Achim von Arnim und Clemens Brentano
Des Knaben Wunderhorn.Zweiter Band
Achim von Arnim und Clemens Brentano

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Conradin von Schwaben.

(Nach der Chronik der Hohenstaufen. S. 492.)

          Als Conradin zu Jahren kam,
Ein schnelle Sach sich bald vernahm,
Er wollt sich männlich halten,
Alle Erbländer nehmen ein,
Die von den Aeltern eigen sein,
Die wollt er frey verwalten.
Daß er sie frey und eigen hätt
Um Kriegsvolk thät er schreiben
Im Königreich, Fürstenthüm und Städt,
Da sollt niemand ausbleiben,
Sondern ihm treuen Beystand thun,
Bis er ein Heer zusammenbracht,
Hat er kein Rast und konnt nicht ruhn.

Als nun Papst Clemens solches vernahm,
Der Sache bald zuvor auch kam,
Thät auch ein Kriegsheer verschreiben.
Und schrieb dem Grafen Karl gleich,
Dem Bruder des Königs in Frankenreich,
Er sollte nicht ausbleiben,
Sondern Konrad wehren thun,
Und alle Päß verlegen.
Graf Karl thäts alsbald nun,
Er zog ihm straks entgegen,
Und machte durch Verrätherey,
Daß er Neapel genommen ein,
Eh Conradin noch kam herbey.

Karl der schicket aus gar viel
Verräther in geheimer Still,
Sie sollten Sperl einnehmen,
Denn Karl ließ gar viel darauf gehn,
In Papstes Namen ists geschehn,
Den Conradin zu dämmen;
Der Papst verhieß ihm grosses Gut,
Wenn er ihn möcht bestreiten,
Derhalben hielt er gute Hut,
Er ließ groß Gut erbiethen,
So die Verrätherey gemacht,
Die Steg und Weg daselbst er wußt,
Da rückt er bey in tiefer Nacht.

Conradin mit seinem Heer
Auf die Nacht da einkehrt.
Zu Morgens wollt er rücken
Ja ins Königreich Neapel ein!
Ließ ausrufen mit heller Stimm,
Sein Red wollt er nicht zucken,
Eh müß ihm drauf gehn Leib und Gut,
Er wolle es drauf setzen! –
Die Landsknecht sind nun wohlgemuth:
Die Reis' soll uns ergötzen!
Sie konnten sich nicht rüsten mehr,
Hineinzurücken in das Land,
Als schon der Feind vorhanden wär.

Nun höret zu, wie es ergieng,
Als sich der Schimpf mit Ernst anfieng,
Die Schanz ward hastlich übersehen.
Conradin hat gesiegt im Anfang,
Da über die Beut die Ordnung sank,
Da war der Schaden geschehen,
Sie waren übereilet schon
Von ihrem Gegentheile,
Deshalb empfingen bösen Lohn,
Ihre Haut war ihnen feile,
Der Vortheil übergeben ward,
Das Spiel, das war verloren schon,
Vermißt ward ihnen hier die Kron.

Es kostet manchen stolzen Mann,
Der seine Haut wollt rücken dran,
Zu retten seinen Herren,
Und ihm ein treuen Beystand thun
In Nöthen gänzlich nicht verloren,
Mit Tapferkeit zu wehren.
Es konnt damit doch nichts mehr seyn,
Sie waren überlänget,
Der Feind drang bald auf sie herein,
Daß sie wurden zerdränget,
Noch dennoch war ihr Herz so gut,
Eh einer seinen Herrn lassen wollt,
Vergossen sie ihr eigen Blut.

O Jammer über Jammersnoth,
Wie viel der Kriegsleut blieben todt,
Noch dennoch ward gefangen
Ihr Herr, für den sie Gut und Blut
Daran gesetzt aus freyem Muth,
Der must nun von hindannen
Mit einem Herzog zu Oesterreich,
Friedrich ward er genennet,
Sie wurden beyd hinweg zugleich
Geführet unzertrennet,
In die Hauptstadt, die ward genannt
Neapel von dem Königreich,
Gefangen sassens in ihrem Land.

Als Conradin gefangen war,
Wurd er gehalten grausam hart,
Mit samt dem Herzog Friedrich,
Verspottet, jämmerlich traktirt,
Zu einem Schauspiel umgeführt,
Und was man konnt erdichten. –
Den vorgen Tag der Held ging zu
Durch Berg und Thal mit glänzendem Heer;
Der Papst hat weder Rast noch Ruh,
Vor Neid konnt er nicht warten mehr,
Aus eitel Gift und grimmen Zorn
Gab er Befehl, daß man sollt schnell
Mit ihnen zum Gericht fortfahrn.

Man führt herfür die Fürsten beyd,
Wer hat gesehen solches Leid
Bey Denken aller Zeiten,
Da auf die Wahlstadt, die da war
Bereitet ihnen also baar,
Oeffentlich vor allen Leuten,
Man schlug ihnen beiden ihr Häupter ab,
Da war gar kein Erbarmen,
Es must daran der junge Knab
Mit seinen schneeweissen Armen,
Als er alt war sechzehen Jahr,
Durch den Papst Clemens den vierten
Ist das geschehen offenbar.


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