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An einem heißen Sommertage arbeiteten bei den Steller Bergen ein Knecht und ein Mädchen im Heu; sie waren Braut und Bräutigam und hätten gerne Hochzeit gemacht, waren aber bitterlich arm. Da sahen sie um Mittag eine dicke Tutsche (Kröte) vorüberschleichen. Der Knecht nahm die Heugabel und wollte das häßliche Tier durchstechen; aber das Mädchen fiel ihm in den Arm und bat ihn soviel, das arme Tier doch leben zu lassen. Er aber hatte noch eine zeitlang seinen Spaß mit seiner Braut und tat immer als wenn er das Tier töten wollte, bis es verschwunden war. Abends als sie nach Hause kamen, sagte der Bauer zu ihnen, daß sie auf den andern Tag zu Gevatter gebeten seien, und erzählte, wie am Mittage eine Stimme ganz deutlich sich habe hören lassen, aber man hätte niemand sehen können. Der Knecht und das Mädchen wußten gar nicht was sie davon denken sollten. Am andern Morgen als sie früh aufstanden, fand aber der Knecht vor seinem Bette Grütze oder Sägespäne gestreut, auf der Diele und vor dem Hause lagen auch Körner, und wie er diesen nun immer weiter nachging, kam er bis an die Steller Berge. Da kam eine Stimme aus einem Berge und sagte, er solle zu Mittag wiederkommen und seine Braut mitbringen, sie sollten Gevatter stehen. Nun sagte der Knecht dem Mädchen Bescheid, beide machten sich zurecht und gingen um Mittag an den Berg. Da stand dieser offen, und ein kleines Männchen in einem grauen Rock empfing sie und führte sie durch einen langen Gang hinein. Da drinnen war alles ganz herrlich und prächtig, Wände, Boden und Decke funkelten von Gold und Edelsteinen, eine kostbare Tafel mit Gold- und Silbergeschirr und mit den herrlichsten Speisen besetzt stand in der Mitte; der ganze Raum aber grimmelte und wimmelte von lauter kleinen Leuten, die sich alle um das Bett der Wöchnerin drängten. Als nun der Knecht und das Mädchen kamen, brachte einer dem Knecht das Kind, das er zur Taufe halten sollte, und führte ihn zu einer Stelle wo die heilige Handlung verrichtet ward. Aber da blickte einmal während derselben der Knecht über sich und sah, wie gerade über ihm an der Decke ein Mühlstein an einem seidenen Faden hing. Er wollte etwas von der Stelle weichen, aber konnte keinen Schritt tun. In Todesangst wartete er das Ende ab und trat dann schnell zurück. Da kam der kleine Mann in dem grauen Rock wieder zu ihm und bedankte sich; von dem Mühlstein aber sagte er zu dem Knecht, daß er nun wohl wisse, wie seiner Frau gestern müsse zu Mute gewesen sein, da er sie mit der Heugabel habe erstechen wollen; denn sie sei die Kröte gewesen. Darauf wurden der Knecht und das Mädchen von den kleinen Leuten noch wohl traktiert; und nachdem sie gegessen, brachte das graue Männchen sie wieder aus dem Berg, gab aber dem Mädchen vorher die Schürze voll Hobelspäne. Die wollte sie sogleich wegwerfen, aber der Knecht sagte: »Nimm sie mit, du kannst noch ein Feuer dabei anzünden.« Auf dem halben Wege nach Hause ward die Tracht aber so schwer, daß sie die Hälfte doch heraus warf; als sie aber nach Hause kamen, war das übrige zu lauter blanken Dukaten geworden. Da lief der Knecht hin und wollte auch noch das, was sie weggeworfen, nachholen; allein es war alles verschwunden. Doch hatten die beiden so viel bekommen, daß sie sich einen Hof kaufen und heiraten konnten; und sie haben viele Jahre glücklich gelebt.