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Nachdem Courasche anfähet sich fromm zu halten wird sie
wieder unversehens zu einer Wittib.
Ich rüstete mich trefflich ins Feld, weil ich schon besser als mein Hauptmann wußte, was darzu gehörete; und indem ich mich ängstigte, daß ich wieder dahin müßte, wo man die Courasche kenne, erzählte ich meinem Mann mein ganzes geführtes Leben, bis auf die Hurenstücke, die ich hie und da begangen, und was sich mit mir und dem Rittmeister zugetragen. Vom Namen Courasche überredet ich ihn, daß er mir wegen meiner Tapferkeit zugewachsen wäre, wie dann sonst auch jedermann von mir glaubte. Mit dieser Erzählung kam ich denjenigen vor, die mir sonst etwan bei ihm einen bösen Rauch gemacht, wann sie ihm vielleicht solches und noch mehr darzu, ja mehr als mir lieb gewesen, erzählet hätten. Und gleichwie er mir damal schwerlich glaubte, wie ich mich in offenen Schlachten gegen dem Feind gehalten, bis es folgends andere Leut bei der Armee bezeugten, also glaubte er nachgehende auch andern Leuten nicht, wann sie ihm von meinen schlimmen Stücken aufschnitten, weil ich solche läugnete. Sonst war er in allen seinen Handlungen sehr bedächtig und vernünftig, ansehenlich von Person und einer von den Beherzten, also daß ich mich selbst oft verwunderte, warum er mich genommen, da ihm doch billiger etwas Ehrliches gebührt hätte.
Meine Mutter nahm ich mit mir als Haushalterin und Köchin, weil sie nit zurückbleiben wollt. Ich versah unseren Bagagewagen mit allem dem, was man ersinnen hätte mögen, das uns im Feld sollt nötig gewesen sein, und machte eine solche Anstalt unter dem Gesind, daß weder mein Mann selbst drum sorgen noch einen Hofmeister darzu bedorfte; mich selbst aber montirte ich wieder, wie vor diesem, mit Pferd Gewehr Sattel und Zeug, und also staffiert kamen wir bei den Häusern Gleichen zu der Tillischen Armee, allwo ich bald erkannt, und von den mehristen Spottvögeln zusammen geschrieen wurde: »Lustig, ihr Brüder, wir haben ein gut Omen, künftige Schlacht zu gewinnen!«
»Warum?«
»Darum, die Courasche ist wieder bei uns ankommen.«
Und wahrlich diese Lappen redeten nicht übel von der Sach, denn das Volk, mit dem ich kam, war ein Succurs von drei Regimentern zu Pferd und zweien zu Fuß, welches nicht zu verachten, sondern der Armada Courage genug mitgebracht, wann ich gleich nicht dabei gewesen wäre.
Meines Behalts den zweiten Tag nach dieser glücklichen Conjunction gerieten die Unserigen dem König von Dänemark bei Lutter in die Haar, allwo ich fürwahr nicht bei der Bagage bleiben mochte, sondern, als des Feinds erste Hitze verloschen und die Unserigen das Treffen wieder tapfer erneuert, mich mitten ins Gedräng mischte, wo es am allerdicksten war. Ich mochte keine geringen Kerl gefangen nehmen, sondern wollte meinem Mann gleich in der Erste weisen, daß mein Zunamen an mir nicht übel angelegt wäre, noch er sich dessen zu schämen hätte; machte derowegen meinem edlen Hengst, der Seinesgleichen in Prag nicht gehabt, mit dem Säbel Platz, bis ich einen Rittmeister von vornehmem dänischen Geschlecht beim Kopf kriegte und aus dem Gedräng zu meinem Bagagewagen brachte. Ich und mein Pferd bekamen zwar starke Püff; wir ließen aber keinen Tropfen Blut auf der Walstatt, sondern trugen nur etliche Mäler und Beulen darvon. Weil ich dann sah, daß es so glücklich abging, machte ich mein Gewehr wieder fertig, jagte hin und holete noch einen Quartiermeister samt einem gemeinen Reuter, welche nicht ehe gewahr wurden, daß ich ein Welbsbild war, als bis ich sie zu obengedachtem Rittmeister und meinen Leuten brachte. Ich durchsuchte keinen von ihnen, weil jeder selbst sein Geld und Geldswert heraus gab, was er hatte; vornehmlich aber ließ ich den Rittmeister fast höflich traktiren und nit anrühren, viel weniger gar ausziehen. Aber als ich mich mit Fleiß ein wenig beiseits machte, vertauschten meine Knecht mit den andern beiden ihre Kleider, weil sie trefflich wohl mit Kollern montirt waren. Ich hätte es zum drittenmal gewagt und fortgeschmiedet, dieweil das Eisen weich gewesen und die Schlacht gewähret, so mochte ich aber meinem guten Pferd nicht zu viel zumuten. Indessen bekam mein Mann auch etwas wenigs an Beuten von denen, die sich aufs Schloß Lutter retiriert und ewiglich auf Gnad und Ungnad ergeben hatten, also daß wir beide in und nach dieser Schlacht in allem-und-allem auf tausend Gulden wert vom Feind eroberten, welches wir gleich nach dem Treffen zugemacht und ohnverweilt per Wechsel nach Prag zu meinen alldortigen 2000 Reichstalern überschafft haben, weil wir dessen im Feld nicht bedörftig waren und täglich hofften, noch mehr Beuten zu machen.
Ich und mein Mann bekamen einander je länger je lieber, und schätzte sich als das eine glückselig, weil es das andere zum Ehegemahl hatte; und wann wir uns nit beide geschämt hätten, so glaub ich, ich wäre Tag und Nacht, in den Laufgräben, auf der Wacht und in allen Occasionen niemal von seiner Seiten kommen. Wir vermachten einander alles unser Vermögen, also daß das Letztlebende, wir bekämen gleich Erben oder nicht, das Verstorbene beerben, meine Säugamme oder Mutter aber gleichwohl auch ernähren solle, so lang sie lebte, als welche uns großen Fleiß und Treu bezeugte. Solche Vermächtnus hinterlegten wir, weil wirs in Duplo ausgefertigt, eine zu Prag hinter dem Senat, und die ander in meines Manns Heimat in Hochteutschland, so damals noch in seinem besten Flor stund und von dem Kriegswesen das geringste nicht erlitten hatte.
Nach diesem Lutterischen Treffen nahmen wir Steinbruck, Verden, Langenwedel, Rotenburg, Ottersberg und Hoya ein, in welchem letztgenannten Schloß Hoya mein Mann mit etlichen kommandirten Völkern ohne Bagage mußte liegen verbleiben. Gleichwie mich aber sonst nirgends keine Gefahr von meinem Mann fernhalten konnte, also wollte ich ihn auch auf diesem Schloß nit allein lassen, aus Furcht, die Läuse möchten mir ihn fressen, weil keine Weibsbilder da waren, so die Soldatesca gesäubert hätten. Unsere Bagage aber verblieb bei dem Regiment, welches hinging, die Winterquartier zu genießen, bei welcher ich auch verbleiben und solchen Genuß hätte einziehen sollen.
Sobald nun solches bei angehendem Winter geschehen, und Tilly dergestalt seine Völker zerteilet, siehe, da kam der König in Dänemark mit einer Armee und wollte im Winter wieder gewinnen, was er im Sommer verloren. Er stellte sich, Verden einzunehmen; weil ihm aber die Nuß zu hart zu beißen war, ließ er selbige Stadt liegen und seinen Zorn am Schloß Hoya aus, welches er in sieben Tagen mit mehr als tausend Kanonenschüssen durchlöcherte, darunter einer auch meinen lieben Mann traf und mich zu einer unglückseligen Wittib machte.