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II. Wein und Gesang

Meist für die 1826 von Hoffmann in Breslau gegründete »Zwecklose Gesellschaft« und den Breslauer »Künstlerverein« gedichtet.

Gedichtet zum 20. Mai 1833.

Unsre Väter sind gesessen
Auch vor vollen Gläsern hier;
Unsre Väter sind vergessen,
Und vergessen werden wir.

Wer kann alles auch behalten,
Was geschieht und nicht geschieht?
Ob sich hier die Stirn' in Falten,
Dort der Mund zum Lächeln zieht?

Leer' und volle Köpf' und Taschen
Werden nach uns auch noch sein,
Nach uns gibt's noch Krüg' und Flaschen,
Gläser mit und ohne Wein.

Und wenn diese gehn zu Scherben,
Neue Gläser werden draus;
Wenn die alten Gäste sterben,
Kommen neue Gäst' ins Haus.

Könnten unsre Väter sprechen,
Sprächen sie: Stoßt an und zecht!
Leben war noch nie Verbrechen,
Und der Lebende hat recht!

*

1835.

Ins Weinhaus treibt mich dies und das,
Ich weiß nicht wer, ich weiß nicht was,
Doch treibt es mich ins Weinhaus.
Da kann ich sitzen stundenlang,
Mir wird nicht weh, mir wird nicht bang,
Ich sitze ja im Weinhaus.

Und kommt zu mir ein frohes Herz,
Da hebt sich an Gespräch und Scherz:
Willkommen hier im Weinhaus!
Zum Frohen kommt ein Froherer dann:
Trinkt aus, schenkt ein und stoßet an!
Es ist doch schön im Weinhaus!

Wohl weiß ich, was die Hausfrau spricht:
O lieber Mann, so geh doch nicht,
So geh doch nicht ins Weinhaus!
Mich aber treibt bald dies bald das,
Ich weiß nicht wer, ich weiß nicht was,
Kurzum, ich geh' ins Weinhaus.

*

Stöpselzieher.

25. März 1837.

Wenn es keine Flaschen gäbe,
Würden keine Stöpsel sein,
Und wie einst dem Zeus die Hebe
So kredenzt' ich dir den Wein.

Aber leider wird gezogen
Jetzt auf Flaschen nur der Wein
Und wie einen Demagogen
Sperret man den Edlen ein.

Und ein Stöpsel hält die Wache
Wie ein Scherge Tag und Nacht,
Und er sitzt ihm auf dem Dache,
Daß er sich nicht mausig macht.

Doch dein Rächer ist vorhanden,
Nur Geduld, du edler Wein!
Und er wird aus deinen Banden
Dich zu rechter Zeit befrein.

Und wie heißt der brave Rächer,
Der den Wein befreien kann?
O ihr wißt es, frohe Zecher,
Stöpselzieher heißt der Mann.

Stöpselzieher! hoch erheben
Laßt uns ihn bei Sang und Wein:
Alle, alle sollen leben,
Stöpselzieher groß und klein!

Und ein jeder Hauswirt denke
Heuer und zu jeder Frist,
Daß kein ordentlich Getränke
Ohne Stöpselzieher ist.

*

Der verlegene Wirt.

Ursprünglich ein politisches Lied mit der Überschrift: »Erläuterung zum 13. Artikel der Bundesakte.« Hoffmann wendet sich darin gegen die Fürsten, die »den Schlüssel nicht finden können«, um die vom Artikel 13 der Bundesakte geforderten landständischen Verfassungen einzurichten.

2. November 1839.

Herr Wirt, Herr Wirt, ein Gläschen Wein! –
Für mich wird das genug nicht sein:
Schenkt mir ein volles Viertel ein! –
Und mir bringt eine Flasch' herein!
Der Wirt, er dreht sich um und um,
Er läuft im ganzen Haus herum,
Und rechtsum, linksum, ringsum, und – kurzum,
Er kann den Schlüssel nicht finden.

Und ach! die Gäste mehren sich:
Was zögerst du? so sprich, so sprich!
O Wirt, o Wirt, erbarme dich!
Denn unser Durst ist fürchterlich.
Der Wirt, er aber bleibet stumm,
Und dreht sich wieder um und um,
Und läuft im ganzen Haus herum,
Und rechtsum, linksum, ringsum, und – kurzum,
Er kann den Schlüssel nicht finden.

Und größer wird die Kumpanei,
Und größer nur die Zögerei,
Und immer lauter das Geschrei:
He holla! Wirtschaft! Wein herbei!
Der Wirt, der Wirt, er stellt sich dumm,
Er hört, er sieht, er bleibet stumm,
Und dreht sich wieder um und um,
Und läuft im ganzen Haus herum,
Und rechtsum, linksum, ringsum, und – kurzum,
Er kann den Schlüssel nicht finden.

O Wirt, was ist das für Manier?
O Wirt, o Wirt, wie zaudert Ihr!
Bringt Wein! denn Wein begehren wir.
Zum Teufel denn, was ist das hier!
Der Wirt verneigt sich, steht ganz krumm,
Er lächelt, schmunzelt, stellt sich dumm,
Er hört, er sieht, er bleibet stumm,
Und dreht sich wieder um und um,
Und läuft im ganzen Haus herum,
Und rechtsum, linksum, ringsum, und – kurzum,
Er kann den Schlüssel nicht finden.

Das ist doch sonderbar, hum! hum!
Schon eine Viertelstund' ist um,
Du drehst dich, rennst wie toll und dumm,
So sag doch wie? sag, sag warum?
Der Wirt weiß schon das Wie? Warum?
Er neigt sich, beugt sich, steht ganz krumm,
Er lächelt, schmunzelt, stellt sich dumm,
Er hört, er sieht, er bleibet stumm,
Und dreht sich wieder um und um,
Und läuft im ganzen Haus herum,
Und rechtsum, linksum, ringsum und – kurzum,

Er.

Ich kann den Schlüssel nicht finden!

Alle ( in höchster Verwunderung).

Er kann den Schlüssel nicht finden!

*

Burschenlied.

25. Februar 1842.

Ist ein Leben auf der Welt,
Das vor allem mir gefällt,
Ist es das Studentenleben,
Weil's von lauter Lust umgeben.
Gaudeamus igitur!
Hodie non legitur.

Lustig ist das Kommersieren,
Musizieren und Spazieren,
Lustig ist auch das Studieren.
Heute lustig, morgen froh,
Übermorgen wieder so,
Immer, immer frisch, frei, froh,
Juchheißa! heißa! ho hoho!
Lebt der Bruder Studio.

Ist ein Leben auf der Welt,
Das vor allem mir gefällt,
Ist es das Studentenleben,
Weil's von lauter Lust umgeben.
Ja, der Freude Sonnenschein
Lassen wir ins Herz hinein.
Uns geziemt vor allen Dingen,
Mit der Jugend leichten Schwingen
Zwanglos durch die Welt zu springen.
Heute lustig, morgen froh,
Übermorgen wieder so,
Immer, immer frisch, frei, froh,
Juchheißa! heißa! ho hoho!
Lebt der Bruder Studio.

Ist ein Leben auf der Welt,
Das vor allem mir gefällt,
Ist es das Studentenleben,
Weil's von lauter Lust umgeben.
Schlagt die Grillen in den Wind!
Laßt uns bleiben was wir sind!
Laßt uns nie Philister werden,
Denn zu Sorgen und Beschwerden
Sind wir immer reif auf Erden.
Heute lustig, morgen froh,
Übermorgen wieder so,
Immer, immer frisch, frei, froh,
Juchheißa! heißa! ho hoho!
Lebt der Bruder Studio.

Ist ein Leben auf der Welt,
Das vor allem mir gefällt,
Ist es das Studentenleben,
Weil's von lauter Lust umgeben.
Wenn auch ihr nicht fröhlich seid,
Laßt uns unsre Fröhlichkeit!
Jugend hat auch ihre Rechte:
Aber Fluch sei dem Geschlechte,
Das nicht ehrt der Jugend Rechte
!
Heute lustig, morgen froh,
Übermorgen wieder so,
Immer, immer frisch, frei, froh,
Juchheißa! heißa! ho hoho!
Lebt der Bruder Studio.

*

Kommerslied beim Erinnerungsfeste.

Straßburg, 29. September 1842.

Mel.: Gaudeamus igitur

Schenket ein und stoßet an:
Vivat was uns freute!
Ist es auch vor langen Jahren,
Daß wir flotte Burschen waren,
Ei, wir sind's noch heute.

Auch noch heute haben wir
Jugendvolle Herzen,
Und im fröhlichen Vereine
Wie dereinst bei Sang und Weine
Mut genug zu scherzen.

Hier soll kein Professor sein,
Doktor noch Magister!
Werfet ab die Lebensbürden,
Titel, Orden, Rang und Würden!
Fort mit dem Philister!

Wenn wir auch durch dies, und das
Sind getrennt im Leben,
Wollen wir doch treuverbunden,
Wie dereinst in frohen Stunden,
Jetzt das Glas erheben.

Stoßet an und trinket aus:
Vivat was uns freute!
Wie wir einst vor langen Jahren
Flotte deutsche Burschen waren,
Sind wir's auch noch heute.

*

Bruder Lustig.

21. Okt. 1850.

Es ist mir nirgend wohler
Doch auf der ganzen Welt,
Als wo die großen Schoppen sind
Und auch das kleine Geld.

Ihr denkt, ich bin verlegen
Je um des Lebens Zweck –
Ich trinke meinen Schoppen Wein
Zu meinem Käs' und Weck.

Aristokrat und Demokrat,
Das ist mir alles Wurst!
Wenn ich kein Geld im Beutel hab',
Löscht keiner mir den Durst.

Drum geh' es wie es gehe,
Was kümmert mich die Welt?
Hab' ich zu einem Schoppen nur
Noch einen Batzen Geld.

Und kommt in meine Kasse doch
Zuletzt ein Defizit –
Mein Vater steckt den Strauß heraus,
Da trink' ich denn als mit.

Und hat er abgeworfen Wenn der Straußwirt aufhört zu schenken, so zieht er
Strauß (den Tannenbaum) ein, d. h. er hat abgeworfen.
Und all ist unser Wein,
So wird es doch mit mir noch nicht
Matthä am letzten sein!

*

Heute wird geherbstet!

20. November 1850.

Heute Jubel! heute Lust!
Juchheidi! juchheida!
Sang und Klang aus voller Brust!
Juchheidi! heida!
Trinkt die alten Neigen aus!
Beßrer Wein kommt heut' ins Haus!
Juchheidi, heidi, heida!
Juchheidi, juchheida! usw.

Urban, hast es brav gemacht:
Tausend Dank sei dir gebracht!
Heuer sind die Trauben gut,
Und das gibt uns guten Mut.

An der Blüte sahn wir schon,
Daß uns würd' ein reicher Lohn.
Bald nun zeigt der Federweiß,
Was uns ward für unsern Schweiß.

Wie der Most im Fasse schäumt
Und von seiner Zukunft träumt!
Ist er einst ein ganzer Mann,
Sollt ihr sehen, was er kann.

Zündet alle Dornen an,
Daß es lodert himmelan!
Feurig wie dereinst der Trank
Soll schon heut' sein unser Dank.

Heute Jubel! heute Lust!
Sang und Klang aus voller Brust!
In den Bergen hier und dort
Hall' es fort und immer fort:
Juchheidi, heidi, heida! usw.

*


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