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Zweite Sitzung.

Hunde und Katzen.

(?)

Die Hund' und die Katzen, die stritten sich
Und zankten sich um die Wette,
Wer unter ihnen urkundlich
Den ältesten Adel hätte.

»Wir haben ein ururaltes Diplom
Lang her von undenklichen Tagen,
Was Remus mit Romulus einst zu Rom
Gab allen Isegrimsmagen.«

»Zeigt uns,« erwidern die Katzen, »wohlan!
Zeigt her die alten Briefe!
Was steht denn drin, was hangt denn dran?
Wo sind sie, in welchem Archive?«

Man schickte den Pudel eilig nach Rom,
Zum Ärger der Katzen und Kater,
Der sollte holen das alte Diplom
Herbei vom Heiligen Vater.

Der Pudel kommt ganz ungeniert
Zum Papst hereingetreten;
Er hat den Pantoffel ihm apportiert
Und dann ihn höflich gebeten.

Der Pudel empfing aus des Papstes Hand
Was das Hundevolk begehrte;
Dann zog er wiederum in sein Land
Auf seiner alten Fährte.

Und als er kam an den Po bei Rom,
Da schwamm vor ihm ein Braten,
Er schnappte danach, und verlor sein Diplom,
Und mußt' es auf ewig entraten.

So stand die Sache nun wie zuletzt,
Der Streit blieb unentschieden,
Und Hund' und Katzen halten bis jetzt
Noch immer keinen Frieden.

Die Hunde, die denken noch immer so:
Wir werden sie schon überwinden!
Sie suchen und forschen noch immer am Po –
Und können den Adel nicht finden.

*

Der Korporalstock.

1. Juli 1838.

Frequens fustium usus.
Tacitus Germ. cap. 45.

Von einem Helden will ich singen,
Der einst die ganze Welt bezwang:
So konnt' es keinem noch gelingen,
So glorreich wie es ihm gelang.

Obschon im Waldesgrün geboren
Bei Amselschlag und Frühlingswehn,
So war er doch dazu erkoren,
Mit Herren Hand in Hand zu gehn.

Er ward gewiegt von Fürstenhänden,
Zopf und Gamasche pflegten sein;
Sie mußten viele Zeit verwenden
Zu seinem Wachstum und Gedeihn.

Dann gab man ihn noch in die Lehre
Zu einem braven Korporal,
Da ward er voller Zucht und Ehre,
Wie Leder zäh, und hart wie Stahl.

Er bracht' es nun in wenig Tagen
Zu solcher hohen Trefflichkeit,
Daß Staunen, Schrecken, Angst und Zagen
Ergriff die ganze Christenheit.

Er ward bekannt in allen Landen
Wo nur was Großes je geschah,
Und ganze Regimenter standen
Vor ihm wie Leichen lautlos da.

O weh, er ist nun Staub und Asche,
O weh, o weh, er ist nicht mehr!
Dahin ist Zopf, dahin Gamasche!
Dahin sein ganzes großes Heer!

Kein Denkmal ist von ihm geblieben,
Doch war in jener guten Zeit
Auf jedem Rücken eingeschrieben
Sein Ruhm und seine Tapferkeit.

Uns aber ließ er zum Vermächtnis
Den alten Korporal zurück,
Der ruft uns allen ins Gedächtnis
Mitunter noch das alte Glück.

Wir aber sind zu dumm geworden
Für jene alte gute Zeit;
Sie sei im Süden, sei im Norden,
Nur bleibe sie von uns recht weit!

Auch Millionen werden flehen,
Wenn Gott der Herr sitzt zu Gericht:
Laß alle Helden auferstehen,
Nur diesen, diesen einen nicht –

Chor.

Den Korporalstock nicht!

*


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