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Von den Brüsten

Das Fest ist bis zu den Mandeln und Rosinen gelangt, und um den Tisch rast der Lärm.

Alle sprechen sie zugleich und laut. Am Ende des Tisches schreit eine Dame in Rot laut auf und wirft sich hintenüber. Ein Kristallglas fällt um und zerklirrt, und das Tischtuch trinkt gierig den verscherzten Wein. Zigarettendunst in Schwaden. Einer steht und spricht lachend in den Lärm eine Rede, auf die niemand achtet.

Und du wirst dir nun klar darüber, daß dein Herz zu dem kleinen stillen Mädchen da drüben in Flammen steht. In den Flammen der alten, dummen Liebe. Sie ist nicht schön, die Kleine, schmal und zerbrechlich und von eckigen Schultern. Aber in ihren Augen ist eine Seele, und dieses Auge sieht dich an; eine Seele voll Güte und Geheimnis und Schmetterlings-Flügelschlag. Und sie sieht dich an.

Neben der Seelenvollen sitzt eine Schöne mit enormem Busen und mit festem, rohem Gesicht. Über die streift dein Blick immer nur so hinweg voll Verachtung. Wie ordinär ist diese brutale Fleischlichkeit neben der reinen Kerzenflamme einer Seele. Gar nicht zum Ansehen, so gemein ist diese Vollbusige.

Und es ist gut, daß die Tafel aufgehoben wird, denn nun gehst du zu jener Kleinen, führst sie in einen stillen Winkel, faßt ihre zarte Hand und sprichst mit ihr Worte voll Sanftmut und Güte.

Aber wenn das Fest vorüber ist, liegst du auf deinem Bette und wälzt dich unruhig, und die Träume kommen und spielen mit dir. Sie zeigen dir immer nur das eine, immer nur jenen Busen der Gemeinen, jenen vollen, großen, prallen, strotzenden, rohen Busen.

Denn all unser Wachen ist Lügen, und nur in den Träumen der Nacht wagt sich die Wahrheit vor.


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