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Irrungen der Zeit

Der Zug, der heimwärts fuhr, war wieder einmal gräßlich voll. Allein in unserem Abteil, das nur Platz für sechs Personen hat, saßen deren sieben.

Nämlich ich, die Engländerin mit der Krokodilledertasche und zahllose Japaner. In Deutschland ist es jetzt so: auch in dem kleinsten Zirkel sind immer zahllose Japaner vorhanden. Auf dem Gang draußen aber stand alles dicht bei dicht, und gerade vor unserem Abteil hielt sich eine deutsche Familie auf, bestehend aus einer sehr feinen Dame, zwei Herren und einer Zofe; die Zofe sprach viel und laut und paßte eigentlich nicht recht zu diesen vornehmen Leuten.

Nun geschah es, daß die Engländerin mit der Krokodilledertasche in unserem Abteil plötzlich das Wort ergriff und folgende Rede hielt: »Oh, hier ist noch ein Platz, wenn wir etwas zusammenrücken; wollen wir die Dame da draußen bitten, hereinzukommen?«

Ich sagte selbstverständlich sofort zu, und die Japaner grinsten freundlich, was bei den Japanern sowohl ja wie nein bedeutet; worauf die Engländerin die Tür öffnete und die deutsche Dame aufforderte, hereinzukommen. Die deutsche Dame errötete etwas, trat mit leichtem Gruß ein und setzte sich elegant auf den ihr frei gemachten Platz.

Von da ab konnte man bemerken, daß der Rest der Familie draußen auf dem Gange in heftiger Aufregung begriffen war; die beiden Herren zuckten häufig die Achseln, und die unmanierliche Zofe sprach noch lebhafter als bisher. Plötzlich faßte diese Zofe die Klinke, riß die Tür auf und rief der zwischen uns sitzenden Dame zu: »Marie, geben Sie einmal den Schlüssel zu der braunen Tasche her!«

Da ist es uns allen eiskalt über den Rücken gelaufen. Wir hatten die Zofe mit der Dame und die Dame mit der Zofe verwechselt.


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