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Was strömt das Volk dort jenem Haus entgegen,
An dessen Thor sich seine Woge bricht?
Unzählbar eilt es hin auf allen Wegen,
Es faßt der Raum die Fluth der Menge nicht! –
Und von den Thürmen tönt's in dumpfen Schlägen,
Um einen Sarg reiht sich der Fackeln Licht,
Und Trauersang und der Posaunen Klänge
Ertönen in's entfernteste Gedränge.
Liegt dort ein König? geht ein Fürst zu Grabe,
Daß weinend ihn ein ganzes Volk beklagt?
Ich sehe nichts von Herrscherbind' und Stabe
Auf jener Bahre, wo das Kreuz nur ragt!
Und doch war eine Krone seine Habe,
Und doch ist es ein König, den Ihr tragt:
Gekrönt hat ihn die himmlische Kamöne,
Und König ist er in dem Reich der Töne.
Und auf sieht man den Sarg vom Boden heben,
Auf treuen Schultern ruhet seine Last;
Und sechs ruhmwürd'ge Meister ziehn daneben,
Des Bahrtuchs Bänder haben sie gefaßt;
Ja, alle, die der Kunst, der hohen leben,
Begleiten ihn zu seiner letzten Rast:
Und die ihn liebten, Freunde nah' und ferne,
Nach blicken sie dem ausgeglommnen Sterne.
So naht der Zug dem stillen Friedensorte,
Wo schon der Erde Mund sich aufgethan,
Geöffnet harrt die dunkle Grabespforte,
Was sterblich war am Todten, zu empfahn!
Und als verhallt die letzten Klageworte,
Und als das Licht wegschied vom Himmelsplan,
Versinkt der Sarg, und unsre Augen sehen
Zugleich zwei Sonnen von der Erde gehen! –
Und um das Grab schließt, mit bethränter Wange,
Von heimatlichen Sängern sich ein Kreis:
Ein jeder legt mit liebevollem Drange
Auf jenen Hügel Blüthe, Blume, Reis;
Nicht einen Wettkampf gilt es im Gesange,
Hier ringet Keiner um des Liedes Preis;
Nur ihre Klagen wollen sie vereinen,
Gemeinsam trauern, Ihn vereint beweinen! |