Ulrich Hegner
Hans Holbein der Jüngere
Ulrich Hegner

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Holbeins Herkunft aus Augsburg.

Wahrscheinlicher ist die Sage, die ihn in Augsburg geboren werden läßt. Sandrart, der sich in der deutschen Kunstgeschichte redlich umgesehen, meintTeutsche Academie &c. S. 249., daß sein Vater, der alte Hans Holbein, der auch ein guter Maler gewesen sey, zu Ende des XV Jahrhunderts als Bürger in Augsburg gelebt, von dannen aber erst sich nach Basel begeben und daselbst seinen Sohn die Kunst gelehrt habe. Er beruft sich dabei auf das Malerzunftbuch in Basel, und noch mehr auf zwei von dem jungen Holbein gezeichnete und mit eigner Hand 1512 datirte Conterfäte seines Vaters und Oheims, die er, Sandrart, eigenthümlich besessen und dem großgünstigen Liebhaber auf einem Kupferblatte mitgetheilt hat; welche aber, die Wahrheit zu gestehen, wenig 20 Aufklärung geben, indem sie mehr idealischen, als aus dem Leben genommenen Köpfen gleich sehen; daher auch wohl die Unterschriften, auf welche sich Sandrart beruft, von späterer Hand seyn mögen, eine Vermuthung, die niemand befremden wird, der viel mit Bildnissen umgegangen ist, und die Unsicherheit der Unterschriften kennt. Sandrart konnte auch schwerlich wissen, daß dieß Datum wirklich von Holbeins Hand sey. – Mehr Gewißheit geben zwei Gemälde von dem ältern Holbein, die Sandrart anführt, und die noch gegenwärtig in Augsburg aufbewahrt werden; das eine, welches das Leben des heiligen Paulus vorstellt, hat die Bezeichnung: Präsens opus complevit Johannes Holbein Civis Augustanus; das andere, auch ein historisches Stück, mit der Inschrift auf einer Glocke: Hans Holbein, 1499. Diese Inschriften machen es wohl ziemlich klar, daß der alte Holbein Bürger von Augsburg gewesen, und sich 1499 noch daselbst befunden habe, welches auch durch die Watterische handschriftliche Chronik, die Paul von StettenGeschichte der Stadt Augsburgs. Frankf. u. Leipz. 1743–58. I. 252. anführt, bestätigt wird.

Jacob Christoph Iseli, der ein Basler war, und die Vorzüge seiner Vaterstadt wohl zu schätzen wußte, 21 läßtHistorisches Lexikon. doch den jüngern Holbein 1498 in Augsburg erzeugt werden, und von da mit seinem Vater nach Basel ziehen. Ein Gleiches that der gelehrte Professor Beck von Basel in einem handschriftlichen Aufsatze über den Lebenslauf Hans Holbeins. Zwei gelehrte Basler also, welche die Ehre, das Kindlein gewiegt zu haben, nicht für ihre Vaterstadt ansprechen, sondern Augsburg überlassen.

Von bedeutendem Gewicht muß allerdings auch das seyn, was Paul von Stetten über diesen Gegenstand sagtKunst-, Gewerbs- und Handwerksgeschichte der Reichsstadt Augsburg. 2 Thle. 8 Augsb. 1779–88. I. 269. u. f.: »Im Jahr 1542 haben die Vorsteher der Malergesellschaft alle diejenigen, welche von 1489 an, und vielleicht schon früher diese Gerechtigkeit (Antheil an der Gesellschaft) gehabt, mit ihrem Namen und Wappen in ein Buch eintragen lassen; es hieß das Gerechtigkeitsbuch. – Von Hans Holbein (dem ältern), dessen Name in dem Gerechtigkeitsbuche unter den ältesten Malern steht, und welcher noch mehr durch seinen Sohn berühmt wurde, sind in dem St. Catharinen Kloster zwei hübsche Gemälde u. s. w.Ebendaselbst S. 272. Es sind ebendieselben, von denen Sandrart spricht. Sie wurden auf Kosten Ulrich Walters, eines Kunstliebhabers und Gutthäters des Catharinen-Klosters gemalt.. – Holbeins dazugesetzter Name aber giebt hinreichende Versicherung, wer der Künstler, nicht weniger, daß er von Augsburg gewesen.«

»Der alte Holbein (fährt Paul von Stetten fort) soll das hiesige Bürgerrecht aufgegeben und sich nach Basel gesetzt haben, daher wird sein Sohn unter die schweizerischen Künstler gezählt. Er mag aber wohl zu Augsburg geboren worden seyn, wiewohl es ziemlich zweifelhaft ist, so daß in den neuesten Zeiten beiden Städten, Augsburg und Basel, die Ehre, seine Vaterstadt, so wie gedachtem Hans Holbein, sein Vater zu seyn, nicht ohne einige Wahrscheinlichkeit zweifelhaft gemacht, und dagegen behauptet worden ist, (Seybolds Schreiben im deutschen Museum 1778) er sey zu Grünstadt in der Pfalz zur Welt gekommen. Doch ist es unwidersprechlich, daß vor seinen (des jüngern Holbeins) Zeiten ein Hans Holbein, den man immer für seinen Vater gehalten, hier Bürger und Maler gewesen.«

Von Stetten nimmt demnach an, daß Seybolds Meinung nur dann zumahl Wahrscheinlichkeit habe, wenn dieser alte Augsburger Holbein nicht der Vater des Basler 23 Holbeins gewesen sey. Daß er dieß aber wirklich war, wird die Folge darthun.

Ferner sagt dieser gründliche Forscher der Geschichte seiner VaterstadtEbendaselbst im II. Bande, der 1788, also neun Jahre später als der erste herausgekommen, und somit vieles, auch über das Herkommen Holbeins, berichtiget. S. 185.: »Dieser Hans Holbein wird in den Steuerregistern von 1494 und 1495 in einer Straße zum Diebold, in welcher Gegend jetzt das Zuchthaus steht, gefunden. Er wohnte in einem Hause, darin auch zuvor und hernach ein Maler Thoman Burgmair, vermuthlich Hansen Burgmair's Vater und Holbeins Schwiegervater gewesen.« – Hier also auch Steuerregister, die mehr anzeigen als die von Grünstadt!

Noch ist zu diesem Behuf anzuführen, was Chr. von Mannlich, selbst von Augsburg abstammend, von Holbein dem Vater berichtetBeschreibung der churpfalzbayerischen Gemäldesammlung zu München und Schleißheim. 3 Bde. München 1805 I. 212.: Nicht nur läßt er ihn zu Augsburg 1450 geboren werden, sondern fügt noch hinzu, er sey wohnhaft und Bürger daselbst gewesen, und habe diese Stadt verlassen, um sich mit seiner Familie in Basel zu setzen. Noch mehrIII. 46: »In dem Kloster-Archiv zu 24 Kaisersheim fand sich eine alte Chronik, wo im Jahre 1502 Folgendes vorkommt: Dieweil aber dieser Abt Georg ein sondere lust hatt zu pauen, und nehmlich zu der Gotts Zir, hat er in obgemeltem Jar ein costlich Chortafel lasen machen, daran die besten drei Meister zu Augsburg haben gemacht, als zu der Zeit weit und prait mochten seyn, der Schreinermeister Wolf Kastner in Kaisheimer Hof, Pildhauer-Maister Gregori. Der Maler Hanns Holpain. Diese Taffel gost vil Geldts.«

Auf der Kanzley zu Bern findet sich gegenwärtig noch das Testament Sigmund Holbein des Malers, vom Jahre 1540, worin er seinen »lieben Bruders sun Hansen Holbeyn den Maler Burger zu Basel als minen anerbornen vom Geblüt, auch mansstammen und namen« zum Haupterben einsetzt über all sein Vermögen in der Stadt Bern, als Haus und Hof, Silbergeschirr, Hausrath und alle seine Malergeräthschaft. Dagegen soll seinen drei Schwestern, nemlich Ursel Nepperschmidin zu Augsburg, Anna Elchingerin bei St. Ursel am Schwall und Margreth Gerwachin zu Eßlingen, gemeinschaftlich zukommen, was er des Seinen noch zu Augsburg hätte, an Hauptgut, Hausplunder und Zeug zum Handwerk u. s. w. – Er nennt sich im Eingange des Testaments einen ingesäßnen Burger zu Bern, und giebt als 25 Bewegungsgrund zu demselben das Vorhaben an: »hinuf gen Augsburg zu den mynen zu reysen,« wo ihn vielleicht, da er alt und guter Tage sey, vor seiner Heimkehr der Tod überfallen könnte.

Auch diese Urkunde zeuget von einer frühen Ansiedlung, nicht allein des ältern Holbeins, sondern auch seiner Geschwister in Augsburg; und giebt zugleich dem jungen Holbein, den Sigmund den Sohn seines Bruders nennt, eben dadurch den ältern zum Vater.

Hiemit mag sich wohl ein größres Gewicht für die Bestimmung des streitigen Geburtsortes in die Wagschale Augsburgs ergeben, als in die von Grünstadt. 26

 


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