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Van Mander berichtet, ohne zu sagen, woher er es wisse, denn das sagt er bei keinem Anlaß, Holbein habe mit der linken Hand gemalt, und er vergleicht ihn darin dem Römischen Ritter Turpilius, von welchem Plinius das Nämliche bezeuge. Diese vermeinte Merkwürdigkeit ging nun, jedes Mal vom Ritter Turpilius begleitet, in die spätern Nachrichten über, und Papillon beweist es sogar aus der Art, wie er im Formschneiden die Striche gezogen habe, nämlich von der Rechten zur Linken, da man sie sonst von der Linken zur Rechten zu nehmen pflege.
Dagegen behauptet Walpole, diesem Vorgeben van Manders widerspreche ein Bildniß Holbeins, das früher in der Arundelischen Sammlung gewesen, und nachher in den Besitz Lord Stafford's gekommen sey, wo der 369 Künstler den Pinsel in der rechten Hand führe. Allerdings die beste Widerlegung einer an sich gleichgültigen Sache.
Man hat ein Bild von L. Vorstermann gestochen: Joh. Holbenius Pictor Regis Magnae Britanniae, sui saeculi celeberrimus. Anno 1543. aetat. 45., wo er auch mit der linken Hand malt. Vermuthlich ist dieß eine Copie des Porträts aus der Arundelischen Sammlung, das im Kupferabdruck die entgegengesetzte Seite zeigt, und so zu der irrigen Meinung Anlaß geben konnte. – W. Hollar, der, 1647, das Bildniß Holbeins offenbar nach demselben Originale ätzte, (. Ae. 45, Ann. 1543.) hat den Pinsel in der linken Hand weggelassen.
Ebenderselbe Kopf mit der schwarzen Mütze wie bei Vorstermann und Hollar, aber ohne Hände, findet sich auch in Patins Vita Holbenii. . Ӕ. 45. ex musaeo FeschianoEffigiem Holbenii habet Pinacotheca nostra vivis coloribus aliunde depictam, a Jo. Lydio nostrate sing. induslria elaboratam et mihi oblatam prid. Cal. Jan. 1662. (Hum. industr. monum. op. Rem. Feschii. Msc.) – Wo findet man Nachrichten von diesem Johannes Lydius?.
Nach einem andern Vorbilde ist der Kupferstich in dem Florentinischen Museum genommen: 370 Joannes Holpenius Basiliensis, sui ipsius effigiator. Ae. XLV. Nic. Billiy. Scolp. – Offene Augen mit breiten Liedern, breite Nase, kleiner Mund, runder Bart, Haare rund geschnitten, ohne Mütze.
Sandrart schreibt, er habe dem M. Le Blond in Amsterdam verehrt Holbeins eigenes Conterfet, in ein Rund sehr fürtrefflich gemacht. Nach diesem mag der Stich in seiner Academie verfertigt worden seyn, der nachher wieder von Andern ist copirt worden.
Man hat auch einen Kupferstich von Andr. Stockius, der nach der Unterschrift eine Abbildung von Holbein seyn soll, aber wenig Aehnlichkeit mit andern hat; ein rohes Gesicht, das einen falschen Namen zu führen scheint.
Dieß sind die Originalien zu vielen andern weniger bedeutenden Kupferstichen des berühmten Mannes. Da jedoch keines von besondrer Vorzüglichkeit ist, so wäre zu wünschen, daß eine geschickte Hand den Stich des Gemäldes übernähme, das sich in der Bildergallerie zu Wien befindet, und in dem Mechelschen Katalog so beschrieben ist: »Holbein in seinen besten Jahren, in einem braungemodelten Rocke, mit umgeworfenem Mantel, und einem runden flachen Hut. Seine Rechte auf die Hüfte gestützt, in der Linken Handschuhe.«
In Kensington sind, wie Horaz Walpole meldet, 371 zwei sehr schön ausgeführte Bilder von Holbein, die man für sein und seiner Frauen Porträte halte. Walpole's Vater hatte sie der Königin Caroline überreicht; vielleicht auch denselben nach Belieben Namen gegeben. Und in der Gallerie zu Windsor fand Walpole ein schönes kleines Gemälde eines Mannes und Weibes, denen man auch diese Namen beilegte. Auch spricht Dallaway von einem Bilde Holbeins und seines Sohnes zu Petworth; man kann aber auf diesen Stoppler nicht gehen.
Van Mander nennt zwei kleine ausnehmend hübsche Selbstbilder von Holbein, die er bei Kunstliebhabern gesehen. Und Patin spricht von einem solchen, das in der Sammlung des Königs von Frankreich war, jetzt aber nicht mehr daselbst gefunden wird, oder einen andern Namen trägt.
Holbein habe seinen eignen Kopf in Holz geschnitten, sagt Walpole, gibt aber keine weitere Nachricht davon.
Schließlich ist noch zu bemerken, daß Hans Holbeins Monogramm von seinen ersten Zeiten an nie ein andres gewesen, als zwei meistentheils getrennte H. H., niemals , welch letzteres Zeichen auf keiner einzigen seiner früher gezeichneten und gemalten Arbeiten in Basel angetroffen wird; auch nie auf seinen spätern zuverlässigen Kunstwerken, welche nicht durch den Kunsthandel gegangen, 372 vorkommt, wenn schon die Ausleger der Monogramme dieses und noch mancherlei andre anführen, und auch Hollar zu seinem Todtentanz es gebraucht hat, ja selbst der Mechelsche Katalog der Wiener Gallerie, dessen Verfasser es doch besser hätte wissen sollen, dasselbe als Holbeinisches Zeichen angibt. Somit können auch die Kunstwerke, die damit bezeichnet sind, schwerlich dem Namen Holbein angehören, oder, wenn es wirklich Originale sind, so mögen sie, da er die wenigsten seiner Werke bezeichnete, dieß Monogramm aus Mißverstand, zur Bekräftigung der Originalität, erst nach der Hand erhalten haben; kein Handel in der Welt erlaubt sich so viele X für V wie der Malereihandel.
So viel unschuldige oder absichtliche Irrungen in den Monogrammen machen die Bestimmung der Echtheit ungewiß, und das Verzeichniß sämmtlicher angeblicher Werke des Meisters erläßlich.
Am Ende muß man doch in der Kunst wie im Leben mit eignen Augen prüfen lernen, damit man nicht alles Gold nenne, was glänzt und gepriesen wird, sondern auch das Verdienst der Trefflichkeit, das oft in dem unscheinbaren liegt, erkennen möge.