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Das Volk erwacht,
die Königin erwacht

Die welthistorische Bedeutung des Halsbandprozesses liegt darin, daß er den Scheinwerfer der Öffentlichkeit scharf und grell auf die Person der Königin und die Fenster von Versailles einstellt; in aufgewühlten Zeiten aber ist Sichtbarkeit immer gefährlich. Denn um wehrhaft zu werden, um sich in Tat umzusetzen, braucht Unzufriedenheit – an sich ein noch passiver Zustand – immer eine menschliche Gestalt, sei es als Fahnenträger einer Idee, sei es als Zielscheibe für den aufgesparten Haß: den biblischen Sündenbock. Dem geheimnisvollen Wesen »Volk« ist es nur gegeben, anthropomorph, einzig vom Menschen her zu denken; Begriffe werden seiner Fassungsenergie niemals völlig deutlich, sondern nur Gestalten; immer darum, wo es eine Schuld fühlt, will es einen Schuldigen sehen. Das französische Volk spürt nun seit langem schon dumpf ein Unrecht, das ihm von irgendwoher geschieht. Lange hat es sich gehorsam geduckt und auf bessere Zeiten gläubig gehofft, bei jedem neuen Ludwig hat es immer wieder begeistert die Fahnen geschwungen, immer fromm dem Feudalherrn und der Kirche Zins und Fron geleistet, aber je mehr es sich beugte, um so härter wurde der Druck, immer gieriger saugen die Steuern an seinem Blut. Im reichen Frankreich liegen die Scheunen leer, die Pächter verarmen, auf der üppigsten Erde, unter dem schönsten Himmel Europas mangelt das Brot. Irgendwer muß da Schuld tragen; wenn die einen zu wenig Brot haben, so muß es sein, weil andere zu viel fressen; wenn die einen erdrosselt werden von ihren Pflichten, so müssen andere sein, die zu viel Rechte an sich gerissen haben. Jene dumpfe Unruhe entsteht allmählich im ganzen Lande, die jedem klaren Denken und Suchen immer schöpferisch vorausgeht. Die Bürgerschaft, der ein Voltaire, ein Jean Jacques Rousseau die Augen geöffnet, beginnt selbständig zu urteilen, zu tadeln, zu lesen, zu schreiben, sich zu verständigen; manchmal zuckt schon ein Wetterleuchten dem großen Gewitter voraus, Gehöfte werden geplündert und die Feudalherren bedroht. Eine große Unzufriedenheit lastet wie eine schwarze Wolke seit langem über dem ganzen Land.

Da fahren hintereinander zwei grelle Blitze nieder und erhellen dem Volk die gesamte Lage: der Halsbandprozeß ist der eine, die Enthüllungen Calonnes über das Defizit der andere. Gehemmt in seinen Reformen, vielleicht auch aus geheimer Feindseligkeit gegen den Hof, hat der Finanzminister zum erstenmal klare Zahlen genannt. Jetzt weiß man das Langverschwiegene: in zwölf Jahren der Regierung Ludwigs XVI. hat man eine Milliarde zweihundertfünfzig Millionen geborgt. Blaß steht das ganze Volk unter diesem Blitz. Eine Milliarde zweihundertfünfzig Millionen, astronomische Zahl, verbraucht und wofür und durch wen? Der Halsbandprozeß gibt die Antwort; hier erfahren die armen Teufel, die für ein paar Sous zehn Stunden roboten, daß Diamanten im Wert von anderthalb Millionen in gewissen Kreisen als gelegentliche Liebesgeschenke gelten, daß Schlösser gekauft werden für zehn und zwanzig Millionen, während das Volk darbt. Und da jeder den König, diesen bescheidenen Tropf, diesen geistigen Kleinbürger, an diesem phantastischen Verbrauch unbeteiligt weiß, strömt kataraktisch der ganze Unwille gegen die blendende, die verschwenderische, die leichtfertige Königin. Die Schuldige für die Staatsschuld ist gefunden. Jetzt weiß man, warum die Papierzettel von Tag zu Tag wertloser werden und das Brot immer teurer und die Steuern immer höher: weil dieses Hurenweib verschwenderisch in ihrem Trianon ein ganzes Zimmer mit Brillanten auskleiden läßt, weil sie ihrem Bruder Joseph hundert Goldmillionen für seinen Krieg heimlich nach Österreich schickt, weil sie ihre Bettgänger und Liebeskätzchen mit Pensionen und Ämtern und Pfründen überschüttet. Das Unglück hat plötzlich eine Ursache, der Bankerott seinen Urheber, die Königin einen neuen Namen. »Madame Defizit« nennt man sie von einem Ende Frankreichs bis zum andern: das Wort brennt wie eine Brandmarkung auf ihrem Rücken.

Jetzt ist die düstere Wolke geplatzt: ein Hagel von Broschüren, Kampfschriften, ein Schwall von Schriften, Vorschlägen, Petitionen saust nieder, noch nie ist so viel in Frankreich geredet, geschrieben und gepredigt worden; das Volk beginnt zu erwachen. Die Freiwilligen und Soldaten aus dem amerikanischen Krieg erzählen bis in die dümmsten Dörfer von einem demokratischen Land, in dem es weder Hof noch König und Adel, sondern nur Bürger und Bürger gibt, vollkommene Gleichheit und Freiheit. Und steht nicht schon deutlich im »Contrat social« Jean Jacques Rousseaus und, feiner, verborgener, in den Schriften Voltaires und Diderots, daß die königliche Ordnung keineswegs die einzig gottgewollte und die beste aller bestehenden Welten sei? Die alte stumm gebeugte Ehrfurcht hebt zum erstenmal neugierig das Haupt, und damit überkommt Adel, Volk und Bürgerschaft eine neue Sicherheit; das leise Raunen in den Freimaurerlogen, in den Landesversammlungen steigert sich allmählich zu einem weithin vernehmbaren Murren und Donnerrollen, elektrische Spannung schwelt in der Luft, feuerträchtige Sphäre: »Was das Übel in ungeheuren Proportionen anschwellen läßt,« berichtet Botschafter Mercy nach Wien, »ist die sich steigernde Erregung der Geister. Man kann sagen, daß nach und nach die Agitation alle Klassen der Gesellschaft gewonnen hat, und diese fieberhafte Unruhe gibt dem Parlament die Kraft, in seiner Gegnerschaft zu verharren. Man würde es nicht glauben, mit welcher Kühnheit man sich selbst an öffentlichen Orten über den König, die Prinzen und die Minister äußert; man kritisiert ihre Ausgaben, man malt in schwärzesten Farben die Verschwendung des Hofes und unterstreicht die Notwendigkeit der Einberufung der Generalstände, als ob das Land ohne Regierung wäre. Es ist schon unmöglich, mit Strafmaßnahmen diese Freiheit der Rede zu unterdrücken, denn das Fieber ist so allgemein geworden, daß selbst, wenn man die Leute zu Tausenden ins Gefängnis werfen würde, man nicht mehr dem Übel beikäme, sondern nur den Zorn des Volkes zu einem solchen Grade brächte, daß ein Aufstand unvermeidlich wäre.«

Jetzt braucht der allgemeine Unwille keine Maske und Vorsicht mehr, offen tritt er vor und sagt, was er sagen will: selbst die äußeren Formen der Ehrfurcht werden nicht mehr gewahrt. Als die Königin, kurze Zeit nach dem Halsbandprozeß, zum erstenmal wieder ihre Loge betritt, wird sie mit so heftigem Zischen empfangen, daß sie fortan das Theater meidet. Als Madame Vigée-Lebrun ihr Bildnis Marie Antoinettes im »Salon« öffentlich ausstellen will, ist die Wahrscheinlichkeit einer Anpöbelung der gemalten »Madame Defizit« bereits so groß, daß man vorzieht, das Porträt der Königin eiligst wegzuschaffen. In den Boudoirs, in den Spiegelsälen von Versailles, überall spürt Marie Antoinette die kalte Gehässigkeit nicht mehr nur im Rücken, sondern offen Blick zu Blick, Stirn gegen Stirn. Schließlich erlebt sie noch die letzte Schmach: der Polizeileutnant meldet in gewundener Weise, es wäre ratsam, wenn die Königin zur Zeit Paris nicht besuchte, man könne für ihren Schutz gegen ärgerliche Zwischenfälle nicht mehr einstehen. Die ganze aufgestaute Erregung eines gesamten Landes schmettert jetzt wildgelöst nieder auf einen einzigen Menschen; und, plötzlich emporfahrend aus ihrer Sorglosigkeit, stöhnt die Königin, von diesen Spießruten des Hasses wach gepeitscht und geschlagen, verzweifelt zu ihren letzten Getreuen: »Was wollen sie von mir? ... Was habe ich ihnen getan?«

 

Ein Donnerschlag mußte niederknattern, um Marie Antoinette aus ihrem hochmütig indifferenten »laisser-aller« aufzuschrecken. Jetzt ist sie wach, jetzt beginnt die schlecht Beratene und jedem rechtzeitigen Rat Verschlossene zu begreifen, was sie versäumt hat, und mit der ihr eigenen nervösen Plötzlichkeit beeilt sie sich, die aufreizendsten ihrer Fehler sichtlich gutzumachen. Mit einem Federstrich schränkt sie zunächst ihre kostspielige Lebenshaltung ein. Mademoiselle Bertin wird fortgeschickt, in der Garderobe, dem Haushalt, den Stallungen werden Einschränkungen vorgenommen, die mehr als eine Million im Jahr ersparen, die Hasardspiele verschwinden mit den Bankhaltern aus den Salons, die Neubauten im Schlosse Saint-Cloud werden unterbrochen, andere Schlösser möglichst rasch verkauft, eine Reihe unnötiger Stellungen kassiert, in erster Linie die ihrer Günstlinge aus Trianon. Zum erstenmal lebt Marie Antoinette mit offenem Ohr, zum erstenmal gehorcht sie nicht mehr der alten Macht, der Gesellschaftsmode, sondern der neuen: der öffentlichen Meinung. Bereits diesem ersten Versuche dankt sie allerhand Aufklärung über die wirkliche Gefühlseinstellung ihrer bisherigen Freunde, welche sie zum Schaden ihres eigenen Rufs jahrzehntelang mit Wohltaten überschüttet hat, denn diese Ausbeuter zeigen wenig Verständnis für Reformen im Staate auf ihre Kosten. Es sei unerträglich, murrt in aller Öffentlichkeit einer dieser unverschämten Schranzen, in einem Land zu leben, in dem man nicht sicher sei, das morgen noch zu besitzen, was man gestern gehabt habe. Aber Marie Antoinette bleibt fest. Seit sie mit wachen Augen sieht, erkennt sie mancherlei besser. Merklich zieht sie sich aus der verhängnisvollen Gesellschaft der Polignacs zurück und nähert sich wieder den alten Beratern, Mercy und dem längst schon verabschiedeten Vermond: es ist, als wollte ihre späte Erkenntnis nachträglich Maria Theresia recht geben für ihre vergeblichen Mahnungen.

Aber »Zu spät« – dieses verhängnisvolle Wort wird jetzt die Antwort auf jede ihrer Bemühungen sein. Alle diese kleinen Verzichtleistungen bleiben unbemerkt im allgemeinen Tumult, die hastigen Einsparungen versickern als Tropfen in dem ungeheuren Danaidenfaß des Defizits. Mit einzelnen gelegentlichen Maßnahmen, das erkennt jetzt erschrocken der Hof, kann nichts mehr gerettet werden, ein Herkules ist nötig, der den riesigen Stein des Defizits endlich wegwälzt. Ein Helfer, ein Minister nach dem andern wird ans Werk der Finanzsanierung berufen, aber alle wenden sie nur jene für den Augenblick berechneten Mittel an, die uns selbst von gestern und heute in guter Erinnerung sind (immer wiederholt sich die Geschichte): riesige Anleihen, welche die früheren scheinbar verschwinden machen, rücksichtslose Besteuerung und Übersteuerung, Assignatendruck und Umschmelzung des Goldgeldes in entwertender Form, also verdeckte Inflation. Da aber die Krankheit in Wahrheit tiefer steckt, in einer fehlerhaften Zirkulation, in einer ungesunden nationalökonomischen Verteilung der Substanz durch Aufhäufung des ganzen Reichtums in den Händen von ein paar Dutzend Feudalgeschlechtern, und da die Finanzärzte nicht wagen, hier den notwendigen chirurgischen Eingriff vorzunehmen, bleibt die Entkräftung des Staatsschatzes chronisch. »Wenn die Verschwendung und die Leichtfertigkeit den königlichen Schatz erschöpft hat,« schreibt Mercy, »erhebt sich ein Schrei der Verzweiflung und der Angst. Dann wenden die Finanzminister immer mörderische Mittel an, so wie letzthin die Umschmelzung des Goldgeldes unter betrügerischen Formen oder die Schaffung neuer Steuern. Diese momentanen Hilfsmittel besänftigen für den Augenblick die Schwierigkeiten, und man geht sofort mit einer unfaßbaren Leichtigkeit von der Verzweiflung zur größten Sorglosigkeit über. In letzter Linie ist sicher, daß die gegenwärtige Regierung an Unordnung und Ausbeutung die frühere Regierung übertrifft und daß es moralisch unmöglich ist, dieser Stand der Dinge könne noch länger andauern, ohne eine Katastrophe zur Folge zu haben.« Je rascher man aber den Zusammenbruch herannahen fühlt, um so unruhiger wird man bei Hof. Endlich, endlich, endlich beginnt man zu begreifen: es genügt nicht, die Minister zu wechseln, sondern man muß das System wechseln. Knapp vor dem Bankerott fordert man zum erstenmal von dem ersehnten Retter nicht mehr, daß er aus vornehmer Familie sei, sondern vor allem, daß er – neuer Begriff am französischen Hofe – populär sei und diesem unbekannten und gefährlichen Wesen »Volk« Vertrauen einflöße.

Ein solcher Mann ist da, man kennt ihn bei Hof, man hat sich sogar in der Not schon von ihm beraten lassen, obwohl er bürgerlicher Herkunft war, ein Ausländer, ein Schweizer und tausendmal ärger noch: ein leibhaftiger Ketzer, ein Kalvinist. Aber die Minister waren nicht sehr entzückt gewesen von diesem Außenseiter und hatten ihn, weil er in seinem »Compte rendu« die Nation allzusehr in ihre Hexenküche blicken ließ, schleunigst abgehalftert. Auf einem beleidigend kleinen viereckigen Briefpapier hatte damals der Verärgerte dem König seine Demission geschickt; diese unhöfische Respektlosigkeit konnte ihm Ludwig XVI. nicht vergessen, und ausdrücklich erklärt er lange Zeit – oder schwört er sogar –, niemals wieder Necker zu berufen.

Aber jetzt oder nie ist Necker der Mann der Stunde; die Königin begreift endlich, wie notwendig gerade für sie ein Minister wäre, der dieses wilde brüllende Tier: öffentliche Meinung zu besänftigen vermöchte. Auch sie muß einen innern Widerstand überwinden, seine Wahl durchzusetzen, denn auch der vorhergehende, so rasch unbeliebt gewordene Minister Loménie de Brienne war einzig durch ihren Einfluß berufen worden. Soll sie sich im Falle eines abermaligen Mißlingens neuerdings verantwortlich machen lassen? Aber da sie ihren ewig unentschlossenen Gatten noch immer zögern sieht, greift sie entschlossen zu diesem gefährlichen Manne wie zu einem Gift. Im August 1785 beruft sie Necker in ihr Privatkabinett und setzt ihre ganze Überredungskunst ein, den Verärgerten zu gewinnen. Necker erlebt in dieser Minute doppelten Triumph: von einer Königin nicht berufen, sondern gebeten und gleichzeitig von einem ganzen Volk gefordert zu sein. »Es lebe Necker!« »Es lebe der König!« donnert es an diesem Abende durch die Galerieen von Versailles, durch die Straßen von Paris, sobald seine Einsetzung bekannt wird.

Nur die Königin hat nicht den Mut mitzujubeln; zu schwer beängstigt sie die Verantwortung, mit ihren unerfahrenen Händen in das Rad des Schicksals eingegriffen zu haben. Und dann: ein unerklärliches Vorgefühl bewegt sie düster bei diesem Namen, sie weiß nicht, warum, und abermals zeigt sich ihr Instinkt stärker als ihr Verstand. »Ich zittere bei dem Gedanken,« schreibt sie am gleichen Tage an Mercy, »daß ich es war, die ihn wiederkommen ließ. Mein Schicksal ist es, Unglück zu bringen, und wenn ihn abermals teuflische Machenschaften scheitern lassen oder er die Autorität des Königs zurückdrängt, wird man mich noch mehr hassen als bisher.«

 

»Ich zittere bei dem Gedanken« – »Verzeihen Sie mir diese Schwäche« – »Mein Schicksal ist es, Unglück zu bringen« – »Ich habe es sehr nötig, daß ein so guter und treuer Freund wie Sie mich in diesem Augenblick unterstützt« – solche Worte hat man von der früheren Marie Antoinette nie gelesen, nie gehört. Das ist ein neuer Ton, die Stimme eines erschütterten, in seinen Tiefen aufgewühlten Menschen, nicht mehr die leichte und von Lachen beflügelte der verwöhnten jungen Frau. Marie Antoinette hat vom bittern Apfel der Erkenntnis gekostet, jetzt ist ihre traumwandlerische Sicherheit dahin, denn furchtlos ist immer nur, wer die Gefahr nicht erkennt. Nun beginnt sie den gewaltigen Preis zu verstehen, mit dem große Stellung belastet ist: Verantwortlichkeit, zum erstenmal drückt sie die Krone, die sie bisher leicht wie einen Modehut der Mademoiselle Bertin getragen hat. Wie zaghaft wird jetzt ihr Schritt, seit sie das dumpfe vulkanische Grollen unter der brüchigen Erde spürt: nur nicht weiter jetzt, lieber zurück! Lieber abseits bleiben von allen Entscheidungen, für immer weg von der Politik und ihren trüben Geschäften, nicht mehr sich einmengen in die so leicht vermeinten und jetzt als so gefährlich erkannten Entschließungen. Eine völlige Verwandlung in Marie Antoinettes Haltung setzt ein. Die bisher glücklich gewesen in Lärm und Gewühl, sucht jetzt Stille und Abseitigkeit. Sie meidet Theater, Redouten und Maskeraden, sie will nicht mehr in den Staatsrat des Königs; nur im Kreis ihrer Kinder kann sie noch atmen. In dieses von Lachen erfüllte Zimmer dringt nicht die Pestilenz von Haß und Neid. Als Mutter weiß sie sich sicherer denn als Königin. Auch ein anderes Geheimnis hat die enttäuschte Frau sich spät entdeckt: zum erstenmal bewegt, beruhigt, beglückt ein Mann, ein wirklicher Freund und Seelenfreund, ihr Gefühl. Jetzt könnte noch alles gut werden; nur still jetzt leben und im engsten natürlichsten Kreis, nicht mehr das Schicksal herausfordern, diesen geheimnisvollen Gegner, dessen Gewalt und Tücke sie zum erstenmal begreift.

Aber gerade jetzt, da alles in ihrem Herzen Stille begehrt, stellt sich das Barometer der Zeit auf Sturm. Eben in der Stunde, da Marie Antoinette ihrer Fehler gewahr wird und zurücktreten will, um sich unsichtbar zu machen, stößt sie ein unbarmherziger Wille nach vorwärts in die aufregendsten Geschehnisse der Geschichte.


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