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Als die Wandernden jetzo auf ihrem höckrichten Wege | |
205 | Nahe kamen der Stadt, am schöngebaueten Brunnen, Welchem die Bürger der Stadt das klare Wasser entschöpften; (Ithakos hatt' ihn gebaut und Neritos und Polyktor: Ringsum war ein Hain von wasserliebenden Pappeln In die Runde gepflanzt, und hoch von Felsen herunter |
210 | Schäumte das kalte Wasser; ein Altar stand auf der Höhe, Wo die Wanderer alle den Nymphen pflegten zu opfern:) Da erreichte sie Dolios' Sohn, der Hirte Melantheus, Welcher die trefflichsten Ziegen der ganzen Herde den Freiern Brachte zum Schmaus; es begleiteten ihn zween andere Hirten. |
215 | Als sie dieser erblickte, da stieß er mit schreiender Stimme Freche Schmähungen aus, und reizte die Seele des Königs: Wahrlich das heißt wohl recht, ein Taugenicht führet den andern! |
220 | Diesen beschwerlichen Bettler, der schmierigen Brocken Verschlinger, Welcher von Türe zu Tür' an den Pfosten die Schulter sich reibet, Und sich Krümchen erbettelt, nicht Schwerter noch eherne Kessel, Gäbest du mir den Kerl zum Hüter meines Geheges, Daß er die Ställe fegt', und Laub vortrüge den Zicklein; |
225 | Molken sollt' er mir saufen, um Fleisch auf die Lenden zu kriegen! Aber da er nun nichts als Bubenstücke gelernt hat, Wird er nicht gern arbeiten, und lieber das Land durchstreichen, Seinen gefräßigen Leib mit Bettelbrote zu stopfen. Aber ich sage dir an, und das wird wahrlich erfüllet: |
230 | Kommt er je in das Haus des göttergleichen Odysseus, Hageln werden die Schemel im Saal aus den Händen der Männer Rings um sein Haupt, und die Ecken an seinen Rippen zerstoßen! Also sprach er, und kam und stieß mit der Ferse vor Bosheit |
235 | Sondern stand unerschüttert. Nun überlegte Odysseus: Ob er auf ihn mit dem Stab' anrennt', und das Leben ihm raubte; Oder ihn hoch erhüb', und sein Haupt auf den Boden zerknirschte; Doch er bezwang sein Herz, und duldete. Aber der Sauhirt Schalt ihn ins Antlitz, und betete laut mit erhobenen Händen: |
240 |
Nymphen des heiligen Quells, Zeus' Töchter! Hat jemals Odysseus |
245 | Welche du Trotziger jetzo hegst, da du immer die Stadt durch- Irrst, indes die Herde von bösen Hirten verderbt wird! Und der Ziegenhirte Melanthios gab ihm zur Antwort: |
250 | Fern von Ithaka bringen, damit ich ihn teuer verkaufe! Tötete doch so gewiß der silberne Bogen Apollons, Oder der Freier Gewalt, Telemachos heut' im Palaste; Als Odysseus ferne von seiner Heimat dahinsank! Also sprach er, und eilte voran; sie folgten ihm langsam. |
255 | Und mit hurtigen Schritten erreicht' er des Königes Wohnung, Ging gerade hinein, und setzte sich unter die Freier, Gegen Eurymachos über; denn diesen liebt' er am meisten. Vor ihn legten ein Teil des Fleisches die hurtigen Diener; Und die ehrbare Schaffnerin kam, und tischte das Brot auf, |
260 | Und er aß. Nun kam mit Odysseus der treffliche Sauhirt Nahe; sie standen still. Der hohlen Harfe Getön scholl Ihnen melodisch entgegen; denn Phemios hub den Gesang an. Und Odysseus faßte die Hand des Hirten, und sagte: Wahrlich, Eumäos, dies ist die prächtige Wohnung Odysseus'! |
265 | Diese würde man leicht auch unter vielen erkennen! Zimmer stehen auf Zimmern; den Hof umschließet die schöne Zinnenbefestigte Mauer mit einem doppelten starken Flügeltor; sie vermöchte wohl schwerlich ein Mann zu erobern! Auch bemerk' ich dieses, daß viele Männer ein Gastmahl |
270 | Drinnen begehn; denn es duftet von Speisen umher, und die Harfe Tönet, welche die Götter dem Mahl zur Freundin verliehen. Ihm antwortetest du, Eumäos, Hüter der Schweine: |
275 | Geh du entweder zuerst in die schöngebauete Wohnung Unter den Haufen der Freier; so wart' ich hier noch ein wenig: Oder willst du, so bleib'; auch ich will erstlich hineingehn. Aber zögere nicht; hier draußen möchte dich jemand Schlagen oder auch werfen. Dies überlege nun selber. |
280 |
Ihm antwortete drauf der herrliche Dulder Odysseus: |
285 | Schrecken des Meers und des Kriegs; so mag auch dies noch geschehen! Aber man kann unmöglich die Wut des hungrigen Magens Bändigen, welcher den Menschen so vielen Kummer verursacht! Ihn zu besänftigen, gehn selbst schöngezimmerte Schiffe Über das wilde Meer, mit Schrecken des Krieges gerüstet! |
290 |
Also besprachen sich diese jetzo untereinander. |
295 | Immer auf wilde Ziegen und flüchtige Hasen und Rehe: Aber jetzt, da sein Herr entfernt war, lag er verachtet Auf dem großen Haufen vom Miste der Mäuler und Rinder, Welcher am Tore des Hofes gehäuft ward, daß ihn Odysseus' Knechte von dannen führen, des Königes Äcker zu düngen; |
300 | Hier lag Argos der Hund, von Ungeziefer zerfressen. Dieser, da er nun endlich den nahen Odysseus erkannte, Wedelte zwar mit dem Schwanz, und senkte die Ohren herunter; Aber er war zu schwach, sich seinem Herren zu nähern. Und Odysseus sah es, und trocknete heimlich die Träne, |
305 | Unbemerkt von Eumäos, und fragete seinen Begleiter:
Wunderbar ist es, Eumäos, daß dieser Hund auf dem Miste |
310 | Sind; denn solche Herren erziehn sie bloß zum Vergnügen.
Ihm antwortetest du, Eumäos, Hüter der Schweine: |
315 | Sicherlich würdest du jetzo die Kraft und die Schnelle bewundern! Trieb er ein Wildbret auf im dichtverwachsenen Waldtal, Nimmer entfloh es ihm; denn er war auch ein weidlicher Spürhund. Aber nun liegt er im Elend hier; denn fern von der Heimat Starb sein Herr, und die Weiber, die faulen, versäumen ihn gänzlich. |
320 | Das ist die Art der Bedienten: Sobald ihr Herr sie nicht antreibt, Werden sie träge zum Guten, und gehn nicht gern an die Arbeit. Zeus' allwaltender Rat nimmt schon die Hälfte der Tugend Einem Manne, sobald er die heilige Freiheit verlieret. Also sprach er, und ging in die schöngebauete Wohnung, |
325 | Eilte dann grad' in den Saal zu den übermütigen Freiern. Aber Argos umhüllte der schwarze Schatten des Todes, Da er im zwanzigsten Jahr Odysseus wieder gesehen. Jenen sahe zuerst Telemachos, göttlich von Bildung, |
330 | Eilig, und rief ihn heran. Der ringsumschauende Sauhirt Nahm den ledigen Stuhl, worauf der Zerleger gesessen, Welcher den Freiern im Saale die Menge des Fleisches zerteilte; Diesen trug er von dannen, und stellt' ihn Telemachos' Tafel Gegenüber, und setzte sich drauf; dann brachte der Herold |
335 | Ihm ein Teil des Fleisches, und gab ihm Brot aus dem Korbe.
Lange saß er noch nicht; da trat in die Wohnung Odysseus, |
340 | An die cypressene Pfoste den Rücken lehnend, die vormals Künstlich der Meister gebildet, und nach dem Maße der Richtschnur. Und Telemachos rief dem edlen Hirten der Schweine, Gab ihm ein ganzes Brot aus dem schöngeflochtenen Korbe, Und des Fleisches so viel, als er mit den Händen umfaßte: |
345 | Bringe dieses dem Fremdlinge hin, und sag' ihm, er möchte Selber bei allen Freiern im Saale bittend umhergehn; Denn die Blödigkeit ist dem darbenden Manne nicht heilsam. Sprach's; und der Sauhirt ging, sobald er die Rede vernommen, |
350 |
Fremdling, Telemachos sendet dir dies, und saget, du möchtest Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus: |
355 | Und vollend' ihm alles, was seine Seele begehret!
Also sprach er, empfing es mit beiden Händen, und legt' es |
360 | Aber die Freier durchlärmten den Saal; und Pallas Athene Nahte sich abermal dem Laertiaden Odysseus, Und ermahnt' ihn, sich Brosam von allen Freiern zu sammeln, Daß er die Mildegesinnten und Ungerechten erkennte; Dennoch sollte nicht einen die schreckliche Rache verschonen! |
365 | Und er wandte sich rechts, und trat zu jeglichem Manne, Reichte flehend die Hand, als hätt' er schon lange gebettelt. Jene gaben ihm mitleidsvoll, und fragten, verwundert Über des Bettlers Gestalt: wer er wär', und von wannen er käme. Und der Ziegenhirte Melanthios sprach zur Versammlung: |
370 |
Höret mich an, ihr Freier der weitgepriesenen Fürstin, Sprach's; und Antinoos schalt den edlen Hirten der Schweine: |
375 | Warum führtest du diesen zur Stadt, du berüchtigter Sauhirt? Irren nicht etwa genug Landstreicher vor unseren Türen, Solche beschwerliche Bettler und schmieriger Brocken Verschlinger? Oder glaubst du, hier fehl' es an Gästen, welche die Güter Deines Herrn verschlingen; daß du auch diesen noch herrufst? |
380 |
Ihm antwortetest du, Eumäos, Hüter der Schweine: |
385 | Oder den göttlichen Sänger, der uns durch Lieder erfreuet? Diese laden die Menschen in allen Landen der Erde. Aber den Bettler, der nur belästiget, lüde wohl niemand! Doch beständig warst du, vor allen Freiern, Odysseus' Knechten hart, und mir am härtesten; aber mich kümmert's |
390 | Nicht: denn siehe noch lebt die kluge Penelopeia Und ihr göttlicher Sohn Telemachos in dem Palaste! Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen: |
395 | Hart und beleidigend redet er selbst, und verführt auch die andern!
Und zu Antinoos sprach er die schnell geflügelten Worte: |
400 | Nimm und gib ihm; ich sehe nicht scheel, ich heiß' es dir selber! Scheue dich hierin auch nicht vor meiner Mutter, noch jemand Unter den Leuten im Hause des göttergleichen Odysseus! Aber dein Herz bekümmern nicht solche Gedanken; du willst nur Lieber alles allein aufschlingen, als etwas verschenken. |