Sagen aus Schleswig-Holstein
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Des Meermanns Frau in Kindsnöten

Ein Segelschiff wurde einst auf der Reise nach England vom Sturm überfallen und geriet in große Gefahr. Zu allem Überfluß versagte auch noch das Steuerruder, und als die Schiffsleute über Bord sahen, um zu erkunden, wie das käme, gewahrten sie einen Wassermann. Er steckte seinen Kopf dicht am Ruder aus den Wogen und verlangte nach dem Schiffer. Der Kapitän, ein unerschrockener Mann, fragte ihn, wer er sei und was er wolle. »Ich bin der Meermann, mein Weib liegt in Kindesnöten; und da sie keine Hilfe hat, macht sie solchen Lärm in ihrer Wohnung. Deine Frau muß herunterkommen und ihr bei der Geburt helfen.« »Meine Frau schläft und kann nicht kommen«, antwortete der Schiffer. »Sie muß kommen!« rief der Meermann, »sonst macht meine Alte noch ärgeren Sturm und Seegang, und ihr geht mit Mann und Maus unter.« Die Frau des Kapitäns hatte alles gehört: »Ich komme gleich«, rief sie und stieg mit dein Meermann hinab in die Tiefe. Alsbald ward es stille und die See war ruhig. Der Schiffer hatte große Sorge um seine Frau, aber über eine kleine Welle hörte er unten in der See so lieblich das alte Wiegenlied »Heia, heia, hei« singen, und die Wellen gingen so eben und gleichmäßig, als wenn die ganze See wie eine Wiege geschaukelt würde. »Aha«, dachte er, »das Kind ist schon geboren und alles ist gut gegangen.« Es dauerte keine Stunde, da kam seine Frau wieder herauf aus der See und stieg glücklich wieder an Bord. Sie war kaum einmal naß geworden, hatte die ganze Schürze voll von Gold und Silber, und wußte viel zu erzählen. Das Meerweib hatte ein Kleines bekommen, welches man auf Sylt Seekalb zu nennen pflegt, aber die Meerfrau meinte, es sei so schön wie ein Engel.

 


 


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