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10. Kapitel

Perotte und Courtial, letzterer besonders, hatten sich sehr für die »Betrachtungen« eingesetzt und bestanden darauf, daß ich eine Zusammenkunft bei ihnen zuwege bringen sollte, meinem alten Versprechen gemäß.

Ich versuchte es wohl, Einwände zu erheben, aber sie waren so zäh, daß ich mich entschließen mußte, um jeden Preis ja zu sagen. Und man entschied sich für den letzten Sonntag im Oktober.

Aber die folgenden Tage fing ein Gefühl der Furcht an mich zu plagen, ein Gefühl, das in dem Verhältnis wuchs, wie ich dem schrecklichen Oktober näher kam, der meinen ersten Auftritt als Redner sehen sollte. Ein schwieriges Hindernis versperrte den Weg in die Zukunft, alles was jenseits lag, schien mir in eine unbestimmte ferne Halbdämmerung verloren, wo ich des Gelingens nicht sicher war. Wenn jemand mit mir von einer Absicht bezüglich des Monats November sprach, konnte ich unter dem Druck einer fixen Idee mich nicht eines leichten Zitterns erwehren.

Endlich ließ der unaufhaltsame Lauf der Tage auch den letzten Sonntag im Oktober aufdämmern. Es hatte des Morgens ein weißes Frostwetter eingesetzt, aber eine wundervolle Sonne übersprühte schon zu früher Stunde die zarten Flitterchen, die sich an Hecken und Grashalmen zeigten und sich sogar an die Altweiberfäden hingen, die mit feinem Maschenwerk die grauen Schollen der frisch besäten Äcker umsponnen hatten.

Um die Wahrheit zu sagen, blieb ich ziemlich gleichgültig dem äußeren Schauspiel gegenüber. Ich fühlte mein Herz in eine Art Schraubstock gepreßt, der in einem fort fester anpreßte. Es war mir unmöglich frei zu atmen; ich war genötigt, um zurecht zu kommen, tiefe Atemzüge zu nehmen, das machte mich an einen Schulkameraden denken, den eine chronische Krankheit befallen hatte, die jede außergewöhnliche Bewegung sehr erschwerte. Außerdem kam mir immerzu der unnatürliche Klang meiner eigenen Worte zum Bewußtsein. Kaum, daß ich überhaupt dazu kam, den Sinn der Worte zu erfassen, die man an mich richtete. Sie glitten an mir vorüber, ohne Bilder in mir wachzurufen. So macht einen manchmal ein einfacher Schnupfen unfähig, irgendwelche Düfte zu unterscheiden.

Charles Hervaux, der mich begleiten sollte, kam auf den Glockenschlag zehn in der Waldhütte an. Ich war gerade mit dem Rasieren beinahe fertig; er schimpfte, daß ich noch nicht bereit war.

Jeanne, die eben zum Hochamt nach Cremery gehen wollte, sagte mir noch:

»Herrgott, ich habe dir doch alle deine Sachen herausgelegt, besinn dich doch … Und die Halsbinde kannst du dir von deiner Mutter oder von Charles umknoten lassen.«

»Ja, ja, ich übernehme das,« sagte der letztere, »und dann schirr ich den Esel vor … und der Trödler dazu bist du, ich wünsch dir schön guten Abend! Da! jetzt haben wir es, du hast dich am Kinn geschnitten, du blutest wie ein Ochse …«

Die Aufregung und Unruhe, die sich in einem leichten Zittern äußerten, hatte bei mir diesen Schnitt bewirkt …

Hervaux machte alles so gut und schnell, daß wir um halb elf vom Hause fortkamen. Er strich sich mit einer Gebärde der Erleichterung seinen schwarzen Schnurrbart und bekundete eine lärmige Heiterkeit. So mußten die unbekümmerten Pagen der Ritter von einstens gewesen sein, zur Zeit des Ausrückens zu langen Abenteuerfahrten, wenn man hinausritt, eine Welt vielleicht zu erobern … Was mich betraf, so war ich ein bißchen wie ein Traumwandler, mein Geist war wie in einem undurchdringlichen Nebel.

Der Marktflecken La Clayette rühmte sich eines kleinen dreieckigen Platzes, auf dem drei Reihen alter Ulmen im Sommer einen schönen Schatten für Unterhaltungen und Spiele boten. An diesem reifen Herbsttag heftete die Sonne hier und da goldfunkelnde Scheine auf ihre gilbenden Blätter.

Wir kamen gerade zum Schluß der Messe an; die Kirche leerte ihre Leute durch die großen Türen. Die Männer, die übrigens wenig zahlreich sind, sammeln sich unter den Bäumen zu dicht zusammengedrängten kleinen Haufen. Die Frauen, die einen Augenblick vor der Vorhalle stehen geblieben sind, zögern jetzt nicht länger, sich nach den Läden hin zu verziehen. Und die kleinen Buben und Mädchen, befreit von der allzu langen Haft in der Kirche, begierig sich bewegen zu dürfen, machen sich Beine. Sie laufen, um vor den Auslagen der Krämer herumzuschnüffeln und die lockenden Glashäfen zu bewundern, worin die roten und grünen Zuckerstangen ruhen, um die braunen Pfefferkuchen und die goldverzierten kleinen Kuchen anzustarren.

Courtial, Perotte und noch einige andere drängen sich um unseren Wagen. Ich drücke ihnen herzlich die Hände, mit einem jähen Erguß, als müßte ich hoffen, aus diesem Händedruck durch ein magnetisches Fluidum die Stärkung zu schöpfen, deren ich bedarf …

Zwei junge Leute führen den Esel ab, um ihn in der Wirtschaft von Dumazet unterzubringen, bei dem der Vortrag stattfinden soll.

Courtial bearbeitet ganz erregt seinen roten Bart.

»Ich glaube, daß Menschen da sein werden … Seht mal, der Platz füllt sich … Man hat auch den Aufruf, verdammt noch mal, das kann man wohl sagen, in jedes Haus geschickt, und schon lange genug ist der Boden dafür vorbereitet worden …«

Ich hätte lieber das Gegenteil gewünscht, daß die Versammlung nicht hätte stattfinden können … infolge des Fehlens der Zuhörer. Aber die Hoffnung, die mein Kamerad aussprach, machte auf mich den Eindruck einer erlösenden Aufmunterung, und ich antwortete ihm darum mit einer Stimme, die mir ziemlich fest schien:

»Um so besser! Es wäre zu dumm gewesen, wenn man sich umsonst gemüht hätte.«

Einige Landwirte schließen sich uns an; andere begnügen sich in einem Haufen abseits zu stehen und uns aus der Ferne mit einer lästigen Beharrlichkeit zu betrachten.

Duranton, mit der Statur eines Reiters, und Auburtin, verschmitzt und schief, durchqueren in Gesellschaft den Gemeindeplatz und verschwinden im Vorhof des Gasthauses »Zum schwarzen Roß«.

Jetzt beginnt die Glocke das Avegeläut für den Mittag; durch das Balkenwerk des niedrigen Glockenturmes sieht man das Gehen der Glocke, während helle Klänge sich über den Marktflecken ausbreiten und dahinziehen, um in der Weite der stillen Felder zu ersterben.

Mittag, das ist die angekündigte Zeit: wir betreten den Tanzsaal bei Dumazet.

Quer durch den Saal winden sich nach allen Richtungen hier und da beschmutzte und zerknitterte Gewinde aus künstlichem Moos, und buntfarbene Bandstreifen schlängeln sich von der niederen Decke herab; der Fußboden, aus schlecht zusammengefügten Tannenbrettern, überkrustet von altem Staub, erzittert unter unseren Schritten; kahle Bänke stehen an den ockergelb getünchten Wänden.

Wir sehen durch das offene Fenster, wie Bewegung in die verschiedenen Gruppen kommt, die sich aufzulösen beginnen. Einige Bauern entfernen sich, die Gefahr der bösen Worte fliehend, viele jedoch wagen es, hineinzugehen; der Saal ist bald gefüllt.

Ich bemerke Henri Salmon, den Gründer des Syndikats der Holzfäller, den mehrere seiner Kameraden begleiten. Ihre Gegenwart macht mir Vergnügen. Unter anderen ist auch der Gemeindevorsteher da, ein kleiner Industrieller, der eine bescheidene Ölfabrik hat. Sein Name ist Gibon.

»Klettere hinauf, auf die Estrade der Musikanten … es ist Zeit«, sagt Courtial.

Ich steige die drei Stufen hoch und stehe jetzt in einer Art von kleinem Käfig da, der ein Meter fünfzig lang und achtzig Zentimeter breit ist. Obgleich ich doch nichts von einem Riesen habe, berührt mein Kopf die Decke, und aus Vorsicht stelle ich mich wie ein Flitzbogen und stütze meine Hände auf die Brüstung.

»Kameraden, vor allem ist es nötig, daß ihr einen Vorstand wählt. Mit dem Vorsitzenden fangen wir an. Schlagt einen Namen vor …«

»Gibon!« rufen mehrere Stimmen.

Die Versammlung stimmt zu, und der Gemeindevorsteher von La Clayette nimmt an meiner Seite Aufstellung. Er ist ein Mann von mächtiger Statur, und er setzt sich sogleich hin, »um nicht die Decke einzurennen«, wie er mir erklärt.

Courtial und Perotte, als Beisitzende gewählt, bleiben gleich unten. Es wäre für alle nicht Platz in unserem Käfig gewesen.

Nach dem Zustandekommen des Vorstandes erhebt sich der Vorsitzende zu einer kleinen Anrede. Er drückt sich in ein paar knapp hervorgestoßenen deutlichen Sätzen mit einer Festigkeit aus, um die ich ihn beneide:

»Ich danke euch für die Ehre, Bürger … Ich hoffe, daß ihr den Redner mit Aufmerksamkeit anhören werdet … daß ihr mich nicht zwingen werdet einzuschreiten … Ich beglückwünsche euch, daß ihr in einer so großen Anzahl gekommen seid … Eure Gegenwart beweist ein Erwachen des Selbstbewußtseins in unserem bis jetzt nur allzusehr unterdrückten und ausgenützten Bauernstand … Die heutige Versammlung wird, hoffe ich, eine erste Stufe zur Erlangung von Gerechtigkeit sein … Ich erteile das Wort dem mutigen Bürger, der es übernommen hat, unseren Brüdern das Elend und den zu verfolgenden Weg zu zeigen.«

Der »mutige« Bürger erhebt sich mit einer heftigen Bewegung und findet eine Gelegenheit, seinen Schädel gegen die Decke plattzudrücken. Oh! nur ein ganz klein wenig … das Übel ist nicht gerade groß, aber es genügt doch, vereinzeltes Gelächter bei denjenigen, die es gemerkt haben, zu erregen.

Der »mutige« Bürger ist nicht sehr selbstsicher; er muß wohl bleich aussehen, und sein Gesicht verzieht sich sicherlich zu allerlei Fratzen. Seine Bedrängnis von diesem Morgen, einen Augenblick unterdrückt, hat mächtig wieder eingesetzt. Der Schraubstock links in der Brust preßt sich aufs neue fester zusammen, ohne dabei aber das unaufhörliche Ticken des Herzens einzuschränken, das bei jedem Schlag herauszuspringen droht.

Hundert Augenpaare bohren sich in ihn ein, und in dem Spiel der Gesichter scheinen höhnische Absichten bemerkbar zu werden …

Er beginnt endlich. Er dankt den Kameraden, daß sie sich bemüht haben und gekommen sind, ihn zu hören. Er entschuldigt sich, kein Redner zu sein; er ist ja nur ein Bauer, wie sie auch; und außerdem, diejenigen, die ihn kennen, wissen, daß er nicht aus einer Weltstadt kommt, oh nein, nur hinter den Schweinen drein hat er seine Studien betrieben, und vor der Öffentlichkeit hat er noch nicht geredet.

Leider, meine Selbsterniederung ist keine bloße Ausklügelung. Ich fühle mich klein und gering und nicht ein bißchen stolz. Ich fühle nichts von einem Apostel in mir, der eine Menge mit sich fortreißen will. Ich sehe eher wie ein rechter Sünder aus, der die Todesstrafe erleiden soll und um Gnade fleht. Diese Leute da, sind sie nicht einzig und allein gekommen, um sich über mich lustig zu machen, um mich zu strafen kraft ihres Spottes und auf Grund der Verwegenheit, mit der ich mich gelüsten ließ, nach einer Sache zu greifen, die über meinen Fähigkeiten lag … Schon meine ich ein Durcheinander von Stimmen und unterdrücktes Lachen zu hören.

Ganz plötzlich aber, in einem waghalsigen Angriff, wie ein in die Enge getriebenes Tier, das auf seinen Feind losgeht, schiebe ich Furcht und Bedenken beiseite, und plötzlich fange ich an ganz fest über eine gewisse kleine Broschüre zu reden, die man voraussichtlich gelesen hat und auf die ich nun ganz einfach noch einmal näher eingehen möchte. Ich erkläre ihnen, daß die Broschüre geschrieben worden ist, um die Bauern dazu zu bringen, über ihr Leben nachzudenken.

»† Denn ihr arbeitet zu viel, Kameraden! ja, ihr arbeitet zu viel, und ihr denkt zu wenig nach … Ihr werdet mir sagen, daß das Denken nicht eure Sache ist und daß ihr handelt, was nützlicher ist als denken. Ich stimme darin mit euch überein, aber immerhin, wenn der Gedanke nicht die Triebfeder eures Handelns ist, erniedrigt ihr euch bis zur Stufe des Ochsen und des Pferdes, die auch arbeiten und auch handeln. Und das sage ich euch, wenn der Mensch zum Handeln geboren ist, so ist er auch zum Nachdenken geboren. Wozu nützt es euch wohl, ohne Bedenken drauf einzuhauen, wenn ihr euch bei den Anstrengungen krumm und lahm schlagt – ihr und die Eurigen, wenn ihr ärmlich und in Notdurft und ohne Freuden, ausgeschlossen von allen hohen und reinen Genüssen des Lebens, dahinlebt? Die Erde, durch eure unaufhörliche Arbeit fruchtbar geworden, bringt reichen Ernteertrag. Ihr zieht eine Menge Vieh auf, pflegt und verkauft es. Von allem dem, was bleibt euch davon übrig? Nichts als das bißchen Kuhmist an euren Hosen, wie mir das einmal ein biederer Alter aus meinem Bekanntenkreise sagte! Schön denn also, ihr seid die Genasführten! Das Teil, das für eure Herren abfällt, ist wahrlich wohl zu reichlich, wenn eures zu gering ist!«

Die Worte waren mir gerade gekommen, um diese natürlichen Gedanken zu entwickeln, und ich hatte dabei gefühlt, wie sich von Stufe zu Stufe meine große Erregung mäßigte und meine Stimme fester wurde. Die zu Anfang etwas ratlosen Gesichter meiner Freunde hatten sich wieder aufgehellt, und ich fühlte mich dadurch neu gekräftigt.

Jetzt klatschten viele Hände, und Beifallszustimmungen wurden laut.

»Das ist wahrhaftig wahr, sicher! … alle Vorteile sind für die da, die nichts tun.«

Aber auch sogleich ein Ausdruck des Zweifels:

»Das ist schwer zu ändern!«

Ein Arbeiter aus einer benachbarten Ziegelei, der im Arbeitsanzug spät erst hereingekommen ist, und dessen halbhohe Schaftstiefel, bauschige Samthosen und abgeschabte Jacke mit Lehm über und über befleckt sind, hat es gesagt, während er sein trockenes, geschwärztes Gesicht in ganz eigentümliche Runzeln legte.

»Es gibt ein ganz einfaches Mittel! Das ist: man brennt die Schlösser nieder, schneidet den Bourgeois die Hälse ab und nimmt unter die Peitsche diejenigen, die nichts verstehen wollen …«

»Genug davon!« rufen die Bauern feindselig.

Gibon, der Vorsitzende, weist ihn mit einer rauhen Offenheit zurecht:

»Wenn du nicht rausgeschmissen sein willst, Guizard, machst du mir jetzt das Vergnügen, den Mund zu halten.«

»Es lebe die Revolution!« fing der Ziegelarbeiter wieder kampfbereit an.

Einige sonnengebräunte, feste, kraftstrotzende Hände legen sich auf seine Schultern, schütteln ihn und zausen an ihm herum, während Henri Salmon, der Holzfäller, mit seiner hellen scharfen Stimme ruft:

»Bei so dummen Biestern, wie du eins bist, würde sie was Schönes werden!«

Die Ruhe stellte sich wieder ein. Es schien mir ratsam wieder zu beginnen, indem ich an Guizards Ausdruck anknüpfte.

»Nein, Kameraden, wir sind keine Mordbuben, wir wollen weder töten noch rauben oder brennen, wir verwerfen die Gewalt, wir wollen nur nach der Gerechtigkeit behandelt sein. Einer unter euch hat soeben gesagt, daß es schwer halten sollte, an dem, was da ist, etwas zu ändern. Ich stimme dem nicht entgegen, aber ›schwer‹ ist nicht dasselbe wie ›unmöglich‹. Die Willenskraft und die Stärke können Schwierigkeiten überwinden; nicht darum, Kräfte zu haben handelt es sich, sondern darum, in Übereinstimmung vorwärts zu gehen. Und den Willen, den braucht ihr nur zu äußern …«

Darauf machte ich mich daran, die Idee eines Syndikats zu entwickeln und die glücklichen Ergebnisse zu zeigen, die man daraus zu erwarten hätte. Die Hitze belästigt mich etwas, aber ich bin meiner selbst wieder sicher. Die vertrauensvollen Gesichter meiner Freunde beruhigen mich vollständig. Als aufgeklärter Mann erkläre ich meinen nicht so begabten Kameraden die ersichtlichen Wahrheiten. Ich sehe sie befriedigt, endlich einmal zu hören, wie das Elend ihrer Notlage ans helle Licht einer öffentlichen Volksversammlung gezogen wird. Von Zeit zu Zeit bekundeten sie ihre Begeisterung wieder durch Worte und Händeklatschen. Die Wimpel und Fähnchen, die Gewinde an der Decke erzitterten und schwankten gleichmäßig; der ganze Saal erbebte in einer einzigen Begeisterung und Hoffnung.

Und ich, ich selber fühlte nun das Gefühl eines glücklichen Befreitseins. Die drückende Furcht war zurückgewichen, und Freude erfüllte mich, unter einen großen andächtigen Zuhörerkreis einen Schwarm befreiender Gedanken ausgestreut zu haben. Es war die reine, tiefe Freude eines Apostels …

Endlich, nach einer Ruhepause von einigen Minuten, in der man in offenem und unklarem, aber durchaus günstigem Meinungsaustausch zu der Frage Stellung nahm, begann ich aufs neue mit einem fast gebieterischen Ton:

»Jetzt aber wollen diejenigen unter euch, die willens sind, ein Syndikat zu bilden, im Saal verbleiben; wir werden sie eintragen und auffordern einen provisorischen Vorstand zu ernennen.«

Aber in diesem Augenblick machte sich auch schon eine große Bewegung auf die Türen zu bemerkbar. In einigen Minuten leerte sich der Saal bis auf ein Viertel. Vor der Tatsache der sofortigen Inangriffnahme der Angelegenheit hatte der alte Geist des Mißtrauens wieder die Oberhand gewonnen, und die Angst, den Herren zu mißfallen, angezeigt, zur Rede gestellt und vielleicht auch noch entlassen zu werden, hatte diesen vorsichtigen Rückzug bestimmt. Einer Versammlung beiwohnen, in einer schweigenden namenlosen Menge, das ist im großen ganzen nicht sehr gefährlich … Aber sich selbst auf den Vorposten begeben? Ih, nein! Man wird ja noch sehen … Erst sollen die andern handeln …

Obendrein erfuhr ich noch in der Folge, daß einige unter ihnen Eile hatten, das in der Versammlung Aufgeschnappte den beiden mächtigen Hauptpächtern Auburtin und Duranton hinzutragen, die im Hotel »Zum schwarzen Roß« darauf warteten.

Und denjenigen, die blieben – es waren etwa dreißig an der Zahl – mußte ich noch lange Erklärungen geben, denn sie waren trotz allem beunruhigt und hatten etwas Angst vor den Folgen eines unüberlegten Beitritts. Courtial, Perotte und Henri Salmon unterstützten mich aufs beste, während Hervaux, die langen Bartspitzen kriegerisch aufgezwirbelt, unter die Zögernden Ermutigungen und Ermahnungen verschwendete.

»Habt keine Angst, wenn die Sache einmal im Gange ist, kommen die vielen anderen auch hinzu.«

Schließlich gingen vierundzwanzig vorderhand eine Verbindlichkeit ein. Das erste Syndikat der Landwirte war in der Gründung begriffen.


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