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Die ihr der Spur gefolgt in kleinem Kahn Von meinem Kiel, begierig, daß ihr höret, Wie er mit Singen ziehet seine Bahn: Kehrt um zu euren Ufern! Wagt betöret Euch nicht aufs hohe Meer, da ihr verschlagen Nachbleibt am Ende, so ihr mich verlöret! 312 Kein Schiff vor mir hat diese Flut getragen, Fahrwind haucht Pallas, Lenker ist Apoll, Neun Musen weisen mir den Sternenwagen. Ihr wenigen, die zeitig, Eifers voll Den Hals gereckt nach jenem Engelsbrote, Das hier uns nährt, doch nimmer sättigen soll, Ihr mögt der weiten Salzflut eure Boote Getrost vertraun, zu folgen meiner Spur, Eh wiederum die Wasserbahn im Lote: Die Schar der Helden, die gen Kolchis fuhr, Stand nicht, wie ihr alsbald in Staunen stehet, Da Jason dort sie ackern sahn die Flur! – Der eingeborne Durst, der nie vergehet, Riß uns zum gotterfüllten Reich hinan, Fast so, wie ihr den Himmel kreisen sehet: Die Selige blickt' empor; ich sah sie an, Und ehe schier ein Pfeil, vom Strang entsendet, Zur Ruhe kommt, da kaum sein Flug begann, Sah ich am Ziel mich, wo den Blick geblendet Ein Wunderding; drum sie, die da von fern Mein Trachten sah, ihr Antlitz hergewendet, So hold als heiter: »Magst zu Gott dem Herrn Voll Dankes«, sprach sie, »deinen Sinn erheben, Der hier uns eingehn ließ zum ersten Stern!« Mir war, als hätt uns einer Wolke Weben Hell leuchtend, dicht, geballt und fleckenrein, Ein Diamant im Sonnenstrahl, umgeben; In ihren Schoß ließ uns die Perle ein, Die ewige, wie, ohne Raum zu lassen, Ein Wasser einläßt allen Lichtes Schein. War ich im Leibe? Hier mags keiner fassen, Wie Platz in einem Raum ein andrer fand, Und doch geschiehts, wo Masse dringt in Massen: Das sollte schüren unsres Sehnens Brand, Die Wesenheit zu schaun, allwo zu sehen, Wie's unsre Art mit Gott in eins verband. Dort schaun wir, was wir glaubten: wir verstehen Es ohn Ergründen, aus sich selber dann, Wie erster Wahrheit Licht pflegt aufzugehen. 313 »Andächtig«, so versetzt' ich, »wie ich kann, O Herrin, dank ich Ihm, der aus dem Tale Der Sterblichkeit hieher mich zog hinan! Doch saget mir: Was sind die dunklen Male, Drum sie von Kaine fabeln dort im Leben, In dieses Himmelskörpers lichter Schale?« Sie lächelt' erst, dann sprach sie: »Irrt das Streben Sterblichen Wähnens, wo ihm Riegel wehren, Die nimmer eurer Sinne Schlüssel heben, Nicht darf dich drum der Pfeil des Staunens sehren, Da dich, wie kurz selbst auf der Sinne Spur Die Flügel der Vernunft, dies Bild kann lehren. Doch sage mir, was dünkt dich selber nur?« Und ich: »Mir scheint, was mehr und minder helle, Der Stoff machts, dicht und dünner von Natur.« Und sie: »Gar tief versinken siehst du schnelle In Trug dein Wähnen, hörst du recht mit Fleiß Die Gründe, die ich dir dawiderstelle. Der Lichter viele weist der achte Kreis; Gar unterschiedlich seht ihr dort sie wallen In ihrer Strahlen Kraft und sondrer Weis. Tät's Dicht und Dünn allein, so wär in allen Nur eine Kraft, davon, ob groß, ob klein, Ob gleich, sein Anteil jedem zugefallen. So gar verschiedne Kraft kann Frucht nur sein Verschiedner Wesensart: die muß bestreiten Dein Wähnen, das nur eine kennt allein. Sodann: wär Ursach dieser Dunkelheiten Feinheit des Stoffs, die müßte dieses Rund Entweder ganz durchziehn, wo sie sich breiten, Oder, wie Fett und Mager, Pfund für Pfund, Den Körper schichten, müßte Schicht um Schichte Des Stoffes Dichte wechseln mit dem Schwund. Wär jenes erste wahr, man säh's am Lichte: Das schiene dann bei Sonnenfinsternis Hindurch, wie's immer tut bei mindrer Dichte. Hier tuts das nicht. Laß sehn nun und ermiß Das andre! Kann ich das noch widerlegen, Wird deines Wähnens Irrtum dann gewiß. 315 Wenn solch ein dünner Stoff nicht allerwegen Hier durch und durch geht, muß ein Ende sein, Wo ihm sein Widerpart sich stellt entgegen, Dort muß der Strahl, dringt er von außen ein, Abprallen, wie durchs Glas zurück sich wendet, Dahinter Blei sich birgt, der farbige Schein. Nun wirst du sagen: sieht, wie abgeblendet, Dort minder hell der Widerschein sich an, Ists, wenn er weiterher zurückgesendet. Des Einwands, so du's je erprobest, kann Erfahrung dich entbinden, sie, die Quelle, Daraus der Strom all eures Wissens rann. Drei Spiegel nimm und setz auf eine Schwelle Gleich weit die beiden ersten; nicht so dicht Vor Augen, zwischen sie, den dritten stelle. Schau hin, und dir im Rücken sei ein Licht, Des Strahl sie hellet und aus allen dreien Dir rückgeworfen fällt ins Angesicht. Ob größer auch an Maß die nächsten seien Der Spiegelbilder, leuchten mußt du sehn Auch jenes fernste gleich den andren zweien. Jetzt, da wie Winterfluren dir geschehn, Die aus dem Schnee, läßt milder Strahl ihn tauen, Vom Frost erlöst, in jungem Grün erstehn, Jetzt will ich, da dein Geist gleich solcher Auen, Erleuchten dich mit so lebendiger Glut, Daß dirs vor Augen flimmern soll im Schauen. Der Himmel, der in Gottes Frieden ruht, Umschließt ein Rund, des Kraft hat Sein und Leben Von allem Ding, das er umkreist, in Hut; Der nächste muß, wo so viel Lichter schweben, Solch Sein an vielfach Wesen, drin enthalten, Doch ihm verschieden, vielfach weitergeben; Und mannigfach nach Ziel und Keim entfalten Die andren Kreise dann in ihren Ringen Die sondren Kräfte, so darinnen walten. Also von Stufe, sieh, zu Stufe schwingen Die Glieder sich des Alls und wirken fort Nach unten, wie von droben sie's empfingen. 316 Schau, wie den Weg zur Wahrheit wallt mein Wort, Die du begehrest, daß auf diesen Gleisen Du künftig selber finden magst den Port! In dieser heiligen Sphären Macht und Kreisen Muß seliger Beweger Odem wehn, Wie Schmiedekünste Meisterhand erweisen; So hat das Rund, dran so viel Lichter stehn, Sein Abbild von dem tiefen Geist erhalten Und ward sein Siegel, der sein Rad heißt drehn. Und wie in eurem Staub der Seele Walten In mannigfachen Gliedern sich erweist, Drin mannigfache Kräfte sich entfalten, So, der in seiner ewigen Einheit kreist, Entfaltet durch die Sterne rings im Runde Vielfältig seine Tugend, jener Geist; Und mannigfach, zu mannigfachem Bunde Vermählt sich die so köstlichem Gebild, Wie Leben eingehaucht wird eurem Munde, Und strahlt, die aus so lichtem Wesen quillt, Im Himmelskörper, dem sie so verbunden, Wie aus lebendigem Blick die Freude mild. Sie macht, daß ungleich Licht von Licht erfunden, Nicht Dünn und Dichte; sie ist Wesenskraft, Die, je wie ihre Tugend sich bekunden Und wirken kann, so Hell wie Dunkel schafft.« |