Sagen aus Schleswig-Holstein
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Den Nis Puk nicht necken!

Auf dem Hofe Bombüll in der Wiedingharde bei Tondern hielt sich oft ein Puk auf und verkehrte viel mit den Dienstboten; er half ihnen bei der Arbeit und verhütete Schaden und Unfall. Sonderlich führte er Aufsicht über das melkende Vieh. Als es einst in einem langen Winter an Futter zu mangeln anfing, klagte der Hausherr darüber. Da ging der Puk, der es unbemerkt gehört hatte, in der nächsten Nacht nach einem anderen Hofe, wo er einen vollen Heuschober gefunden hatte, und trug auf seinem breiten Rücken alles Heu in die Scheune seines Herrn hinüber. Für seine Dienste aber mußte er jeden Abend seinen Teller mit Grütze und einem Stück Butter darin erhalten. Als die Butter teurer wurde und man einmal die Butter herausließ, hatte er am anderen Morgen der besten Kuh im Stalle den Hals umgedreht. Von nun an trachtete man ihm nach dem Leben, aber man kriegte den Puk nicht zu sehen; rischrascheln hörte man ihn im Stroh und flöten und singen. Einmal hat man ihn doch gesehen. Als zur Erntezeit die Leute mit Allemann auf dem Felde arbeiteten und Puk im Hause einhütete, wurden die heimkehrenden Knechte ihn gewahr. Puk saß im Giebelloch und sonnte sich. Er machte allerlei wunderliche Grimassen, sang und flötete und neckte die Hofhunde. Er wiegte sich bald auf dem einen, bald auf dem anderen Bein und sang ein Liedlein zu seinem eigenen Ruhme:

Kopf groß,
Geschickte Hand [wirft]
Weisheit viel.
Saat ins Land.
Aug' so rund,
Beinchen kurz,
Ist nicht blind.
Doch nicht [zu] kurz.
Zahn so spitz,
Bell , fluch' und schlag'
Beißt gewiß.
Puk ist zu geschwind.
Züngelzung',
Puk,Puk,Puk,
Näscherzung'.
Er ist klug.

Während Puk sang und an nichts Arges dachte, schlich sich einer der Knechte ganz leise auf den Boden hinauf, stieß den Kleinen zur Giebelluke hinaus und rief seinen Mitknechten zu: »Da habt ihr ihn, schlagt ihn tot!« Die Untenstehenden kamen geschwind mit Dreschflegeln und Stöcken herbei, aber sie fanden an der Stelle, wo Puk hingefallen war, nichts als Topfscherben; der Puk selbst war unverletzt in seinem Schlupfwinkel verschwunden und trieb in der Folgezeit sein Wesen wie zuvor. Puk sann von nun an darauf, wie er Böses mit Bösem vergelten könne. Später aber vergaß er den Schimpf und zeigte sich großmütig gegen den hinterlistigen Knecht. In einer Nacht sah er ihn, wohl infolge eines Rausches, eingeschlafen auf dem Hofplatz liegen. Da schlich Puk zum Brunnen, hob den Deckel mühsam ab und schleppte ihn beiseite. Dann trug er den Schläfer an den Brunnenrand und legte ihn so nieder, daß seine Beine in die Tiefe hinabhingen. Als der Knecht am hellen Morgen erwachte, wußte er gleich: Das hat Puk getan. Seitdem beschloß er, ihn künftig in Frieden zu lassen.

An einem anderen Knecht, der den Nis ebenso geärgert hatte, rächte sich Puk durch folgende Späße. Als der Knecht bei einem anderen Kameraden, der kleiner war, schlief, faßte Puk ihn oben bei den Haaren und rief: »Nich liek!« (Ungleich) und zog ihn so weit nach oben, daß er mit seinem Kameraden gleich hoch lag. Dann hob er die Decke am anderen Ende des Bettes auf, rief abermals: »Nich liek!« und zog den Knecht wieder an der großen Zehe herunter. Auf diese Weise zerrte er ihn die ganze Nacht hin und her, so daß der Knecht kein Auge zukriegte. Oder ein andermal zog Nis Puk die nagelneuen Stiefel des Knechts an und schlurrte damit die ganze Nacht so lange umher, bis Sohlen und Hacken herunter waren. In einem anderen Hause knickte er sogar die Bodenleiter ein, und als der Knecht Korn hinauftragen wollte, brach er durch und mußte beide Beine brechen.

 


 


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