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Odysseus erschießt den Antinoos, und entdeckt sich den Freiern. Eurymachos bittet um Schonung. Kampf. Telemachos bringt Waffen von oben, und läßt die Türe offen. Der Ziegenhirt schleicht hinauf, und wird von den treue Hirten gebunden. Athene erscheint in Mentors Gestalt, dann als Schwalbe. Entscheidender Sieg. Nur der Sänger und Medon werden verschont. Der gerufene Eurykleia Frohlocken gehemmt. Reinigung des Saales, und Strafe der Treulosen. Odysseus räuchert das Haus, und wird von den treuen Mägden bewillkommt.
Jetzo entblößte sich von den Lumpen der weise Odysseus, Sprang auf die hohe Schwell', und hielt in den Händen den Bogen Samt dem gefüllten Köcher; er goß die gefiederten Pfeile Hin vor sich auf die Erd', und sprach zu der Freier Versammlung: |
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5 |
Diesen furchtbaren Kampf, ihr Freier, hab' ich vollendet! Sprach's, und Antinoos traf er mit bitterm Todesgeschosse. |
10 | Goldne Geschirr aufheben, und faßt' es schon mit den Händen, Daß er tränke des Weins; allein von seiner Ermordung Ahnet' ihm nichts: und wer in der schmausenden Männer Gesellschaft Hätte geglaubt, daß einer, und wenn er der Tapferste wäre, Unter so vielen es wagte, ihm Mord und Tod zu bereiten! |
15 | Aber Odysseus traf mit dem Pfeil ihn grad' in die Gurgel, Daß im zarten Genick die Spitze wieder hervordrang. Und er sank zur Seite hinab; der Becher voll Weines Stürzte dahin aus der Hand des Erschossenen; und aus der Nase Sprang ihm ein Strahl dickströmendes Bluts. Er wälzte sich zuckend, |
20 | Stieß mit dem Fuß an den Tisch, und die Speisen fielen zur Erde; Brot und gebratenes Fleisch ward blutig. Aber die Freier Schrien laut auf im Saale, da sie den Stürzenden sahen, Sprangen empor von den Thronen, und schwärmten wild durcheinander, Schaueten ringsumher nach den schöngemauerten Wänden: |
25 | Aber da war kein Schild und keine mächtige Lanze! Und sie schalten Odysseus, und schrien die zürnenden Worte: Übel bekommt dir, Fremdling, das Männerschießen! Du kämpftest |
30 | Held in Ithaka war! Drum sollen die Geier dich fressen!
Also rufte der Schwarm; denn sie wähnten, er habe den Jüngling |
35 |
Ha! ihr Hunde, ihr wähntet, ich kehrete nimmer zur Heimat |
40 | Noch ob ewige Schand' auf eurem Gedächtnisse ruhte! Nun ist über euch alle die Stunde des Todes verhänget! Also sprach er. Da faßte sie alle bleiches Entsetzen; |
45 |
Bist du denn jetzt Odysseus der Ithaker wiedergekommen, |
50 | Und ihn trieb nicht einmal die heiße Begierde der Hochzeit, Sondern andre Gedanken, die Zeus Kronion vernichtet! Selber König zu sein in Ithakas mächtigem Reiche Strebt' er, und deinen Sohn mit Hinterlist zu ermorden. Doch nun hat er sein Teil empfangen! Du aber verschone |
55 | Deines Volks! Wir wollen forthin dir willig gehorchen! Aber was hier im Palast an Speis' und Tranke verzehrt ward, Dafür bringen wir gleich, ein jeglicher zwanzig Rinder, Bringen dir Erz und Gold zur Versöhnung, bis wir dein Herz nun Haben erfreut! So lang' ist freilich dein Zorn nicht zu tadeln! |
60 |
Zürnend schaute auf ihn und sprach der weise Odysseus: |
65 | Jetzo habt ihr die Wahl: entweder tapfer zu streiten, Oder zu fliehn, wer etwa den Schrecken des Todes entfliehn kann. Aber ich hoffe, nicht einer entrinnt dem Todesverhängnis! Also sprach er; und allen erzitterten Herz und Kniee. |
70 |
Nimmer, o Freunde, ruhn die schrecklichen Hände des Mannes; |
75 | Gegen die tötenden Pfeile! Dann dringen wir alle mit einmal Gegen ihn an! Denn vertrieben wir ihn von der Schwell' und der Pforte Und durchliefen die Stadt; dann erhübe sich plötzlich ein Aufruhr, Und bald hätte der Mann die letzten Pfeile versendet! Als er dieses gesagt, da zog er das eherne scharfe |
80 | Und zweischneidige Schwert, und sprang mit gräßlichem Schreien Gegen Odysseus empor. Allein der edle Odysseus Schnellte zugleich den Pfeil, und traf ihm die Mitte des Busens: Tief in die Leber fuhr der gefiederte Pfeil; aus der Rechten Fiel ihm das Schwert; und er stürzte, mit strömendem Blute besudelt, |
85 | Taumelnd über den Tisch, und warf die Speisen zur Erde Samt dem doppelten Becher, und schlug mit der Stirne den Boden, In der entsetzlichen Angst; mit beiden zappelnden Füßen Stürzt' er den Sessel herum, und die brechenden Augen umschloß Nacht. Aber Amphinomos sprang zu dem hochberühmten Odysseus |
90 | Stürmend hinan, und schwung das blinkende Schwert in der Rechten, Ihn von der Pforte zu treiben. Doch mitten im stürmenden Angriff Rannte Telemachos ihm von hinten die eherne Lanze Zwischen die Schultern hinein, daß vorn die Spitze hervordrang. Tönend stürzt' er dahin, und schlug mit der Stirne den Boden. |
95 | Aber Telemachos floh, und ließ in Amphinomos' Schulter Seinen gewaltigen Speer; denn er fürchtete, daß ein Achaier, Wenn er die Lanze herausarbeitete, gegen ihn stürzend, Ihn mit geschliffenem Schwert durchstäche, oder zerhaute. Eilend lief er, und floh zu dem lieben Vater Odysseus, |
100 | Stellte sich nahe bei ihn, und sprach die geflügelten Worte:
Vater, ich hole geschwinde dir einen Schild und zwo Lanzen, |
105 |
Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus: Sprach's; und eilend gehorchte Telemachos seinem Gebote: |
110 | Wählte sich vier gewölbete Schild', acht blinkende Lanzen, Und vier eherne Helme, geschmückt mit wallendem Roßschweif; Trug sie hinab, und eilte zum lieben Vater Odysseus. Jetzo bedeckt' er zuerst den Leib mit der ehernen Rüstung; Und dann waffneten sich der Rinderhirt und der Sauhirt: |
115 | Und sie standen zur Seite des weisen Helden Odysseus.
Dieser, solang' es ihm noch an Todesgeschosse nicht fehlte, |
120 | Lehnt' er gegen die Pfoste des schöngemauerten Saales Seinen Bogen zu stehn an eine der schimmernden Wände. Eilend warf er sich jetzo den vierfachen Schild um die Schulter, Deckte sein mächtiges Haupt mit dem schöngebildeten Helme, Welchen fürchterlich winkend die Mähne des Rosses umwallte, |
125 | Und ergriff zwo starke mit Erz gerüstete Lanzen.
Rechts in der zierlichen Wand war eine Pforte zur Treppe. |
130 | Nahe stehend zu hüten; denn einen nur faßte die Öffnung. Und Agelaos begann, und sprach zu der Freier Versammlung: Freunde, könnte nicht einer zur Treppentüre hinaufgehn, |
135 |
Ihm antwortete drauf der Ziegenhirte Melantheus: |
140 | Daß ihr euch rüsten könnt! Denn dort, sonst nirgends, vermut' ich, Hat sie Odysseus versteckt, nebst seinem glänzenden Sohne. Also sprach er, und stieg, der Ziegenhirte Melantheus, |
145 | Und zwölf eherne Helme, geschmückt mit wallendem Roßschweif, Stieg dann wieder hinab, und brachte sie eilig den Freiern. Aber dem edlen Odysseus erzitterten Herz und Kniee, Als sie um Schultern und Haupt sich rüsteten, und in den Händen Lange Speere bewegten; ihm drohte die schrecklichste Arbeit. |
150 | Und er wandte sich schnell mit geflügelten Worten zum Sohne:
Sicher, Telemachos, hat uns eine der Weiber im Hause Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen: |
155 | Anders ist schuld! Ich ließ die feste Türe des Söllers Unverschlossen zurück; und das hat ein Lauscher bemerket. Aber, Eumäos, eil' und verschließ die Türe des Söllers, Und gib acht, ob eine der Mägde dieses getan hat, Oder Dolios' Sohn Melantheus, wie ich vermute. |