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Zweites Kapitel

1.

Die Korrespondenz mit dem Kardinalprotektor von England beschäftigte Percy Franklin täglich direkt mindestens zwei Stunden und indirekt nahezu acht.

In den letzten acht Jahren hatte der Heilige Stuhl, den modernen Bedürfnissen entsprechend, seine gewohnte Methode einer Revision unterzogen, und jede winzige Kirchenprovinz des gesamten Erdkreises besaß nun nicht nur einen sie leitenden Metropoliten, sondern auch einen Vertreter in Rom, dessen Aufgabe es war, einerseits mit dem Papste, andrerseits mit den Diözesanen, die er vertrat, in direkter Verbindung zu stehen. Englands Kardinalprotektor war Abt Martin, ein Benediktiner, und es war Percys Aufgabe, jenem täglich in einem langen Briefe Bericht zu erstatten über die Dinge, die zu seiner Kenntnis kamen.

Es war daher ein merkwürdiges Leben, das Percy führt. Er hatte im erzbischöflichen Palais zu Westminster ein paar Zimmer angewiesen erhalten und gehörte, wenn ihm auch weitgehende Freiheit gelassen war, zu dem Kapitel der Kathedrale. Er erhob sich früh, widmete eine Stunde der Betrachtung, worauf er seine Messe las. Dann frühstückte er, betete ein wenig Brevier und machte sich an den Entwurf seines Berichtes. Um zehn Uhr stand er Besuchern zur Verfügung und war dann gewöhnlich bis Mittag in Anspruch genommen, teils von jenen, die freiwillig kamen und ihn zu sprechen wünschten, teils von seinem Stabe, von einem halben Dutzend Berichterstattern, die ihm angezeichnete Artikel aus Zeitungen nebst ihren eigenen Bemerkungen dazu zu besorgen hatten. Dann speiste er gemeinsam mit den übrigen Priestern des Hauses; nach Tisch ging er aus, Leute aufzusuchen, deren Ansichten zu hören ihm notwendig erschien; kurz nach sechzehn Uhr pflegte er zurückzukehren zu einer Tasse Tee. Nach Beendigung seines Breviers und einem Besuch beim heiligsten Altarssakrament schloß er sich ein, seinen Brief abzufassen, der bei aller Kürze doch bedeutende Aufmerksamkeit und genaue Abwägung erforderte. Nach dem Abendessen machte er sich einige Notizen für den nächsten Tag, empfing wieder Besuche und ging bald nach zweiundzwanzig Uhr zur Ruhe. Zweimal in der Woche war er verpflichtet, nachmittags an der Vesper teilzunehmen, und Sonntags hielt er gewöhnlich das Hochamt.

Es war daher ein eigentümlich zerstreuendes Leben, das er führte, ein Leben, nicht ohne Gefahren.

Eines Tages, kurze Zeit nach seinem Besuch in Brighton, als er eben seinen Brief beendete, teilte ihm sein Diener, den Kopf zur Türe hereinsteckend, mit, daß Father Francis unten sei.

»In zehn Minuten«, sagte Percy, ohne aufzusehen.

Er schrieb die letzten Zeilen, entnahm den Bogen der Maschine und begann, unbewußt das Latein ins Englische übersetzend, das Geschriebene zu überlesen.

 

»Westminster, den 14. Mai.

Eminenz!

Seit gestern bin ich in den Besitz einiger weiterer Nachrichten gelangt. Es erscheint als gewiß, daß die Vorlage, betreffend den Gebrauch des Esperanto für alle staatlichen Angelegenheiten, im Juni eingebracht werden wird. Ich habe dies durch Johnson erfahren. Wie ich schon früher auseinandersetzte, ist dies der letzte Stein zur Befestigung unserer Beziehungen zum Kontinent, was in diesem Augenblicke zu bedauern ist … Ein großer Zudrang der Juden zum Freimaurertum ist zu erwarten. Bisher hatten sich die Juden bis zu einem gewissen Grade ferngehalten, doch hat die Abschaffung der Gottesidee das ihrige getan, diejenigen Juden, welche nicht Anhänger der Idee eines persönlichen Messias sind, und deren Zahl in der letzten Zeit bedeutend angewachsen ist, in die Bewegung hereinzuziehen. Auch hier ist es der ›Menschheitsglaube‹, der am Werke ist. Ich hörte heute in diesem Sinne den Rabbi Simeon in der City sprechen, und der Beifall, der ihm zuteil wurde, hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Es besteht auch eine sich immer mehr steigernde Erwartung, daß das Auftreten des Mannes unmittelbar bevorstehe, der an die Spitze der kommunistischen Bewegung treten und ihre Kräfte enger zusammenschließen werde. Ich schließe einen umfangreichen diesbezüglichen Ausschnitt aus dem ›Neuen Volk‹ bei, der allgemein Widerhall gefunden hat. Man sagt, daß die Umstände auf das Erscheinen eines solchen Mannes in allernächster Zeit hindrängen, daß während der letzten hundert Jahre Propheten und Vorläufer erstanden seien und sich ein Aufhören derselben in letzter Zeit feststellen läßt. Es ist merkwürdig, wie dies im großen ganzen sich mit den Lehren des Christentums deckt. Es besteht viel Argwohn unter der Laienwelt. Sieben Priester der Diözese Westminster haben sich in den letzten drei Monaten von uns losgesagt; andrerseits freut es mich, Eurer Eminenz zu berichten, daß Se. Erzbischöfliche Gnaden diesen Morgen den exanglikanischen Bischof von Carlisle mit einem halben Dutzend seines Klerus in die katholische Gemeinschaft aufgenommen hat. Wir erwarteten dies schon seit einigen Wochen. Ich lege auch Ausschnitte bei aus der ›Tribüne‹, der ›Londoner Trompete‹, und dem ›Beobachter‹, mit meinen diesbezüglichen Bemerkungen. Eure Eminenz wollen daraus ersehen, wie groß die Erregung bezüglich dieses Ereignisses ist.«

 

Percy legte den Bogen weg, raffte die anderen fünf oder sechs Papiere, die seine Auszüge und Bemerkungen enthielten, zusammen, setzte seine Unterschrift unter den Bericht und steckte alles in den bereitliegenden, bedruckten Umschlag. Dann nahm er sein Birett und begab sich zum Lift.

Der Moment, als er durch die Glastüre in das Sprechzimmer eingetreten war, genügte ihm, um zu sehen, daß die Krisis gekommen, wenn nicht schon vorüber sei. Father Francis sah elend und krank aus, aber es lag eine eigentümliche Härte um seine Augen und seinen Mund, als er so wartend dastand. Er schüttelte jäh den Kopf.

»Ich bin gekommen, um Ihnen Lebewohl zu sagen, Father. Ich kann es nicht länger ertragen.«

Percy bemühte sich, keinerlei Bewegung zu zeigen. Er deutete kurz nach dem Stuhle hin und nahm auch selbst Platz.

»Alles ist zu Ende«, sagte sein Gegenüber mit vollkommen sicherer Stimme. »Ich glaube an nichts. Seit einem Jahre habe ich an nichts mehr geglaubt.«

»Sie haben nichts gefühlt, wollen Sie sagen«, antwortete Percy.

»Das wäre nicht das Richtige, Father«, fuhr der andere fort. »Ich sage Ihnen, daß kein Funke von Glaube in mir geblieben ist. Ich kann dies nicht einmal mehr begründen. Ich kann nur allem Lebewohl sagen.«

Percy hatte nichts mehr zu sagen. Er hatte dem Manne während eines Zeitraumes von über acht Monaten zugesprochen, seit Father Francis ihm anvertraut hatte, daß sein Glauben im Schwinden begriffen sei. Er begriff vollkommen, wie der Fall lag; er fühlte inniges Mitleid mit diesem armen Mann, der in den sinnverwirrenden Wirbel des Triumphes des neuen Menschentums hineingerissen worden war. Äußerlichkeiten hatten gerade in der Gegenwart zum Erschrecken an Kraft gewonnen, so daß es schwer war, sich ihrem Zwange zu entziehen, und der Glaube war, ausgenommen für diejenigen, die sich in ihrem Innersten bewußt waren, daß Wille und Gnade alles und Gefühl nichts bedeuteten, gleich einem Kinde, das in dem Räderwerke einer ungeheueren im Gang befindlichen Maschine herumkrabbelt; es konnte ja wohl lebend davonkommen, es konnte darin aber auch ebensogut zu nichts zermalmt werden. Jedenfalls waren Nerven aus Stahl erforderlich, um unter solchen Umständen noch auszuhalten. Es war schwer zu entscheiden, inwiefern ein eigenes Verschulden vorlag, und doch sagte es Percy sein Gefühl, daß ein solches vorlag.

Percy ließ daher keinerlei Sympathie in seinen Augen zum Ausdruck kommen.

»Sie glauben natürlich, daß die Schuld an mir liegt?« fragte jener nicht ohne Schärfe.

»Mein lieber Father«, entgegnete Percy, bewegungslos in seinem Stuhle sitzend, »ich weiß, es ist Ihre Schuld. Hören Sie mich an. Sie sagen, das Christentum ist etwas Absurdes, Unmögliches. Nun wissen Sie aber, daß das nicht sein kann. Es mag unwahr sein – davon spreche ich jetzt nicht, obwohl ich vollkommen gewiß bin, daß es absolut wahr ist – aber solange gebildete und tugendhafte Leute fortfahren, daran festzuhalten, kann es nicht absurd sein. Sagen, es sei absurd, ist einfach Überhebung; es würde bedeuten, alle jene, die daran glauben, als nicht etwa nur im Irrtum befangen, sondern ebenso jeder Intelligenz mangelnd, als –«

»Nun gut also«, unterbrach der andere, »dann nehmen wir einmal an, ich widerrufe und sage einfach, ich glaube nicht, daß es wahr ist.«

»Sie widerrufen nicht«, fuhr Percy ruhig fort, »Sie glauben tatsächlich immer noch daran, daß es absurd ist; Sie haben mir das mindestens ein dutzendmal schon gesagt. Und ich wiederhole Ihnen, daß es Überhebung, daß es Stolz ist, und das reicht vollkommen hin, um alles andere zu erklären. Auf die moralische Stellung, die man einnimmt, kommt es an. Es mögen dann noch andere Dinge mitwirken –«

Father Francis sah scharf auf.

»Natürlich die alte Geschichte«, sagte er höhnisch.

»Wenn Sie mir auf Ihr Ehrenwort versichern, daß kein weibliches Wesen mit im Spiele ist, oder kein spezieller sündhafter Vorsatz, den Sie zur Ausführung bringen wollen, so will ich Ihnen glauben. Aber es ist, wie Sie sagten, eine alte Geschichte.«

»Ich schwöre Ihnen, daß nichts dergleichen vorliegt«, beteuerte mit erhobener Stimme der andere.

»Dann, Gott sei Dank«, sagte Percy, »es sind dann doch weniger Hindernisse, um den Weg zum Glauben zurückzufinden.«

Schweigen herrschte eine Weile nach diesen Worten. Percy hatte wirklich nichts mehr zu sagen. Wieder und wieder hatte er ihm von dem inneren Leben gesprochen, in dem Wahrheiten als wahr erkannt werden und Glaubensakte sich bestätigen; er hatte mit Nachdruck Gebet und Demut empfohlen, immer und immer wieder, bis er selbst ihrer Namen überdrüssig geworden war, und er war auf die Erwiderung gestoßen, daß dies nichts als ein Rat zur Autosuggestion sei. Augenscheinliche Beweise schienen für den Mann keine Bedeutung zu haben.

Darum schwieg er jetzt, niedergedrückt durch das Bewußtsein, sich der Krisis gegenüber zu befinden, und ließ seine Blicke, eigentlich ohne etwas zu sehen, in dem kleinen, schlichten, altmodischen Sprechzimmer mit seinem großen Fenster, seinem einfachen, geflochtenen Läufer herumschweifen. Er wünschte, jener möchte sich verabschieden und gehen. Es war hier nichts mehr zu tun.

Father Francis, der in nachlässiger Stellung dagesessen hatte, schien Percys Gedanken zu erraten, und setzte sich plötzlich zurecht.

»Sie sind meiner müde«, sagte er, »ich will gehen.«

»Ich bin Ihrer nicht müde, mein lieber Father«, gab Percy ruhig zurück. »Ich bin nur schrecklich traurig. Sie sehen, ich weiß, daß alles Wahrheit ist.«

Der andere blickte ihn bekümmert an.

»Und ich weiß, es ist nicht«, sagte dieser. »Es ist alles sehr schön, ich wünschte, ich könnte es glauben. Ich bezweifle, ob ich jemals wieder glücklich sein werde – aber – es ist nun einmal so.«

Percy seufzte. So oft hatte er ihm gesagt, daß das Herz ebenso ein göttliches Geschenk ist, wie der Verstand, und daß in dem Suchen nach Gott jenes zu vernachlässigen gleichbedeutend sei mit dem sicheren Ruin, aber dieser Priester hatte kaum je die Anwendung dieser Wahrheit bei sich selbst erkannt. Er hatte mit den alten psychologischen Argumenten geantwortet, daß, was durch die Erziehung suggeriert sei, alles erklärlich und begreiflich mache.

»Ich vermute, Sie werden nichts mehr von mir wissen wollen«, sagte der andere.

»Sie sind es, der von mir scheidet«, sagte Percy. »Folgen kann ich nicht, wenn Sie etwa dies meinen sollten.«

»Aber – aber, können wir nicht Freunde bleiben?«

Des älteren Priesters Herz wurde plötzlich erregt.

»Freunde?« sagte er. »Verstehen Sie unter Freundschaft nichts weiter als Sentimentalität? Was für eine Freundschaft könnte zwischen uns bestehen?

Ein finsterer Ausdruck kam plötzlich auf das Gesicht des anderen.

»Ich dachte es mir.«

»John!« rief Percy. »Sie sehen es ein, nicht wahr? Wie kann zwischen uns ein Verkehr bestehen, wenn Sie nicht an Gott glauben? Denn ich tue Ihnen den Gefallen, anzunehmen, daß dies der Fall ist.«

Francis sprang auf.

»Gut –« rief er wütend. »Ich hätte es nie für möglich gehalten. Ich gehe.«

Er wandte sich zur Türe.

»John!« wiederholte Percy. »Wollen Sie so scheiden? Wollen Sie mir nicht die Hand reichen?«

Der andere wandte sich nochmals um, bittern Groll auf seinem Antlitz.

»Nun, Sie sagten ja, Freunde könnten wir nicht mehr sein.« –

Percy wollte sprechen; dann begriff er und lächelte.

»Ah, nur das verstehen Sie also unter Freundschaft? Ich bitte um Entschuldigung. Nun, höflich können wir schon zueinander sein.«

Er hielt ihm noch seine Hand entgegen. Father Francis sah sie einen Moment an, seine Lippen zitterten: noch einmal drehte er sich um, und ohne ein weiteres Wort verließ er das Zimmer.

2.

Percy stand regungslos, bis ihm die außen angebrachte automatische Glocke versicherte, daß Father Francis wirklich gegangen war; dann verließ auch er das Zimmer und wandte sich dem langen Gange zu, der in die Kathedrale führte. Während er die Sakristei durchschritt, drangen von fern her Orgelklänge an sein Ohr, und beim Eintritt in die als Pfarrkirche benützte Seitenkapelle bemerkte er, daß im großen Chor noch Vesper gesungen wurde. Das Seitenschiff entlang gehend, wandte er sich nach rechts, durchschritt das Mittelschiff und kniete nieder.

Bevor Percy sich in das Gebet versenkte, ließ er sein Auge ein wenig herumwandern, sich labend an der ihn umgebenden Pracht, lauschend dem Donner des Chores, dem Rauschen der Orgelklänge und der feinen, weichen Stimme des Priesters. Dort zur Linken grüßte der gedämpfte Schein der Lampen, die vor dem Allerheiligsten Sakramente brannten, zur Rechten flackerten ein Dutzend Kerzen vor den hageren Heiligenfiguren, während hoch oben das gigantische Kreuz hing mit dem abgemagerten, abgezehrten armen Manne, der alle, die zu ihm aufblicken, in die Arme Gottes rief.

Dann verbarg er sein Gesicht in den Händen, atmete einige Male tief auf und begann sein Gebet.

Wie er es stets beim betrachtenden Gebet zu tun pflegte, begann er mit einem freiwilligen Akt des Selbstloslösens von der Sinnenwelt. Unter der Vorstellung des Sinkens unter eine Oberfläche drängte er seine gesamten Seelenkräfte nach innen, versenkte sie förmlich, bis der Klang der Orgel, das Schlürfen der Fußtritte, die Härte des Betstuhles unter seinem Handgelenk – bis alles losgelöst und einer mit seiner Person in keinerlei Verbindung mehr stehenden Außenwelt anzugehören schien, bis er sich ganz allein fühlte mit seinem pochenden Herzen, seinem Geiste, der ihm Bild um Bild vorführte und Regungen hervorrief, die zu schwach waren, um sich selbst zu äußern. Noch einige tiefe Atemzüge, er fühlte die Nähe des Allerhöchsten, stammelte mechanisch einige Worte und versank in jenen Frieden, der dem Aufgeben der eigenen Denktätigkeit folgt.

In diesem Zustand verharrte er eine Weile. Fern über ihm tönte die hinreißende Musik, der Schall der Trompeten und der schrillen Flöten, aber sie wirkten wie unbedeutender Straßenlärm auf einen fest Schlafenden. Er fühlte sich wie durch einen dichten Schleier von der Außenwelt getrennt, jenseits der Grenzen der Sinne und Reflexionen, an jenem verborgenen Orte, zu dem er nach endlosem Mühen erst den Weg sich gebahnt hatte, in jener Region, wo die wahre Bedeutung der äußeren Welt durch die Erkenntnis ihres inneren Wesens sich erschließt und die Kirche und ihre Mysterien sich darbieten, wie von einem Glorienschein umgeben.

So lag er einige Augenblicke, sich den Eindrücken und der Ruhe hingebend. Dann sich zum Bewußtsein seiner selbst erhebend, begann er: »Herr, hier bin ich und hier bist du. Ich erkenne dich. Nichts ist hier als du und ich … All dieses lege ich in deine Hände nieder, – deinen abtrünnigen Priester, dein Volk, die Welt und mich selbst. Vor dir breite ich es aus, – vor dir breite ich es aus.«

Er hielt inne, ließ die gleichmäßige Ruhe seiner Seele sich wiederherstellen, bis alles, was sein Denken beschäftigte, wie eine Ebene am Fuße eines Berges dalag.

»… Ich, o Herr, ich würde ohne deine Gnade in Finsternis und Elend verfallen. Du bist es, der mich behütet. Laß dein Werk in meiner Seele sich vervollkommnen und vollenden. Gib nicht zu, daß ich auch nur einen Augenblick wanke. Ziehst du deine Hand von mir zurück, so sinke ich in Nichts.«

So erhob sich seine Seele, die Hände flehentlich ausgebreitet, doch voll Vertrauen. Dann wurde der zum Bewußtsein zurückgekehrte Wille schwankend, und er erneuerte Akte des Glaubens, der Hoffnung und Liebe, um ihn wieder zu befestigen. Das Gefühl der Allgegenwart, die ihn erheben machte, ließ ihn aufatmen. Das Auge seiner Seele wanderte hierhin und dorthin, von Kalvaria zum Himmel und wieder zurück zur mühsalbeladenen, ringenden Erde. Er sah Christus sterbend in seiner Verlassenheit, während die Erde bebte und stöhnte; Christus als Priester, herrschend auf seinem Throne, angetan mit einem Gewände von Licht, Christus, geduldig und in unerbittlichem Schweigen unter den sakramentalen Gestalten, und zu jedem der Reihe nach suchte er den Blick des ewigen Vaters zu lenken …

Dann harrte er der Antwort, und sie kam, so leise und zart, wie Schatten heranschwebend, so daß die Bemühung, sie zu erfassen und zu erwidern, ihn auf das Tiefste erschütterte. Er fühlte sich niedergedrückt, sein Innerstes durchbohrt, auseinandergerissen, wie auf einer Folter …

»Herr, ich kann es nicht ertragen«, stöhnte er.

Da wußte er sich wieder an der Oberfläche des Lebens, die Not seiner Seele äußerte sich in tiefen Atemzügen. Seine Zunge berührte seine Lippen, und seine geöffneten Augen fanden sich der in Dunkel gehüllten Apsis gegenüber. Die Orgel war verstummt, und der Chor leer, und die Lichter erloschen. Die glühenden Farben der untergehenden Sonne waren verschwunden, und mit strenger, kalter Miene blickten die Statuen und Bilder hernieder. Er gehörte wieder der Erdenwelt an; was er geschaut, war zerflossen, kaum war er sich noch bewußt, was er gesehen hatte.

Als er aus den Reihen der ihn umgebenden Stühle ruhig und aufrecht heraustrat, das Birett wieder auf dem weißen Haar, bemerkte er eine alte Frau, die ihn aufmerksam beobachtete. Er zögerte einen Moment, ungewiß, ob sie etwa zu beichten wünschte, und da sie dieses Zögern gewahrte, schritt sie auf ihn zu.

»Verzeihen Sie, Herr«, begann sie.

Es schien also keine Katholikin zu sein. Er lüftete sein Birett.

»Kann ich etwas für Sie tun?« fragte er.

»Verzeihen Sie, Herr, aber waren Sie in Brighton, bei dem Unglück vor zwei Monaten?«

»Gewiß.«

»Ah, ich dachte es mir; meine Schwiegertochter sah Sie damals.«

Percy fing an, ungeduldig zu werden; es ärgerte ihn ein wenig, sogleich an seinem, zu seiner Jugend so stark kontrastierenden Haare wiedererkannt zu werden.

»Waren Sie dort, Madame?«

Zweifelnd und neugierig blickte sie ihn an, ihre alten Augen an seiner Figur auf- und abgleiten lassend. Dann sammelte sie sich.

»Nein, Herr, es war meine Schwiegertochter, – verzeihen Sie, Herr, aber –«

»Nun?« fragte Percy und gab sich Mühe, die Ungeduld aus seiner Stimme fernzuhalten.

»Sind Sie der Erzbischof, Herr?«

Der Priester lächelte, so daß seine weißen Zähne zwischen den Lippen sichtbar wurden.

»Nein, Madame, ich bin nur ein einfacher Priester. Der Erzbischof ist Dr. Cholmondeley. Mein Name ist Percy Franklin.«

Sie sagte nichts, aber während sie ihn noch anblickte, machte sie einen etwas altmodischen Knix, und Percy schritt der dunklen, reichgeschmückten Kapelle zu, um seine Andacht zu verrichten.

3.

Die Unterhaltung der Priester beschäftigte sich an jenem Abend bei Tisch sehr lebhaft mit der außerordentlichen Ausbreitung des Freimaurertums. Seit vielen Jahren hatte dieses nun zugenommen, und die Katholiken waren sich der Gefahren desselben vollkommen bewußt, denn die Zugehörigkeit zu dieser geheimen Gesellschaft war durch deren unzweideutige Verdammung durch die Kirche unvereinbar geworden mit dem Glauben. Es blieb dem Menschen nur die Wahl zwischen jener und seinem Glauben. Die Entwicklung war während des letzten Jahrhunderts eine außerordentliche gewesen. Zuerst hatte der organisierte Angriff auf die Kirche Frankreichs stattgefunden, und was die Katholiken längst vermutet hatten, wurde dann zur Gewißheit durch die Enthüllungen des Jahres 1918, die P. Gerome, ein Dominikaner und ehemaliger Freimaurer, über die Loge gemacht hatte. Da war es offenkundig geworden, daß die Katholiken recht hatten, und daß die Loge, wenigstens in ihren höheren Graden, allenthalben verantwortlich war für die auffallende Bewegung gegen die Religion. Wohl war der Eindruck auf die öffentliche Meinung ein gewaltiger, aber P. Gerome, sein Urheber, war bald darauf gestorben.

»Ich höre, daß Felsenburgh Freimaurer ist«, bemerkte Monsignore Macintosh, der Administrator der Kathedrale, »Großmeister oder so etwas.«

»Wer ist denn Felsenburgh?« warf ein junger Priester ein.

Monsignore schüttelte den Kopf.

»Er ist ein Geheimnis«, meinte ein anderer Priester, Father Blackmore, »aber er scheint große Aufregung hervorzurufen. Seine Lebensbeschreibung wurde heute auf dem Kai feilgeboten.«

»Vor drei Tagen«, warf Percy ein, »traf ich einen amerikanischen Senator, der mir sagte, daß selbst dort nichts von ihm bekannt sei, als seine außerordentliche Sprachgewandtheit. Er trat erst vergangenes Jahr hervor und scheint durch seine ganz ungewöhnlichen Methoden allein alles angeordnet zu haben. Dazu ist er ein bedeutender Linguist. Das ist auch der Grund, weshalb er nach Irkutsk mitgenommen wurde.«

»Ja, die Freimaurer –« fuhr Monsignore fort. »Es ist eine sehr ernste Sache. Im vergangenen Monat habe ich durch sie vier meiner Beichtkinder verloren.«

»Die Zulassung der Frauen war ihr Hauptstreich«, murmelte Father Blackmore, indem er sich noch etwas Rotwein einschenkte.

»Es ist merkwürdig, daß sie damit so lange zögerten«, bemerkte Percy.

Auch einige andere äußerten sich in diesem Sinne. Es schien, daß auch sie in letzter Zeit durch das Umsichgreifen der Freimaurerei Beichtkinder eingebüßt hatten. Auch wurde die Vermutung geäußert, daß oben, in der Kanzlei des Erzbischofs, ein Hirtenbrief sich in Vorbereitung befinde, der sich mit der Frage befasse.

Monsignore schüttelte bedeutungsvoll den Kopf. »Es braucht mehr als das«, meinte er.

Percy erinnerte daran, daß die Kirche ihr letztes Wort in der Sache ja bereits vor einigen Jahrhunderten gesprochen habe: sie hatte alle Mitglieder geheimer Gesellschaften mit der Exkommunikation belegt und damit alles getan, was sie tun konnte.

»Ausgenommen, die Sache immer und immer wieder ihren Kindern vorzustellen«, fügte Monsignore bei; »ich werde nächsten Sonntag darüber predigen.«

Percy machte sich, als er wieder auf seinem Zimmer war, eine kurze rasche Notiz, entschlossen, auf diese Angelegenheit in seinem nächsten Schreiben an den Kardinalprotektor nochmals zurückzukommen. Öfters hatte er schon in früheren Berichten des Freimaurertums erwähnt, aber es schien ihm Zeit, abermals die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Dann begab er sich daran, die vorgefundenen Briefe zu öffnen, zuerst jenen, den er als von der Hand des Kardinals kommend erkannte.

Es war ein merkwürdiges Zusammentreffen, daß, als er eine Reihe von Fragen überflog, die Kardinal Martins Brief enthielt, eine derselben sich eben auf diese Angelegenheit bezog, von der man bei Tisch gesprochen hatte. Sie lautete: »Was haben Sie über die Freimaurer zu berichten? Felsenburgh soll denselben angehören. Sammeln Sie alles, was Sie über ihn erfahren. Senden Sie einige englische oder amerikanische Lebensbeschreibungen desselben. Verlieren Sie noch immer Katholiken durch die Loge?«

Er durchlas auch die übrigen Fragen. Sie bezogen sich hauptsächlich auf frühere Bemerkungen von ihm selbst, aber auch in ihnen kehrte Felsenburghs Name zweimal wieder.

Percy legte das Blatt weg und sann ein wenig nach.

Es war doch merkwürdig, dachte er, wie der Name dieses Mannes sich in aller Mund befand, trotzdem so wenig über ihn bekannt war. Er hatte auf der Straße, rein aus Neugier, drei Photographien gekauft, welche diese merkwürdige Person darstellen sollten, und wenn auch eine derselben echt sein mochte, alle drei konnten es nicht sein. Er entnahm sie dem Schreibtische und legte sie nebeneinander vor sich hin.

Percy neigte zu der Annahme, daß das zweite Bild die größte Wahrscheinlichkeit für sich habe, aber sicher konnte man bei keinem derselben sein, und so schob er sie achtlos wieder zusammen und legte sie in das Fach zurück.

Dann stützte er die Ellenbogen auf den Tisch und begann nachzudenken.

Er gab sich Mühe, sich ins Gedächtnis zurückzurufen, was Mr. Varhaus, der amerikanische Senator, ihm über Felsenburgh gesagt hatte, und doch schien es nicht genügend, um als Tatsache gelten zu können. Felsenburgh schien keine der in der modernen Politik gebräuchlichen Methoden in Anwendung gebracht zu haben. Er beachtete keinerlei Zeitung, tadelte niemanden und trat auch für niemanden ein; er hatte keine Mithelfer und machte keinen Gebrauch von den gewohnten Mitteln, sich durch Bestechung Anhänger zu verschaffen; es gab keinerlei Beschuldigung, die gegen ihn hätte erhoben werden können. Es schien eher, als ob seine Originalität in seinen reinen Händen und in seiner makellosen Vergangenheit läge – darin, und in seinem magnetischen Charakter. Er war eine Erscheinung, wie sie eher dem Zeitalter des ritterlichen Sinnes angehörte, eine reine, offene Persönlichkeit, die gleich einem frohen, unschuldigen Kinde sofort für sich einnahm. Er hatte das Volk überrascht, als er damals wie eine Vision den finsteren, wogenden Wassern des amerikanischen Sozialismus entstiegen war – jenen Wassern, die seit einem Jahrhundert, seit der Zeit der grundstürzenden, sozialen Revolution unter den Nachfolgern und Jüngern Hearsts, nur mit Gewalt zurückgehalten werden konnten, um nicht in einem neuen Sturme sich zu entfesseln. Das war ohne Zweifel die Rettung Amerikas gewesen, wenn diese Rettung auch von einer nichts weniger als begeisternden, sondern geradezu trostlosen Art war; und nun war dieser abgestandenen, sozialistischen Hefe diese romantische Erscheinung, die ihresgleichen bisher nicht aufzuweisen hatte, entstiegen …

Es war doch eine leidige Welt, sagte er zu sich selbst, indem seine Gedanken sich der Heimat zuwandten. Alles schien so hoffnungs- und wirkungslos. Auch wenn er sich bemühte, seine geistlichen Mitbrüder außer Erwägung zu lassen, so mußte er sich doch immer wieder sagen, daß sie nicht die Männer waren, wie die gegenwärtige Lage sie erforderte. Was, was, um des Himmels willen, war zu tun? Er vergrub sein Gesicht in seine Hände …

Ja, was die Kirche brauchte, das war ein neuer Orden; die alten waren, wenn auch nicht durch ihre eigene Schuld, an ihre Regel gebunden. Ein Orden war notwendig, ein Orden ohne Habit und Tonsur, ohne Traditionen und Gewohnheiten, ein Orden mit nichts als einer vollständigen, rückhaltslosen Hingabe und ohne Stolz selbst auf die heiligsten Privilegien, ohne Vergangenheit und damit ohne die Möglichkeit, sich selbstgefällig in jene zurückzuziehen. Seine Angehörigen müßten die Franktireurs der Armee Christi bilden, den Jesuiten ähnlich … Aber ein Gründer mußte sich finden. – Doch wer, um Gottes willen, wer? – ein Gründer, nackt dem nackten Christus folgend … Er war ganz hingerissen von seiner Idee.

Dann wieder rief er sich in die Wirklichkeit zurück und nannte sich einen Narren. War nicht diese Idee so alt wie die Welt und auch ebenso nutzlos für praktische Zwecke? Und war es nicht der Traum eines jeden seeleneifrigen Mannes seit dem ersten Jahre der Erlösung gewesen, daß solch ein Orden gegründet werden sollte? … Er war ein Narr …

Und sich an die Brust schlagend, nahm er sein Brevier zur Hand.

Nach einer halben Stunde war er damit zu Ende und versank wieder in Nachsinnen, aber diesmal galt es dem bedauernswerten Father Francis. Was er wohl jetzt tun mochte? ob er schon das römische Priestergewand der Diener Christi abgelegt hatte? Der arme Mann! Und inwieweit war er, Percy Franklin, dafür verantwortlich?

Als in diesem Augenblick ein leichtes Klopfen an die Türe erfolgte und Father Blackmore erschien, um vor dem Schlafengehen noch ein bißchen zu plaudern, sagte ihm Percy, was vorgefallen war. Father Blackmore nahm seine Pfeife aus dem Munde und seufzte.

»Ich wußte, es würde so kommen«, sagte er. »Ja, ja!«

»Er war übrigens durchaus aufrichtig«, erklärte Percy. »Vor acht Monaten schon sagte er mir von seinen Schwierigkeiten.«

Father Blackmore zog bedächtig an seiner Pfeife.

»Father Franklin«, begann er dann, »die Dinge liegen wirklich sehr ernst. Es ist dieselbe Geschichte, wo man nur hinblickt. Was in aller Welt geht denn eigentlich vor?«

Percy sann ein wenig nach, ehe er antwortete: »Ich glaube, es wird zu einem Sturm kommen«, erwiderte er.

»Einen Sturm, meinen Sie?« fragte der andere.

»Was sonst?«

Father Blackmore sah ihn gespannt an.

»Mir scheint es, als ob wir uns in einer Windstille befänden«, sagte er. »Haben Sie sich je in einem Taifun befunden?«

Percy schüttelte den Kopf.

»Nun«, fuhr der andere fort, »das Verhängnisvollste dabei ist die Ruhe. Die See ist wie Öl, man fühlt sich halbtot, kann nichts tun, und dann bricht der Sturm los.«

Percy blickte überrascht auf. Nie zuvor hatte er bei dem Priester eine derartige Ansicht wahrgenommen.

»Jeder Katastrophe geht die Ruhe voraus. In der Geschichte war es immer so. Es war so vor dem Krieg im Osten, es war so vor der französischen Revolution. Auch vor der Reformation war es so. Es ist da eine Art Gärung, und alles ist erschlafft. So war es allenthalben auch in Amerika während mehr als achtzig Jahren … Father Franklin, ich glaube, daß sich etwas vorbereitet.«

»Sprechen Sie«, sagte Percy, indem er sich vorwärts beugte.

»Nun, ich sah Templeton, eine Woche bevor er starb, und er setzte mir diese Idee in den Kopf. Sehen Sie, Father, es mag sein, daß die Geschichte mit dem Osten über uns hereinbricht, aber andererseits glaube ich es auch wieder nicht. Auf religiösem Gebiet wird etwas geschehen. Wenigstens bin ich dieser Meinung … Father, für wen halten Sie Felsenburgh?«

Percy war so verblüfft über die unerwartete Nennung dieses Namens, daß er einen Augenblick sprachlos vor sich hinstarrte.

Es war draußen eine stille Sommernacht. Von der zwanzig Yards von dem Hause entfernt laufenden Untergrundbahn her machte sich ab und zu ein schwaches Zittern bemerkbar; im übrigen herrschte in den umliegenden Straßen vollkommene Ruhe.

»Ja, Felsenburgh«, wiederholte Father Blackmore noch einmal. »Ich kann diesen Mann nicht mehr aus meinem Kopf bringen. Und doch, was weiß ich von ihm? Wer weiß denn überhaupt etwas von ihm?«

Percy war im Begriff zu antworten, bemühte sich aber, sein pochendes Herz zu beruhigen. Er konnte nicht begreifen, weshalb er sich so erregt fühlte. Und schließlich, wer war denn auch dieser alte Blackmore, daß er ihm auf einmal Furcht einjagte? Aber bevor er noch sprechen konnte, fuhr Blackmore fort:

»Sehen Sie, wie das Volk sich von der Kirche lossagt! Die Wargraves, die Hendersons, Sir James Bartlet, Lady Magnier und so viele andere. Nun kann man aber nicht sagen, daß alle diese Menschen charakterlos seien – ich wollte, sie wären es; es ließe sich leichter darüber reden. Und vergangenen Monat Sir James Bartlet! Da haben Sie einen Mann, der sein halbes Vermögen für kirchliche Zwecke hergegeben hat, und auch jetzt noch bedauert er es nicht. Er gibt zu, daß es immerhin besser ist, irgendeine Religion zu haben, als gar keine, aber soweit es auf ihn ankomme, könne er nicht länger an eine solche glauben. Was hat nun alles das zu bedeuten? Ich sage Ihnen, etwas bereitet sich vor. Gott weiß was! Und ich kann dabei diesen Felsenburgh nicht aus dem Kopf bringen … Father Franklin –«

»Ja?«

»Haben Sie bemerkt, wie wenig hervorragende Männer wir haben? Es ist nicht mehr, wie vor fünfzig oder selbst vor dreißig Jahren. Damals hatten wir Mason, Selborne, Sherbrook und ein halbes Dutzend anderer. Da gab es auch noch einen Brightman als Erzbischof – und jetzt! Da kommt dieser Neuling, den niemand kennt, der vor wenigen Monaten in Amerika auftauchte, und dessen Name bereits in jedermanns Munde ist. Nun gut, also!«

Percy runzelte die Stirne.

»Ich kann nicht behaupten, daß ich es verstehe«, sagte er.

Father Blackmore klopfte seine Pfeife aus, bevor er antwortete:

» Well«, sagte er, indem er aufstand, »ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube, Felsenburgh ist im Begriffe, etwas zu unternehmen. Was es ist, weiß ich nicht; es kann etwas für uns sein oder gegen uns. Aber er ist Freimaurer, vergessen Sie das nicht … Hm, mag auch sein, daß ich ein alter Narr bin. Gute Nacht!« –

»Einen Augenblick, Father«, sagte Percy langsam. »Meinen Sie –? Guter Gott! Sprechen Sie, was meinen Sie?« Er zögerte und blickte sein Gegenüber an.

Der alte Geistliche antwortete nur mit einem Blick unter den buschigen Augenbrauen hervor; es schien Percy, als ob auch jener, trotz seines leichten Plaudertones, von Furcht vor einem unbestimmten Etwas erfüllt wäre. Aber kein äußeres Anzeichen deutete darauf hin.

Percy stand regungslos da, auch nachdem sich die Türe bereits geschlossen hatte. Dann schritt er nach seinem Betschemel hinüber.


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