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In den Fenstern der Häuser flammten die Lampen auf, und gelbe, breite Lichtstreifen, in denen sich die Schatten der Fensterblumen abhoben, fielen auf die Straße. Lunew blieb stehen, schaute auf die Schattenbilder und dachte an die Blumen in Gromows Garten, an Gromows Frau, die einer Königin der Sage glich, und an die traurigen Lieder, die man in ihrem Hause sang, und die doch keinen ihrer Gäste am Lachen hinderten . . . Eine Katze schlich mit unhörbaren Schritten, vorsichtig die Pfoten aufs Pflaster setzend, über die Straße.
»Ein Wirtshaus . . . ich will hineingehen . . .« dachte Ilja, als er aus einem hell erleuchteten Hause auf der anderen Straßenseite Musik vernahm, und betrat den Straßendamm.
»Heda, Vorsicht!« schrie ihn jemand an. Dicht vor seinem Gesicht sah er das schwarze Maul eines Pferdes, das ihn mit seinem warmen Atem anhauchte. Er sprang zur Seite, horchte auf das Schimpfen des Kutschers zurück und entfernte sich wieder von dem Wirtshaus.
»Von einem Mietskutscher will ich mich nicht totfahren lassen«, dachte er ruhig. »Ich will nun etwas essen . . . Die arme Wjera ist wohl jetzt ganz verloren . . . Wie stolz sie war! . . . Von Paschka wollte sie nichts sagen . . . sah, daß es sich nicht lohnte, vor dieser Gesellschaft von ihm zu sprechen . . . Ein wackeres Mädchen – besser als alle andern! Olympiada hätte . . . nein, auch Olympiada hat Charakter . . . Aber Tanjka, die hätte sich herauszuwinden gewußt . . .«
Es fiel ihm ein, daß Tatjana gerade heute ihren Geburtstag feierte und ihn zu sich eingeladen hatte. Anfangs empfand er Widerwillen bei dem Gedanken, dieser Einladung zu folgen. Aber fast in demselben Augenblick durchzuckte ein anderes, scharfes, stechendes Gefühl sein Herz . . .
Er nahm eine Droschke und stand ein paar Minuten später, vom Licht geblendet, in der Tür des Speisezimmers der Awtonomows. Mit blödem Lächeln schaute er auf die Menschen, die dicht nebeneinander um den Tisch des großen Zimmers herum saßen.
»Ah–ah! Da ist er ja!« rief Kirik. »Hast du Konfekt mitgebracht? Oder sonst ein Geschenk für das Geburtstagskind? He? Wie steht's damit, Bruderherz?«
»Woher kommen Sie denn?« fragte ihn die Hausfrau.
Kirik faßte ihn am Ärmel, führte ihn um den Tisch herum und stellte ihn den Gästen vor. Lunew drückte verschiedene warme Hände, die Gesichter der Gäste aber flossen in seinen Augen in ein einziges langes, lächelndes Gesicht mit großen Zähnen zusammen. Bratengeruch kitzelte seine Nase, das knatternde Geplauder der Frauen klang in seinen Ohren, und in den Augen hatte er ein heißes Gefühl, als wenn ein bunter Nebel sie umzöge. Als er sich setzte, merkte er, daß seine Beine ganz schwer waren vor Müdigkeit, und daß der Hunger in seinen Eingeweiden wühlte. Er nahm schweigend ein Stück Brot und begann zu essen. Einer der Gäste schneuzte sich ganz laut, und in diesem Augenblick sagte Tatjana Wlaßjewna zu ihm:
»Wollen Sie mir nicht gratulieren? Sie sind nett! Kommt, sagt kein Wort, setzt sich hin und ißt! . . .«
Unter dem Tische stieß sie kräftig mit ihrem Fuße gegen den seinigen. Da legte er das Stück Brot auf den Tisch, rieb sich die Hände und sagte laut:
»Ich hab' heute den ganzen Tag im Gerichtssaal zugebracht . . .«
Seine Stimme übertönte die Unterhaltung der Geburtstagsgäste. Lunew, der ihre Blicke auf seinem Gesichte fühlte, ward verlegen und schielte von der Seite nach ihnen hin. Man sah ihn mißtrauisch an – offenbar zweifelten alle, daß dieser breitschultrige, kraushaarige Bursche überhaupt imstande sein würde, etwas Interessantes zu sagen. Peinliches Schweigen herrschte im Zimmer. In Iljas Kopfe wirbelten zusammenhangslose Gedankenflocken, die plötzlich irgendwo versanken und im Dunkel seiner Seele verschwanden.
»Im Gerichtssaal ist's manchmal sehr interessant«, bemerkte Felizata Gryslowa, während sie mit einer kleinen Zange in einer Schachtel mit Süßigkeiten herumstocherte.
Auf Tatjana Wlaßjewnas Wangen erschienen rote Flecke, während Kirik sich laut räusperte und zu IIja sagte:
»Was ist denn das, Bruder? Holst mit der Faust aus und schlägst nicht zu! Na, du warst also im Gerichtssaal . . .«
»Ich bring' sie in Verlegenheit«, dachte Ilja bei sich, und seine Lippen verzogen sich langsam zu einem Lächeln. Die Gäste nahmen ihre Unterhaltung wieder auf.
»Ich hörte einmal eine Verhandlung in einer Mordsache an«, erzählte ein junger Telegraphist, ein schwarzäugiger, blasser Mensch mit einem kleinen Schnurrbart.
»Ich lese und höre zu gern Mordgeschichten«, rief die Trawkina. Ihr Gatte aber ließ seinen Blick über die Anwesenden hinschweifen und sagte:
»Das öffentliche Gerichtsverfahren ist eine ungemein wohltätige Einrichtung . . .«
»Es handelte sich um meinen Kollegen Jewgenijew«, fuhr der Telegraphist fort, »Er hatte gerade Dienst, scherzte mit einem Jungen und erschoß ihn plötzlich.«
»Ach, wie entsetzlich!« rief Tatjana Wlaßjewna.
»Mausetot war er gleich!« fügte der Telegraphist mit einer gewissen Befriedigung hinzu.
»Und ich war einmal Zeuge in einer Sache,« begann Trawkin mit seiner rasselnden Stimme, »und da fand noch eine zweite Verhandlung gegen einen Kerl statt, der dreiundzwanzig Diebstähle begangen hatte. Nicht übel, was?«
Kirik lachte laut auf. Das Publikum teilte sich in zwei Gruppen: die einen hörten auf die Erzählung des Telegraphisten über den Mord des Knaben, die andern auf die langweilige Geschichte Trawkins von dem Manne, der dreiundzwanzig Diebstähle begangen hatte. Ilja beobachtete die Gastgeberin und hatte dabei das Gefühl, daß in seinem Innern ein Flämmchen sich entzündet hatte – es leuchtete noch nicht, versengte jedoch sein Herz bereits empfindlich. Seit Lunew begriffen hatte, daß die Awtonomows befürchteten, er könnte sie vor ihren Gästen kompromittieren, war in seine Gedanken eine gewisse Ordnung gekommen.
Tatjana Wlaßjewna machte sich im Nebenzimmer an dem Tische, auf dem die Flaschen standen, zu schaffen. Ihre rotseidene Bluse hob sich wie ein greller Fleck von den hellen Tapeten ab; sie gaukelte wie ein Schmetterling durchs Zimmer, und auf dem kleinen Gesichtchen strahlte der Stolz der Hausfrau, die alles in schönster Ordnung weiß. Zweimal bemerkte Ilja, daß sie mit raschen, kaum merklichen Zeichen ihn zu sich rief, aber er ging nicht und fand ein Vergnügen darin, zu wissen, daß sie das beunruhigte.
»Was ist denn mit dir, Bruder? Du sitzt ja wie eine Eule da!« wandte sich plötzlich Kirik an ihn. »So sprich doch . . . genier' dich nicht . . . Hier sind gebildete Leute, die werden es dir nicht übel nehmen, wenn du mal danebenhaust . . .«
»Heute stand ein Mädchen vor Gericht,« begann Ilja plötzlich mit lauter Stimme, »eine Bekannte von mir . . . Sie ist eine Dirne, wissen Sie, aber ein treffliches Mädchen.«
Wiederum zog er die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich, wieder starrten alle Gäste ihn an. Ein breites, ironisches Lächeln entblößte die Zähne Felizata Jegorownas, der Telegraphist begann an seinem Schnurrbart zu drehen und suchte dabei mit der Hand den Mund zu verdecken, und fast alle gaben sich den Anschein, als ob sie ernst und aufmerksam zuhörten. Plötzlich ließ Tatjana Wlaßjewna einen Kasten mit Gabeln und Messern fallen, und das laute Geräusch, das sie verursachten, hallte im Herzen Iljas als wilde Schlachtmusik wider . . . Er ließ seine weit geöffneten Augen ruhig über die Gesichter der Gäste gleiten und fuhr fort:
»Was lächeln Sie denn? Es gibt wirklich ganz vortreffliche Mädchen unter ihnen . . .«
»Das mag schon sein,« unterbrach ihn Kirik, »aber du brauchst das hier nicht gerade . . . nicht gar zu offen . . .«
»Sie sind ja gebildete Leute,« meinte Ilja, »werden's nicht weiter übelnehmen, wenn ich mal danebenhaue . . .«
Eine ganze Garbe von grellen Funken sprühte plötzlich in ihm auf. Ein schneidendes Lächeln erschien auf seinem Gesichte, und sein Herz ward beklommen von dem lebhaften Andrang der Worte, die plötzlich aus seinem Hirn hervorquellen wollten.
»Das Mädchen hatte einem Kaufmann Geld gestohlen . . .«
»Scheint wirklich ein treffliches Mädchen«, meinte Kirik und schnitt eine komische Grimasse.
»Sie können sich wohl vorstellen, bei welcher Gelegenheit sie ihm das Geld gestohlen hat . . . Aber vielleicht hatte sie es gar nicht gestohlen – vielleicht hatte er's ihr geschenkt . . .«
»Tanitschka!« rief Kirik – »komm doch mal her! Ilja erzählt hier so merkwürdige Anekdoten . . .«
Aber Tatjana Wlaßjewna stand bereits neben Ilja und sprach achselzuckend, mit gezwungenem Lächeln:
»Was ist denn da Großes? Eine ganz alltägliche Geschichte . . . Du, Kirik, kennst solche Geschichten zu Hunderten . . . junge Mädchen sind doch nicht da . . . Aber lassen wir das für später, Herrschaften – jetzt wollen wir einen kleinen Imbiß nehmen . . .«
»Ich bitte recht sehr!« rief Kirik. »Auch ich will noch mal anbeißen, he, he! Der Witz ist zwar nicht weit her, aber na . . .«
»Tut nichts, er regt den Appetit an«, sagte Trawkin und streichelte sich die Kehle.
Alle wandten sich von Ilja ab. Er begriff, daß die Gäste ihn nicht anhören mochten, da die Gastgeber es nicht wünschten, und das spornte ihn nur noch mehr an. Er erhob sich vom Stuhle und sprach, zu allen gewandt:
»Und über dieses Mädchen saßen Leute zu Gericht, die vielleicht selbst mehr als einmal sie gebraucht hatten . . . Einige davon kenn' ich – und wenn ich sage, es sind Spitzbuben, so ist das noch viel zu mild . . .«
»Erlauben Sie!« sagte Gryslow streng, während er seinen Zeigefinger emporhob – »so dürfen Sie nicht reden! Das sind – Geschworene . . . und ich selbst . . .«
»Ganz recht, Geschworene!« rief Ilja aus. »Aber können diese Leute gerecht urteilen, wenn . . .«
»Erlau–ben Sie! Das Geschworenengericht ist eine der großen Reformen, die zum allgemeinen Wohl von Kaiser Alexander dem Zweiten eingeführt worden sind. Wie können Sie über eine staatliche Einrichtung solche Schmähungen aussprechen?«
Er krächzte seine Worte Ilja ins Gesicht, und seine glattrasierten, fetten Backen zitterten dabei, während seine Augen von rechts nach links und wieder zurück rollten. Alle umringten sie in dichtem Kreise, in dem angenehmen Gefühl eines bevorstehenden Skandals. Die Gastgeberin zupfte, ganz blaß und aufgeregt, die Gäste an den Ärmeln und rief:
»Ach, Herrschaften, lassen wir das doch! Es ist so uninteressant! – Kirik, so bitt' doch die Damen und Herren . . .«
Kirik guckte zerstreut bald dahin, bald dorthin und rief:
»Ich bitte recht sehr! . . . Gott segne sie, diese Reformen und Proformen, samt aller Philosophie . . .«
»Das ist keine Philosophie, sondern Po–li–ti–ik!« krächzte Trawkin, »und Leute, die solche Meinungen äußern wie der Herr da, nennt man politisch verdächtig!«
Ilja war wie von einem heißen Strudel erfaßt. Es machte ihm Vergnügen, diesem dicken, glattrasierten Menschen mit den feuchten Lippen gegenüberzustehen und zu sehen, wie er sich ärgerte. Das Bewußtsein, daß die Awtonomows sich ihren Gästen gegenüber in Verlegenheit befanden, bereitete ihm ein ganz besonderes Vergnügen. Er ward immer ruhiger, und der innere Drang, mit diesen Leuten abzurechnen, ihnen dreiste Worte zu sagen, sie bis zur Raserei zu ärgern, richtete sich in ihm wie eine stählerne Sprungfeder auf und hob ihn zu einer Höhe empor, in der ihm zugleich wohl und schaurig zumute war. Immer ruhiger und fester klang seine Stimme.
»Nennen Sie mich, wie Sie wollen,« sagte er zu Trawkin – »Sie sind ja ein gebildeter Mann. Ich aber bleib' bei meiner Meinung, und ich frage: kann der Satte den Hungrigen verstehen? . . . Mag der Hungrige ein Dieb sein – aber der Satte ist erst recht ein Dieb! . . .«
»Kirik Nikodimowitsch!« schrie Trawkin wütend – »was ist das? Ich . . . darf das nicht . . .«
In diesem Augenblick jedoch schob Tatjana Wlaßjewna ihren Arm unter den seinigen, zog den Erregten mit sich fort und sagte laut zu ihm:
»Kommen Sie, Ihre geliebten Brötchen sind da – mit kleinen Heringen und harten Eiern und grüner Zwiebel, in Sahnenbutter zerrieben . . .«
»Ha! Das darf ich . . . nicht so hingehen lassen!« rief Trawkin tief empört und schmatzte mit den Lippen. Seine Gattin warf Ilja einen vernichtenden Blick zu, nahm den andern Arm ihres Gemahls und sprach zu ihm:
»Reg' dich nicht auf, Anton . . . um solche Kleinigkeiten . . .«
Und Tatjana Wlaßjewna fuhr fort, den teuren Gast zu beruhigen:
»Marinierter Sterlet mit Paradiesäpfeln . . .«
»Das war nicht schön von Ihnen, junger Mann,« sprach plötzlich Trawkin, zugleich vorwurfsvoll und großmütig, während er sich mit den Füßen gegen den Boden stemmte und Ilja den Kopf zuwandte – »das war nicht schön! Man muß die Dinge richtig zu schätzen wissen . . . man muß sie begreifen, ja!«
»Ich begreif sie aber nicht«, rief Ilja. »Darum red' ich eben . . . Wie kommt es, daß Petruschka Filimonow der Herr des Lebens ist?«
Die Gäste gingen an Lunew vorüber und vermieden es sorgfältig, ihn zu streifen. Kirik aber trat dicht an ihn heran und sagte in grobem, beleidigendem Tone:
»Hol' dich der Teufel, du Tölpel – weiter bist du nichts!«
Ilja fuhr auf – es ward ihm dunkel vor den Augen, als ob er einen Schlag vor den Schädel erhalten hätte, und mit geballten Fäusten trat er drohend auf Awtonomow zu. Aber Kirik hatte sich rasch von ihm abgewandt, ohne seine Bewegungen zu bemerken, und war an den Imbißtisch herangetreten. Ilja ächzte tief auf . . .
Er stand in der Tür, sah die Rücken der Leute, die um den Tisch herumstanden, und hörte sie schmatzen. Die grelle Bluse der Gastgeberin übergoß gleichsam alles ringsum mit einem düstern Rot, das sich wie ein Nebel vor Iljas Augen legte.
»Mm!« machte Trawkin zufrieden. »Alles ganz vorzüglich! . . . Großartig einfach!«
»Wollen Sie etwas Pfeffer dazu?« fragte die Gastgeberin liebenswürdig.
»Wart' – ich will dir gleich Pfeffer geben!« dachte Lunew mit kaltem Hohn. Die Sprungfeder in ihm hatte sich in ganzer Länge aufgerollt, er reckte den Kopf hoch empor und war mit zwei Schritten an dem Tische. Er ergriff das erste beste mit Rotwein gefüllte Glas, streckte es Tatjana Wlaßjewna hin und sagte mit scharfer Betonung, als wollte er sie mit seinen Worten töten:
»Laß uns trinken, Tanjka! . . .«
Alles ward starr bei diesen Worten, und aller Blicke richteten sich auf den Sprecher. Die geöffneten Mundhöhlen mit den halbzerkauten Bissen darin erschienen wie häßliche Wunden auf den von Schreck und Bestürzung gelähmten Gesichtern.
»Na, mach' schon! Laß uns trinken! Kirik Nikodimowitsch, sag' doch meiner Liebsten, sie möcht' mit mir trinken! . . . Was gehn uns die andern an? Warum immer im geheimen sündigen? Gehn wir doch offen vor! Ich hab' mir das so vorgenommen, siehst du – von jetzt an soll alles offen geschehen . . .«
»Schurke!« schrie das Weib mit kreischender Stimme.
Ilja sah, wie sie mit dem Arm ausholte, und schlug den Teller, den sie nach ihm warf, mit der Faust zur Seite. Das Klirren des zerschlagenen Tellers erhöhte noch die Bestürzung der Gäste. Langsam, lautlos traten sie zur Seite und ließen Ilja allein, Aug' in Auge mit den Awtonomows. Kirik hielt ein Fischchen am Schwanze, blinzelte mit den Augen und schaute ganz blaß, ganz kläglich und stumpfsinnig drein. Tatjana Wlaßjewna bebte an allen Gliedern und drohte Ilja mit den Fäusten; ihr Gesicht hatte dieselbe Farbe wie ihre Bluse, und ihre Zunge brachte die Worte nur mit Mühe über die Lippen.
»Du . . . lü–ügst . . . lü–ügst!« kreischte sie, den Hals nach Ilja ausstreckend.
»Willst du vielleicht, daß ich sage, wie du nackt aussiehst?« sprach Ilja ruhig. »Hast mir ja selbst die Muttermale gezeigt . . . Dein Mann wird's bestätigen können, ob ich lüge oder nicht . . .«
Man hörte Ausrufe und unterdrücktes Lachen. Die Awtonomowa streckte die Arme in die Luft, faßte sich an die Kehle und sank lautlos auf einen Stuhl.
»Polizei!« schrie der Telegraphist. Kirik wandte sich nach ihm um und stürmte dann plötzlich, mit dem Kopfe voran, auf Ilja los.
Ilja hielt die Arme vor, gab ihm einen Stoß vor die Stirn und sagte grob:
»Wohin willst du denn? Du bist vollblütig . . . Wenn ich dir eins vor den Schädel gebe, schlägst du lang hin . . . Hör' lieber zu . . . und ihr alle . . . hört gleichfalls zu! . . . Ihr kriegt sonst nie die Wahrheit zu hören . . .«
Aber Kirik ließ sich nicht beirren, sondern neigte wieder den Kopf vor und machte einen neuen Angriff. Die Gäste sahen schweigend zu. Niemand rührte sich von seinem Platze, nur Trawkin ging leise, auf den Zehenspitzen, in eine Ecke, setzte sich dort auf eine Chaiselongue, faltete die Hände und schob sie zwischen die Knie.
»Nimm dich in acht – ich schlag' zu!« warnte Ilja den anstürmenden Kirik. »Ich hab' keinen Anlaß weiter, dir wehzutun, du bist dumm und unschädlich . . . Hast mir nichts Böses getan . . . Geh weg!«
Er stieß Kirik wieder fort, diesmal kräftiger als vorher, und suchte selbst an der Wand Deckung. Dort lehnte er sich mit dem Rücken an und fuhr fort zu sprechen, während er seine Augen über die Anwesenden hingleiten ließ.
»Deine Frau hat sich mir selbst an den Hals gehängt. Ein schlaues Weibsbild . . . aber so verworfen! Keine Verworfenere gibt's in der ganzen Welt. Doch auch ihr – ihr alle seid ein verworfenes Pack. Ich war heute im Gericht . . . da hab' ich richten gelernt! . . .«
Er hatte so viel zu sagen, daß er nicht imstande war, seine Gedanken zu ordnen, und sie wie Steine hinausschleuderte.
»Ich will auch Tanja gar nicht beschuldigen . . . Die Sache machte sich so . . . von selbst, kann ich sagen . . . Bei mir ist, solange ich lebe, alles immer von selbst gekommen . . . wie von ungefähr . . . Sogar einen Menschen hab' ich wie von ungefähr erwürgt . . . Hab's gar nicht gewollt – und hab' ihn doch erwürgt . . . Und denk' dir, Tanjka: mit demselben Geld, das ich ihm raubte, betreiben wir beide unser Ladengeschäft! . . .«
»Er ist verrückt!« rief Kirik in plötzlicher Freude, sprang im Zimmer umher, immer von einem zum andern, und rief ängstlich und froh zugleich:
»Hören Sie? Er hat den Verstand verloren! . . . Ach, Ilja! . . . Ach, du! Wie du mir leid tust, Bruder!«
IIja lachte laut auf. Es war ihm noch wohler und leichter ums Herz geworden, als er das von dem Morde gesagt hatte. Er stand da und fühlte den Boden nicht unter seinen Füßen, und es war ihm, als ob er immer höher, immer höher emporschwebte. Breitschultrig, stämmig stand er vor allen diesen Leuten, warf sich in die Brust und reckte den Kopf in die Höhe. Die schwarzen Locken umrahmten seine hohe, blasse Stirn und die Schläfen, und seine Augen schauten voll Hohn und Bosheit.
Tatjana erhob sich, schwankte zu Felizata Jegorowna hin und sagte zu ihr mit zitternder Stimme:
»Ich hab's längst kommen sehen . . . er machte schon lange . . . so wilde, schreckliche Augen . . .«
»Wenn er verrückt geworden ist – dann muß man die Polizei rufen«, sprach Felizata in überzeugtem Tone, während sie Lunew ins Gesicht sah.
»Verrückt! Natürlich ist er verrückt!« schrie Kirik.
»Er wird uns noch alle blutig schlagen«, flüsterte Gryslow und sah sich unruhig im Zimmer um. Sie fürchteten sich, das Zimmer zu verlassen.
Lunew stand dicht neben der Tür, und wer hinaus wollte, mußte an ihm vorüber. Er lachte in einem fort. Es war ihm angenehm, zu sehen, daß diese Leute ihn fürchteten, und als er ihre Gesichter betrachtete, bemerkte er, daß sie mit ihren Gastgebern durchaus kein Mitleid hatten und mit Vergnügen die ganze Nacht zugehört hätten, wie er sich über sein Liebchen lustig machte, wenn sie nicht zugleich Angst vor ihm gehabt hätten.
»Ich bin nicht verrückt«, sagte er und zog streng die Brauen zusammen. »Ich möchte nur, daß ihr hier bleibt und zuhört. Ich lass' euch nicht fort – und wenn ihr mir nahekommt, schlag' ich zu . . . wenn's auch das Leben kostet . . . Ich bin stark . . .«
Er hob seinen langen Arm mit der kräftigen Faust empor, schüttelte ihn in der Luft und ließ ihn wieder sinken.
»Sagt einmal,« fuhr er dann fort – »was seid ihr für Menschen! Wozu lebt ihr eigentlich? Solche Knicker . . . Solches Gesindel! . . .«
»Du, hör' mal – halt dein Maul!« schrie ihn Kirik an.
»Halt selber 's Maul! Ich will jetzt reden . . . Ich schau' euch an – wie ihr freßt und sauft, euch gegenseitig betrügt . . . und keinen Menschen liebt . . . Was wollt ihr eigentlich hier auf Erden? Ich hab' nach einem sauberen, anständigen Leben gestrebt . . . es gibt keins! Nirgends gibt's ein solches! Bin nur selbst dabei beschmutzt und verdorben worden . . . Ein guter Mensch kann unter euch nicht leben – er muß verkommen. Gute Menschen martert ihr zu Tode . . . Und ich . . . ich bin böse, unter euch aber bin ich wie eine schwache Katze im dunklen Keller, unter lauter Ratten . . . Ihr – seid überall! Ihr richtet, ihr regiert, ihr macht die Gesetze . . . Ekles Geschmeiß . . .«
In diesem Augenblick sprang der Telegraphist behend an Lunew vorüber und schlüpfte aus dem Zimmer.
»Ach – einen hab' ich entspringen lassen!« sagte Ilja und hob den Kopf empor.
»Ich hol' die Polizei!« schrie der Telegraphist aus dem anstoßenden Zimmer.
»Meinetwegen hol' sie! Mir ist alles gleich! . . .« sagte Ilja.
Auch Tatjana Wlaßjewna ging an ihm vorüber – wankend, wie im Schlaf, ohne ihn anzusehen.
»Die hat's bekommen!« fuhr Lunew fort, und wies mit einem höhnischen Kopfnicken nach ihr hin. »Aber sie verdient es . . . die Schlange . . .«
»Halt's Maul!« rief Awtonomow aus seiner Ecke. Dort kniete er am Boden und suchte etwas in der Kommodenschublade.
»Schrei nicht, du gutes dummes Kerlchen!« antwortete ihm Ilja, während er auf einem Stuhle Platz nahm und die Hände über der Brust kreuzte. »Was schreist du? Ich hab' doch mit ihr gelebt, muß sie also kennen . . . Auch einen Menschen hab' ich ermordet . . . den Kaufmann Poluektow . . . Ich hab' so manchmal von Poluektow mit dir gesprochen, erinnerst du dich? Eben darum tat ich's, weil ich ihn erwürgt hatte . . . Und sein Geld steckt in unserem Ladengeschäft . . . bei Gott!«
Ilja sah sich im Zimmer um. An den Wänden standen schweigend erschrockene, jämmerliche Menschen umher. Er hatte für sie nur Verachtung, ärgerte sich, daß er vor ihnen von dem Morde gesprochen hatte, und rief:
»Ihr denkt vielleicht, daß ich bereue, daß ich hier vor euch Buße tun will? Da könnt ihr lange warten! Ich mache mich lustig über euch – versteht ihr?«
Aus seiner Ecke sprang jetzt Kirik hervor, ganz zerzaust und rot im Gesichte. Er fuchtelte mit einem Revolver in der Luft, rollte wild die Augen und schrie:
»Jetzt sollst du mir nicht entgehen! Aha–a! Du hast also gemordet!?«
Die Damen begannen zu schreien. Trawkin, der immer noch auf der Chaiselongue saß, zappelte mit den Beinen und ächzte:
»Herrschaften! Ich halt's nicht länger aus! Lassen Sie mich gehen . . . Das ist hier eine Familienangelegenheit . . .«
Doch Awtonomow hörte nicht auf ihn. Er hüpfte vor Ilja auf und ab, zielte nach ihm und schrie:
»In die Zwangsarbeit! Wart', dir wollen wir's anstreichen! . . .«
»Hör' mal – dein Pistolchen ist doch nicht etwa geladen?« fragte Ilja ihn gleichgültig, während er ihn mit seinen müden Augen ansah. »Was tollst du denn herum? Ich lauf' doch nicht weg! . . . Wüßte nicht, wohin ich gehen sollte . . . Mit Zwangsarbeit drohst du mir? Meinetwegen – mir ist auch Zwangsarbeit recht . . .«
»Anton! Anton!« erscholl die laute Stimme der Trawkina – »so komm doch schon!«
»Ich kann ja nicht, Mütterchen . . .«
Sie nahm seinen Arm, und nun schritten sie beide, eng aneinander geschmiegt, die Köpfe auf die Brust gesenkt, an Ilja vorüber. Im anstoßenden Zimmer saß Tatjana Wlaßjewna, ganz in Tränen aufgelöst, wimmernd und schluchzend.
In Lunews Brust wuchs und wuchs die dunkle, kalte Leere, und wie der bleiche Mond am herbstlichen Himmel, stand vor seiner Seele die Frage: »Was nun weiter? Mein ganzes Leben ist vernichtet!«
Awtonomow stand vor ihm und schrie triumphierend:
»Aha! Jetzt möchtest du uns weich machen! Es wird dir nicht gelingen! . . .«
»Keineswegs will ich das . . . Hol' euch alle der Teufel! Auch bedauern kann ich euch nicht, lieber will ich einen Hund bedauern. Wenn ich so könnte, würde ich euch allen miteinander den Hals umdrehen . . . Geh fort, Kirik – dein Anblick ist mir zuwider . . .«
Die Gäste schlichen ganz leise aus dem Zimmer, die ängstlichen Blicke auf Ilja richtend. Er sah nur ein paar graue Flecke vorüberhuschen, die in ihm keinen Gedanken, kein Gefühl anregten. Die gähnende Leere in seiner Seele wuchs und verschlang alles. Er schwieg ein Weilchen, hörte sich Awtonomows Geschrei an und schlug ihm plötzlich im Scherz vor:
»Komm, Kirik, – wir wollen miteinander ringen!«
»Eine Kugel jag' ich dir in den Schädel!« brüllte Kirik.
»Hast ja gar keine Kugel drin!« versetzte Lunew spöttisch und fügte zuversichtlich hinzu: »Ich würde dich beim Ringen schön in den Sand legen!«
Dann wandte er sich den noch anwesenden Gästen zu und sagte gleichmütig:
»Wenn ich doch ein Mittel wüßte, um euch alle auszutilgen! . . . Ich weiß leider keins!«
Darauf sprach er kein Wort mehr, sondern saß da, unbeweglich, nichts mehr erwartend . . .
Endlich kamen zwei Polizisten mit dem Stadtteilaufseher. Gleich hinter ihnen erschien Tatjana Wlaßjewna – sie wies mit der Hand nach Ilja und sprach in atemloser Hast:
»Er hat uns gestanden . . . daß er den Geldwechsler Poluektow ermordet hat . . . damals, erinnern Sie sich?«
»Können Sie das bestätigen?« fragte barsch der Stadtteilaufseher.
»Meinetwegen! Ich kann's ja bestätigen . . .« antwortete Lunew in ruhigem, müdem Tone.
Der Stadtteilaufseher setzte sich an den Tisch und begann irgend etwas zu schreiben, die beiden Polizisten pflanzten sich links und rechts von Lunew auf; er schaute sie an, stieß einen schweren Seufzer aus und ließ den Kopf auf die Brust sinken.
Es war still im Zimmer, man hörte die Feder auf dem Papier kratzen; draußen, auf der Straße, richtete die Nacht ihre undurchdringlich schwarzen Mauern auf. An dem einen Fenster stand Kirik und schaute in das Dunkel hinaus. Plötzlich warf er den Revolver in eine Zimmerecke und sprach zu dem Stadtteilaufseher:
»Ssaweljew! Gib ihm eins ins Genick und laß ihn laufen – er ist verrückt . . .«
Der Beamte sah auf Kirik, dachte nach und antwortete dann:
»Es geht nicht mehr . . . die Anzeige liegt vor! . . .«
»Ä–äh!« seufzte Awtonomow.
»Bist 'n guter Kerl, Kirik Nikodimytsch!« sagte Ilja geringschätzig lächelnd. »Es gibt solche Hunde – man schlägt sie, und sie lecken einem noch die Hände. Aber vielleicht bist du gar nicht gut? . . . Vielleicht fürchtest du nur, daß ich auf dem Gericht von deiner Frau reden könnte? Hab' keine Angst . . . das wird nicht geschehen! Ich schäme mich schon, an sie nur zu denken, viel weniger von ihr zu reden . . .«
Awtonomow ging rasch ins andre Zimmer und setzte sich dort geräuschvoll auf einen Stuhl.
»Na, wie ist's –« begann der Polizeibeamte, zu Ilja gewandt – »können Sie das Schriftstück hier unterschreiben?«
»Das kann ich . . .«
Er nahm die Feder, und ohne das Protokoll zu lesen, schrieb er mit großen Buchstaben hin: »Ilja Lunew.«
Als er den Kopf emporhob, bemerkte er, daß der Beamte ihn mit Erstaunen ansah. Ein paar Sekunden blickten sie einander schweigend an – der eine neugierig und mit irgend etwas zufrieden, der andre – gleichgültig und ruhig.
»Das Gewissen hat wohl nicht schweigen wollen?« fragte der Stadtteilaufseher halblaut.
»Es gibt kein Gewissen«, antwortete Ilja fest.
Sie schwiegen beide. Dann ließ sich aus dem anstoßenden Zimmer Kiriks Stimme vernehmen:
»Er ist verrückt geworden . . .«
»Wir wollen gehen«, sagte der Beamte achselzuckend. »Die Hände will ich Ihnen nicht fesseln . . . aber machen Sie keinen Fluchtversuch!«
»Wohin sollt' ich denn fliehen?« versetzte Ilja kurz.
»Schwören Sie, daß Sie nicht fliehen . . . sagen Sie: bei Gott!«
Lunew schaute in das runzlige, von Mitgefühl bewegte Gesicht des Stadtteilaufsehers und sagte finster:
»Ich glaube nicht an Gott . . .«
Der Aufseher zuckte die Achseln.
»Vorwärts, Kinder!« sprach er zu den Polizisten.
Als das Dunkel und die Feuchtigkeit der Nacht Lunew umfingen, seufzte er schwer, blieb stehen und schaute zum Himmel empor, der ganz schwarz war und sich tief zur Erde herabsenkte, so daß er der verräucherten Decke eines dumpfen, engen Zimmers glich.
»Gehen Sie weiter!« sagte einer der Polizisten.
Und er ging . . . Die Häuser ragten gleich Felsen zu beiden Seiten der Straße empor, der nasse Kot gluckerte unter den Füßen, und der Weg zog sich irgendwohin bergab, wo das Dunkel noch dichter war . . . Ilja stolperte über einen Stein und wäre beinahe gefallen. In der trostlosen Leere seiner Seele regte sich wieder der zudringliche Gedanke:
»Was nun? . . . Petruchas Gericht!?«
Und sogleich trat vor seinen Geist das Bild der Verhandlung: der liebenswürdige Gromow, die rote Fratze Filimonows . . .
Die Zehen schmerzten ihn von dem Stoße gegen den Stein. Er ging langsamer. In seinen Ohren tönten die kecken Worte des kleinen Kerls:
»Ausgezeichnet versteht der Satte den Hungrigen – darum ist er auch so streng! . . .«
Dann hörte er die leutselige Stimme Gromows:
»Bekennen Sie sich schuldig?«
Und der Staatsanwalt sprach gedehnt:
»Sagen Sie uns, Angeklagter . . .«
Das rote Gesicht Petrucha Filimonows umwölkte sich, und seine wulstigen Lippen zuckten . . .
Ein unaussprechlicher Gram drang spitz wie ein Dolch in Iljas Herz ein.
Er machte einen Sprung vorwärts und rannte, sich mit den Füßen kräftig von den Steinen abschnellend, mit aller Macht den Berg hinunter. Die Luft pfiff ihm in die Ohren, der Atem ging ihm aus – er aber schleuderte, mit den Armen weit ausholend, seinen Körper immer weiter vor, hinein in das Dunkel. Hinter ihm her trotteten schwerfällig die Polizisten, ein jähes, schrilles Pfeifen durchschnitt die Luft, und eine tiefe Baßstimme brüllte:
»Halt i–ihn!«
Alles rings um Ilja – die Häuser, der Straßendamm, der Himmel – zuckte und hüpfte und kroch auf ihn los als eine einzige schwarze, schwere Masse. Er stürzte vorwärts, verspürte keine Müdigkeit, ward beflügelt von dem heißen Wunsche, Petrucha nicht zu sehen. Etwas Graues, Gleichförmiges erhob sich vor ihm aus dem Dunkel und wehte ihn wie Verzweiflung an. Jähes Erinnern blitzte durch sein Hirn: er wußte, daß diese Gasse fast unter einem rechten Winkel nach rechts zur Hauptstraße der Stadt abbog . . . Dort sind Menschen, dort wird man ihn festnehmen! . . .
»Ach, ihr – fangt mich doch!« schrie er aus voller Brust, und den Kopf vorneigend, begann er noch schneller zu rennen . . . Die kalte, graue steinerne Mauer erhob sich vor ihm. Ein Schlag, gleich dem Klatschen der Wogen im Strome, tönte dumpf und kurz durch das Dunkel der Nacht und verhallte . . .
Zwei weitere dunkle Gestalten stürzten auf die Wand zu. Sie warfen sich auf die erste, die am Fuße der Mauer zusammengebrochen war, und richteten sich bald wieder auf . . . Noch mehr Leute eilten vom Berge herab, man vernahm das Stampfen ihrer Füße und Geschrei und durchdringendes Pfeifen . . .
»Hat sich wohl gar den Schädel eingerannt?« fragte der eine der Polizisten schwer atmend.
Der andre zündete ein Streichholz an und kauerte sich nieder. Zu seinen Füßen sah er die zuckende Hand, ihre zur Faust geballten Finger streckten sich langsam.
»Der Schädel scheint ganz zertrümmert . . .«
»Da, sieh – das Gehirn! . . .«
Schwarze menschliche Gestalten tauchten in Umrissen aus der Finsternis hervor . . .
»Ach, der Teufelskerl!« sagte der Polizist, der stehen geblieben war. Sein Kamerad richtete sich vom Boden auf, bekreuzte sich und sprach mit matter Stimme, noch ganz außer Atem:
»Laß ihn dennoch . . . in Frieden ruhen . . . o Herr! . . .«