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Fliegendes Blat.
1. | |
Mit Urlaub Frau um euren werthen Dienstmann Geheissen war der Bremberger Ein edler Ritter weise, In seinem Ton ich euch wohl singen kann, Darin mir niemand verdenke, Sein Lob ich immer preise Er hat gesungen mannigfalt, Das red ich auf die Treue mein Von einer schönen Frauen. An ihm geschah grosse Gewalt, Daß er verlor das Leben sein, Sein Leib der ward ihm zerhauen. Der Herr der sprach: »Du hast mir lieb die Fraue mein O Bremberger es geht dir an das Leben dein!« Sein Haupt das ward ihm abgeschlagen Zu derselben Stund, Das Herz er in dem Leibe trug, Das aß der Fraue rother Mund. |
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2. | |
Der Herr der sprach: »Frau könnt ihr mich bescheiden nun, Was ihr jetzund gegessen hand, Daß euchs der lieb Gott lohne.« Die Frau die sprach: »Und das weiß ich sicher nicht Ich wollts also gern wissen thun, Es schmeckst mir also schöne.« Er sprach: »Fürwahr glaub du mirs, Es ist gewesen Brembergers Herz, Er trugs in seinem Leibe Und bracht dir viel Schimpf und Scherz, Es konnt dir machen Freuden viel Und konnt dir Leid vertreiben.« Die Frau sprach: »Hab ich gegessen das mir Leid vertrieben hat Und sollt meiner armen Seel nimmer werden Rath, So thu ich einen Trunk darauf zu dieser Stund Von Essen und von Trinken kommt nimmer mehr in meinen Mund.« |
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3. | |
Die Frau stand auf, sie eilet von dem Tische Verbarg sich in ihr Gemach, Und dacht ihrs Herzens Schwere: »Hilf Maria du himmlische Königin Daß mir nie so Leid geschah Ja an dem Brembergere. Um meinetwillen litt er Noth, Da war er gar unschuldig an, Es muß mich immer reuen, um ihn so leid ich hier den Tod Meines Leibes er nie gewaltig ward, Red ich bey meinen Treuen; Er kam mir nie so nah, daß mir von ihm ward ein Umbefang, Des trauer ich sehr, mir ist mein Leben worden krank, Sich hat verkehrt Herz, Muth und all mein Sinn, Und wenn meins Lebens nimmer ist, So scheid mein arme Seel von mir dahin.« |
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4. | |
Nun wollt ihr hören, wie lang die Frau des Lebens pflag, Ohn Essen und Trinken hat sie kein Noth, Als ich euch will bescheiden. Fürwahr sie lebt bis an den eilften Tag, Da schied die Zart, die Werth davon, Dem Herrn geschah groß Leiden. »Ach Gott wie soll es mir ergahn, Daß ich die liebste Fraue mein So unehrlich hab verrathen Und ihren werthen Dienstmann, Ich fürcht es wird mir viel zu schwer Mein Seel die muß leiden Noth.« Der Herr der stand und sah den grossen Jammer an: »O Herre Gott, daß ich sie beyde samt verrathen han!« Der Herr ein Messer in sein eigen Herz stach, Es wende dann Maria und ihr liebes Kind Sein Seel muß leiden Ungemach. |