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Lang wähnte ja die Welt, im Bann der Sünde, Daß, kreisend auf der dritten Himmelsbahn, Die holde Cypris Liebeswut entzünde; Drum Ehre, göttergleich, ihr angetan Mit Weihgesängen und mit Opfergabe Die alten Völker all im alten Wahn. Dione auch, die Mutter, und ihr Knabe Cupido ward verehrt; geschrieben stand, Daß er auf Didos Schoß gesessen habe. Mit ihrem Namen ward der Stern genannt, Der stet zur Sonne blickt mit Liebesflehen, Ob Rücken sie, ob Stirn ihm zugewandt. Nicht spürt' ich dort hinan des Fluges Wehen; Daß wir am Ziel, des gab der Herrin Wange Mir Zeugnis, immer schöner anzusehen! Und wie im Feuer Funken, wie im Sange Du Stimmen unterscheidest: fest die einen, Die andren auf und ab im Stufengange; So in der Leuchte sah ich Lichter scheinen Und, sacht und schneller, sich im Kreise drehn, Wie ewig Schauen Gott sie scheint zu einen. 339 Kein Sturmwind kann aus kalter Wolke Wehn, Ob sichtbarlich, ob nicht, herniederfegen, Der sacht nicht schiene, wenn man sie gesehn, Die Himmelslichter, wie sie uns entgegen Aus ihrem Reigen sprühten, der im Runde Sich hoher Seraphim beginnt zu regen. Und denen, die zuvorderst, klang im Munde Ein Hosianna, das aufs neu so rein Zu hören ich mich sehne Tag und Stunde! Und einer kam herzu und sprach, allein: »Wir alle, daß du froh wirst unsrer Weise, Wir wollen gerne dir zu Willen sein. Den Himmelsfürsten nach, im gleichen Kreise, Mit gleichem Schwung, von gleichem Durst verzehrt, Drehn wir uns, denen dort du sangst zum Preise: ›Ihr, die den dritten Himmel kreisen lehrt . . .‹ So lieberfüllt, daß dir zulieb im Reigen Ein Weilchen rasten schier die Wonne mehrt!« Den Blick erhob ich, ehrfurchtsvoll, in Schweigen Zu meiner Herrin, wandt ihn dann, von ihr Befriedet und gewiß durch ihr Bezeigen, Zurück zu jenem Licht, das eben mir So viel verheißen: »Sagt, wer seid Ihr?« fragte Gedrungen ich von heißer Wißbegier. Oh, wieviel größer, wieviel lichter tagte Von neuer Freude da sein Glanz erhellt! Die mehrte seine Freuden, da ichs sagte. So strahlend sprach er: »Kurz war auf der Welt Mein Wallen nur; wärs minder rasch verronnen, Wär manches nicht, was jetzo schlimm bestellt. Es hehlt mich dir der Schimmer meiner Wonnen, Der mich umstrahlt und birgt, wie bergend sich In sein Gespinst der Seidenwurm gesponnen. Du liebtest recht und recht mit Fuge mich, Denn meine Liebe, blieb ich nur am Leben, Trug Beßres dir als Blätter sicherlich! Als künftigen Herrschers harrte mein, das neben Der Rhone linkem Bord sich dehnt, das Land, Da, wo die Sorgue ihr schon Geleit gegeben; 340 Dazu Ausoniens Horn, dem rings den Rand Gaëta, Bari und Catona kränzen, Von Trontos Münde an und Verdes Strand. Sahst schon auf meiner Stirn die Krone glänzen Des Reiches, das bespült mit ihrer Flut Die Donau, wo sie läßt die deutschen Grenzen. Auch wo – Typhoeus nicht, nein, Schwefels Glut Inmitten von Pachynum und Peloren Qualmt ob der Bucht, da Eurus peitscht die Flut, Trinacria, die schöne, unverloren Den echten Herrschern wär ihr Thron bis heute, Die mir aus Karls und Rudolfs Blut geboren, Wenn nicht, was stets des Aufruhrs Samen streute, Schlecht Regiment geschürt Palermos Wut, Bis, Mordio brüllend, losbrach seine Meute. Wär davor doch mein Bruder auf der Hut, Die Katalanen ließ' er ziehn in Gnaden, Das Bettlerpack, eh's bitter macht das Blut! Zu hüten, wahrlich, gilts sein Schiff vor Schaden, Daß nicht noch schwerer lädt – ob er es wahrt, Ob andre –, was schon allzu schwer beladen. Ihm, der aus freierm Blut so karger Art, Tun Diener not, die nicht nur darauf sinnen, Wie man die Truhen füllt und Schätze spart.« »Die Freude Herr, die in mir weckt dein Minnen, Magst dort, wo allen Heils Beginn und Ende, Du sehen, so, wie ich sie seh hier innen: Das ist, als ob ich zwiefach sie empfände, Und daß auch dies in Gottes Angesicht Du schauend siehst, macht reicher noch die Spende! Du hast mich froh gemacht, nun mach auch mirs licht: Dein Wort weckt Zweifel mir, wie sichs vertrage, Daß Bitteres aus süßem Keime bricht.« So ich, und er: »Lehrt Wahrheit, was ich sage, So hast du das, was jetzt im Rücken dir, Vor Augen stehn, das Merkziel deiner Frage. Er, der bewegt und stillt dies Reich, wo ihr Empor nun wallt, läßt, was Er vorgesehen, Auswirken durch die Himmelskörper hier. 341 Im Geiste, der in sich vollendet, stehen Die Wesen, die Er vorsieht, nicht allein, Auch was zu ihrem Heile muß geschehen; So trifft am vorgesetzten Ziele ein, Was auch Sein Bogen schnellet, gleich dem Pfeile, Der wohlgezielt ins Schwarze schwirrt hinein. Sonst hätte nie der Himmel, wo zum Heile Den Weg du wallst, so künstlich Werk geschafft, Nur Trümmer wirkt' er sonst an seinem Teile. Das kann nicht sein, wenn fehlbar nicht die Kraft Der Geister all, die diese Sterne lenken, Und Er, der erst sie schuf so mangelhaft. Brauchts noch Beweis, um Glauben mir zu schenken?« »Mitnichten«, sagt' ich; »daß Natur versage In dem, was not tut, läßt sich nicht erdenken.« Und er nun: »Sag mir, wär des Menschen Lage, Wenn er nicht Bürger, kläglich nicht auf Erden?« »Fürwahr«, erwidert' ich, »das liegt am Tage!« »Und kann ers sein, wenn drunten ihr in Herden, Nicht unterschieden lebt durch Stand und Amt? Da müßt euer Meister ja zuschanden werden!« So folgert' er und schloß: »Ungleich mitsamt Dem Wirken müssen drum, das euch erkoren, Die Wurzeln sein, daraus solch Wirken stammt: Zum Solon wird, als Xerxes der geboren, Wie Melchisedek der; ein andrer schlägt Nach ihm, der auf dem Flug den Sohn verloren. Gar künstlich weiß, die ewig kreisend prägt All sterblich Wachs, Natur ihr Werk zu weben, Und nicht nach Hütte und Palast sie frägt. So kams, daß Esau ungleich schon ins Leben Von Jakob trat, daß niedrem Stamm entsprang Quirin, dem Mars zum Vater drum gegeben. Stets müßte, was erzeugt, in gleichem Gang Dem Zeuger folgen, schier auf gleichem Pfade, Wär Gottes Vorsehung nicht stärkrer Zwang. Hast nun, was rückwärts lag, vor Augen grade! Doch, daß du siehst, wie ich mich freue dein, Nimm, was ich auf die Waage dir noch lade. 342 Im Stande, der zuwider ihrem Sein, Wie Saat, die eins in fremden Boden brächte, Muß übel allezeit Natur gedeihn. Wenn das die Welt da drunten recht bedächte, Welch einen Grund Natur gedacht zu legen, Und folgt' ihr, besser stünd's um dies Geschlechte. Doch ihr laßt scheren, was bestimmt, den Degen Zu tragen; wen zum Prediger schuf Natur, Den krönet ihr zum König allerwegen; Und darum weicht vom Wege eure Spur.« |