich auf der Stelle ins Dunkel hinaus.«
Sie faßte seine Hand. Hastig zog sie ihn vorwärts. Ein Einschnitt war im Gebüsch. Kaum erkennbar zwischen den hängenden Zweigen.
[17] »Hier ist der Weg.«
»Wann, Melanie? Wann?«
»Nimm dies!«
Sie eilte leichtfüßig fort.
Im dunkelsten Busch setzte sich Berko auf eine Bank. Seine Hand preßte den kleinen Schlüssel, als müsse er ihn zerbrechen. Noch immer huschten die Paare durch die Laubgänge. Er wünschte inbrünstig, die Erde möchte die ganze Gesellschaft verschlingen.
* * *
Das Fest war zu Ende. Die Herrschaft zog sich zurück. Das Hauspersonal trank die Sektflaschen leer. Dann wurde es stiller.
Frau Melanie schickte das Kammermädchen zu Bett und begann selbst ihre Nachttoilette. Der Kommerzienrat trat in ihr Schlafzimmer. Etwas übernächtig im Gesicht.
»Gute Nacht, liebes Kind! Wirst auch müde sein.«
»Müde? … Nein! … Kopfschmerzen habe ich. Ich kleide mich um und mache noch einen Gang durch den Garten. Die Stille soll mir gut thun nach dem Lärm, hoffe ich.«
»Wie Du meinst. Erkälte Dich nur nicht. Mich entschuldigst Du wohl?«
»Thu Dir keinen Zwang an meinethalben! Du kennst meinen gelegentlichen Hang zur Einsamkeit.«
[18] Sie hielt ihm die Schulter hin. »Bitte, hilf mir doch! Ich kann den Hemdschluß nicht öffnen.«
Er nestelte einen Augenblick daran herum. Plötzlich sank das weiße Leinen über ihre Brust hinab.
Sie hob den Finger und drohte ihm scherzend. »Aber! … aber! … Das nennst Du Müdigkeit! … Wirst Du wohl artig sein!«
Er legte die Hand über den Mund. Die Nasenflügel blähten sich auf. Die Stimme klang hohl vom unterdrückten Gähnen. »Du bist noch immer schön, Melanie!«
Sie lachte laut auf. »Geh zu Bett! Geh zu Bett! Wer gähnt, soll nicht von Schönheit reden. Morgen ist auch noch ein Tag.«
»Hast recht, Kind. Gute Nacht! … Und gute Besserung!«
Die Thür schloß sich hinter dem Kommerzienrat. Frau Melanie blickte ihm nach. Ein wenig spöttisch. So war er. So … so … ja wie denn? … so altersruhig … so bequem. Er hatte es nicht so eilig wie andere Leute. Kommst du nicht heute, dann kommst du morgen. Die Frau lief ihm ja nicht weg.
Ein paar Stunden Schlaf … pah! … Was fragt man danach, wenn man jung ist! … Aber er! … Ihre offene Brust konnte er angähnen. Wenns nach ihm ging, durfte die Hübner lachen. [19] … Seinethalben … Aber sie! … Sie wollte das nicht. Sie hatte Pflichten gegen sich selbst. An die Zukunft mußte sie denken.
Der dunkle Schlafrock legte sich weich um ihre Glieder. Sie setzte sich in die chaiselongue.
Berko! … Welche Kraft! Wie er zupackte! Wirklich ein Bär. Aber man fühlte was dabei. Einen Mannesgriff. Den hatte er. Nicht so was Schwächliches, Weichliches, dem man die Mattigkeit anmerkt. Und das Alter. Jawohl, das Alter!
Was er mit dem Schlüssel anfangen mochte? Sie lächelte. Wenn sie ihn sitzen ließe! Warten die ganze Nacht …
War es nicht doch etwas gewagt mit dem Schlüssel? … Ein wildfremder Mann … Nun ja. Ganz wildfremd grade nicht … Am Nachmittag … und dann am Abend … das war immerhin schon etwas. Die Zeit allein thuts nicht. Manchen kennt man zwanzig Jahre und ist ihm doch fremd. Sich verstehn! … Gleich auf den ersten Blick! … Darauf kommt es an. In dieser Hinsicht … Ach was! Wozu die Grübelei? Die Sache war ja schon entschieden.
Küssen konnte er. Im Dunkeln unter den Bäumen … Natürlich! In seinen Jahren! Ungefähr ihr Alter mußte er haben … Das paßt zusammen … Das kommt anders aus … Die Hübner konnte sich begraben lassen.
[20] Frau Melanie erschrak. Vielleicht benutzte er den Schlüssel gar nicht. Das wäre! Er mochte auch müde sein. Das mußte sie wissen. Sie auf ihr Part … Nicht die geringste Erschlaffung. Im Gegenteil! Sie fühlte sich ausnahmsweise frisch. Auch die Kopfschmerzen … Dummheit! … Man sagt das so hin … wird sein freier Herr ohne langes Gerede.
Ihr Mann schlief wohl schon. Vor dem hellen Tag kam er nicht wieder hoch. Seine Thür hatte er zugemacht. Mochte er seine Ruhe haben! Er vertrug nicht mehr alles. Der Schlaf that ihm gut. Auf alle Fälle wußte er, daß sie zum Garten wollte.
War Berko nun wirklich im Pavillon? … Sie mußte nachsehen. Am Ende schlief er ein. Wenn ihn morgen einer gewahrte! … Das wäre so etwas für die Hübner! … Die würde skandalieren. Nachsehen mußte sie jedenfalls … Ihn nach Hause schicken, wenn er da war …
* * *
Frau Melanie zog die seidene Decke bis unters Kinn. Sie fröstelte ein wenig. Der Morgen graute bereits. Es wurde doch Zeit, daß sie zur Ruhe kam.
Sie schloß die Augen. Ein Lächeln spielte um ihren Mund … ein süßes, zufriedenes Lächeln … [21] Dieses Ungestüm! … Ein wirklicher Bär … Ja, die Jugend! die Jugend! … Ein richtiger wilder Bär … Die Hübner mochte sich nur den Mund wischen …