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Sieht man auf zwei Dinge: Elend und Absonderlichkeit, so gibt es Beamte und Beamte, wie es Lumpen und Lumpen gibt. Wir unterscheiden den Pariser Beamten und den Provinzbeamten. Diese Physiologie vernachlässigt den Provinzbeamten vollkommen. Der Provinzbeamte ist glücklich, er wohnt gut, er hat einen Garten und meist fühlt er sich in seinem Bureau ganz wohl.
Er trinkt reines Wasser, isst keine Rossfleischfilets und kann Früchte und Gemüse billig kaufen.
Anstatt Schulden macht er Ersparnisse. Man weiss nicht genau, was er verzehrt, aber jedermann weiss, dass er nicht sein Einkommen verzehrt!
Er ist glücklich, angesehen, jedermann grüsst ihn, wenn er vorbeigeht. Er ist verheiratet; er wird eingeladen, man sucht seine Gesellschaft und die seiner Frau; beide gehen zum Balle beim Generalsteuereinnehmer, beim Präfekten, beim Unterpräfekten, beim Intendanten. Man interessiert sich für seinen Charakter, er hat Glück, er kommt in den Ruf, Geist zu haben, er darf hoffen, dass sein Scheiden bedauert wird, eine ganze Stadt kennt ihn, interessiert sich für seine Frau, für seine Kinder.
Er gibt Soireen, und wenn er Vermögen hat, oder einen wohlhabenden Schwiegervater, kann er es sogar zum Deputierten bringen.
Seine Frau ist gut behütet, bei jedem Schritt bewacht von dem Spionagesystem der Kleinstadt; und wenn er in seinem Familienleben Pech hat, dann weiss er es, während es einem Beamten in Paris passieren kann, dass er gar nichts davon erfährt.
Wir können nicht umhin festzustellen, dass der Beamte je nach dem Milieu, in das er verpflanzt wird, solchen Veränderungen unterworfen ist, dass man an diesem Exemplar nicht mehr den spezifischen Beamten erkennen kann, so sehr entartet er in der Provinz. Es würde schwer halten, in dem pausbäckigen, wohlgenährten, stets zu Spässen aufgelegten Herrn, der seine Steuern pünktlich zahlt, Diners gibt, fetiert wird, der mühelos sein Lebensschifflein durch ruhige Gewässer steuert, den Pariser Beamten wiederzuerkennen, der gezwungen ist, die kühnsten Sprünge zu machen, um seinen Gläubigern zu entwischen, der gezwungen ist, bei jedem Pump, den er anlegt, theatralische Szenen zum besten zu geben, diesem waghalsigen Schiffbrüchigen, der sich nur durch die tollsten Schwimmkünste über Wasser hält, behende ist wie ein Fisch, glatt wie ein Aal, fähig, zwischen zwei Strömungen durchzugleiten, der ebensooft seine Laster wie seine Tugenden zu seinem Nutzen bemüht, den sein Weg durch eine weite Menschenwüste führt, in der er nicht einmal ein Kamel zu seinem Troste findet.
Der Beamte dieser Physiologie ist also ausschliesslich der Pariser Beamte. Dieses Buch beschäftigt sich ausschliesslich mit dieser Klasse von Federvieh, da sie die einzige ist, an der die besonderen Schrullen, Sitten und Instinkte zu beobachten sind, welche dieses gefiederte Säugetier zu einem so eigenartigen Lebewesen stempeln, dass es würdig ist, zum Gegenstand einer physiologischen Studie gemacht zu werden (worunter eine Abhandlung über die Natur irgendeiner Sache zu verstehen ist). Demnach:
Der Beamte in der Provinz ist jemand, der Beamte in Paris dagegen ist etwas.
Ja, ein merkwürdiges Etwas ist er; etwas Gewöhnliches und etwas Seltenes, etwas Sonderbares und etwas Alltägliches. Er hat etwas von der Pflanze und vom Tier, von der Molluske und der Biene.