Achim von Arnim und Clemens Brentano
Des Knaben Wunderhorn.Zweiter Band
Achim von Arnim und Clemens Brentano

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Halt dich Magdeburg.

(Flugblat aus der Reformationszeit.)

        O Magdeburg halt dich feste,
Du wohlgebautes Haus,
Es kommen viel fremde Gäste,
Die wollen dich treiben aus.

Die Gäste die da kommen,
Die kennt man weit und breit,
Christum thun sie verfolgen,
Ist allen Christen Leid.

Die Mönche und die Pfaffen
Samt alle Nonnenknecht,
Hilf Christ, daß wir solch Affen
Empfangen mögen recht.

Gott wird sie wollen dämpfen,
Ihr Lügen richten dann,
So wollen wir auch kämpfen,
So lang wirs Leben han.

»So will ich nicht verzagen,
Ich armes Mägdelein,
Christum will ich es klagen,
Der wird mein Schutzherr sein.

Magdeburg bin ich genennet,
Ganz frei und wohl bekant,
Ich trau auf Christ vom Himmel,
Mir hilft seine gewaltige Hand.

Die Mittel will ich brauchen,
Die mich mein Bräutgam lehrt,
Vor diesem beschornen Hauffen,
Bin ich noch unversehrt.«

In Magdeburg der Reinen,
Ist manches Christen Seel,
Sie ruft zu Gott im Himmel,
Klagt ihm ihr Ungefell.

In Magdeburg wird gelehret,
Gotteswort rein lauter und klar,
Gelobet wird Gott der Herre
Mit Psalmen immerdar.

In Magdeburg der Guten,
Ist manch Jungfräulein stolz,
Sie beten von ganzem Gemüthe,
Und sind keinem Spanier hold.

In Magdeburg der Festen,
Ist manch Jungfräulein fein,
Sie bitten für die Christen,
Den Spaniern sind sie feind.

In Magdeburg der Freien,
Ist mannig Kindlein zart,
Es ruft zu Gott dem Herren,
Daß er die Stadt bewahrt.

In Magdeburg der Werthen,
Da sind der Kriegsleut viel,
Zu Fuß und auch zu Pferden,
Treiben sie Ritterspiel.

In Magdeburg ohne Sorgen,
Da sitzen drei Jungfräulein,
Die winden alle Morgen
Von Palm drei Kreuzelein.

Das eine Gott dem Vater,
Das ander Gott dem Sohn,
Das dritt dem heiligen Geiste,
Gott woll ihn Beistand thun.

Zu Magdeburg auf dem Thore,
Da sitzen drey Jungfräulein,
Die machen alle Morgen
Drey Rautenkränzelein.

Das eine Herzog Hansen
Dem Fürsten hochgeborn,
Graf Albrechten von Mansfeld
Das andre ist erkorn.

Das dritt, das ist versprochen,
Dem Held noch unbekannt,
Der läßt nichts ungerochen,
Wagt drauf sein Leut und Land.

Dem Kaiser wollen wir geben
Jezt und zu aller Frist,
Was ihm gebühret eben
Und nicht, was Gottes ist.

Zu Magdeburg auf der Mauren,
Da liegen der Büchsen viel,
Sie klagen alle Morgen
Ueber falscher Christen Spiel.

Zu Magdeburg auf der Brücken,
Da liegen zwei Hündlein klein,
Dafür sich müssen bücken,
All die da wollen hinein.

Zu Magdeburg auf dem Markte,
Da liegen zwei Faß mit Wein,
Und wer davon soll trinken,
Der muß ein Deutscher sein.

Zu Magdeburg auf dem Markte,
Da stehet ein eisern Mann,
Wollen ihn die Pfaffen haben,
Manch Spanier muß daran.

Zu Magdeburg auf dem Rathhaus
Da liegt ein gulden Schwerdt,
Könnt das ein Mönch gewinnen,
Wär mancher Kappe werth.

Hierbey steht auf dem Platze
Ein grosser, eisern Mann,
Derselb nimmt acht der Hatze
Und sieht kein Spanier an.

Zu Magdeburg auf dem Markte,
Da sind der Landsknecht viel,
Die mischen frische Karten,
Die Seestädt sehn zu dem Spiel.

Dies Liedlein hat gesungen
Ein Landsknecht frisch und frey,
Zur Stund da viel Kronen klungen,
Daß Gott stets bey uns sey.

Es ist so wohl gesungen,
Mit frischem freien Muth
Vor drey so edlen Fürsten,
Gott behalt sie in seiner Huth.


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