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Dort wo das ebene Blumengefild
Der Strom so ruhig durchwallt,
Wo riesig der alternden Linde Bild
Im blauen Spiegel sich malt;
Dort sammelte einst sich der Hirten Schar
Beim heitern Ton der Schalmein;
Dort fand vereinigt manch glückliches Paar
Zum fröhlichen Reigen sich ein.
Da schwebet im wirbelnden Takte gewandt
Manch liebendes Pärchen dahin.
Brust schmiegt sich an Brust, Hand ruhet in Hand,
Im Auge glänzt zärtlicher Sinn. –
Doch fern von dem Schatten der Linde umweht,
Dem Taumel der Freude entflohn,
Ein Mädchen ganz einsam und freudenlos steht
Und spricht wohl der Liebe gar Hohn?
Ihr Auge glänzt klar wie ein Ätherfeld,
Wie fließendes Gold ihr Haar,
Und wie die Sonne am Himmelsgezelt
Strahlt sie durch der Mädchen Schar;
Drum suchte manch fröhlicher Bursche sein Glück –
Und bot ihr die Hand zum Reihn,
Doch alle, die kamen, die wies sie zurück,
Blieb störrischen Sinnes allein.
Doch sieh! Durch die wogende Menge wallt
Ein Jüngling mit lockigtem Haar,
Die Kraft aus dem blühenden Antlitz strahlt,
Schön ist er, wie keiner noch war.
Er wandelt, von keinem der Hirten gekannt,
Zum sinnenden Mädchen dahin,
Und beut ihr zum wirbelndem Reigen die Hand
Mit zärtlichem Worte und Sinn.
Sie blickt ihm ins Auge, es glänzt so mild,
Erweicht ist ihr störrisch Gemüt;
Die Stirne entwölkt sich, der Gram ist gestillt,
Ihr Herz nur von Liebe durchglüht.
Er hält sie umschlungen mit kräftigem Arm,
Sie schmiegt sich so zärtlich an ihn,
Er faßt sie so innig, er hält sie so warm,
Sie schweben im Fluge dahin.
Auf Schwingen des Sturmes enteilet ihr Tritt,
Wie Feuer so wallet ihr Blut,
Es lodert mit jeglichem Schwunge und Schritt,
Erneuert die Liebesglut.
In weiterem und weiterem Kreise dreht
Der Jüngling die liebende Braut,
Indes ihr Blick nach dem seinen nur späht,
Das Bild des Geliebten nur schaut.
Doch sieh! er entschwebt mit ihr sturmbeschwingt
Zum flutenden Uferrand,
Ihr schwindelt, ihr graut, mit Macht umschlingt
Ihr Auge ein Nebelband.
Sein Blick glänzt in feuriger Zärtlichkeit, –
Zu Eis erstarret ihr Blut, –
Mit Kraft umschließt er die zagende Maid –
Und senkt sich mit ihr in die Flut.
Wohl mancher, der einst von dem Mädchen gewußt,
Fragt oft noch, wohin sie wohl kam?
Sie ruht an des liebenden Wassermanns Brust,
Als Braut an dem Bräutigam;
Dort unten im wogenden Wasserpfühl
Fand sie erst des Friedens Port;
Dort steht ihr Brautkämmerlein still und kühl,
Dort liebt sie nun ewig fort.
Die Wellen rauschen das Brautlied ihr zu,
Die Fluren rings stimmen mit ein;
Zwei Schwäne segeln in seliger Ruh,
Zwei Rosen blühen im Hain,
Zwei Täubchen girren am Zweig, von der Nacht
Der schattenden Linde umwallt;
Die schon seit Jahren in riesiger Pracht
Im klaren Strome sich malt. |