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16. Kapitel

Die Zusammenberufung des Syndikats war auf diese Art festgesetzt:

 

Kameraden!

Ihr seid dringlich gebeten, der Generalversammlung beizuwohnen, die Sonntag, am 26. Oktober, pünktlich um 10 Uhr morgens im großen Saal des Hotels Chambert an der Marktwiese in Baugignoux stattfindet.

Auf der Tagesordnung sind: Die Prüfung der Lage. Maßnahmen, die genommen werden müssen.

(Alle schon bestehenden und alle in der Gründung begriffenen Gruppen haben Vertreter zu entsenden.)

Der Sekretär des Syndikats von Baugignoux
A. Guillemet

 

Auf der vorhergehenden Versammlung am Himmelfahrtstag hatte man sich auf einen einfachen Gedankenaustausch beschränkt; es stellte sich nun als dringend nötig heraus, sobald wie möglich einen recht klaren Weg einzuschlagen und daran festzuhalten.

Darum also hatten wir im Einverständnis mit Roussel, Guillemet und einigen anderen treuen Anhängern aus Vaugignoux aufs neue alle bisherigen Vorsitzenden der verschiedenen provisorischen Gruppen und alle Vorkämpfer aus den Dörfern, in die unsere Propaganda gedrungen war, ohne zu dem Versuch einer Organisation zu führen, zusammengerufen.

Der Wirt hatte uns einen geräumigen, hellen, schön geputzten Saal zur Verfügung gestellt, der außerhalb der Markttage größtenteils nur für die Hochzeiten und Festessen diente. Eine helle herbstliche Sonne spielte am Morgen des 26. Oktober auf den mit frischen Tapeten beklebten Wänden, an denen Blumengewinde gleichmäßig zwischen Stangen, die mit Grün bekleidet waren, entlang liefen, ebenso wie auf dem weißen Wachstuch an dem großen runden Tisch, um den wir Abgeordnete, wohl dreißig an der Zahl, uns zusammengefunden hatten.

Sogleich suchte sich eine pessimistische Stimmung zu behaupten. In jeder Gemeinde folgten zumeist die Anhänger der Stimmung der ersten Stunde, die wenigen Getreuen aber weigerten sich, über die Statuten zu diskutieren sowie die Einzahlung der Beiträge zu leisten.

»Es ist ja recht schön und gut, Geld einzusammeln, aber wozu soll das denn dienen? Was hat man sich denn gedacht damit anzufangen?«

Überall strebten dazu noch die Grundbesitzer an, die bäuerlichen Organisationen im Keim zu ersticken.

In La Clayette drückte sich Duranton eines Sonntags, nachdem er seine Pachtbauern um sich versammelt hatte, höhnisch lächelnd so aus:

»Haha! Ihr wollt die Klugen spielen, wie mir scheint … Es sind welche unter euch, die ihren Namen für das Syndikat gegeben haben. Dann also wißt, daß ich das nicht beabsichtige, fremde Nasen in meine Angelegenheiten stecken zu lassen!«

Er hatte es nicht bei dieser öffentlichen Großtuerei bewenden lassen: Er hatte jeden nach seiner Art vorgenommen, und Courtial und Perotte, die Anführer, hatten ihren Abschied bekommen …

Überall wurde mehr oder weniger offen ein ähnlicher Druck ausgeübt.

Wir kamen zu dem Entschluß, daß es besser sei, für den Augenblick die verschiedenen im Entstehen begriffenen Gruppen, die noch nicht genug Kraft hatten, ihr eigenes Leben zu leben, zu einer einzigen Organisation zusammenzuschmelzen, deren gemeinsamer Sitz in Baugignoux sein sollte.

Man würde dann hier jedes Vierteljahr eine allgemeine Versammlung der Mitglieder und Anhänger abhalten. Nötigenfalls könnte ein jedes Dorf eine Abteilung mit einem Schriftführenden bilden, der damit beauftragt wäre, die Angelder entgegenzunehmen und die Beziehungen mit dem Zentralbureau aufrecht zu erhalten.

Als es sich darum handelte, den Vorsitzenden zu wählen, wurde von mehreren Kameraden der Name Salembier gerufen, und ich sah mich genötigt, dieses Amt und diese Ehre anzunehmen.

Perotte, zum Schatzmeister ernannt, verfehlte nicht, zu bemerken, daß er mit der Kasse durchbrennen würde. Hervaux und Guillemet nahmen gemeinsam die Pflichten der Schriftführer auf sich. Ein Abgesandter wurde außerdem von jedem Dorf aus als Verweser ernannt.

Als der Vorstand gebildet war, ergriff ich das Wort, um den Abgesandten für ihr Vertrauen zu danken, und ich hielt es für nötig, hinzuzufügen:

»Jetzt gilt es, Kameraden, uns zu verständigen, was zu tun ist. Wir sind zu schwach, viel zu schwach, um bei unseren Herren eine durchschlagende Aktion wagen zu dürfen. Es handelt sich währenddessen aber doch darum, daß wir irgend etwas machen, damit wir uns nicht zum Tode und zu einer raschen Auflösung verurteilen. Zu nichts nütze zu sein, keine nutzbringende Aufgabe zu haben, das wäre die Meinung derer zu bestätigen, die da sagen, unser Syndikat hätte keine Existenzberechtigung.«

Von den verschiedenen in Frage kommenden Antworten wählte ich kurzerhand diejenige von Guillemet, der vorschlug, gemeinsame Weineinkäufe zu versuchen. (In unserem Land ohne Weinbau lieferten die Zwischenhändler allein den nötigen Vorrat.)

Ich erkläre, daß dieser Vorschlag meine volle Zustimmung hat, und daß man zusehen sollte, es nicht nur mit dem Wein so zu machen. Ich betone, daß die beste Art, die Mitglieder zu behalten und neue zu gewinnen diejenige sei, ihnen augenblickliche Vorteile zu schaffen, Vorzüge, die greifbar sind.

Roussel, ein rechter Draufgänger, schlägt sogleich die Gründung eines Genossenschaftsladens in Baugignoux vor.

Hingegen stellten sich zwei oder drei Kameraden im Prinzip der Sache feindlich gegenüber, die dazu geeignet wäre, den kleinen Kaufleuten eine ernstliche Einbuße zu bringen, gegen die aber anzugehen doch kein Grund vorläge, während man aber den wahren Zweck der Vereinigung vergäße, der darin bestände, eine nennenswerte Erleichterung der Lasten herbeizuführen, die durch die Pachtkontrakte entstehen.

Schließlich war eine starke Übermacht dafür, das Zentralbureau damit zu beauftragen, sich über die Bedingungen zu erkundigen, unter denen wir uns gemeinschaftlich Wein, von einer guten Qualität, beschaffen könnten.

Natürlich hatte das Zentralbureau nichts Eiligeres zu tun, als seine Vollmacht auf den Vorsitzenden zu übertragen …


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