Sagen aus Schleswig-Holstein
Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Der Bau der Laurenzi-Kirche auf der Insel Föhr

Vor vielen, vielen Jahren gab es gewaltig große Menschen, Hünen oder Riesen genannt. Vereinzelt findet man auf der Geest, Steinreste von ihren Grabkammern. In der flachen Marschlandschaft rühren die seltenen Hügel meist von ihren Gräbern her.

Als auf Föhr die Laurenzi-Kirche gebaut werden sollte, konnten sich die Bewohner der Insel lange nicht über den Bauplatz einigen. Endlich beschlossen sie, daß der Kirchweg von allen Dörfern gleich lang sein solle. Man suchte also einen Platz zwischen Süderende und Klein-Dunsum und fing an, dort die Kirche zu errichten.

Doch was die Bauleute bei Tag aufstellten, das rissen zwei Riesen in der Nacht wieder ab. Sie holten sich die mächtigen Feldsteine, aus denen man die Kirche bauen wollte, und trugen sie mit Leichtigkeit auf ihren Armen in die Heide südlich von Süderende hinaus und bauten hier nach ihrem Plan die Kirche auf.

Als der Bau fast vollendet war und nur noch die letzten Ziegel auf dem Dach fehlten, gerieten die Hünen miteinander in Streit, indem sie bequem zu beiden Seiten des Kirchenschiffes knieten. Anfangs war die Sache recht harmlos, da sie sich über die Kirche hinweg nur bei den Haaren zausten. Als sie aber aufsprangen und einander packten, da hätten sie beim Ringen fast den ganzen Bau wieder umgestoßen. Zum Glück aber dauerte der Kampf nicht lange, denn beide brachten einander tödliche Wunden bei. In zwei großen Wällen östlich der Kirche, die man Riesenbetten nennt, sollen sie begraben sein.

Die Kirche, an der die Riesen gebaut hatten, konnte man jetzt mit leichter Mühe fertigstellen, und als man die Entfernung nach den einzelnen Ortschaften ausmaß, da fand man, daß die beiden Riesen den besten Platz gewählt hatten; denn von dem ersten Bauplatz wäre der Weg nach Hedehusum und Utersum doch zu weit gewesen.

 


 


 << zurück weiter >>