Emile Zola
Der Zusammenbruch
Emile Zola

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3

Zu seiner großen Überraschung sah Maurice, daß die 106er in Reims ausstiegen und Befehl erhielten, dort Lager zu beziehen. Dann ging es also gar nicht nach Châlons, um zum Heere zu stoßen? Und als zwei Stunden später sein Regiment eine Meile vor der Stadt, nach Courcelles hinüber, die Gewehre zusammengestellt hatte, in der großen Ebene, die sich am Aisne-Marne-Kanal entlang erstreckt, da wuchs sein Erstaunen noch mehr, als er sah, daß die ganze Heeresgruppe von Châlons sich seit dem Morgen zurückzog, um hier zu biwakieren. Tatsächlich dehnten sich von einem Ende des Horizonts zum andern, bis Saint-Thierry und la Neuvilette und von da auf der andern Seite bis an die Straße nach lagen Zeltreihen; abends würden hier die Feuer von vier Armeekorps leuchten. Offenbar hatte der Plan, vor Paris in Stellung zu gehen, um dort die Preußen zu erwarten, die Oberhand behalten. Und darüber fühlte er sich sehr glücklich. War das nicht auch das Verständigste?

Den Nachmittag des 21. verbrachte Maurice damit, durchs Lager zu bummeln, um etwas Neues zu hören. Es ging sehr frei her; die Manneszucht schien noch mehr nachgelassen zu haben; die Leute gingen und kamen, wie es ihnen paßte. Er ging schließlich ruhig wieder nach Reims hinein, wo er einen Wechsel über hundert Francs einlösen wollte, den er von seiner Schwester Henriette erhalten hatte. In einem Café hörte er einen Sergeanten über den schlechten Geist von achtzehn Bataillonen Mobilgarde der Seine reden, die man gerade wieder nach Paris zurückgeschickt hatte: das sechste Bataillon vor allem hatte fast seine Offiziere umgebracht. Drunten im Lager wurden die Generäle täglich beschimpft, und die Soldaten grüßten seit Fröschweiler selbst den Marschall Mac Mahon nicht mehr. Das Café füllte sich mit Stimmen; ein heftiger Streit entstand zwischen zwei friedlichen Bürgern über die Kopfzahl, die der Marschall unter seinem Befehl gehabt haben sollte. Der eine sprach von dreihunderttausend, das war verrückt. Der andere zählte verständiger die vier Korps auf: das zwölfte, das mit Mühe und Not im Lager durch Zuhilfenahme eines Marschregiments und einer Division Marineinfanterie vervollständigt worden war; das erste, dessen Reste seit dem 14. in Auflösung zurückkamen und dessen Bestände so gut es ging aufgefüllt worden waren; schließlich das fünfte, ohne Kampf vernichtete, das auf der Flucht, in die es mitgerissen war, sich aufgelöst hatte, und das siebente, das eben ausgeladen wurde, ebenfalls entmutigt und ohne seine erste Division, die es erst teilweise in Reims wiederfand; höchstens Hundertzwanzigtausend Mann, wenn man die Divisionen Bonnemain und Margueritte der Reservekavallerie mitrechnete. Aber als der Sergeant sich in den Streit hineinmischte und die Heeresgruppe mit wütender Verachtung als einen Haufen Menschen ohne jeden Zusammenhang darstellte, eine Herde Unschuldiger, die von Schwachköpfen zur Schlachtbank geführt wurde, da wurden die beiden Bürger unruhig und zogen voller Angst sich bloßzustellen ab.

Draußen versuchte Maurice sich Zeitungen zu besorgen. Er stopfte sich die Taschen voll mit allen Nummern, die er kaufen konnte, und las sie im Gehen unter den Bäumen der prachtvollen Baumgänge, die die Stadt umsäumten. Wo waren nur die deutschen Heere? Scheinbar waren sie verlorengegangen. Zwei standen zweifellos bei Metz; das erste, das General Steinmetz befehligte, beobachtete den Platz; das zweite, das des Prinzen Friedrich Karl, versuchte am rechten Moselufer aufwärts zu gehen, um Bazaine den Weg nach Paris abzuschneiden. Aber die dritte Gruppe, die des Kronprinzen von Preußen, die siegreiche Gruppe von Weißenburg und Froschweiler, die das erste und fünfte Korps verfolgte, wo war die in Wirklichkeit bei diesem Gewirr sich widersprechender Nachrichten? Lag sie noch bei Nancy? War sie vielleicht im Anmarsch auf Châlons, daß man deshalb das Lager so eilig aufgab und alle Speicher, die Ausrüstungsgegenstände, Lebensmittel, Vorräte aller Art in Brand steckte? Übrigens fingen die Verwirrung und die widerspruchsvollsten Vermutungen hinsichtlich der Pläne, die man den Generälen unterschob, schon wieder an. Jetzt erst erfuhr Maurice, als ob er von aller Welt getrennt gewesen wäre, von den Ereignissen in Paris: wie die Niederlage wie ein Blitzschlag auf das ganz von seinem Siege überzeugte Volk niedergefahren war, der furchtbaren Erregung auf den Straßen, der Einberufung der Kammern, dem Sturz des liberalen Ministeriums, das das Plebiszit veranstaltet hatte, dem Kaiser, der seiner Würde als Oberbefehlshaber entkleidet und gezwungen war, den Oberbefehl an den Marschall Bazaine abzugeben. Seit dem 16. war der Kaiser in Chalons, und alle Zeitungen sprachen von einem großen, am 17. abgehaltenen Kriegsrat, dem der Prinz Napoleon und die Generäle beigewohnt hätten; über die wirklich getroffenen Entscheidungen aber stimmten sie nur wenig überein, abgesehen von den aus ihnen hergeleiteten Ergebnissen: daß General Trochu zum Gouverneur von Paris ernannt und Marschall Mac Mahon an die Spitze der Heeresgruppe von Chalons gestellt sei, was das vollständige Beiseiteschieben des Kaisers in sich schloß. Es herrschte ein Gefühl von Bestürzung, eine gewaltige Unentschlossenheit, entgegengesetzte Pläne, die sich bekämpften und alle Stunden wechselten. Und immer wieder tauchte die Frage auf: wo waren nur die deutschen Heere? Wer hatte recht: diejenigen, die behaupteten, es stände Vazaine noch frei, seinen Rückzug auf die Plätze des Nordens durchzuführen, oder die, die erklärten, er sei schon vor Metz eingeschlossen? Ein unaufhörliches Raunen von Riesenschlachten, von heldenhaften Kämpfen lief umher, die vom 14. bis 20. eine ganze Woche lang gedauert hätten, ohne daß sich etwas anderes herausschälen ließ als ein furchtbarer, in der Ferne sich verlierender Waffenlärm. Nun setzte sich Maurice mit vor Müdigkeit zerschlagenen Beinen auf eine der Bänke. Die Stadt schien rings um ihn her ihr tägliches Leben zu führen, und Kindermädchen paßten unter den schönen Bäumen auf die Kinder, während kleine Rentner gemächlichen Schrittes ihren gewohnten Spaziergang machten. Er nahm seine Zeitung wieder vor, als er auf einen Schriftsatz stieß, der ihm bisher entgangen war, einen Aufsatz in einem Blatte schärfster republikanischer Opposition. Plötzlich wurde ihm alles klar. Die Zeitung bestätigte, daß in dem am 17. im Lager von Châlons abgehaltenen Kriegsrat der Rückzug der Heeresgruppe auf Paris beschlossen worden und die Ernennung General Trochus nur durchgeführt sei, um die Rückkehr des Kaisers vorzubereiten. Aber er fügte hinzu, daß diese Beschlüsse an der Haltung der Kaiserin-Regentin und des neuen Ministeriums gescheitert seien. Für die Kaiserin stände der Ausbruch des Umsturzes fest, falls der Kaiser zurückkehre. Man schob ihr das Wort unter: »er würde nicht mehr lebendig die Tuilerien erreichen.« Ebenso bestand sie mit ihrem ganzen starrköpfigen Willen auf dem Vormarsch, auf der Vereinigung mit der Heeresgruppe von Metz unter allen Umständen, worin sie übrigens vom General Palikao, dem neuen Kriegsminister, unterstützt wurde, der den Plan eines blitzschnellen Siegesmarsches zur Vereinigung mit Bazaine gefaßt hatte. Und als die Zeitung jetzt auf seine Knie glitt und sein Blick sich verlor, glaubte Maurice alles zu verstehen: die beiden sich bekämpfenden Pläne, das Zaudern Marschall Mac Mahons, den so gefährlichen Flankenmarsch mit so wenig in sich gefestigten Truppen zu unternehmen, die ungeduldigen, immer gereizteren Befehle, die aus Paris kamen und ihn endlich in dies närrische Wagnis hineinstürzten. Plötzlich sah er klar die Erscheinung des Kaisers inmitten dieses Trauerspiels vor sich, seiner kaiserlichen Würde entkleidet, die er den Händen der Kaiserin-Regentin anvertraut hatte, seiner Gewalt als Oberbefehlshaber beraubt, mit dem er den Marschall Bazaine soeben bekleidet hatte, in Zukunft nichts weiter als der Schatten eines Kaisers, unbestimmt und unklar, eine namenlose, überall im Wege stehende Nutzlosigkeit, mit der man nichts anzufangen wußte, die Paris von sich stieß und für die im Heere kein Platz mehr war, seitdem er sich dazu verstanden hatte, keinen Befehl mehr zu erteilen.

Am folgenden Morgen indessen, nach einer stürmischen Nacht, die er, in seinen Mantel gewickelt, vor dem Zelte schlief, kam Maurice das tröstliche Bewußtsein, daß der Rückzug auf Paris entschieden die Oberhand behalten hatte. Es hieß, es habe ein neuer Kriegsrat am Abend vorher stattgefunden, dem der frühere Vizekaiser Mr. Rouher beigewohnt hätte, der von der Kaiserin geschickt worden sei, um den Marsch auf Verdun zu beschleunigen, und daß der Marschall diesen von der Gefährlichkeit einer solchen Bewegung überzeugt zu haben scheine. Waren schlechte Nachrichten von Bazaine eingetroffen? Das wagte man nicht zu bestätigen. Aber das Ausbleiben von Nachrichten war an sich selbst schon bezeichnend; alle einigermaßen verständigen Offiziere erklärten sich für das Abwarten vor Paris, für das man so durch diese Heeresgruppe eine Sicherung bilden könnte. Und in der Überzeugung, daß es am nächsten Morgen zurückgehen würde, da es hieß, der Befehl sei schon ausgefertigt, wollte sich Maurice in seinem Glück einen ihn ganz erfüllenden kindlichen Wunsch befriedigen: einmal seiner Kommißschüssel zu entfliehen und irgendwo von einem richtigen Tischtuch zu essen, eine Flasche, ein Glas, einen Teller vor sich zu sehen, alles, dessen er sich seit Monaten wie beraubt vorkam. Er hatte Geld; klopfenden Herzens riß er aus wie zu einem richtigen Jungensstreich und suchte sich ein Wirtshaus.

Jenseits des Kanals am Eingange des Dorfes Courcelles fand er das erträumte Frühstück. Am Abend vorher hatte er gehört, der Kaiser wäre in einem der Häuser des Dorfes abgestiegen; und nun er aus Neugierde hierher gebummelt war, erinnerte er sich, an einer Ecke zwischen zwei Straßen diese Wirtschaft mit ihrer Gartenlaube gesehen zu haben, in der schöne Weintrauben schon goldig und reif herabhingen. Unter dem rankenden Wein standen grün angestrichene Tische, und in der mächtigen Küche sah man durch die weit offene Tür eine laut tickende Wanduhr, Epinaler Bilderbogen zwischen Steingut an die Wand geklebt, während die riesige Wirtin den Bratspieß drehte. Weiter hinten lag eine Kegelbahn. Alles war gemütlich, heiter und hübsch, die richtige alte französische Weinkneipe.

Ein hübsches Mädchen mit kräftiger Brust kam und zeigte ihre weißen Zähne, während sie ihn fragte:

»Möchte der Herr frühstücken?«

»Jawohl, frühstücken möchte ich... Geben Sie mir ein paar Eier, ein Stück Fleisch und Käse... Und Weißwein!«

Er rief sie zurück.

»Sagen Sie, ist nicht in einem der Häuser da der Kaiser abgestiegen?«

»Sehen Sie, in dem da gerade vor uns, Herr!... Das Haus sieht man nicht, es liegt hinter der Mauer, über die die Bäume herübergucken.«

Nun ließ er sich in der Laube nieder, schnallte sein Koppel ab, um behaglicher zu sitzen, und suchte sich einen Tisch, auf den die durch die Reben fallende Sonne goldene Kringel warf. Immer wieder lief sein Blick zu der gelben Mauer zurück, die den Kaiser umschloß. Wirklich, das war ein verborgenes, geheimnisvolles Haus, von dem man von außen nicht mal die Dachziegel sah. Der Eingang ging nach der andern Seite hinaus auf die Dorfstraße, eine enge Straße, die sich ohne Läden, ja ohne ein Fenster zwischen den trübseligen Mauern dahinwand. Hinter dem Hause lag der kleine Park zwischen einigen benachbarten Bauten wie ein Eiland von dichtem Grün. Und dort auf der andern Seite der Straße entdeckte er in einem weiten, von Ställen und Scheunen umgebenen Hofe, den sie ganz vollstopften, einen Park von Wagen und Fuhrwerken inmitten eines dauernden Hinundher von Menschen und Pferden.

»Ist das alles für den Kaiser?« fragte er in scherzhafter Absicht das Mädchen, das ein schneeweißes Tischtuch über den Tisch breitete.

»Ganz allein für den Kaiser, wahrhaftig!« antwortete sie in ihrer hübschen, munteren Weise, froh, ihre weißen Zähne zeigen zu können.

Sie war zweifellos von den Stallknechten unterrichtet, die seit dem Abend vorher zum Kneipen herüberkamen, und fing an aufzuzählen: der Stab von fünfundzwanzig Offizieren, sechzig Mann Hundertgarden und ein Zug Leibjäger, sechs Feldgendarmen; dann der dreiundsiebzig Personen umfassende Haushalt, die Kammerherren, die Kammer- und Tafeldiener, die Köche, die Küchenjungen; dann vier Reitpferde und zwei Wagen für den Kaiser, zehn Pferde für die Reitknechte, acht für die Jäger und die Stalljungen, siebenundvierzig Postpferde gar nicht mitgezählt; dann ein Break, zwölf Gepäckwagen, von denen zwei für die Küche bestimmte ihre besondere Bewunderung erregt hatten durch die Menge Gerätschaften, Teller und Flaschen, die man in ihnen in schöner Ordnung erblickte.

»Ach, Herr, keine Ahnung haben Sie von all den Töpfen! Wie die Sonne leuchten sie... und alle möglichen Sorten von Tellern und Schüsseln und Dingen, die zu Gott weiß was dienen!... Und einen Weinvorrat, ach! Bordeaux, Burgunder, Champagner; die können sich bekneipen!«

Voller Freude über das weiße Tischtuch, entzückt über den Weißwein, der im Glase funkelte, aß Maurice zwei weiche Eier in einem Gefühl von Schlemmerei, das er gar nicht an sich kannte. Wenn er den Kopf wandte, hatte er links durch einen der Eingänge der Laube die Aussicht über die weite, mit Zelten bedeckte Ebene, eine ganze wimmelnde Stadt, die zwischen den Strohdächern, dem Kanal und Reims emporgeschossen war. Ein paar magere Baumgruppen verdeckten nur unwirksam mit ihrem Grün die graue Weite. Drei Windmühlen drehten ihre dürren Arme. Aber über dem Dächergewirr von Reims, das die Wipfel der Kastanien verdeckten, hob sich das gewaltige Schiff der Kathedrale von der blauen Luft ab, riesenhaft trotz der Entfernung neben den niedrigen Häusern. Und Schulerinnerungen, auswendig gelernte und hergestotterte Aufgaben kamen ihm ins Gedächtnis zurück: die Königssalbungen, das heilige Salbgefäß, Chlodwig, Jeanne d'Arc, das ganze ruhmreiche alte Frankreich.

Als Maurice dann, von neuem von dem Gedanken an den Kaiser gepackt, in diesem einfachen, so heimlich versteckten Bürgerhause seinen Blick wieder auf die lange gelbe Mauer lenkte, las er dort zu seinem Erstaunen in riesigen Kohlebuchstaben den Ruf: Es lebe Napoleon! neben ungeschickten, übertrieben groß gezeichneten Schweinereien. Der Regen hatte die Buchstaben verwaschen; die Inschrift war offenbar sehr alt. Wie merkwürdig, dieser alte, begeisterungsvolle Kriegsruf hier an der Mauer, der zweifellos dem Oheim, dem Eroberer, und nicht dem Neffen galt! Schon wurde seine Kindheit wieder lebendig und sang in ihm ihre Erinnerungen von damals an, als er zu Chéne-Populeur noch in der Wiege die Geschichten seines Großvaters, eines Soldaten der Großen Armee, anhörte. Seine Mutter war tot, sein Vater hatte eine Lehrerstelle annehmen müssen in dem Zusammenbruch des Ruhmes, der die Söhne der Helden nach dem Sturz des Kaiserreichs traf; da lebte nun der Großvater von einem winzigen Ruhegehalt in der Mittelmäßigkeit dieses kleinen Beamtenhaushalts ohne jeden andern Trost als den, den Enkeln von seinen Feldzügen zu erzählen, den beiden Zwillingen, dem Jungen und dem Mädchen mit den gleichen blonden Haaren, die er ein wenig bemutterte. Henriette setzte er aufs linke Knie, Maurice aufs rechte, und dann gab es stundenlang homerische Schlachtenschilderungen.

Die Zeiten verschmolzen sich; alles schien ihm außerhalb der Geschichte in einem furchtbaren Zusammenstoß der Völker vor sich zu gehen. Engländer, Österreicher, Preußen, Russen zogen zugleich und wechselweise vor ihm dahin mit ihren auf gut Glück geschlossenen Bündnissen, ohne daß man immer wissen konnte, weshalb die einen schwerer geschlagen wurden als die andern. Aber als Schlußergebnis wurden sie alle geschlagen, unvermeidlich im voraus geschlagen unter dem Drucke eines genialen Heldentums, das ganze Heere wie Stroh zusammenfegte. Da war Marengo, die Schlacht der Ebene mit ihren so klug entwickelten Linien, ihrem tadellosen gestaffelten Rückzug, der schweigenden und gegen das feindliche Feuer unempfindlichen Batterielinie, die sagenhafte Schlacht, die in drei Stunden verloren und in sechsen gewonnen wurde, in der die achthundert Grenadiere der Konsulargarde den Ansturm der ganzen österreichischen Kavallerie brachen, in der Desair eintraf, um zu sterben und die beginnende Flucht in einen unsterblichen Sieg zu wandeln. Dann kam Austerlitz mit seiner schönen Ruhmessonne im Winternebel, Austerlitz, das mit der Wegnahme der Hochebene von Pratzen begann und in dem schrecklichen Zusammenbruch der vereisten Sümpfe endete, in denen ein ganzes russisches Armeekorps, Menschen und Tiere, mit entsetzlichem Krachen unter dem Eise verschwand, während Napoleon, der Gott, der natürlich alles vorausgesehen hatte, das Unheil mit Kanonenschüssen beschleunigte. Dann war da Jena, das Grab der preußischen Macht, mit Plänklerfeuer im Oktobernebel beginnend, die Ungeduld Neys, die beinahe alles in Frage stellt, dann das Einrücken Augereaus in die Schlachtlinie zur Ablösung Neys, der große Stoß, der das feindliche Zentrum mit sich reißt, endlich die Panik, das Rette-sich-wer-kann einer übermäßig gepriesenen Kavallerie, die unsere Husaren wie reifen Hafer zusammensäbeln, so daß das ganze romantische Tal mit niedergemetzelten Menschen und Pferden übersät war. Eylau, das scheußliche Eylau, die blutigste, die Schlachterei mit ihren Haufen schauderhaft entstellter Leichen, Eylau, rot von Blut im Schneesturm, mit seinem traurigen Heldenfriedhof, Eylau, noch widerhallend vom niederschmetternden Angriff der achtzig Schwadronen Murats, die die russische Armee hin und her durchquerten und den Boden mit einer so dicken Schicht von Leichen bedeckten, daß selbst Napoleon weinte. Friedland, die große, schreckliche Falle, in die die Russen abermals wie erschreckte Spatzen hineinfielen, das Meisterstück des Kaisers an Feldherrnkunst, der alles wußte und konnte, unsere Linke unbeweglich, unerschütterlich, während Ney die Stadt Straße für Straße nahm und die Brücken zerstörte, bis die Linke sich auf die feindliche Rechte stürzte und sie gegen den Fluß trieb und sie in dieser Sackgasse aufrieb, eine derartige Metzelei, daß sie sich noch um zehn Uhr abends umbrachten. Wagram, wo die Österreicher uns von der Donau abschneiden wollten und ihren linken Flügel immer mehr verstärkten, um Massena zu schlagen, der verwundet vom offenen Wagen aus befehligte, und Napoleon, boshaft und riesig, sie gewähren ließ und dann mit einemmal hundert Geschütze ein schreckliches Feuer auf ihre entblößte Mittelstellung richteten und sie mehr als eine Meile zurückwarfen, während ihre Rechte voller Furcht vor ihrer Vereinsamung von Massena, der den Sieg wieder gepackt hatte, zu weichen begann und den Rest des Heeres in den vernichtenden Strudel eines Deichbruches mithineinriß. Endlich die Moskwa, wo die helle Sonne von Austerlitz zum letztenmal schien, ein fürchterliches Handgemenge, ein Wirrwarr der mit hartnäckigem Mut kämpfenden Massen, wo Hügel unter unaufhörlichem Feuer gestürmt wurden, fortwährende Gegenangriffe jeden Zoll Bodens streitig machten, bei dem erbitternden Mut der russischen Garde, so daß es der wütenden Angriffe Murats, des Donners von dreihundert gleichzeitig feuernden Geschützen und Neys, des Hauptsiegers des Tages, Heldenmut bedurfte, um den Sieg zu erringen. Einerlei wie die Schlacht hieß, die Fahnen flatterten in der Abendluft mit demselben Siegesrauschen, der Ruf: Hoch Napoleon! ertönte stets gleich zur Stunde, wo die Biwakfeuer in den eroberten Stellungen aufflammten; überall war Frankreich zu Hause und trug seine unüberwindlichen Adler von einem Ende Europas zum andern; es brauchte seinen Fuß nur in ein Königreich hineinzusetzen, um die Völker bezähmt zu Boden zu strecken.

Maurice aß sein Rippenstück und fühlte sich weniger angeregt von dem Weißwein als von all dem heraufbeschworenen Ruhm, als sein Blick auf zwei zerlumpte, mit Schmutz bedeckte Soldaten fiel, die vom Herumstrolchen ermüdeten Gaunern glichen; und er hörte, wie sie das Mädchen nach der genauen Lage der am Kanal entlang lagernden Regimenter fragten.

Da rief er sie an.

»Heda! Kameraden, hierher!... Ihr seid ja auch vom siebenten Korps!«

»Gewiß, von der ersten Division!... Ach verflucht! kannst es glauben, ich gehöre dazu. Hier hast du den Beweis: ich war bei Fröschweiler, und da war's nicht kalt, kann ich dir versichern! ... Und da, der Kamerad ist vom ersten Korps und war bei Weißenburg, auch so'n Drecknest!«

Sie erzählten ihre Geschichte, wie sie, in die panische Flucht verwickelt, halb tot vor Ermattung in einem Graben liegen geblieben waren, einer wie der andere leicht verwundet, und wie sie sich seitdem hinter der Armee hergeschleppt hätten, in einzelnen Städten wegen ihres fieberhaften Erschöpfungszustandes hätten liegen bleiben müssen, daß sie aber nun schließlich leidlich wiederhergestellt wären und ihre Korporalschaft wiederfinden wollten.

Maurice, der gerade ein Stück Käse nehmen wollte, krampfte sich das Herz zusammen, als er ihre gierigen Blicke auf seinen Teller gerichtet sah.

»Bitte, Fräulein! noch etwas Käse, und Brot und Wein!.. Nicht wahr, Kameraden, ihr macht's wie ich? Ich halte euch frei. Eure Gesundheit!«

Hocherfreut setzten sie sich an den Tisch. In ihm aber entstand ein Gefühl von Kälte, als er sie so in der jammervollen Verwahrlosung waffenloser Soldaten vor sich sah, mit derart durch Bindfaden zusammengehaltenen roten Hosen und aus so viel verschiedenen Lumpen zusammengestückten Waffenröcken, daß sie wie Plünderer aussahen, wie Zigeuner, die gerade ein Schlachtfeld abgelesen hatten.

»Ach, verflucht ja!« fing der Größere mit vollem Munde wieder an, »das war kein Spaß da hinten! ... Das muß man selbst gesehen haben. Erzähl' doch mal, Coutard.«

Und der Kleine fuchtelte mit seinem Stück Brot durch die Luft und erzählte.

»Ich wusch gerade mein Hemd, während wir abkochten ... Denkt euch mal so'n dreckiges Loch, so'n richtigen Trichter mit Wäldern rings herum, die es den Schweinen von Preußen möglich machten, auf allen vieren 'ranzukommen, ohne daß wir 'ne Ahnung davon hatten ... Also um sieben Uhr fangen mit einemmal die Granaten an, uns in die Kessel zu fallen. Gott'sverdammt! Wir sprangen fix zu unsern Flinten, und bis elf dachten wir wahrhaftig, wir langten ihnen schön feste eine hin ... Aber ihr müßt wissen, wir waren nur fünftausend, und von den Schweinehunden kamen immer mehr, immer mehr. Ich lag auf so 'nem Hügel hinter einem Busch und sah sie drüben rechts, links, ach! in wahren Ameisenhaufen herauskommen, ganze Züge von schwarzen Ameisen, und wenn sie eben aufhörten, fing es gleich wieder an. Es ist nicht zu sagen, und wir dachten alle, unsere Führer müßten doch tolle Gimpel sein, daß sie uns in so 'n Wespennest hineinjagten, weit weg von den Kameraden, und daß sie uns da plattschlagen ließen, ohne uns zu Hilfe zu kommen ... Da mit einemmal schluckt unser General, der arme Deubel von General Douay, wirklich kein Dummkopf oder Feigmatz, 'ne blaue Bohne und streckt alle viere in die Luft. Erledigt! und kein Mensch weiter da! Das macht aber nichts, wir halten uns doch. Aber schließlich waren es doch zu viele, wir mußten ausreißen. Wir schlugen uns so zwischen den Zäunen 'rum, verteidigten den Bahnhof, und es war ein Lärm, daß man da taub von hätte werden können ... Und dann, ich weiß nicht mehr, dann wurde die Stadt genommen, und wir lagen auf einem Berg, ich glaube der Geißberg sagen sie; und dann steckten sie da in so 'ner Art Schloß; was wir da von den Schweinen geschlachtet haben! Sie gingen in die Luft, es war ordentlich ein Spaß, sie auf die Nase fallen zu sehen ... Und dann? ja, was meint ihr? immer mehr, immer mehr kamen, zehn Mann gegen einen und so viel Kanonen, wie sie gerade wollten. Bei solchen Geschichten mutig zu sein, ist nur dazu gut, daß man auf der Nase liegenbleibt. Schließlich war es so ein Matsch, daß wir ausreißen mußten ... Das macht nichts! Wenn sie auch Gimpel sind, unsere Offiziere, dann find sie doch 'ne feine Sorte, nicht wahr, Picot?«

Sie schwiegen. Picot, der Größere, goß ein Glas Weißwein hinunter; dann wischte er sich den Mund mit der umgekehrten Hand:

»Sicher! Genau wie bei Fröschweiler; man muß schon ein Heuochse sein, wenn man sich unter solchen Verhältnissen schlägt. Mein Hauptmann, so 'n kleines Biest, der sagte ... in Wahrheit kann man's nämlich gar nicht wissen. 'n ganzes Heer von diesen Drecklümmeln fiel über uns her, während wir kaum vierzigtausend waren. Und wir dachten an dem Tage gar nicht daran, uns zu schlagen; die Schlacht fing so ganz allmählich an, ohne daß die Führer es wollten, scheinbar. Kurz, na! ich habe natürlich nicht alles gesehen. Aber das weiß ich doch, daß der Tanz den ganzen Tag immer wieder von neuem anfing, und wenn sie eben dachten, es wäre aus, keine Spur! dann gingen die Fiedeln erst recht wieder los ... Zuerst, bei Wörth, ein nettes Dorf mit so 'nem spaßigen Kirchturm, der wie ein Ofen aussieht, weil sie da oben so Steingutkacheln angebackt haben. Ich weiß den Deubel nicht, weshalb wir ihn am Morgen aufgeben mußten, denn mit Klauen und Zähnen versuchten wir ihn nachher wieder zu nehmen und konnten's nicht. Ach, Kinder! was wir uns da geholzt haben, was es da für offene Bäuche und zerschmetterte Schädel gab, ihr könnt's nicht glauben! ... Dann hauten wir uns um ein anderes Dorf: Elsaßhausen, ein Name, um junge Hunde zu kriegen. Wir kriegten Feuer aus verdeckter Stellung von einem Haufen Kanonen, die ganz bequem von so 'nem verdammten Hügel herunterfeuerten, den wir auch am Morgen aufgegeben hatten. Und da habe ich, jawohl! wie ich hier sitze, da habe ich den Angriff der Kürassiere gesehen. Was haben die sich totschlagen lassen, die armen Deubels! Ein wahrer Jammer, Pferde und Menschen über so ein Gelände zu jagen, einen Abhang voll von Gestrüpp und Gräben! Um so mehr, verdammt noch mal! als es doch alles nichts nützte. Na, wenn auch! forsch war es, und es macht einem das Herz warm ... Schließlich, nicht wahr, da schien es doch am besten, sich zu drücken und woanders zu verschnaufen. Das Dorf brannte wie Streichhölzer, die Badenser, die Württemberger, die Preußen, die ganze Bande hatte uns schließlich eingewickelt, mehr als zwanzigtausend von diesen Dreckspatzen, wie wir sie nachher gezählt haben. Und natürlich geht die Geschichte bei Fröschweiler herum erst recht wieder los! Denn das ist reine Wahrheit: ein Schafskopf ist Mac Mahon wohl, aber tapfer ist er doch. Solltet ihn mal sehen auf seinem großen Schimmel mitten unter den Granaten! Ein anderer wäre gleich ausgerissen und hätte gesagt, das wäre doch keine Schande, sich nicht zu schlagen, wenn man nicht stark genug ist. Wie es aber erst mal losgegangen war, da wollte er sich auch den Hals ganz und gar brechen. Und wie hat er das fertiggebracht! ... In Fröschweiler, seht ihr, das waren gar keine Menschen mehr, da fraßen sie sich gegenseitig wie die Bestien. Fast zwei Stunden lang lief das Blut nur so in den Gossen ... Am Ende, ja verflucht! am Ende mußten wir uns dann doch drücken. Und dann kommen sie noch und erzählen einem, daß mir auf dem linken Flügel die Bayern über Kopf geworfen hätten! Donnerschlag noch mal, ja! wenn wir auch hunderttausend Mann gehabt hätten! wenn wir auch genug Kanonen gehabt hätten und etwas weniger dämliche Führer!«

Voll heftiger Erbitterung schnitten Coutard und Picot in ihren zerlumpten Uniformen, grau von Staub, sich Brot ab und schlangen große Stücke Käse herunter; aber in der reizenden Laube mit den reifen Trauben, durch die die Sonnenstrahlen hindurchfunkelten, warfen sie den Alp ihrer Erinnerungen von sich. Jetzt kamen sie zu der schrecklichen Flucht, die dann folgte, wo ganze Regimenter aufgelöst, entmutigt, verhungert querfeldein flohen, die Heerstraßen ein scheußlicher Wirrwarr von Menschen, Pferden, Wagen, Geschützen dahinrollend, alle die Bruchstücke eines vernichteten Heeres, das vom tollen Hauch panischer Furcht vorwärtsgepeitscht wird. Wenn sie sich nun auch nicht ordentlich zurückzogen, um die Vogesenpässe zu verteidigen, so hätten sie doch wenigstens die Brücken sprengen und die Tunnel verstopfen müssen. Aber die Generäle jagten voller Bestürzung davon, und es wehte ein solcher, Sieger und Besiegte mit sich reißender Sturmwind von Betäubung, daß beide Heere sich zeitweilig auf dieser bei vollem Tageslicht doch nur tastend durchgeführten Verfolgung ineinander verloren, daß Mac Mahon auf Luneville eilte und der Kronprinz von Preußen ihn in der Richtung der Vogesen suchte. Am 7. kamen die Reste des ersten Korps wie ein schlammiger, aus seinen Ufern getretener Fluß, auf dem Wrackstücke dahintreiben, durch Zabern. Am 8. stieß das fünfte Korps bei Saarburg wie ein ausgetretener Wildbach auf einen andern, auf das erste auch auf der Flucht befindliche, das, kampflos geschlagen, seinen Führer, den traurigen General Failly, mit sich riß; und der verlor den Verstand darüber, daß die Schuld an der Niederlage auf seine Untätigkeit zurückgeführt wurde. Am 9., am 10. ging die Hetzjagd weiter, ein wütendes Rette-sich-wer-kann, wo sich kein Mensch mehr umschaute. Am 11. kamen sie in strömendem Regen auf Vayon herunter, um Nancy zu vermeiden, das einem falschen Gerücht zufolge in den Händen des Feindes sein sollte. Am 12. lagen sie bei Haroué, am 13. bei Vicherey, und am 14. endlich waren sie in Neufchâteau, wo die Eisenbahn dies menschliche Geröll in Empfang nahm und es wie mit Schaufeln in Züge verlud, die es in drei Tagen nach Châlons brachten. Vierundzwanzig Stunden nach Abgang des letzten Zuges trafen die Preußen ein.

»Ach, eine verfluchte Geschichte!« schloß Picot. »Was wir da ausreißen mußten ... Ja, und wo wir auch noch im Lazarett lagen.«

Coutard goß den Rest der Flasche in sein Glas und das seines Kameraden.

»Ja, da suchten wir unsere Siebensachen zusammen und laufen jetzt noch ... Ach was! So ist's auch ganz schön, wenn man denn noch aufs Wohl von Leuten trinken kann, die sich nicht den Hals dabei gebrochen haben.«

Jetzt verstand Maurice. Nach der törichten Überraschung bei Weißenburg kam die Vernichtung bei Fröschweiler wie ein Blitzstrahl, der die schreckliche Wahrheit mit unheimlicher Klarheit klar erkennen ließ. Wir waren schlecht vorbereitet, die Artillerie mittelmäßig, die Truppenbestände erlogen, die Generäle unfähig; und der so sehr unterschätzte Feind erschien stark und einheitlich, unzählbar, im Besitz vollkommener Fechtweise und Manneszucht. Der schwache Vorhang unserer sieben von Metz bis Straßburg verstreuten Korps wurde von den drei deutschen Heeren wie durch mächtige Keile zertrennt. Im Handumdrehen waren wir nun allein, weder Österreich noch Italien kamen, der Plan des Kaisers brach infolge der Langsamkeit der kriegerischen Maßnahmen und der Unfähigkeit der Führer zusammen. Ja, das Geschick selbst arbeitete gegen uns, es häufte Widerwärtigkeiten und ärgerliche Zusammentreffen und setzte den geheimen Plan der Preußen, der darauf hinauslief, unsere Heere in zwei Teile zu zerschneiden, den einen auf Metz zurückzuwerfen, um ihn dort von Frankreich abzusondern, und dann den andern zu vernichten und auf Paris zu marschieren, in Wirklichkeit um. Von nun an schien es ihm mathematisch sicher, daß wir aus all diesen Ursachen besiegt werden mußten, deren unvermeidliche Ergebnisse nun so klar dastanden; es war der Ansturm unklugen Mutes gegen Überzahl und kalte Überlegung. Später könnte man sich lange darüber unterhalten; die Niederlage war trotz alledem unabänderlich wie die Gesetze der Kräfte, die die Welt lenken.

Und da las Maurice mit träumerischem, verlorenem Blick da hinten an der Mauer plötzlich wieder den Ruf: Hoch Napoleon! in Kohle auf der gelben Mauer. Er empfand ein unerträgliches Unbehagen, brennende Stiche durchbohrten ihm das Herz. So wurde Frankreich mit seinen sagenhaften Siegen, das unter Trommelschlag durch ganz Europa gezogen war, von einem verachteten Volke wirklich auf den ersten Hieb gefällt? Fünfzig Jahre hatten genügt, die Welt hatte sich geändert, fürchterlich brach die Niederlage über die ewigen Sieger herein. Und er dachte an alles, was sein Schwager Weiß ihm in der angstvollen Nacht vor Mülhausen gesagt hatte. Ja, der allein sah also klar und ahnte, was die langsam im Verborgenen wirkenden Ursachen unserer Schwäche waren, ahnte allein den frischen Wind der Jugendkraft, der von Deutschland herüberwehte. Ging nicht ein Zeitalter des Krieges zu Ende und brach nicht ein neues an? Wehe dem Volke, das bei dem fortdauernden Wettbewerb ins Zögern geriet; der Sieg gehörte denen, die an der Spitze marschierten, den gesündesten, den kräftigsten!

In diesem Augenblick aber ertönte Gelächter, das Lachen eines im Scherz überwundenen Mädchens. Es war Leutnant Rochas, der in der alten verräucherten Küche voll Vergnügen über die Epinaler Bilderbogen als erobernder Krieger das hübsche Dienstmädchen im Arme hielt. Er erschien in der Laube, wo er sich einen Kaffee geben ließ; und da er die letzten Worte Picots und Coutards gehört hatte, mischte er sich heiter ins Gespräch:

»Ach, Kinder, das macht ja alles gar nichts! Der Tanz fängt ja erst an; ihr sollt nächstens mal die Sorte von verflixter Revanche sehen ... Donnerwetter, bis jetzt stehen sie ja fünf gegen einen! Aber die Geschichte kommt schon andersrum, ich gebe euch mein Wort darauf! ... Wir sind hier dreihunderttausend Mann. Alle Bewegungen, die wir ausführen und die wir jetzt noch nicht verstehen, die sollen alle nur die Preußen auf uns ziehen, während Bazaine sie beobachtet und dann mit einemmal beim Schwanze packt ... Dann werden wir sie schon plattschlagen, schwapp! wie die Fliege hier!«

Mit einem lauten Klapp hatte er eine Fliege im Fluge zwischen den Händen zerquetscht; seine Freude wurde immer lauter; in vollster Unschuld glaubte er auch an diesen so einfachen Plan und wurde durch seinen Glauben an den unbesiegbaren Mut wieder ins Gleichgewicht gebracht. Er gab den beiden Soldaten zuvorkommend den genauen Standplatz ihres Regiments an und machte es sich dann bei seiner Tasse Kaffee, eine Zigarre zwischen den Zähnen, bequem.

»Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite, Kameraden!« antwortete Maurice, als Coutard und Picot sich entfernten, indem sie ihm für seinen Käse und die Flasche Wein dankten.

Er ließ sich nun auch eine Tasse Kaffee geben und betrachtete den Leutnant, der ihn durch seine schöne Fröhlichkeit gewonnen hatte, etwas überrascht allerdings über die dreihunderttausend Mann, da doch kaum hunderttausend da waren, und über die einzigartige Leichtigkeit, mit der er die Preußen zwischen den Heeresgruppen von Châlons und Metz zerquetschte. Aber ihm selbst war ja auch etwas Einbildung so nötig. Warum sollte er nicht auch noch hoffen, da die ruhmreiche Vergangenheit noch so laut in seinem Innern nachklang? Die alte Kneipe war so heiter mit ihrem Lattenwerk, von dem die leuchtenden Trauben Frankreichs, von der Sonne vergoldet, herunterhingen. Wieder kam eine Stunde des Vertrauens über ihn und überwog die große dumpfe Traurigkeit, die sich allmählich in ihm angehäuft hatte.

Einen Augenblick folgten Maurices Augen einem Offizier von den Chasseurs d'Afrique und seinem Meldereiter, die beide in scharfem Trabe an der Ecke des schweigsamen Hauses, das von dem Kaiser bewohnt wurde, verschwanden. Als dann der Meldereiter allein wieder erschien und mit den beiden Pferden vor der Tür der Kneipe anhielt, entfuhr ihm ein Schrei des Erstaunens.

»Prosper! ... und ich glaubte, Ihr wär't in Metz!«

Es war ein Mann aus Remilly, ein einfacher Dienstknecht, den er schon als Kind gekannt hatte, als er noch die Ferien beim Ohm Fouchard zubrachte. Der war ausgelost und stand schon drei Jahre in Afrika, als der Krieg ausbrach; er sah sehr gut aus in seiner himmelblauen Weste und den weiten roten Hosen mit den blauen Streifen und dem rotwollenen Gürtel, mit seinem langen, trockenen Gesicht und den geschmeidigen, kräftigen Gliedmaßen, die eine außerordentliche Gewandtheit verrieten.

»Sieh mal an! wie man sich trifft ... Herr Maurice!« Aber er beeilte sich gar nicht und führte die dampfenden Pferde in den Stall, wobei er besonders seinem eigenen einen väterlichen Blick zukommen ließ. Die Liebe zum Pferde, die zweifellos schon von Kindheit an in ihm saß, als er noch die Tiere zum Pflügen aufs Feld brachte, hatte ihn zur Kavallerie gehen lassen.

»Wir kommen nämlich von Monthois, mehr als zehn Meilen in einem Ritt,« fing er an, als er zurückkam; »und Zephir mag ganz gern so'n bißchen was.«

Zephir war sein Pferd. Er selbst wollte nichts essen und nahm nur eine Tasse Kaffee. Er wartete auf seinen Offizier, der auf den Kaiser warten mußte. Das konnte fünf Minuten dauern, aber es konnten auch zwei Stunden werden. Und sein Offizier hatte ihm gesagt, er solle die Pferde in den Schatten bringen. Als Maurice, bei dem die Neugierde erwachte, dann etwas zu erfahren versuchte, machte er eine ausweichende Bewegung.

»Weiß nicht ... irgend so ein Auftrag, natürlich ... Papiere wieder zurückzubringen.«

Rochas betrachtete mit zärtlichen Blicken den Jäger, dessen Uniform Erinnerungen an Afrika in ihm erweckte.

»Na, mein Junge, wo standen Sie denn da unten?«

»In Médéah, Herr Leutnant!«

Médéah! Das brachte sie einander näher, und sie plauderten trotz des Rangunterschiedes. Prosper hatte sich ganz an dies fortwährende Auf-dem-Anstand-Leben gewöhnt, immer zu Pferde, ins Gefecht gehen wie zur Jagd, auf irgend so 'ne große Araberhetze. Für jede Rotte von sechs Köpfen gab es nur eine Schüssel; und jede Rotte bildete eine Familie für sich, der eine besorgte die Küche, der andere die Wäsche, wieder andere schlugen das Zelt auf, besorgten die Pferde oder putzten die Waffen. Morgens und nachmittags lag man mit einem Riesengepäck auf dem Gaul in der bleiernen Sonne. Um die Mücken zu verjagen, zündete man abends große Feuer an und sang, um sie herumgelagert, Frankreichs Lieder. Oft mußte man in der hellen, sternfunkelnden Nacht aufstehen, um unter den Pferden Frieden zu stiften, die, von der lauen Luft gefächelt, plötzlich anfingen sich zu beißen und mit wütendem Gewieher die Haltepflöcke ausrissen. Dann kam der Kaffee, der köstliche Kaffee, das Allerwichtigste, der in einer Schüssel zerstampft und dann durch einen roten Kommißgürtel gegeben wurde. Aber es gab auch schwarze Tage, weit entfernt von jeder Behausung, angesichts des Feindes. Dann gab's keine Feuer, keine Lieder, keine Kneipereien. Zuweilen litten sie furchtbar unter der Entbehrung von Schlaf, unter Hunger und Durst. Einerlei! sie hatten es doch lieb, dies Leben im Unvermuteten, voller Abenteuer, diesen Scharmützelkrieg, der wie geschaffen war für den Beweis persönlicher Tapferkeit, unterhaltend wie die Eroberung einer wüsten Insel, erheitert durch Spürjagden, Diebesfahrten im großen und durch seine Plünderungen sowie die kleinen Diebereien der eigentlichen Schnapphähne, deren sagenhafte Fahrten alles bis zu den Generälen hinauf ins Lachen brachten.

»Ach!« meinte Prosper und wurde wieder ernst, »hier ist es nicht wie da unten, hier schlägt man sich anders.«

Und auf eine neue Frage Maurices erzählte er von ihrer Ausschiffung in Toulon und der langen peinlichen Fahrt bis Lunéville. Dort hatten sie von Weißenburg und Fröschweiler gehört. Dann wußte er nicht mehr genau Bescheid und verwechselte die Städte: von Nancy bis Saint-Mihiel, von Saint-Mihiel bis Metz. Am 14. mußte dort eine große Schlacht stattgefunden haben, der ganze Horizont stand in Flammen; aber er hatte nur vier Ulanen hinter einer Hecke gesehen. Am 16. schlug man sich noch, die Kanonen wüteten von 6 Uhr morgens an; und es war ihm erzählt worden, daß am 18. der Tanz noch schrecklicher wieder angefangen hätte. Allein die Jäger waren nicht mehr da, weil am 16., als sie an einem Weg entlang zum Einrücken in Stellung bereitstanden, der Kaiser in einem Wagen vorbeikam und sie als Bedeckung nach Verdun mitgenommen hatte. Ein hübsches Ende, zweiundvierzig Kilometer im Galopp mit der Angst, jeden Augenblick von den Preußen abgeschnitten zu werden.

»Und Bazaine?« fragte Rochas.

»Bazaine? Es heißt, er wäre höllisch zufrieden, daß der Kaiser ihn in Ruhe läßt.«

Aber der Leutnant wollte wissen, ob Bazaine kommen würde. Und Prosper machte wieder eine ausweichende Bewegung; wer konnte das sagen? Seit dem 16. hatten sie die Tage mit Hin- und Hermärschen im Regen hingebracht, auf Erkundigungen und Feldwachen, ohne einen Feind zu sehen. Jetzt bildeten sie einen Teil der Armee von Châlons. Sein Regiment, zwei andere von französischen Jägern und ein Husarenregiment bildeten eine der Reserve-Kavallerie-Divisionen, die erste, die von General Margueritte geführt wurde, von dem er mit begeisterter Anhänglichkeit sprach.

»Ach! der Deubel! das ist ein doller Kerl! Aber was nutzt das, wenn man uns hier doch nur im Dreck herumpatschen laßt!«

Wieder wurde es still. Dann sprach Maurice einen Augenblick von Remilly, von Ohm Fouchard, und Prosper bedauerte, daß er Honoré nicht die Hand drücken konnte, dessen Batterie da unten eine Meile weiter auf der andern Seite des Weges nach Laon zu liegen mußte. Aber das Schnauben eines Pferdes ließ ihn das Ohr spitzen; er stand auf und verschwand, um sich zu vergewissern, daß es Zephir an nichts fehle. Allmählich, da die Kaffeezeit und die Stunde des Kaffeeschnäpschens herankam, strömten Soldaten aller Grade und jeder Waffe in die Kneipe. Kein Tisch blieb frei; in dem grünen Halbdunkel der vom Sonnenschein durchströmten Reben herrschte eine von bunten Uniformen belebte Heiterkeit. Der Stabsarzt Bouroche kam und setzte sich zu Rochas, als Jean eintrat, um einen Befehl zu überbringen.

»Herr Leutnant, der Herr Hauptmann erwartet Sie um drei Uhr in einer dienstlichen Angelegenheit.«

Rochas zeigte durch ein Kopfnicken an, daß er pünktlich da sein werde; Jean entfernte sich nicht sofort, er lächelte Maurice zu, der sich eine Zigarette anzündete. Seit dem Vorkommnis im Wagen herrschte zwischen den beiden Männern ein stillschweigender Waffenstillstand, eine Art gegenseitiger Prüfung, die immer wohlwollender ausfiel.

Prosper war voller Ungeduld zurückgekommen.

»Ich fange an zu essen, wenn mein Herr aus der Bude nicht wieder herauskommt ... 's ist zu dumm, der Kaiser ist imstande und kommt vor heute abend nicht wieder herein.«

»Sagt mal,« fragte Maurice mit wieder erwachender Neugier, »bringt Ihr am Ende Nachrichten von Bazaine?«

»Möglich! Da in Monthois redeten sie davon.«

Aber ganz plötzlich entstand eine Bewegung. Und Jean, der unter einem der Eingänge der Laube stehengeblieben war, drehte sich um und sagte: »Der Kaiser!«

Sofort war alles auf den Beinen. Zwischen den Pappeln auf der weißen Hauptstraße erschien ein Zug der Hundertgarden in ihren noch sauberen und glänzenden Uniformen mit der großen Sonne auf den Brustpanzern. Dann kam gleich hinter ihnen der Kaiser zu Pferde in einem weiten Zwischenraum, begleitet von seinem Stabe, dem ein zweiter Zug Hundertgarden folgte.

Die Häupter hatten sich entblößt, einige Zurufe ertönten. Und der Kaiser hob im Vorbeireiten den Kopf, sehr bleich, mit müdem Gesichtsausdruck, die Augen unstet, trübe und voller Wasser. Er schien aus einer Art Schlafzustand zu erwachen, lächelte schwach beim Anblick der sonnendurchströmten Kneipe und grüßte.

Da hörten Jean und Maurice ganz deutlich hinter sich Bouroche vor sich hin brummen, nachdem er den Kaiser mit dem Blick des alten Fachmannes gründlich geprüft hatte:

»Er hat sicher mal wieder einen ekligen Stein drin.«

Dann schloß er seine Prüfung mit dem einen Wort:

»Futsch!«

Jean schüttelte mit seinem engen, gesunden Verstande den Kopf: verdammtes Pech für ein Heer, so ein Führer! Und als Maurice zehn Minuten später Prosper die Hand schüttelte und, glücklich über sein schönes Frühstück, eine Zigarette rauchend von dannen zog, da nahm er dies Bild des Kaisers mit sich, wie er so bleich und so unklar im kurzen Trabe seines Pferdes vorbeiritt. Das war der Verschwörer, der Träumer, dem es im Augenblick der Tat an Spannkraft fehlt. Es hieß, er wäre sehr gut, sehr empfänglich für große und edle Empfindungen, und übrigens von festem, schweigsamem Manneswillen; und er war auch sehr tapfer und verachtete jede Gefahr als Anbeter des Schicksals, der bereit ist, sich dem Geschick zu unterwerfen. Aber in diesen großen Wandlungen schien er wie mit Starrheit geschlagen, wie gelähmt vor dem Vollbringen einer Tat, ohnmächtig, sich mit dem Geschick abzufinden, sobald es sich gegen ihn wandte. Und Maurice fragte sich, ob es sich bei dem Kaiser nicht um einen angeborenen, durch sein Leiden nur verschlimmerten Sonderfall handele, wenn nicht die Krankheit, an der er so sichtbar litt, selbst die Ursache dieser Unentschlossenheit, dieser wachsenden Unfähigkeit wäre, die er seit Beginn des Feldzuges zeigte. Das hätte alles erklärt. Ein Steinchen im Fleische des Menschen, und Kaiserreiche zerbröckeln.

Am Abend entstand im Lager nach dem Appell plötzlich eine Bewegung, Offiziere rannten hin und her und überbrachten Befehle, die den Abmarsch auf fünf Uhr am nächsten Morgen festsetzten. Für Maurice bedeutete das jähe Überraschung und Unruhe, denn er begriff, daß alles mal wieder abgeändert war: sie würden sich nicht auf Paris zurückziehen, es ging auf Verdun zur Vereinigung mit Bazaine. Es hieß, im Laufe des gestrigen Tages sei eine Depesche von diesem gekommen, in der er seine Rückwärtsbewegung ankündigte; und der junge Mann erinnerte sich an Prosper und den Jägeroffizier, die von Monthois kamen; vielleicht hatten die doch eine Abschrift dieser Depesche gebracht. Also trugen dank der ewigen Unbestimmtheit Marschall Mac Mahons die Kaiserin-Regentin und der Ministerrat in ihrer Furcht, den Kaiser nach Paris zurückkehren zu sehen, in ihrem starrköpfigen Willen, das Heer trotz allem als letztes Heilmittel für das Herrscherhaus vorwärts zu jagen, den Sieg davon. Und der jämmerliche Kaiser, der arme Mann, für den es in seinem Reiche keinen Platz mehr gab, der würde nun wie ein unnützer und hinderlicher Packen unter dem Gepäck seiner Truppen mitgeführt werden, dazu verurteilt, ein Spottbild seines kaiserlichen Haushaltes hinter sich her zu schleppen, seine Hundertgarden, seine Wagen, seine Pferde, seine Köche, seine Packwagen mit Töpfen und Champagner, den ganzen Prunk seines mit Bienen bestickten Staatsmantels, der nun auf den Heeresstraßen Blut und Schmutz der Niederlage zusammenfegen konnte.

Um Mitternacht schlief Maurice noch nicht. Eine fieberhafte, mit bösen Träumen durchsetzte Schlaflosigkeit ließ ihn sich im Zelt hin und her wälzen. Schließlich kroch er heraus und fühlte sich erquickt, als er aufrecht stehend die kalte, vom Winde durchpeitschte Luft einatmete. Der Himmel hatte sich mit großen Wolken bedeckt, die Nacht war sehr dunkel, die Finsternis unendlich traurig, von den letzten erlöschenden Wachtfeuern der ersten Zeltreihe wie mit wenigen Sternen durchfunkelt. Und in dieser schwarzen, wie vom Schweigen erdrückten Nacht hörte man das langsame Atmen der hunderttausend Mann, die da im Schlummer lagen. Da beruhigten sich Maurices Ängste, und ein Gefühl von Brüderlichkeit kam über ihn, voll zarter Nachsicht gegen all diese schlafenden Wesen, von denen Tausende bald im Todesschlaf ruhen würden. Tapfer waren sie ganz gewiß! Sie besaßen kaum irgendwelche Manneszucht, stahlen und soffen. Aber was hatten sie nicht schon gelitten und wieviel Entschuldigungsgründe konnte man nicht für den Zusammenbruch des ganzen Volkes aufzählen! Die ruhmreichen Veteranen von Sebastopol und Solferino bildeten schon eine nur kleine Zahl und waren unter zu junge, für langen Widerstand ungeeignete Truppen verteilt. Diese vier in der Eile aufgestellten und umgeformten Korps, ohne festen Zusammenhang miteinander, bildeten eine Armee der Verzweiflung; sie stellten das Sühnopfer dar, das zum Altar geführt wurde, um den Zorn des Schicksals abzuwenden. Sie mußte ihr Golgatha bis zur Höhe erklimmen und für die Fehler aller mit Strömen ihres roten Blutes zahlen; aber sie erschien durch das Entsetzensvolle ihres Unglücks vergrößert.

In diesem Augenblick kam über Maurice in der Tiefe der schaudernden Finsternis ein großes Pflichtgefühl. Er gab sich nicht länger prahlerischer Hoffnung auf das Erringen sagenhafter Siege hin. Dieser Marsch auf Verdun war der Gang in den Tod, und er nahm ihn in fröhlicher, starker Ergebung auf sich, da er sterben mußte.


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