Joseph Christian von Zedlitz
Gedichte
Joseph Christian von Zedlitz

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Dichtersehnsucht.

        Wenn ich entflammt im Innersten mich fühle,
Um Lust und Weh in Liedern auszuhauchen,
Daß sich das Glühn in meinen Adern kühle:
Mag oft und gern Dein edles Bild ich brauchen,
Du stiller Schwan, der Du auf dunklen Wogen
Dort rudernd kommst im Abendroth gezogen!

Zwiefach in Dir seh' ich mich selbst gedeutet:
Du schwimmest einsam auf des Teiches Spiegel,
Und was das Herz bald enget, bald erweitet,
Mußt Du verschließen mit des Schweigens Siegel;
Es wollte, grausam, Deinen Schmerz zu klagen,
Ein hart Geschick die Töne Dir versagen.

So ring' auch ich nach Worten, süßen Klängen,
Mein tiefstes Seyn in ihnen auszusprühen:
Gleich Quellen rauscht's in mir, ich fühl' es drängen,
Wie Wasser sich, am Felsen brechend, mühen.
Wohl tobt es laut; doch ist's vergeblich Streben,
Nicht Stimme kann ich meinem Herzen geben.

Im flüssigen Krystall ziehst Du die G'leise
Und hebst den Blick sehnsüchtig in die Ferne,
Als ob ein Bild sich in den Wolken weise
Und lächelnd schweb' im Reigen goldner Sterne.
O Armer, stirb! Mag auch das Bild sich zeigen,
Nie wird's hinab in Deine Fluthen steigen.

Ein Phönix schwebt's hoch oben in den Lüften,
Im Sonnenstrahl glüht blendend sein Gefieder:
Vom Quell des Lichts taucht zu den dunkeln Grüften
Der Flammenvogel nicht, der hehre, nieder.
Stirb nur! o stirb! Uns Beiden ist im Leben
Nicht, ihm zu nahn – erst in dem Tod gegeben!

Ja, fühlest Du den Tod Dich nah' umweben,
Dann hört man's süß aus blauen Wellen klingen:
Hin im Gesang entströmt der Brust das Leben,
Zum Phönix fliegst Du auf des Liedes Schwingen.
O, nähm' auch mir in jener Scheidestunde
Ein milder Gott das Band von meinem Munde!

Dann wüßtet Ihr, was lang ich stumm getragen,
Unzähl'ge Thränen, hoffnungsloses Glühen,
Angstvolle Kämpfe, peinliches Entsagen,
Der Danaiden nie beendigt Mühen;
Und was der schwerste ist von allen Schmerzen: –
Der Zweifel Schlangenbiß im wunden Herzen!


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